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Das Ruhrgebiet ist traditionell chronisch unterversorgt mit Conventions. Abgesehen von einigen Messen, wie zum Beispiel der COMIC ACTION in Essen, sind waschechte Cons mit einem strukturierten Rahmenprogramm hier Mangelware. Umso erfreulicher, dass es die ConTopia gibt, die diese Unterversorgung etwas ausgleicht. Nachdem sie 2011 leider ausfallen musste, fand die mittelgroße Con in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal statt und überzeugte uns- trotz einiger organisatorischer Defizite- mit ihrer sympathischen und auch familiären Atmosphäre.
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Als Location hatte man sich dieses Mal das Fritz-Henßler-Haus (Haus der Jugend) in der Dortmunder Innenstadt ausgesucht. Die Räumlichkeiten passten perfekt auf die Besucherzahlen: Auf drei Stockwerken war genug Platz, um sämtliche Angebote zu verteilen und dabei genug Raum zu lassen, sodass man sich nicht gegenseitig auf die Füße trat. Leider spielte das Wetter nicht mit, weswegen einige Aktivitäten aufgrund von Regen abgesagt werden mussten. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch.
Als Hauptveranstaltungstag war der Samstag vollgepackt mit Aufführungen.
Nach einer kurzen Begrüßung vom Veranstaltungsteam trat sofort die erste Gruppe auf: Das im November 2011 gegründete StarDream Entertainment sorgte mit seinen Tanzdarbietungen gleich für gute Laune. Zu teils sexy, teils niedlichen K-Pop (Korean Pop Music)- Klängen fegten die Tänzerinnen über die Bühne, immer begleitet vom passenden Musikvideo, das auf einer Leinwand im Hintergrund ablief. Die Künstler traten jeweils in kleinen Gruppen auf, wodurch keine Leerräume zwischen den einzelnen Liedern entstanden und jeder Track nahtlos an den nächsten anschloss. Die Choreografien waren gut ausgearbeitet, was vom Publikum mit rhythmischem Klatschen und anschließendem Applaus belohnt wurde.
Funktionierte die Technik beim ersten Showact noch reibungslos, war das bei der nächsten Gruppe nicht mehr der Fall. Das Team von Revolution Smile, welches das Stück D.Gray-man: „Restless Dreams“ aufführte, musste mehrmals unterbrechen, damit das Timing der Musik beziehungsweise der Videos wieder stimmte. Ihre Show war eine Mischung aus Schauspiel und Tanz und stieß beim Publikum auf viel Gegenliebe.
Neben diesen beiden Gruppen traten am Samstag noch Genesis mit einer Performance zum Anime „Ouran High School Host Club“, die Gruppe Taibibito no Tsubasa sowie Tamashii auf. Letztere präsentierte uns ein Stück zum Thema „Sailor Moon“. Außerdem fand ein Opening-Quiz statt und natürlich durfte ein Cosplay-Wettbewerb nicht fehlen.
Versteigert wurde auch etwas: Ein paar Musik-CDs (5€/ 6€), eine Autogrammkarte von Dir en Gray (35€) und eine Afro-Samurai Special Edition (10€) kamen dabei unter anderem unter den Hammer. Das besondere Highlight war ein auf 1.000 Stück limitierter Akira Kunstdruck, der für nur 40€ wegging – sehr zum Leidwesen der Moderatoren, denn das gute Stück war weit mehr wert. Der Erlös kam, wie sämtliche Einnahmen, einem Dortmunder Kindergarten zugute, der in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feierte.
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Wer bei diesem durchgehenden Programm auch mal aus dem Hauptsaal herauskam, konnte sich bei diversen Workshops, wie beispielsweise den Zeichenkursen mit Alexandra Völker und Martina Peters, praktische Tipps holen oder im Bring&Buy Bereich im dritten Stock sein gebrauchtes Merchandise unter den Mann/ die Frau bringen. Natürlich gab es auch einen kleinen Händlerraum, der sowohl Mangafans als auch Cosplayer auf ihre Kosten kommen ließ. Eine Etage höher lockte der Gamesroom mit verschiedenen Konsolen wie Wii, Playstation oder X-Box.
Wen der Hunger plagte, der konnte stilecht im Café Misosuppe, gebratene Nudeln oder kleine Frühlingsrollen erstehen. Außerdem gab es hier Kuchen, der ebenso für einen guten Zweck verkauft wurde. Die Einnahmen gingen ebenfalls an den Kindergarten. Das Café war auch der Ort, an dem später am Abend der Gothic Lolita Wettbewerb und die J-Rock Disco stattfanden. Denn auch hier gab es eine kleine Bühne, die gut ausgeleuchtet werden konnte.
Das Personal war allgemein freundlich und hilfsbereit und gut über die Räume verteilt. Allerdings hätten wir uns gewünscht, dass es etwas besser informiert gewesen wäre. Denn einige Auskünfte konnte bei Nachfrage nicht erteilt werden, was etwas schade war und für uns zusätzliche Rennerei bedeutete.
Gegen 19 Uhr rockte dann LIQUID BOY den Hauptsaal. animePRO hatte das Vergnügen, den sympathischen Solokünstler im Vorfeld kennenzulernen und ihm mit ein paar Fragen auf den Zahn zu fühlen. Der kleine Japaner, der von sich selbst behauptet, privat recht langweilig zu sein, weil er weder raucht noch trinkt, lachte während des Gesprächs sehr viel und sorgte mit ein paar Brocken Deutsch für Freude unter seinen Interviewpartnern. Als Kind wollte LIQUID BOY, dessen richtiger Name Eiji lautet, immer Samurai-Schauspieler werden, gelandet ist er schließlich aber bei der Musik. Bereits 2002 wurde seine Band F.Size.Free gegründet, die neben ihm noch aus dem Drummer Kayo und dem Bassisten Naoki bestand, 2011 jedoch inaktiv wurde. Unter dem Namen LIQUID BOY performt Eiji erst seit gut sieben Monaten solo.
Aufgetreten ist er in der Vergangenheit bereits in den USA, Japan und Europa. Erst am Tag zuvor hatte er ein Konzert in Paris und war von dort aus direkt nach Dortmund weitergefahren. Durch seine vielen Reisen sieht er seine Familie nur sehr selten: „Vielleicht einmal in drei Jahren“, erklärte er uns.
Seinen Musikstil definiert LIQUID BOY selbst als Kombination verschiedener Einflüsse, angefangen bei New Wave bis hin zu Techno Pop. Besonders angetan haben es ihm die Musiker der 60er Jahre wie Jimmy Hendriks, aber auch die 80er Jahre stehen bei ihm hoch im Kurs. Er sei ein richtiger David Bowie Fanboy, verriet Eiji und lachte dabei.
Etwas kurios: Obwohl er bereits an zwei Anime Soundtracks mitgearbeitet hat– dem Opening zu „Tsubasa Reservoir Chronicle“ und Yuna Itos Lied „Endless Story“ aus dem Film „Nana“– schaut Eiji selbst keine Anime, bis auf die Filme aus dem Hause Studio Ghibli.
Der diesjährige Auftritt auf der ConTopia war für LIQUID BOY übrigens sein erster Besuch in Deutschland, obwohl er schon lange einmal hierhin wollte. Deutschland gefalle ihm sehr gut, was er uns mit zwei Daumen nach oben zusätzlich signalisiert hat. Gerne hätte er auch deutsches Bier probiert, aber leider hat er eine Alkoholallergie, weshalb ihm dieser Spaß verwehrt blieb.
Das Biertrinken übernahm darum an Eijis Stelle ein anderer Gast der ConTopia, den wir ebenfalls parallel zu LIQUID BOY interviewen durften: GOTHIQUE PRINCE KEN (GPK), der dieses Jahr als DJ in der J- Rock Disco der ConTopia auflegte und außerdem in der Jury des Gothic Lolita Wettbewerbes saß. Der gebürtige Australier mit der enigmatischen Ausstrahlung war bereits 2010 Gast auf der ConTopia in Wuppertal und kennt Deutschland darum schon ein bisschen. Auf die Frage, welches deutsche Essen er mag, antwortete er uns mit: „Blutwurst!“. Musikalisch fasziniere ihn die deutsche Industrial-Musik-Szene und auch für die deutschen Cosplayer sprach er seine Bewunderung aus. Diese Art des Verkleidens sei eine wahre Hingabe an ein Thema und er, der noch nie gecosplayt habe, würde es gerne einmal selbst ausprobieren. Trotzdem denke er noch nicht wirklich an die Zukunft, da sie jetzt noch unbekannt sei. Er persönlich lebe nur in der Gegenwart.
Besonders schlagfertig antwortet GPK auch auf unsere nächste Frage, was er denn als Kind einmal werden wollte: Sein Berufswunsch sei Diktator gewesen und irgendwie habe er diesen Wunsch auch in die Tat umgesetzt. Heute würde er die Welt mit seiner Musik- die eine eigene Kreation aus verzerrten Industrial- und Electro-Sounds sowie dunkel-melancholischen Barock-Klängen ist– erobern.
Uns hatten die beiden ungleichen Künstler jedenfalls bereits von ihrem Talent überzeugt. animePRO bedankt sich an dieser Stelle noch einmal für das Interview: Eiji, GPK, it was a pleasure to meet you. Thank you for taking your time and answering our questions. The team of animePRO wishs you all the best for your future projects!
Der Sonntag verlief ruhiger als der Vortag. Vielleicht lag es an der J-Rock Disco, dem Vampire Live RPG oder der Vorführung des Films „Welcome to the Space Show“ vom vorherigen Abend, dass sich die Besucher alle etwas verausgabt hatten und müde waren. Das wirkte sich aber keinesfalls negativ aus. Im Gegenteil: Alles war entspannter und weniger hektisch; man ließ es ruhig angehen. Besonders im Foyer, in dem sich der Zeichnerbereich befand, konnte man in Ruhe das eine oder andere Wort mit den anwesenden Künstler/innen wechseln und seine Conhons austauschen.
Auf dem Programmplan standen nun die Showgruppen Omoshiro sowie Kiseki, die wir leider nicht sehen konnten. Dafür waren wir rechtzeitig zum zweiten Cosplaywettbewerb da. Insgesamt 26 verschiedene Kostüme wurden uns und der Jury unter gelegentlichen „Ausziehen“- Rufen vorgestellt. Tatsächlich ausgezogen wurden dann aber höchstens ein paar Mäntel, sodass die Juroren den Stoff der Kostüme oder die Schuhe begutachten konnten. Zwischen Tuxedomask - der die Jury mit seinen Rosen zu bestechen schien - und Prinzessin Serenity (Sailor Moon), Kagome (Inu Yasha) oder Cloud und Aeris (Final Fantasy) machte schließlich Mephistopheles aus dem Anime „Blue Exorcist“ das Rennen. Der zweite Platz wurde ebenfalls von einem Charakter aus „Blue Exorcist“ belegt: Ein grünhaariger Amaimo stieg auf das imaginäre Siegertreppchen. Rang drei belegte eine süße Deedlit aus „Record of Lodoss War“.
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Danach stand Opening-Raten auf dem Programm. Bereits am Samstag hatte es ein Opening-Quiz gegeben, doch diesmal wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht und die fünf Teilnehmer mussten sich durch eine Reihe von Spielen zu ihren wohlverdienten Preisen vorkämpfen. In Runde Eins musste man den Anime anhand eines verrauschten Opening Songs erraten. In der zweiten Runde wurde der Song dann von einer der Moderatorinnen vorgesungen. In Runde Drei wurden die Songtexte vorgelesen und die Teilnehmer mussten sie vervollständigen. Danach wurden die Songs in der vierten Runde rückwärts gespielt- der Schwierigkeitsgrad stieg somit drastisch an. Schließlich las man den Spielern in Runde Fünf lediglich die deutschen Übersetzungen der Texte vor. Die Teilnehmer hatten ihren Spaß und auch das Publikum, das als Joker eingesetzt werden konnte, riet kräftig mit – teilweise leider falsch.
Während in den oberen Workshopräumen Kurse zum Thema Teezeremonie und Nähen stattfanden oder man eine Shonen-Ai Lesung besuchen konnte, ging es im Hauptsaal weiter mit der finalen Showgruppe: D.A.N.G.O.
D.A.N.G.O. hatte keiner von uns zuvor gesehen und wir waren positiv überrascht. Sie lieferten nicht nur eine unterhaltsame Show ab, sondern zeigten auch Gespür im Umgang mit dem Publikum. Ihr Programm „Spectacular Spectacular“, das auf dem Film „Moulin Rouge“ basiert, war ein bunter Mix aus Playback-Show und Schauspiel. Hinzu kamen die wirklich guten Kostüme – alle waren als „Kingdom Hearts“ Figuren gekleidet: Ob Jack Skeleton, Mulan, Sora oder Esmeralda, die Kostüme waren authentisch.
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Dann neigte sich der Sonntag auch schon wieder seinem Ende zu. Während der Abschlussfeier wurden schließlich die Preise für die einzelnen Wettbewerbe verliehen, die während der drei Tage oder im Vorfeld der Con gestartet waren. Die Organisation dieser Preisvergabe wäre auf jeden Fall noch ausbaufähig gewesen, alles wirkte etwas planlos. Dennoch, die Gewinner freuten sich und das Publikum spendete den letzten Applaus, bevor es, vollgepackt mit tollen Sachen, den Heimweg antrat.
Fazit!
FAZIT:
Knapp 2.000 Menschen besuchten an diesem Wochenende die ConTopia 2012 und ihnen wurde ein ansehnliches und vor allem vielfältiges Programm zu einem günstigen Preis geboten. Dadurch, dass es nicht übermäßig voll war, hatte man auch genügend Zeit, viele der Programmpunkte mitzunehmen und mit den anwesenden Künstlern und anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Besonders zu erwähnen ist hier noch einmal die Tatsache, dass alle Einnahmen der Con an den Dortmunder Kindergarten gehen. Lediglich die Organisation der einzelnen Programmpunkte hätte etwas reibungsloser ablaufen können.
Wann die nächste ConTopia stattfindet, steht noch nicht fest. Uns wurde jedoch gesagt, dass bereits daran gearbeitet werde und wir mit einigen Neuerungen sowie Verbesserungen rechnen könnten. Na dann, Vorhang auf für die ConTopia 2013!
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