guiltpleasure Interview Teil 2

Geschrieben von
Bildcopyright: Guilt|Pleasure, TogaQ

Im Anschluss an das Q&A Panel hatten wir noch die Gelegenheit ein Interview mit TogaQ und Kichiku Neko zu führen, umgeben von Anime und lautstarker Karaoke. Wir bitten um Entschuldigung, dass wir leider nicht mehr alles schriftlich festhalten konnten, da wir aufgrund der sehr lauten Umgebung bei der Niederschrift leider nicht mehr alles verstehen konnten. 

Inhalt

 
animePRO: In „In These Words“ dominiert ja so ein dunkle, bedrückende, mitunter klaustrophobische Atmosphäre, wie es ja auch „Father Figure“ der Fall ist. Würdet ihr sagen, dass ist eure Schiene?
TogaQ: Es ist etwas, was wir sehr mögen, unsere Stimme sozusagen. Ich hab da manchmal Angst, ein wenig davon zu verlieren.
Kichiku Neko: Wir haben so verschiedene Themen, die Prequels sind zum Beispiel mehr Romance.
TogaQ: Wir wollen schon erkannt werden und en bestimmtes, intensives Gefühl vermitteln, aber nicht immer die gleichen Stimmungen und Themen behandeln.
Kichiku Neko: Wenn jedes Werk dieselbe Stimmung hätte, nur in einer anderen Verpackung, würde es auch langweilig werden. Es wäre, wie, Leute mögen das, also machen wir das immer und immer wieder. Das ist zu langweilig.
TogaQ: Ja, aber ein bestimmtes „Vibe“ will ich behalten, ein etwas hartnäckiges, dunkle Gefühl, aber nicht immer auf dieselbe Art umgesetzt. Es ist wie ein neuer Geschmack., oder ein Spiel oder ein Outfit. A Anfang mag man es sehr, aber irgendwann hat man es über und das Gefühl ist nicht mehr so intensiv wie am Anfang. Wie zum Beispiel bei The Walking Dead, am Anfang mochte ich es sehr, es hat eine ähnliche Hoffnungslosigkeit, du bist gefangen in dieser Welt, aber es war irgendwann immer dasselbe, das würde langweilig. Ich möchte sicher gehen, dass wir dieses bestimmte Gefühl nicht verlieren.
Kichiku Neko: Es aber anders umsetzen und in ein neues Gewand stecken.
TogaQ: Genau. Das ist so wie eine Sache bei den Novels, als ein Künstler weit du nie, wie die Kapitel herauskommen werden. Jedes Kapitel ist etwas neues und wir machen uns natürlich auch Sorgen, wie es ankommt und versuchen Feedback umzusetzen.
Kichiku Neko: Ja, weil du hast mitunter diese Reaktionen „Was passiert mit diesem Kerl? Na ja, es könnte schlimmer sein, als es ist.“ Deswegen haben wir es vorhin beim Panel mal umgedreht und um Feeback der Fans gebeten, damit wir daraus lernen können. Wir wollen wissen, wann wir anfangen es in den Sand zu setzen. Wir wollen unser Publikum erreichen und mit ihm kommunizieren. Dazu brauchen wir aber auch eine gewisse Selbstreflektion. Kapitel 9 von In These Words“ geht in eine ganz andere Richtung als zuvor. Wir wissen nicht, wie die Reaktionen sein werden, weil es die vergangenen Ereignisse in ein ganz neues Licht stellen wird.

animePRO: Ja, Kapitel 8 war schon eine sehr große Überraschung, ich war sehr perplex, als ich es las.
Kichiku Neko: Genau, hast du die japanische Version gelesen?
animePRO: Nein, die englische.
TogaQ: In der japanischen haben sie einige Seiten rausgeschnitten.
Kichiku Neko: Ja, für die BeBoyGold, also die japanische Leserschaft haben sie die letzten vier-fünf Seiten herausgeschnitten, sodass Kapitel 8 in einem ganz anderen Licht dasteht, den erste wirkliche Twist sieht man nicht und behält das für später vor. Es macht aber eigentlich nicht wirklich viel Sinn, da Kapitel 9 ganz anders einsteigt. Aber es war eine redaktionelle Entscheidung, bei der wir letztlich nicht viel zu sagen hatten. Wir freuen uns über Feedback aber ändern können wir trotz allem nur wenig, weil vieles schon feststeht und das Ende schon geschrieben ist. Wir hoffen aber, dass den Lesern das gefällt und uns weiterhin begleiten. *lach*

animePRO: Entwickelt ihr zuerst die Story oder die Charaktere?
Kichiku Neko: Die Story muss zuerst kommen, bevor die Stimme der Charaktere entstehen kann. Ich gebe ihnen dann im Kopf zwar eine, aber ich weiß nicht, wie sie aussehen. Das ist der Grund, warum ich bei einer Novel so selten sage „oh, der sieht aber nett aus“ oder so. Für mich nimjmt es dem Leser den Spaß Ich will, dass sie über den Charakter nachdenken, dass sie sich ihre eigene Fantasie und ein eigenes Gesicht aufbauen im Kopf, wie sie aussehen sollen. Für gewöhnlich haben sie also kein Bild, bis TogaQ sie entwift und ihnen ein Gesicht gibt. Bis sie sie designt, haben sie schlicht keins und ich weiß auch selbst nicht, wie sie aussehen. So hatte zum Beispiel im ersten Entwurf Katsuya keine Brille und dann plötzlich bekam er eine.
TogaQ: Ja, ich fand, er sollte eine Brille tragen!
Kichiku Neko: Also musste ich den Entwurf noch mal durchgehen und dann die Brille einfügen *lach* Also definitiv zuerst die Story und dann diskutieren wie noch über die Entwürfe. Und sobald das steht, geben wir ihnen eine Stimme und ein Design.


animePRO: Hat dir jemals ein Entwurf nicht gefallen?
Kichiku Neko: Nein, die Sache, über die ich mich normalerweise beschwere, ist das Alter. Bei Father Figure zum Beispiel war Uriel viel zu alt. In meinem Kopf habe ich Schwierigkeiten älterer und jüngerer Mann zusammen zu entwerfen. Für mich war es daher schwierig ihn als alten Mann zu begreifen und zu sehen.
TogaQ: Ich habe ihn als jemanden in seinen frühen 40ern gesehen und er sieht ziemlich gut aus für sein Alter. Und ich finde es auch toll, wenn er so aussieht, aber sie hatte Schwierigkeiten ihn zu akzeptieren.
Kichiku Neko: Ja, für mich sah er älter aus, als er sollte. Das ist also das übliche Gejammer mit ihr. Aber manchmal kann das Ergebnis ziemlich ungewöhnlich sein, z.B. in "The Bride" wie ich den einen der beiden Brüder schrieb, war er ziemlich schlicht. Und als sie fertig war, kam er als Supermodel heraus. *lach*
TogaQ: Sie sagte, er sieht wie ein Penner aus!
Kichiku Neko: Nicht wie ein Penner, aber wie ein Supermodel! Und er konnte eine Rasur vertragen.
TogaQ: Ein Supermodel ist also ein Penner! *lach*. Sie war ziemlich geschockt, als ich ihr den Charakter aus The Bride gezeigt hatte. Weil sie ihn eben als schlicht beschrieb.
Kichiku Neko: So sah er also wie ein Penner aus, er hatte herunterhängende Augen und sah aus, als hätte er lange nicht geschlafen. Und auf dem Cover sieht er aus wie ein Model. *lach* Ich beschwere mich zwar, aber ich dränge sie nicht, das zu ändern. Das Visuelle überlasse ich ganz ihr.
TogaQ: Ich gehe nach meinem Instinkt, wie ein Charakter auszusehen hat, nur aufgrund der Art und Weise, wie diese Person spricht und sich „bewegt“. Das Bild entsteht dann langsam in meinem Kopf, bis ich sage „Das ist er!“ Einmal wurde etwas abgelehnt, das war David.
Kichiku Neko: Oh ja, die erste Version von David mochte ich nicht er sah zu alt aus. Die zweite Version war dann „Ja, das ist es“, obwohl ich vorher kein Bild von ihm in meinem Kopf hatte. Aber als ich den Entwurf dann sah, wusste ich, das ist er.
TogaQ: Da ist ein größerer Spielraum, in dem ich arbeiten kann. Sie weiß eigentlich schon irgendwie, was sie will, aber kann sich da nicht ausdrücken oder es mir sagen. Also muss ich rumraten. 
Kichiku Neko: Sie wäre bestimmt verwirrt und grummlig, wenn ich die ganze Zeit sagen würde: „Das soll so sein“ oder „Das muss aber anders sein“, weil es ihr die künstlerische Freiheit nimmt. Sie zeichnet das, von dem sie glaubt, dass es richtig ist, nicht unbedingt das, was ich will. Das ist gut, wir sind ja gleichberechtigt und ich kümmere mich auch nicht so sehr darum, wie groß jemand ist, oder üb er eine Brille trägt. Für mich sit die Stimme wichtiger, von ihr kommt dann das Bild. Danach denke ich natürlich immer in diesem Bild, aber das ist gut so.

animePRO: Wie entscheidet ihr, welche Szenen in Bilder umgesetzt werden müssen?
Kichiku Neko: Sie bekommt den ersten Entwurf als Novel und guckt dann, welche Szenen sich eignen. In der Regel sind es die, die am wichtigsten sind.
TogaQ: Manchmal sage ich ihr, dass eine bestimmte Szene zu lang ist, um sie so als Manga umzusetzen, oder dass wir bestimmte Teile auswählen müssen. Sie schreibt immer so viel mehr, als letzten Endes wirklich umgesetzt wird. Aber so habe ich wenigstens eine Idee und die nötigen Informationen im Kopf. Das mag ich so sehr aus einer Novel heraus zu arbeiten, sie kann so viel mehr an Informationen geben, als ein Comic. Ich habe sie im Hinterkopf und kann versuchen sie beim Zeichnen besser umzusetzen.
Kichiku Neko: Nachdem der Text fertig ist, bevor sie anfängt ins Reine zu arbeiten, guck ich mir das Storyboard, das sie gezeichnet hat, an und gucke, welche Szenen wir rauslassen müssen. Es braucht einen bestimmten Lauf, dem ein Manga folgen muss. Also werden die wichtigsten gelassen und die, die zum Beispiel nichts neues hinzufügen, sondern eher etwas wiederholen, werden wieder rausgenommen.
TogaQ: Und nachdem wir das entschieden haben, welche Szenen raus müssen, gestalte ich dann die Panels auf einer Seite.

animePRO: Und bei den Novels?
TogaQ: Die Schlüsselszenen.
Kichiku Neko: Ja, die wichtigsten Szenen. Aber bei manchen Szenen besteht sie darauf, dass sie sie unbedingt zeichnen muss. *lach* Normalerweise sind es aber wichtige Szenen, bei denen ich möchte, dass der Leser, wenn er umblättert das Bild sofort zu dieser Szene sieht, damit sie den größtmöglichen Effekt auf ihn hat.
TogaQ: Ja, Szenen, die relevant für die Story sind und nicht solche, die eigentlich für die Handlung egal sind, wie der Charakter auf einer Treppe oben steht.
Kichiku Neko: Bei den Japanern ist es so, dass Autor und Zeichner völlig unabhängig voneinander arbeiten. Der Redakteur sagt dem Zeichner dann irgendwas wie „Ich weiß, es gibt eine Szene, da steht der Charakter auf einer Treppe. Zeichne am besten das.“ Er wählt irgendeine Szene aus, die der Zeichner umsetzen soll, auf diese Weise können sie die Novels auch in sehr kurzer Zeit auf den Markt werfen. Der Zeichner hat nicht wirklich eine Idee, was er zeichnet.
TogaQ: Als ein Zeichner will ich gern eine Szene nehmen, zu ich auch einen emotionalen Zugang habe und die wichtig ist.
Kichiku Neko: Und in Japan können sie die relevanten Szenen gar nicht nehmen, weil sie sie oft nicht kennen. Sie sehen die Arbeit des jeweils anderen nicht, weil sie auch unter Umständen gleichzeitig daran arbeiten.


animePRO: Gibt es Illustrationen, bei denen du sagtest „Oh Gott, bitte nicht?“
Kichiuku Neko: Ja, manchmal passiert das, das sind die Szenen, die keinen Sinn ergeben, aber irgendwie den Leser motivieren sollen. 
TogaQ: Wir reden auch darüber, wenn ich unbedingt eine Szene zeichnen will, dann opfert sie sich und sagt ja. 
Kichiku Neko: Ja, manchmal müssen wir Kompromisse machen. Die meisten Leser würden sich nicht beschweren, die freuen sich sicher, wenn überhaupt Illustrationen drin sind.Es ist sehr oft so, dass TogaQ die merkwürdigsten Dinge zeichnen will und ich sitz dann da „eh...“
TogaQ: Es ist lustig ihre Reaktionen zu sehen, wenn ich etwas gezeichnet habe. Obwohl sie die Stimme des Charakter kreiert oder die Szene beschreibt, sagt sie, wenn ich die Szene dann zeichne, dass sie so... intensiv sind. Sie realisiert manchmal nicht, was sie wirklich schreibt, weil sie die Dinge nicht wirklich visualisiert. 
Kichiku Neko: Das klingt vielleicht sehr seltsam, weil ich die Dinge schreibe, aber wenn ich sie dann sehe, wirkt es irgendwie anders, es ist nicht dasselbe. Die Duschszene in Volume 1 zum Beispiel, ich habe sie beschrieben, aber dann als ich sie sah, fühlte es sich so anders an. Ein bestimmtes Panel, als er die Messerspitze benutzt, um über die Schnitte zu streichen, hat mich angewidert. Manche Dinge schockieren mehr wenn ich sie sehe. In meinem Kopf sind sie nicht so schlimm, weil ich sie nicht so im Detail sehe. Ich sehe nur die Charaktere, bis sie die Szene richtig ins Bild setzt und häufig schockiert mich dann die Gewalt.


animePRO: In „In These Words“ gibt es ja auch eine starke sexuelle Gewalt, die als Plotdevice fungiert.
Kichiku Neko: Die sexuelle Gewalt hat mehr mit Besitzanspruch einer Person über eine andere zu tun. Viele gewalttätige Männer werden von der Idee angezogen jemanden zu besitzen. Weit verbreitet in der Hinsicht ist dabei der Besitzanspruch einer anderen Person aufzuzwingen, was sich dann oft in sexueller Gewalt äußert, in der man Macht und Kontrolle über diese Person ausübt, was zum Beispiel häufig in Gefängnissen passiert.
In „In These Words“ tut das diese Person Katsuya an und macht ihren Besitzanspruch darüber geltend, dass er die Kontrolle über ihn versucht zu erringen, seinen Geist und seinen Körper. Das ist eben der Unterschied zu japanischen Boys Love, wo die Gewalt häufig eher nebensächlich ist und dieses „oh, der Körper zeigt eine Reaktion, dann muss es ihm gefallen und er muss sich in ihn verlieben“ gibt. Sie negieren den Gewaltaspekt als solchen und dass dieser eigentlich wenig (oder nicht immer) was mit sexueller Anziehung zu tun hat, sondern Macht und Kontrolle, weswegen wir eben diese Schriften bekommen, dass Katsuyas Körper reagiert hätte und ihm das dann doch eigentlich gefallen müsste. Aber das ist ein Trugschluss.
Die sexuelle Gewalt ist ein wichtiger Teil des Plots, wir schreiben ihn nicht rein, um mit Sex die Verkäufe zu fördern, oder Sex nur um des Sex Willen drin zu haben.
 

Fazit!

Wir bedanken uns recht herzlich bei Kichiku Neko und TogaQ, dass sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten und bei Tokyopop, dass sie das Interview ermöglicht haben, insbesondere Redakteurin Katrin Aust, die mit Rat und Tat zur Seite stand und eine große Hilfe war.

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