Ulrich Wegenast (13. ITFS)

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Bildcopyright: ITFS, animePRO

Nach zwei Jahren kehrt das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart zurück, das dieses Jahr in die 13. Runde geht und einige Veränderungen im Gepäck hat. Der künstlerische Geschäftsführer, Herr Ulrich Wegenast, stand uns Rede und Antwort über das Anime-Programm und beispielsweise Studiopräsentation des großen sowie populären Animationsstudio Gonzo (u. a. Last Exile, Hellsing).

Inhalt

animePRO: Anfangs ein Rückblick in das Jahr 2004: Wie verlief das 12.Trinkfilmfestival? Wie viele Besucherzahlen hatte das Internationale Trickfilmfestival 2004 zu verzeichnen?
Herr Wegenast: Insgesamt waren knapp 40.000 Besucher auf dem InternationalenTrickfilmfestival Stuttgart 2004 und es war demnach ein voller Erfolg. Das Festival stand damals leider nicht unter einem besonders guten Stern, da uns aufgrund eines anderen anstehenden Events ein kleineres Budget zur Verfügung stand. Von diesem Standpunkt abgesehen, war es eigentlich ein erfolgreiches Festival, dass inhaltlich positive Kritik bekam. Dieses Jahr zum 13. Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart haben wir Änderungen vorgenommen, wie beispielsweise unser Umzug in die Innenstadt Stuttgarts. Wir haben den Ort geändert, um in der Stadt präsenter zu sein. Durch die Umstellung von zweijährlich auf einen jährlichen Rhythmus können wir nun jedes Jahr unsere Besucher „begeistern".

animePRO: Auf dem 12. Internationalen Trickfilmfestival waren Sie noch als Programmgestalter tätig. Letztes Jahr gab es einige personelle Veränderungen - so sind Sie nun künstlerischer Geschäftsführer. Wie kam es zu dieser Neubesetzung?
Herr Wegenast: Meine Vorgängerin, die bereits seit mehr als 10 Jahren beim Festivalprogramm engagiert war, suchte einen Nachfolger und schrieb folglich die Stelle aus. In diesem Fall hat man sich für die Inhouse-Lösung ausgesprochen und mich zum künstlerischen Geschäftsführer ernannt. Als kaufmännischen Geschäftsleiter wurde Herr Lumpp eingestellt.

animePRO: Was beinhaltet ihr Aufgabengebiet als "künstlerischer Geschäftsführer"?
Herr Wegenast: Ich bin für die Programmgestaltung verantwortlich, d. h. alle Filme, die auf dem 13. Trickfilmfestival präsentiert werden, habe ich zusammengestellt. Die Auswahl der vorgeführten Filme obliegt natürlich unterschiedlichen Kommissionen, die mit mir zusammen arbeiten. Darunter befinden sich beispielsweise fünf Vorauswahlkommissionen oder Kuratoren wie Jinny Choo, die sich schwerpunktmäßig auf den koreanischen Raum konzentriert.

animePRO: Auf welche Gesichtspunkte wird geachtet, wenn das Programm zusammengestellt wird?
Herr Wegenast: Es muss vielfältig sein, so dass die Anhänger von Anime, des klassischen Cartoons, der Computeranimationen, der Kunst und das „normale" Publikum auf ihre Kosten kommen. Schlussendlich ist es eine wichtige Aufgabe eine gesunde Mischung zusammenzustellen und es sinnvoll zu strukturieren.

animePRO: Würden Sie sich als einen Anime-Experten bezeichnen?
Herr Wegenast: Ich würde mich nicht als Anime-Experte, sondern als einen Fan, einen Interessierten, bezeichnen. Mein Ansatz ist eher ein breiterer: die Animation sowie den Film im Allgemeinen auf dem Festival zu präsentieren und zu vermitteln.


animePRO: Sie erwähnten, dass Sie sich um die Firmenkontakte kümmern. Wie sieht es in Bezug dessen konkret mit japanischen sowie asiatischen Firmen aus?
Herr Wegenast: In Hinblick auf den asiatischen, insbesondere den japanischen Sprachraum haben wir mit Christoph Lamprecht (Geschäftsführer von Nippon Art sowie Jurymitglied) sozusagen ein Ass im Ärmel, da er diese Leute sehr gut kennt. Mittlerweile haben wir selbst ebenso einen guten Kontakt zu bestimmten Firmen hergestellt, aber es ist immer ein wenig schwierig bei der Kommunikation. Auf der anderen Seite lohnt es sich natürlich, diese besonderen Gäste begrüßen zu dürfen, da es für das Publikum sicherlich einen großen Anreiz darstellt.

animePRO: Studio Gonzo hält auf dem diesjährigen Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart eine Studiopräsentation ab. Wie kam es zu diesem weiteren Programmpunkt?
Herr Wegenast: Es gab unterschiedliche Gründe: Wir fanden es sehr interrasant, dass Gonzo nun ihren ersten Spielfilm produziert haben, da wir folglich die Deutschlandpremiere des Film feiern konnten. Wir haben Gonzo ausgewählt, weil das Studio mit verschiedenen Serien derzeit relativ präsent ist. Gonzo ist ein guter Einstieg in diese japanische Szene, denn Gonzo war sehr interessiert an einer Präsentation, da sie mit dem Spielfilm „Origin – Spirits of the Past" außerhalb Japans werben und international agieren wollen. Wir sind sehr erfreut darüber, dass wird dieses Studio auf dem 13. Festival vorstellen konnten, da es wegen der Sprache nicht so einfach ist. Wir hatten zunächst das Madhouse-Studio im Visier, haben letztendlich haben wir es mit Gonzo organisch geregelt. Ich könnte mir vorstellen Madhouse zu einem weiteren stattfindenden Festival einzuladen.

animePRO: Ist demnach das Studio Gonzo mit der Idee einer Studiopräsentation an das Internationale Trickfilmfestival herangetreten?
Herr Wegenast: Es war eher gegenseitig. Wir wussten, dass dieser Film gerade in der Mache ist und natürlich, dass sie im Serienbereich sehr stark sind. Wir haben sie kontaktiert und so hat sich das eigentlich sehr gut entwickelt. Letztendlich ist das Studio wirklich gewillt, präsent zu werden. Ich möchte niemanden zum Festival hertragen müssen, wenn sie nicht dazu gewiillt sind. Ich denke, wenn ein Studio einmal vor Ort war und sich die Präsentationen ebenso etabliert haben, ist es leichter ein weiteres Studio zu „angeln".

animePRO: Entspricht es der Wahrheit, dass Sie ein Anhänger des japanischen Directors Satoshi Kon (u. a. Paranoia Agent, Millenium Actress) sind?
Herr Wegenast: Ich bin ein großer Satoshi Kon - Anhänger und ihn haben wir ganz klar im Visier, einmal zum Trickfilmfestival her zu locken. Er könnte ausgesprochen gut zwischen Europa und Japan eine Brücke schlagen, da gerade er zum Beispiel in Korea erfolgreich ist. Bei einer Autogrammstunde sind ca. 800 Personen Minimum vor Ort. Im Gegensatz zu Korea sind es im Deutschland wesentlich weniger, aber zusammen mit Spezialmedien, wie beispielsweise AnimePRO, werden die Leute darauf aufmerksam und kommen.

animePRO: Welche Gäste speziell aus dem asiatischen Bereich waren auf dem 13. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart?
Herr Wegenast: Als unser Hauptgast war Yoshitoshi ABe vor Ort, gefolgt von Gonzo mit zwei Vertretern. Es kamen zudem drei Leute von der Produktionsfirma des Filmes "Nagasaki The Angelus 1945", einem sehr traditionellen Studio, dass Osamu Tezuka (u. a. Astro Boy, Kimba – Der weiße Löwe, Robotic Angel) gründete. Diese Vertreter waren vor Ort bei den Screenings, und zudem gab es die Talks mit dem Publikum. Beispielsweise war Gonzo nochmals auf dem Serienpanel bei dem Animation Production Day vertreten. Darin wurde diskutiert, wie Studios wie Gonzo zu Werke gehen.

animePRO: Ist die deutsche „Szene" eher weniger an Anime-Filmen interessiert?
Herr Wegenast: Der Goldene Bär für "Spirited Away" war in der deutschen Filmbranche ein wichtiger Sprung. In einer gewissen Szene ist hier sozusagen erst der Groschen gefallen, was vorher eher nach dem Motto "interessiert uns nicht" behandelt worden war. Man war immer an Amerika orientiert und dies hat sich in den letzten drei bis vier Jahren ein wenig geändert, aber man muss noch weiter daran arbeiten.

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Fazit!

Ein herzliches Dankeschön für das informative Interview!

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