Nobody Knows

Geschrieben von
Bildcopyright: Hirokazu Kore-Eda, sunfilm

Manche Kinder wünschen sich gerne einmal sturmfreie Bude, doch in dieser Geschichte liegt der Fall ein wenig anders. Basierend auf echten Begebenheiten zeigt er, wie sich vier Kinder von einem Tag auf den anderen eigenständig mit der Welt herumschlagen müssen.

Inhalt

Eine Szene, wie sie jeden Tag geschehen könnte: Eine Mutter zieht mit ihrem zwölf Jahre alten Sohn Akira in eine neue Wohnung, stellt sich den neuen Nachbarn vor und erzählt, dass ihr Mann für längere Zeit beruflich im Ausland sein würde. Was jedoch niemand ahnt ist, dass sich in den Koffern, die sie und ihr Sohn sorgsam in die Wohnung schaffen, zwei weitere Kinder im Kindergartenalter befinden – Yuki und Shigeru.

Kurz darauf macht Akira sich auf den Weg, um die Zweitälteste vom Bahnhof ab- und in die Wohnung zu holen. Damit die Vielzahl an Kindern nicht auffällt, dürfen diese weder laut sein noch auf den Balkon, geschweige denn zur Schule oder den Kindergarten gehen. Da ihre Mutter aufgrund ihrer Arbeit kaum zu Hause ist, wird die Hausarbeit unter den Ältesten aufgeteilt. Die Zeitabstände, in denen ihre Mutter in der Wohnung auftaucht, werden immer größer, da trösten weder das mitgebrachte Geld noch die Geschenke. Der neue Freund scheint eine Mitschuld an dieser Situation zu tragen und schließlich verschwindet die Mutter für mehrere Monate. Die Kinder versuchen so gut es geht ihr Leben im Geheimen und der Isolation zu regeln. Dies wird jedoch immer schwieriger, als ihnen langsam das Geld ausgeht und somit nicht nur Strom und Wasser abgestellt werden, sondern auch ihr Umfeld langsam Verdacht schöpft. Wie werden die Kinder es schaffen, diese Situation zu meistern?

Details

Auch wenn das Thema sehr ernst ist, so hat der Regisseur und Drehbuchautor doch versucht, nicht nur das deprimierende Leben der Kinder zu zeigen. Nicht alles kann in einer solchen Situation schlimm sein und ein Kind ist eben ein Kind – das merkte er in einem Interview an. Und dieses Gefühl hat er wirklich gut wiedergegeben.

Dieser Film basiert traurigerweise auf einer realen Begebenheit. In dem „Fall der verlassenen Kinder von Sugamo" (jp. "Sugamo Kodomo Okizari Jiken"), der 1988 in nationaler und internationaler Presse groß vertreten war, ging es um eine Mutter, die fünf Kinder zur Welt brachte. Kind A war ein Junge, der 1973 geboren wurde, Kind B erblickte 1981 das Licht der Welt. Die Kinder D und E wurden 1985 und 1986 geboren. Im Herbst 1987 ließ ihre Mutter sie mit 50.000 Yen allein in ihrem Tokioter Apartment zurück.
Im April 1988 kam das jüngste Kind durch zwei Freunde von Kind A ums Leben, welches es zusammen mit einem der Freunde im Wald begrub. Kurze Zeit später wurde der Fall bekannt. Die Mutter stellte sich und bekam eine Haftstrafe von drei Jahren. Die Freunde von Kind A wurden zu einer Jugendstrafe verurteilt. Die drei „verlassenen" Kinder kamen in ein Heim für körperlich oder geistig Behinderte. Allerdings beantragte die Mutter nach ihrer Haft das Sorgerecht für ihre Kinder B und C und bekam dieses. Was aus Kind A wurde ist unklar.

Hirokazu Kore-Eda, sunfilm

Umsetzung

Dieser Film spielt über alle vier Jahreszeiten verteilt. Er zeigt sehr deutlich, wie sich die Gefühle der Kinder mit der Zeit verändern - was Anfangs noch lustig ist, wird mit der Zeit immer schwerer. Gefilmt wurde viel in dem kleinen Apartment, das sie bewohnen, denn dort ist „ihre Welt“.
Kameraführung und auch Thematik sind sehr nüchtern und auf Spielereien wurde größtenteils verzichtet, aber gerade dieses klare und direkte Aufnehmen der Situationen macht diesen Film wirklich real. Die Schauspieler agieren sehr gut, auch wenn sie noch jung sind, und dadurch wirkt alles sehr realistisch. So bekam der Hauptdarsteller auch eine goldene Palme als „bester Hauptdarsteller". Gezielte Aufnahmen von Details des Alltags machen alles ein wenig verträumt kindlich. Die deutschen Synchronsprecher tun dazu ihr Übriges und lassen den Film auch ohne Untertitel nicht störend wirken. Tonspuren sind sowohl Deutsch, als auch Japanisch in DD 5.1 vorhanden. Leider sind die Untertitel jedoch Dubtitel. Sie lassen sich allerdings, dank der weißen Farbe mit dem schwarzen Rand, gut auf jedem Untergrund lesen.

Hirokazu Kore-Eda, sunfilm

Packung

Verpackt ist das Ganze in einer herkömmlichen, transparenten Amaray-Hülle. Das Cover zeigt uns Titel, Name des Filmemachers und eine Anpreisung. Außerdem sehen wir hier den für die Rolle ausgezeichneten Akira. Die Rückseite gibt Pressestimmen, einen kurzen Inhaltstext, Verweise auf einige Preise und Nominierungen, einen Teil des Staffs, technische und rechtliche Details sowie drei Screenshots wieder. Der Text ist kurz, sagt jedoch alles, was er sagen soll. Die Kanten sind recht sauber geschnitten und somit klemmt die Hülle nicht. Dank einem Wendecover lässt sich das FSK-Logo nach Innen drehen.

Hirokazu Kore-Eda, sunfilm

Extras

Als Extra ist eine Bonus-DVD vorhanden. Dort finden sich folgende Inhalte:
Interview mit dem Regisseur: In einem knapp zwölf Minuten langen Interview gibt Kore-Eda-San ein wenig von der Produktion des Films und seinen Absichten wieder. Auch er selbst als Regisseur wird hier in den Vordergrund gerückt. Der Ton ist hier original geblieben und untertitelt worden.
Fotogalerie: Hier finden sich Bilder aus dem Film.
Bio/Filmographie des Regisseurs: In einem Text werden die wichtigsten Werke und Lebensabschnitte von Kore-Eda-San wiedergegeben.
Anmerkungen des Regisseurs: Dieser Punkt ist besonders interessant. Abgesehen von den im Interview bereits geschilderten Dingen, wird hier besonders auf bestimmte Szenen oder wiederkehrende, bedeutungsvolle Objekte und deren Hintergrund hingewiesen.
Originaltrailer: Hier findet sich genau das, was man erwartet.
Behind the Scenes: Ein Blick hinter die Kulissen beim Dreh. Leider nicht untertitelt. Das Ganze ist etwas länger als sieben Minuten.
Produktionsnotizen: Hier finden sich noch mehr Eckdaten zur Produktion.
Unter „Weitere DVDs“ finden sich Werbefilme zu anderen Publikationen des Publishers.

Fazit!

Ein nüchterner Film, in dem zwar nicht oft „etwas passiert“, der aber sehr emotional ist und sehr real wirkt. Hier trifft man nicht auf einen der leider viel zu häufigen „Trash“-Filme, sondern es wurde ein Werk mit viel Gefühl und Verständnis geschaffen, dass auf dem Vorfall von 1988 basiert. Man soll sehen, dass selbst in solchen Situationen das Leben noch ein Leben ist und nicht immer nur schlecht sein muss. Trotz allem verherrlicht er die Situation nicht und gibt klar an, dass dieser Weg nicht der richtige ist. Die jungen und guten Schauspieler wurden nicht zu Unrecht in den Himmel gelobt. Interessant, tiefgründig und bewegend. Man kann ihn nur empfehlen.

Inhalt
2
Bild
4
Ton
3
Synchronisation
3
Untertitel
5
DVD-Menü
6
Extras
4
Preis-/Leistungsverhältnis
3
Gesamt
3

Neuste Artikel

Welcome to the N.H.K.! Vol. 1 (DVD)

Der Hikikomori Tatsuhiro Sato ist der großen Weltverschwörung auf der Spur gekommen:
Mithilfe von Unterhaltungsmedien will die NHK alle Japaner beeinflussen und eine Armee aus Stubenhockern züchten!

Violet Evergarden - The Movie (Blu-ray) – Limited Special Edition

Violet versteht jetzt die Bedeutung der Worte „Ich liebe dich“, was ihr sehr bei ihrer Arbeit als Autonome-Korrespondenz-Assistentin hilft. Dennoch hat sie niemanden, zu dem sie diese Worte sagen kann.

ReLife – Final Arc (Blu-ray)

ReLife spielt mit deinen Gefühlen, deinen Hoffnungen und deiner Vorstellung von deinem idealen Selbst!

Psycho Pass Staffel 3 Vol 2 - Blu-ray

Eine Macht nimmt in Japan Gestalt an, die das Sybill-System herausfordert und erneut die Farbtonüberprüfung zu umgehen versucht. Die Inspektoren beider Organisationen versuchen, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen.

Kolumne

Wie übersteht man das restliche Jahr?

Viele verwirrende Maßnahmen wurden wieder einmal von unserer Regierung ausgesprochen. Totaler Lockdown, aber Lockerungen zu Weihnachten und dafür kein Silvester. Wer blickt denn da noch durch?
Wer somit einfach zu Hause bleiben und sich bis zum nächsten Jahr nicht mehr von der Couch bewegen will, bekommt von uns ein paar Tipps gegen Langeweile.

Shiso Burger Hamburg

Wir waren zu zweit für euch bei Shiso Burger Hamburg, um euch sagen zu können, ob sich ein Besuch lohnt.