Markus Pfeiffer

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Bildcopyright: animePRO

Am Samstag der Leipziger Buchmesse 2006 trafen wir Markus Pfeiffer, Schauspieler und Synchronsprecher für Panini, zu einem Gespräch. Herr Pfeiffer erzählte uns von seiner Arbeit als Synchronsprecher, erklärte uns die Vertonung eines Anime und setzte sich mit den Kritiken der Fans auseinander. Das Interview führten Veronika Mittl und Christian Könen.

Inhalt

animePRO: Herr Pfeiffer, bitte stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor!
Markus Pfeiffer: Mein Name ist Markus Pfeiffer. Ich bin Schauspieler und Synchronsprecher und bin hier auf der Buchmesse von Panini eingeladen worden, da ich in fast in allen Anime von Panini eine größere Rolle gesprochen habe.

animePRO: Für viele wäre das Synchronsprechen ein Traumberuf. Welche Voraussetzungen muss man in diesem Beruf erfüllen?
Markus Pfeiffer: Das Wichtigste ist natürlich das Talent für diesen Job, also die Fähigkeit, sich in eine Stimmung oder Figur hinein zu versetzen, zu haben. Die beste Vorrausetzung, um Synchronsprecher zu werden, ist aber zuerst eine Schauspielausbildung zu absolvieren, weil man dort genau diese Fähigkeiten erlernt.
Viele Leute denken, Synchronsprechen geht einfach ohne große Vorbildung; aber als Profi hört man den Unterschied an Intensität und Hineinsteigerungsgabe in das Gefühl oder die Figur sehr stark heraus. Da gibt es schon große Qualitätsunterschiede. Des Weiteren gibt es natürlich auch Unterschiede in der deutlichen und präzisen Artikulation.

animePRO: Wie kann man sich am besten bei einem Studio bewerben?
Markus Pfeiffer: Man müsste eine Schauspielausbildung an einer privaten, oder noch besser staatlichen, Schule anstreben.

animePRO: Wie sind Sie selbst zum Synchronsprechen gekommen?
Markus Pfeiffer: Ich bin über den von mir eben beschriebenen Weg zu meinem Job gekommen. Noch während meiner Schauspielausbildung in Hamburg habe ich versucht, mir ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen und habe mich damals umgehört, was ich so machen könnte. Hörspiel- und Hörbuchsynchronisation, wobei es damals eher weniger Hörbücher gab, haben mich sehr interessiert. So habe ich mich beworben und mich dort sozusagen hochgearbeitet.

animePRO: Für Panini haben Sie bereis viele Rollen gesprochen. Was war Ihre bisher anspruchvollste Rolle in einem Anime? Und welche Figur haben Sie am meisten ins Herz geschlossen?
Markus Pfeiffer: Meine anspruchsvollste Rolle für Panini war sicherlich der „Klaus" als Hauptfigur in „Last Exile", weil seine Jugendlichkeit einfach eine große Herausforderung für mich war. Die schönste Rolle ist momentan der „Jin" in „Samurai Champloo". Den spreche ich sehr gerne.

animePRO: Worin liegt eigentlich der Unterschied, eine reale und eine gezeichnete Figur zu sprechen? Was ist Ihnen persönlich lieber – eine Realverfilmung oder einen Trickfilm zu synchronisieren?
Markus Pfeiffer: Ich war jetzt gerade versucht zu sagen, Figuren in Cartoons sind oft ein bisschen überdrehter oder extremer. Das muss aber gar nicht sein. Ich kenne genauso viele reale Schauspieler, die genauso extrem spielen und auftragen.
Oder auch umgekehrt: es gibt auch im Zeichentrickbereich Figuren, die wie „Jin" („Samurai Champloo") sind. Er ist ja eher ein ruhiger Typ, der wenig sagt und wenn, dann etwas gezieltes. Also mache ich da gar keine so großen Unterschiede.
Viele meiner Kollegen meinen, dass Zeichentrick – sie nennen es dann ganz Allgemein „Zeichentrick" und kennen oft gar nicht den Unterschied in den verschiedenen Richtungen - zweitrangig und zweitklassig sei und dass sie so was nie synchronisieren würden, da das Sprechen von Zeichentrick sehr nervenaufreibend ist.

Ich kann sie in der Hinsicht aber verstehen, wenn man eine Rolle hat, die ziemlich extrem ist und wo man den ganzen Tag wirklich nur rumschreien muss, das ist sehr anstrengend. Man muss dann auch wirklich aufpassen, dass man nicht abends nach Hause kommt und so weiter macht (lacht). Es ist manchmal wirklich anstrengend, aber ich bin diesbezüglich bisher verschont geblieben und es gibt auch in Zeichentrickbereich Rollen, die mehr Spaß machen und Rollen, die weniger Spaß machen.

animePRO: Wie lange sind Sie ungefähr mit einem Anime beschäftigt, wenn sie eine Hauptrolle oder eine Nebenrolle darin haben?
Markus Pfeiffer: Das ist unterschiedlich. Es kommt darauf an, wie viel die Person spricht, aber als „Jin" stehe ich momentan im Schnitt zwei Stunden pro Folge im Studio.

animePRO: Wie läuft der Produktionsprozess für einen Anime ab?
Markus Pfeiffer: Ich sitze vor einem Mikrofon, habe einen Bildschirm vor mir und kann durch eine Scheibe den Regisseur und den Tonmeister sehen. Über Kopfhörer spricht vor allem der Regisseur mit mir und gibt mir die Anweisungen. Dann haben ich das Drehbuch vor mir auf einem Pult liegen, um zu wissen, was ich sagen muss und um zu wissen, wie der Zusammenhang es Gesprächs ist, da ich ja kein japanisch kann (lacht).
Es ist ja auch interessant zu wissen, was die andere Figur gerade macht - ich bin ja alleine im Studio und spreche nur meinen Part, ohne einen anderen Sprecher. Dann wird alles aufgenommen und es wird so lange weiter gemacht, bis alles sitzt und bis Regisseur und Tonmeister zufrieden sind.

animePRO: Viele Animefans sind der Meinung, deutsche Synchronisationen kämen bei weitem nicht an die japanischen Originale ran, der qualitative Unterschied sei zu groß. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Markus Pfeiffer: Ich habe von diesen Vorwürfen gehört. Ich kann sehr gut verstehen, dass es viele Fans gibt, die sagen, das Original ist und bleibt das Original. Ich kann das aber speziell bei realen Filmen besser nachvollziehen, wohingegen bei Anime oder animierten Filmen die japanischen Originalstimmen ja mit auf die DVD gelegt sind. Insofern kann ich diese Aufregung nicht ganz nachvollziehen, da man ja die Wahl zwischen den zwei Versionen hat.
Ich habe viele animierte Sachen synchronisiert und auch viele Filme, bei denen ich mir als Profi gedacht habe: „Da hat der Originalsprecher keine Lust gehabt". Ich kann aber trotzdem die Fans verstehen, die einfach am Original dran sind und dran bleiben wollen. Ich kann den Fans nur sagen, wir geben uns wirklich alle Mühe. Wie feilen an den Sachen und überlegen, wie man es besser machen könnte. Wie kann man den Witz und Sinnzusammenhang irgendwie ins Deutsche übertragen und etwas rüberbringen? Zumindest bei den Synchronisationen von Panini versuchen wir, wirklich unser Bestes zu geben und sind sehr engagiert dabei.

animePRO: Sind Sie der Meinung, dass oft die falschen Schauspieler für die Rollen ausgewählt werden?
Markus Pfeiffer: Bei anderen Animes mag das so sein. Aber ich finde die Besetzung und das ganze Drumherum bei Panini sehr stimmig. Ich bin mit unserer Arbeit sehr zufrieden.

animePRO: Welche Probleme können beim Übersetzen einer Synchronisation auftreten? Wie können solche Sprach-Schwierigkeiten ausgemerzt werden?
Markus Pfeiffer: Probleme gibt es dann, wenn irgendein Witz, den eigentlich nur Japaner verstehen, weil zum Beispiel irgendwas über ihre Geschichte gesagt wird, vorkommt. Wir haben da Gott sei Dank einen Regisseur bei uns, der solche Sachen wirklich gut nachrecherchiert. Wie will man das übertragen? Man kann es eigentlich gar nicht übertragen. Man kann eben nur versuchen, im Hintergrund so gut wie möglich zu recherchieren.

animePRO: Verdienen Sie gut als Synchronsprecher und arbeitet Sie nebenbei trotzdem als Schauspieler?
Markus Pfeiffer: Also im Prinzip reicht mein Gehalt aus (lacht). Ich arbeite aber schon lange nebenbei beim Fernsehen. Es fing damit an, dass ich beides, also Synchronsprechen und Fernsehen, nebeneinander gemacht habe. Ich mache inzwischen mit Sicherheit zeitlich mehr Synchronisation als Fernsehen, wobei man natürlich ganz klar sagen muss, dass man im Fernsehen in kürzerer Zeit mehr Geld verdient.

animePRO: Gibt es irgendeine lustige Anekdote aus Ihrem Leben als Anime-Synchronsprecher, die Sie am Schluss unseres Interviews erzählen möchten?
Markus Pfeiffer: Manchmal, wenn man schon den ganzen Tag lang gesprochen hat und dann irgendeinen Satz ganz schnell sagen muss, dann will sich die Zunge irgendwie überhaupt nicht mehr mitbewegen. Dabei kommen die komischsten Wörter oder Satzzusammenhänge raus (lacht).
Es war dann schon oft so, dass man sich vor Lachen nicht mehr einbekommt, weil man über sich selber und über die eigenen Versprecher nur noch lachen kann und dann unbedintgt eine Pause braucht. Ein spezielles Beispiel fällt mir aber gerade nicht ein (lacht), das ist wohl auch eher Situationskomik und lässt sich nur schwer nacherzählen.

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Fazit!

animePRO: Dann bedanken wir uns für das Interview und wünschen Ihnen noch weiterhin viel Erfolg!

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