Inhalt
Am Morgen des dritten Tages, des vierten Monats des Jahres Shōji 3 (1201), rief der Shōgun Yoriie einen seiner Samurai, Wada no Heida Tanenaga, zu sich und trug ihm auf die Fuji-Höhle zu erkunden. Zahlreiche Mythen wurden sich im Volke über diesen geheimnisvollen Ort erzählt, doch niemand hatte den Ort je zuvor gesehen.
Mit seinem Schwert und dem Banner des Shōgun betrat der mutige Krieger die finstere Höhle. Einige hundert Meter nach dem Eingang stieß Heida auf mehrere Dutzend gestreifte Schlangen mit Mäulern so rot, als wären sie mit Farbe bestrichen. Dem Auftrag seines Shōgun folgend, setzte Heida seinen Weg fort. Einige hundert Meter tiefer manifestierte sich zunehmend der unerträgliche Geruch von verdorbenem Fisch, der seinen Höhepunkt zu erreichen schien, als Heida auf eine junge Frau traf. In eine zwölflagige Robe gekleidet und schöner als jede Frau, die er vorher erblickt hatte, saß sie an einem Webstuhl und webte mit einem goldenen Faden. „Wer bist du, dass du meine Wohnstube betrittst?“, fragte sie ohne aufzusehen mit engelsgleicher Stimme. „Ein Abgesandter des Shōgun von Kamakura“, antwortete Heida. „Mein Name ist Wada no Heida Tanenaga vom Miura-Clan.“ Die Frau lachte hell. „Es ist mir egal, wer dich schickt. Ich werde dich nicht durchlassen und wenn du es mit Gewalt versuchst, dann werde ich dich töten.“ Heida zögerte. „Du bist dieses Jahr achtzehn Jahre alt geworden und wirst im Frühling deines 31. Lebensjahres im Kampf gegen Izumi no Kosaburō Chikahira aus der Shinano-Provinz sterben. Also verschwinde jetzt“, herrschte sie ihn an. Heida sah keinen Sinn darin, etwas Dummes zu tun, also wandte er sich um und kehrte in die Hauptstadt zurück.
Als er dem Shōgun von seiner Entdeckung berichtete, beschloss dieser, dass es noch mehr Mysterien geben musste, die es in dieser Höhle zu entdecken gab. „Ich biete 400 chō offenes Land an jeden, der die Fuji-Höhle weiter erkundet und mir berichtet“, ließ er verlautbaren. Doch seine Samurai zögerten. Was war gut daran, Land zu besitzen, wenn man tot war?
Nur in der Izu-Provinz lebte ein Mann, dessen Name Nitta no Shirō Tadatsuna lautete, ein Abkomme der 12. Generation des Ministers von Kamatari. „Ich besitze 1600 chō Land“, dachte er. „Mit den 400 chō des Shōgun hätte ich 2000 chō, also 1000 chō für jeden meiner beiden Söhne“ Also ging Nitta zum Shōgun und gab bekannt, dass er die Höhle erkunden würde. Dieser war erfreut über den Mut des Mannes und stellte ihm den Samurai Kudō Saemon no Suke zur Seite.
Mit zwei Schwertern, sechzehn Fackeln und dem Banner des Shōgun betraten Nitta und der Samurai die Höhle und folgten den Fußspuren, die Heida hinterlassen hatte. Doch so tief sie auch in die Fuji-Höhle vordrangen, war dort keine junge Frau mit einem Webstuhl. Sie erreichten nur einen Ort, an dem man den Mond am Himmel sehen konnte. Wasser tropfte von der Decke und der Wind heulte wie das Spiel einer schlecht gestimmten Flöte. Nacht und Tag verschmolzen zu einer Einheit, verbanden sich in Dunkelheit. Wenn Nitta und sein Gefährte sprachen, hallten ihre Worte wie die Glocken von Gion Shōja an den Höhlenwänden wider.
Tiefer in der Höhle fanden sie einen See mit einer Insel, auf der ein Palast stand, glühend wie das goldene Licht des Jambu Flusses. Eine Brücke mit 98 Stationen verband die Brücke mit der Küste und für jede der 98 Stationen gab es 98 Glocken. Die erste Glocke läutete den Namen des Lotus Sutra und jede weitere eine Silbe des 28 Kapitel und 8 Faszikel langen Lotus. Die 98. Glocke läutete ein Gebet: „Tamon, Jikoku, Zōjō, Kōmoku und Ten Rakshasa Töchter, bei der Macht des Lotus Sutra, führe alle empfindenden Wesen ins das Reine Land der Neun Grade“
„Wer bist du, dass du meine Wohnstube betrittst?“, erklang plötzlich eine Stimme und eine Schlange erhob sich, deren Augen wie die Sonne und der Mond waren und der Mund so rot als hätte man ihn mit Farbe bemalt. Sie war 20 Klafter lang, hatte sechzehn Hörner, 108 Augen und ihr Atem erhob sich 108 Fuß bis über den Boden. Der Blick ihrer flackernden Augen ließ Nitta die Haare zu Berge stehen.
„Nitta“, sagte die Schlange, „Was glaubst du, wer ich bin? Ich bin der große Asama Bodhisattva des Berg Fuji. Das Glück des Shōgun Yoriie von Kamakura, Herrscher von Japan, endet nun, da du, sein Abgesandter, mich hier gefunden hast. Es beschämt mich, aber ich bin hungrig, bitte füttere mir dein Schwert.“
Nitta offerierte der Schlange sein vier Fuß und sechs Zoll langes Mōbusa-Schwert und sie schluckte es mit der Spitze voran. „Dein Kurzschwert auch“, bat die Schlange und Nitta fütterte ihr auch seine andere Waffe. „Im Gegenzug für deine Schwerter werde ich dir die sechs Königreiche zeigen und dich dann nach Hause schicken“, beschloss die Schlange und verwandelte sich in einen 17 bis 18-jährigen Jungen. „Das Volk von Japan sagt, die Hölle sei erschreckend, aber keiner der jemals dort gewesen ist, ist zurückgekehrt. Und sie sagen das Paradies ist wundervoll, doch sie haben es nie erblickt. Also werde ich dir die Hölle zeigen und dich dann wieder zurückschicken“ Er legte den Arm um Nittas Schultern. „Als erstes zeige ich dir die Flussbett-Hölle der Kinder“, erklärte er. „Die Richter der Hölle sind folgende: der erste ist Hakone Gongden, der zweite Izu Gongden, der dritte Hakusan Gongden, der vierte bin ich, der fünfte ist Mishima Gongen und der sechste ist Tateyama Gongden aus der Etchū-Provinz. Wir sind die sechs Richter der 166 Höllen. Wenn du uns missachtest, bist du verflucht. Nun sieh, das ist die Flussbett-Hölle der Kinder.“
Sieben- und achtjährige Kinder hielten die Hände von drei- und vierjährigen Kindern und alle von ihnen weinten in fürchterlicher Gram. „Was bedeutet das?“, fragte Nitta. „Das sind die Kinder, die starben bevor sie ihren Müttern zurückgeben konnten, was sie ihnen an Schmerz und Qual in neun Monaten in ihrem Bauch angetan haben. Also müssen sie für neuntausend Jahre in diesem Flussbett leiden“, erklärte der Bodhisattva. Eine gleißende Feuerwalze rollte plötzlich durch das Flussbett und erhitzte die Steine auf tausende Grade und weil die Kinder nirgendwo hin konnten, verbrannten sie mit qualvollen Schreien und nur ihre Asche und die Knochen blieben zurück. Gleich darauf erschienen einige Dämonen und riefen „Steht auf! Steht auf!“ und schlugen den Boden mit glühenden Eisenstangen und die Kinder erhoben sich wieder aus ihren Überresten.
Nitta blickte in den Westen und sah den Sanzu-Fluss, zehntausend yojanas* weit und tief. Am Fluss stand eine alte Frau und riss vorbeigehenden Sündern 25 Schichten der Haut vom Körper, jede für eine der 25 Sünden. Dann hängte sie die Haut an einen Biranju-Baum.
Als sie über den Fluss gingen, kamen Nitta und der Bodhisattva am Todesberg vorbei. Erhielten Tote am Jahrestag ihres Todes eine Gedenkfeier, kamen die Geister hierher und berichteten es. An der Seite entdeckte Nitta einen Dämon, der einen Sünder, dem man einen schweren Stein aufgebürdet hatte, mit einer Peitsche zum Klettern antrieb. „Das sind Menschen, die ihre Pferde überladen haben um mehr Geschäft zu machen“, erklärte der Bodhisattva. „Ihre Gier verlangte nach mehr Profit und sie ließen die Tiere bis zum Tode arbeiten. Jetzt leiden sie für achttausend Jahre. Nitta, erzähle allen in der lebenden Welt, dass sie nie ihr Pferd überladen sollen, nur weile es nicht sprechen kann. Sie werden in die Hölle kommen, wenn sie es tun.“ Nitta sah Dämonen, die Sünder mit Peitschen einen Berg hinauf jagten, dessen Boden nur aus spitzen Schwertern bestand. Ihr rohes Fleisch zerfiel so glatt in Stücke wie ein tiefrot gefärbtes Tuch. „Das sind die Menschen, die ihre Schuld ihren Herren und Eltern in der menschlichen Welt nicht zurückgezahlt haben. Dies ist ihre Strafe dafür, dass sie nie sesshaft wurden und schlecht über ihre Herren und Eltern gesprochen haben.“
*1 yojana = ca. 7 oder 8 Meilen
Fazit!
Das war der erste Teil unseres Specials kurz vor Halloween... Wie wird es nur mit dem armen Mann weitergehen?
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