Inhalt
Der Junge Gen und sein kleiner Bruder Shinji wachsen in den schweren Tagen des zweiten Weltkriegs auf. Die Amerikaner schwadronieren regelmäßig mit ihren Bombern über Hiroshima, der Heimatstadt der Kinder und hinterlassen Schneisen der Verwüstung sowie unzählige Tote. Der Kampf um das tägliche Brot beherrscht das Tun und Denken der Menschen und auch die beiden Jungs müssen sich abrackern, um auch nur das blanke Überleben für sich und die Familie gewährleisten zu können. Besonders für die so wichtigen Essensrationen der schwangeren Mutter legen sie sich mit aller Verbissenheit ins Zeug. Doch selbst in dieser trostlosen Szenerie kommt den Beiden nie ganz ihre kindliche Unbeschwertheit abhanden und so meistern sie ihr Schicksal mit bewundernswertem, ja unbeugsamem Optimismus.
Doch das ist noch nicht alles, was das Schicksal unseren jungen Freunden aufbürden soll:
Am sechsten März 1945 zieht der bedrohliche Schatten des B-29 Bombers "Enola Gay" über die Dächer der Großstadt und seine amerikanischen Piloten schütten die nackte Hölle über deren ahnungslose Einwohner aus. Die erste Atombombe, in lebensverachtendem Sarkasmus ironisch "Little Boy" getauft, detoniert sechshundert Meter über den Häusern der Stadt und mäht die Skyline nieder wie Gras. Menschen zerfetzen in der Druckwelle wie groteske Marionetten, verbrennen wie trockenes Laub in der sengenden Hitze der grausigen Detonation.
Details
"Barfuß durch Hiroshima" entsprang in seiner Manga-Form der Feder von Keiji Nakazawa, der als Kind selbst Zeuge des Bombenabwurfes in Hiroshima wurde - er IST Gen. Und in dessen kargen Alltag führt uns der Film recht ausführlich ein. Wir lernen innerhalb der ersten halben Stunde die Lebensumstände der Familie kennen, die harte Arbeit, Geschwister und Eltern des Jungen und wie sie Tag für Tag nach besten Kräften versuchen über die Runden zu kommen. Nachdem wir diese Vertrautheit mit den Charakteren erlangt, ja ob ihrer sympathischen Darstellungsweise und einigen Alltagsanekdoten schon fast vergessen haben worum sich das Werk eigentlich dreht, erfolgt dann unvermittelt der jähe Bruch. Die Massenvernichtungswaffe reißt die Stadt und ihre Bewohner in Fetzen und lässt das blanke Entsetzen zurück, sodass dem Zuschauer in schockierender Eindrücklichkeit schonungslosigkeit nähergebracht wird.
Umsetzung
Etwas enttäuscht war ich eingangs, dass sich keine deutsche Tonspur auf den Scheiben finden wollte. Nicht nur, dass dessen Intensität den Zuschauer derart in seinen Bann schlägt, dass derartige technische Begebenheiten nebensächlich erscheinen. Nein, die japanische Synchronisation dieses Films ist zudem von geradezu genialer Brillanz! Die Stimmen passen optimal zu den ihnen anvertrauten Charakteren und die schauspielerischen Leistungen glänzen im absolut authentischen darstellen der hier logischerweise so zahlreichen wie intensiven Expression von extremen Emotionen und Lebenssituationen. Die Untertitel sind klar und übersichtlich, Bild und Ton präsentieren sich erwartungsgemäß. Seit 1983 sind nun einmal ein paar Jährchen ins Land gezogen und so kann man einige kleinere Bildverunreinigungen, die nicht weiter ins Gewicht fallen, durchaus verzeihen. Im Allgemeinen ist das Bild stets klar und so fehlerfrei wie irgend möglich. Der Zweikanalton hat seine zugegebenermaßen vorhandenen Defizite in Klang und Formatausnutzung. Diese fallen dem Zuschauer aber dank des fesselnden Stoffes zumeist nicht weiter auf und treten in den Hintergrund.
Packung
Die Deluxe Edition von "Barfuss durch Hiroshima" präsentiert sich in einem schmucken Pappschuber mit schlichtem, aber äußerst gelungenem Design. Öffnet man die Außenhülle, so hält man den aufklappbaren Innenteil in Händen, in dem die beiden DVDs ruhen. Daneben offenbart sich dem Käufer noch ein 55 Seiten starkes Booklet.
Extras
In dem 55-seitigen Booklet finden Anime Fans zahlreiche Informationen über historische Hintergründe, den Werdegang der Filme und der Mangavorlage und auch ein Interview mit Autor Nakazawa. Als besonderes Extra ist noch ein kurzer aber interessanter Auszug aus dem Originalmanga mit eingebunden worden.
Fazit!
Barfuß durch Hiroshima ist ein Anime gewordenes Stück Zeitgeschichte, dass uns in eindrucksvollen Bildern in die unbarmherzige Welt eines für unsere Generation schon fast nicht mehr vorstellbaren Szenarios näherbringt - in das Hiroshima unter der A-Bombe. Dennoch: wer nun aber glaubt, er habe es bei diesem Werk nun ausschließlich mit einer neidlosen Anklage zu tun, die durchgehend das Geschehene bejammert und die Furchtbarkeit der Ereignisse beklagt, so liegt er falsch! Barfuß durch Hiroshima ist meiner Meinung nach ein absolutes must have, das jeder Anime-Fan im Regal haben sollte.
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