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animePRO: Erst einmal vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für uns nimmst! Shinji Schneider ist ja nun kein unbeschriebenes Blatt in der Convention- Szene mehr. Würdest du uns trotzdem ein wenig von dir erzählen?
Shinji Schneider: Na ja. Was gibt‘s groß zu erzählen? Ich trete an deutschen Animecons als Komiker und Pseudosänger auf. *lach*
animePRO: Und wie genau kommt man auf die Idee, deutsche Anime- Comedy zu machen?
Shinji Schneider: Mein Englisch ist zu schlecht für englische *lach*.
Genau genommen, war es eher eine Aneinanderreihung von Zufällen. Zuerst habe ich, um meine Freunde zu unterhalten, andere Komiker nachgeahmt. Dann hieß es, ich solle was Eigenes schreiben. Als ich das dann an einer Con scherzhalber vor anderen Helfern erzählt habe, sagten sie mir, ich solle damit auf die Bühne. Ich wollte aber nur Anime- related an einer Animecon auftreten und jo. Das ist jetzt das Ergebnis. *lach*
animePRO: Das heißt, es war auch jede Menge Glück und Unterstützung von Nöten. Wie kamst du denn zu deinem ersten Auftritt und wie fühlt man sich, wenn man etwas so Neues anfängt?
Shinji Schneider: Mein erster Auftritt war Zufall. Ich hatte eine gute Freundin in der Orga der Nippon Island Con in Bad Fallingbostel. Ich habe ihr von meiner Idee erzählt und sie waren froh über zusätzliche Showacts. So ergab das Eine das Andere. Ich war damals felsenfest davon überzeugt, dass kein Schwein über meine Witze, sondern nur über mich lachen würde.
animePRO: Bist du denn nervös oder nun, als Profi, eher entspannt vor deinen Auftritten?
Shinji Schneider: Ich bin immer nervös. Besonders bei neuen Auftritten oder neueren Cons. Ich habe immer das Gefühl, dass ich den Text vergessen werde, die Leute nicht lachen oder ich die Leute wütend machen könnte. Ich denke, das gehört dazu.
animePRO: Du wohnst ja in der Schweiz: Ist es deswegen nicht sehr kompliziert, immer nach Deutschland auf die Conventions zu fahren?
Shinji Schneider: Kompliziert nicht, aber anstrengend und leider auch nicht ganz so billig. Vor allem aber anstrengend.
animePRO: Ist es dir das wert? Das Programm erstellen und planen wird sicherlich auch viel Zeit in Anspruch nehmen.
Shinji Schneider: Also bis jetzt war es mir das vollkommen wert. Es macht mir Spaß, die Leute zu unterhalten und ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass es ein geiles Gefühl ist, wenn man auf der Bühne steht und die Leute jubeln.
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animePRO: Mittlerweile hast du schon sehr viele Fans. Wie ist das, wenn man wirkliche Anhänger hat, die einem folgen und sich für das interessieren, was man tut?
Shinji Schneider: Ich verstehe immer noch nicht, dass man überhaupt Fan von mir sein kann, aber ich betrachte es als eine große Ehre. Es ist aber auch eine Gefahr, dass mir meine Arroganz irgendwann zu Kopf steigt. Ich hoffe, dass ich nie zu jemandem werde, der von „seinen Fans" spricht und der „seine Macht" dazu nutzt, sie gegen andere aufzuhetzen.
animePRO: Hast du denn viel Kontakt zu deinen Fans oder wärst du froh, wenn du etwas mehr haben könntest?
Shinji Schneider: Hmmm… teils- teils. Zum Einen fände ich es cool, wenn mir die Leute vermehrt Fragen stellen würden, zum Anderen ist es ein seltsames Gefühl, mit jemandem zu sprechen, für den man etwas Besonderes ist. Um den Kontakt zur „Fanbase" zu wahren, habe ich im Grunde mein Internetforum und meine Facebook-Fanseite erstellt. Und natürlich versuche ich für jeden, der mich an einer Con anspricht, ein offenes Ohr zu haben… Vorausgesetzt, ich bin geistig auf dem Level, dass ich überhaupt etwas mitbekomme.
animePRO: Hast du denn auch schon schlechte oder seltsame Erfahrungen mit deinen Fans oder den Zuhörern deines Programms gemacht?
Shinji Schneider: Jain. Ich hatte schon einen Fall, da ist mir der Typ mit Fragen über meine genaue Adresse, wo er mich treffen könnte, meine Telefonnummer etc. etwas arg nahe gekommen. Vermutlich war er ein netter Kerl, aber ab einem gewissen Fan- Level werden mir die Leute unheimlich.
animePRO: Findest du es erschreckend oder seltsam, wenn deine weiblichen Fans bei Auftritten: „Ich will ein Kind von dir“, schreien.
Shinji Schneider: Ich finde es beruhigender, als sollten es Jungs schreien. *lach* Aber ernsthaft: Ich betrachte es eher als kleineren Scherz, denn als wirkliches Angebot. Auch weil ich mich alterstechnisch doch eher außerhalb des Beuteschemas der Zwischenruferinnen betrachte.
animePRO: Du machst ja schon mal gern Witze über dich oder die Fan- Szene an sich. Eigentlich kommt das auch gut an, doch hast du nicht auch manchmal das Problem, dass du dich für manche Leute mit deinen Witzen zu weit aus dem Fenster lehnst?
Shinji Schneider: Comedy ist ein sehr gefährliches Gebiet. Sie erlaubt einem Dinge zu sagen, für die man sonst verprügelt würde. Ich denke es gibt durchaus Sprüche, die für manche Leute verletzend sein können, auch wenn ich dies keinesfalls beabsichtige. Ich habe bewusst schon Witze an Auftritten entfernt, weil ich wusste, dass sie am falschen Ort zur falschen Zeit wären. Ich mache bewusst viele böse Sprüche über mich selbst, damit ich nicht von oben herab über andere spreche. Wer austeilt, muss auch einstecken können und über sich selber lachen zu können, hat noch niemandem geschadet, denke ich.
animePRO: Außerdem sollte man auch nie vergessen, dass Comedy nun einmal kein Lehrprogramm ist, sondern, dass man alles aus einem anderen, meist übertriebenen Winkel sieht. Hast du denn ein bestimmtes Erlebnis von einem deiner Auftritte, das du nie vergessen wirst?
Shinji Schneider: Das sind im Grunde zwei Dinge bisher. Zum Einen der Auftritt an der Connichi 2009. Nach circa 20 Minuten fiel der PC des Beamers aus und ich musste eine halbe Stunde improvisieren. Das war zum Einen ein Desaster, aber zum Anderen war es genial, da der Saal trotzdem nicht leer geworden ist.
Das zweite Mal war an der Premiere meines Programms „Voll im Stress", ich stand oben und habe meine Witze über Helfer und Orgas gemacht und ein mir bekannter Conorga saß in der ersten Reihe und lag vor Lachen am Boden, weil er sich und andere so extrem in der Geschichte wieder gesehen hat.
Wenn ich darüber nachdenke, werde ich wohl auch nie die Frankfurter Buchmesse vergessen. Erstens wegen der Masse an Zuschauern und zweitens, weil mir bei einem der Songs plötzlich die Bühne gestürmt wurde und ich 30 headbangende Freaks neben mir hatte… Das „Freaks“ ist als Kompliment zu verstehen!
animePRO: Du bist ja immer sehr umfangreich in deinen Programmen. Egal ob es eine Bilder-Präsentation, ein lustiges Bühnenprogramm oder ein umgeschriebener Song ist. Wie kommst du an die Ideen oder die Inspiration zu deinem Programm?
Shinji Schneider: Die Ideen entspringen zu einem Großteil normalen Gesprächen an Cons und eigenen Erfahrungen. Wie ich es dann vortrage, ist manchmal einfach stundenlanges Dasitzen und überlegen, wie ich die einzelnen Sprüche brauchbar zusammenknüpfen kann. Die Songs kommen mir meist spontan, wenn ich einen anderen Song höre. Wobei ich „Unblockbar" schon zwei bis drei Jahre vor meiner Comedy mit einem Kumpel zusammen geschrieben hatte. „Gott weiß ich will kein Helfer sein" entstand 2004 an der „The Con“ im Saarland. Da ich 2008 von beidem nicht mehr die genauen Texte, sondern nur noch Grundideen im Hinterkopf hatte, hab ich sie neu geschrieben und versucht, so nah wie möglich an den „Ur-Song" heranzukommen; 2004 an der „The Con“ zusammen mit allen anderen Helfern dort. In erster Linie ist Inspiration zu den Songs ChibiChibiXXX, ohne die ich niemals mit dem Ganzen angefangen hätte.
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animePRO: Das hört sich so an, als würde alles viel Zeit brauchen. Was tust du denn, wenn du nicht gerade auf einer Convention bist oder dich auf eine vorbereitest?
Shinji Schneider: Normalerweise viel zu viel Computerspiele spielen. Ansonsten Rollenspiele, arbeiten, DVDs gucken. Die Ideen kommen mir sehr oft auch während des Autofahrens. Wenn sich dann die Con nähert, breche ich meistens ein oder zwei Monate vorher in Panik aus und reiß mir endlich den A... auf.
animePRO: Ist es für dich, als gebürtiger Schweizer, eigentlich schwer, dein gesamtes Programm auf Hochdeutsch vorzutragen?
Shinji Schneider: Nicht wirklich. Ich hatte das Glück, im Kanton Basel- Stadt geboren worden zu sein. Da achtet man darauf, den Kindern gutes Hochdeutsch einzutrichtern. Es hilft natürlich, dass ein großer Teil meines Freundeskreises sich in Deutschland befindet.
animePRO: 2010 war ein sehr ereignisreiches Jahr für dich. Wie sieht es mit 2011 aus? Was hast du dir vorgenommen? Hast du schon eine Idee für dein neues Programm und auf welchen Conventions wird man dich sehen können?
Shinji Schneider: Ich habe mir für 2011 fest vorgenommen, kürzer zu treten. Nicht mehr als eine Con pro Monat zu besuchen... Aktuell habe ich definitiv einen Auftritt im Mai an der Hanami in Ludwigshafen. Außerdem, zu 75% sicher, werde ich im Juni an der Dokomi in Düsseldorf, der Wie.MAI.KAI in Wiesbaden und der Chisaiicon in Hamburg auftreten. Im August vermutlich auf der CosDay in Frankfurt am Main. Und natürlich hoffe ich auf ein Comeback an der Connichi… So viel zum Thema kürzer treten. *fragender Gesichtsausdruck*
animePRO: Kommt da noch was? *lach*
Shinji Schneider: Vermutlich noch die J- Con in Merzig und die Kamani in Karlsruhe, aber da kann ich noch nicht mehr dazu sagen als „vermutlich“. Betreffend des neuen Programm habe ich bereits einige Ideen. Aber den Namen werde ich als erstes der Hanami verraten. Traditionsgründe.
animePRO: Was für Pläne hast du im Allgemeinen für deine Zukunft?
Shinji Schneider: Ach, ich denke das Übliche: Haus, Kinder, Lottogewinn. Ich denke 2012 werde ich wirklich etwas kürzer treten wollen, auch weil ich nicht wüsste, worüber ich dann noch Witze machen soll. Aber das sage ich irgendwie jedes Jahr.
animePRO: Dann sagen wir mal, vielen Dank für deine Zeit! Möchtest du vielleicht noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Shinji Schneider: Ich wünsche euch ganz viel Spaß im Conjahr 2011 und wenn ihr mal an einer Con seid, an der ich auftrete, lasst es euch nicht nehmen, dem komischen alten Mann auf der Bühne zuzuhören. *lach*
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