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Tiger:
In Anbetracht der Tatsache, dass Tiger selten in freier Natur in Japan anzutreffen sind, stellt sich berechtigterweise die Frage, warum der
Tiger dennoch schon früh ein beliebtes Motiv von Holzschnitten und Tätowierungen wurde. Anfänglich hatten die meisten Japaner nur sehr schwammige Vorstellungen vom Körperbau eines Tigers und dementsprechend seltsam sahen so manche Darstellungen auch aus. Später wurden diese Vorstellungen durch chinesische Malereien, in denen der Tiger sehr präsent war, korrigiert.
Die unterschiedlichen Posen des Tigers können unterschiedliche Charakterzüge des Menschen, der dieses Tattoo trägt, symbolisieren: Ein Tiger mit ausholender Pranke zum Beispiel wirkt sehr aggressiv, wohingegen ein ruhig dasitzendes Tier (manchmal zusätzlich auf einer Anhöhe oder einem Felsen positioniert) Dominanz ausdrückt.
Generell sind Tiger, und auch Menschen, die im Jahr des Tigers geboren wurden, bekannt für bestimmte Eigenschaften: Stärke und Dominanz stehen hierbei zweifelsohne ganz oben. Aber auch Sensibilität und liebevolles Verhalten gegenüber denen, die ihnen wichtig sind, zeichnen sie aus, ebenso wie Eigensinnigkeit und Jähzorn.
Koi:
Eines der bekanntesten Tattoo-Motive –damals wie heute– ist der Koi. Das ist auch wenig verwunderlich wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um den beliebtesten Zierfisch der Japaner handelt.
Da der Koi in der Lage ist, gegen den Strom flussaufwärts zu schwimmen, ist er ein Symbol von Stärke. Deshalb wird er von vielen Trägern als „Glücksbringer“ gewählt, unter anderem von Leuten, die aufgrund ihrer Arbeit einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Feuerwehrmänner. Zudem kann ein Koi-Motiv auch das visuelle Zeugnis eines Sieges sein, den man in einer besonders schweren Zeit erlangt hat. Auch für die Demonstration von Unabhängigkeit eignet sich dieser Fisch gut; hierbei definiert die westliche Welt jedoch „Unabhängigkeit“ vorrangig mit dem bewussten Abkapseln eines Individuums von gesellschaftlichen Erwartungen und der Gleichgültigkeit, was andere Leute davon denken.
Obwohl der farbenfrohe Koi in Japan eine sehr maskuline Prägung hat, wird er heutzutage auch durchaus von Frauen getragen.
Kirschblüten:
Kirschblüten sind ebenfalls ein äußerst beliebtes Tattoo-Motiv, sowohl einzeln als auch mit anderen Motiven arrangiert; besonders oft findet man sie in Kombination mit Kois.
Kirschblüten stehen für Schönheit, aber auch für die rasche Vergänglichkeit eben dieser, da Kirschbäume nur für eine kurze Zeit im Frühling blühen, in voller Blüte aber eine atemberaubende Augenweide darstellen. Daher werden sie besonders gerne von Frauen als Motiv gewählt, da auch die jugendliche Schönheit einer Frau nicht von Dauer ist.
Es gibt jedoch auch noch eine andere Symbolik, die inzwischen ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Kirschblüten repräsentieren auch das Leben der Samurai. Ein Samurai musste jederzeit mit seinem eigenen Tod rechnen. Da er keine weitläufigen Pläne für seine Existenz schmieden konnte, war er regelrecht dazu gezwungen, sein Leben – solange er es noch hatte – in jedem Moment auszukosten. Ein Kirschblütenblatt, das sich löst und zu Boden fällt, steht für einen Samurai der seinen Tod frühzeitig im Kampf gefunden hat.
Pfingstrose & Lotus:
Flora und Fauna werden seit jeher von den Japanern gerne in Tattoo-Motiven verwendet. Neben den bereits genannten Kirschblüten tauchen hierbei auch sehr oft Pfingstrosen und Lotusblüten auf.
Die Pfingstrose steht für Reichtum, Wohlstand und Erfolg. Auch sie wurde, wie viele andere Motive, durch die Illustrationen des chinesischen Romans „Shui-Hu-Chuan“ zum beliebten Tattoo-Motiv, anfänglich besonders bei Männern.
Der Lotus wiederum steht in tiefer Verbundenheit mit der japanischen Kultur aufgrund seiner Bedeutung im Buddhismus. Dort symbolisiert er das spirituelle Erwachen gegenüber der Realität des Lebens. Heutzutage gilt der Lotus jedoch eher als Sinnbild des Lebens allgemein.
Hannya:
Japanische Fabeln sind reich gefüllt mit dem Auftauchen verschiedenster Dämonen, die wiederum sowohl guter als auch böser Natur sind. Natürlich eignen sich solche Charaktere stets gut für Tattoos. Einer der Dämonen, die man sehr oft und in unterschiedlichster Gestaltung als Tattoo antrifft, ist Hannya. Ursprünglich ist das Gesicht der weiblichen Hannya eine Maske aus dem No-Theater und soll negative Eigenschaften verkörpern, wie Wut, Hass, Enttäuschung, Eifersucht und Rache. Viele Legenden berichten von einer jungen, schönen Frau, die sich heftig in jemanden verliebt hat, diese Liebe jedoch nicht erwidert bekam. Die daraus resultierenden, oben aufgezählten Empfindungen ließen sie zu solch einem Dämon werden, der fortan sein Unwesen trieb.
Das Hannya-Gesicht zeichnet sich durch eine furchteinflößende Fratze aus, bestehend aus großen, hervorstechenden Augen, einem weit verlaufenden und aufgerissenen Mund gespickt mit (meist goldfarbenen) Reißzähnen und goldenen Hörnern auf der Stirn. Oft ist auch ein zerzaustes, schwarzes Haupthaar vertreten.
Drache:
Drachen gehören in der westlichen Welt zu den bekanntesten Abbildungen überhaupt, die mit der südostasiatischen, auch speziell der japanischen, Kultur in Verbindung gebracht werden. Für die Japaner ist der Drache eines der mächtigsten und schönsten Kreaturen der Mystik und dementsprechend wird er natürlich auch verehrt, zumal er auch oft als Personifizierung verschiedener Götter betrachtet wird. Selbst in der heutigen Zeit lassen sich in Japan in allen nur erdenklichen Gebieten Drachen wiederfinden, von der Malerei über Architektur bis hin zur Bekleidung und noch vielem mehr.
Ähnlich wie auch schon beim Tiger, spiegelt die unterschiedliche Darstellung eines tätowierten Drachen verschiedene Charaktereigenschaften wider: Ist der Körper um ein Schwert geschlungen und schaut den Betrachter mit glühenden Augen an, symbolisiert er Kraft und Stärke seines Trägers. Ein über den Wolken fliegender Drache steht für Freiheit.
Ouryu ist einer der Drachen, die besonders gerne für Tattoo-Motive ausgewählt werden: Mit seinen flammenartigen Schwingen gilt er als die am höchsten entwickelte Form, die ein Drache in seiner Existenz erreichen kann.
Suikoden:
Besonders im Irezumi-Stil (Ganzkörpertattoo) trifft man immer wieder auf Szenen bzw. einzelne Charaktere aus dem chinesischen Roman „Suikoden“ (Original: „Shui-Hu-Chuan“). Da diese Geschichte mit Robin-Hood-Charakter insgesamt 108 Hauptfiguren hat und alle sehr unterschiedliche Eigenschaften haben, ist die Bandbreite der Identifikationsmöglichkeiten beim Leser auch dementsprechend groß. Da gibt es zum Beispiel Roshishin, den Blumenpriester, der so stark war, dass er Bäume mit bloßer Muskelkraft aus der Erde reißen konnte. In einer Szene kämpft Roshishin gegen den Krieger Kumonryu. In einer anderen Szene wird Rorihakucho Chojun dargestellt, mit einem Schwert zwischen den Zähnen, wie er die Gitterstäbe eines Schleusentors zerreißt. Oder aber auch Gyoja Busho von Seikaken, der mit seinen Händen einen Tiger am Fuße des Keiyo-Hügels tötet.
Als Vorlage dieser Motive dienen für gewöhnlich Holztafeldrucke alter Künstler, die diese und viele andere Szenen aus dem Buch visuell festgehalten haben.
Hou-ou:
Der Hou-ou gilt als der heiligste aller Vögel. Er tötet nie, ernährt sich ausschließlich von Bambussaat und lebt in Paulownien (Blauglockenbaumgewächsen). Sein Gefieder ist sehr farbenprächtig, die Verlängerung seines Halses erinnert an eine Schlange, sein Körper ist mit drachenartigen Schuppen bedeckt, sein Schnabel kommt dem eines Hahnes gleich und seine Schwanzfedern sind gewaltig. Man bekommt ihn, laut Legende, nur selten zu Gesicht, aber wenn, dann erhebt er sich aus östlicher Himmelsrichtung und steuert die Sonne an. In diesen Momenten wird er von der ganzen Natur gesegnet: Der Wind hört auf zu wehen, Staub legt sich nieder und Vögel wie Insekten geben keinerlei Geräusche von sich. Das Geräusch der schlagenden Flügel des Hou-ous wiederum erinnert an Flötenklänge.
In der japanischen Mythologie symbolisiert er den Frieden, besonders nach einer sehr anstrengenden Zeit. Trotz optischer Ähnlichkeiten darf man ihn nicht mit dem Phönix der ägyptischen und griechischen Mythologie verwechseln, da beide Mythologien sich deutlich voneinander unterscheiden.
Schlange:
Schlangen gelten als hartnäckig, sie werden von vielen Leuten gehasst oder als ekelhaft empfunden. In Japan allerdings werden Schlangen oft als heilige, spirituelle Wesen und als Boten der Götter angesehen. In verschiedenen Tempeln werden Schlangen angebetet und besonders die weißen Exemplare werden hoch geschätzt. Wenn eine Schlange eine besonders enorme Größe erreicht hat, wird sie „Orochi“ genannt und soll fortan in der Lage sein, die Natur kontrollieren zu können.
Mehrere Volksstämme des alten Japans erwählten die Schlange einst als Totem. Sie tätowierten sich dieses in die Haut, in dem Glauben, er würde ihnen in verschiedenen geistigen Entwicklungsstadien helfen. Daher steht die Schlange unter anderem auch für Weisheit und Energie.
Fazit!
Weiter geht es mit Teil 5.
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