Japan und der Mundschutz

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Es sind keine Ärzte, die spontan aus ihrer Praxis gestürmt sind, und nicht jeder von ihnen ist krank. Von vielen westlichen Menschen wird dieses Bild verständnislos beäugt: Japaner mit Mundschutz. Was genau hat es aber mit der medizinischen Gesichtsmaske eigentlich auf sich?

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Für das westliche Auge sehen sie oftmals befremdlich aus: Menschen, die in der Öffentlichkeit mit weißem Mundschutz herumlaufen. Viele assoziieren den Mundschutz mit Behandlungen beim Arzt oder hochansteckenden Krankheiten.
Doch was für uns seltsam aussehen mag, ist im japanischen Alltag schon gar kein Thema mehr. In den Straßen japanischer Großstädte sind Leute mit Mundschutz ein gewohntes Bild, ob jung oder alt, ob Winter oder Sommer. Aber was genau hat es mit diesen Masken eigentlich auf sich?

Die Gründe sind überraschend vielfältig; zu den häufigsten zählen jedoch Pollenallergien und Erkältungen. Die Anzahl der betroffenen Allergiker nimmt stetig zu und auch das Einstiegsalter bei Allergien sinkt: Machte sich eine Pollenallergie vor einiger Zeit oft erst in frühester Jugend bemerkbar, sind heute nicht selten schon Kinder ab dem fünften Lebensjahr betroffen. Womit genau der Anstieg der Allergien zusammenhängt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Maske jedoch ist wirkungsvoll und vielen in der berühmten Heuschnupfenzeit eine große Hilfe.
Bei Erkältungen hat der Mundschutz die Funktion, dass der Erkrankte seine Mitmenschen nicht ansteckt (eine Form der Rücksichtnahme, die auch in anderen Kulturen wünschenswert wäre). Andersrum kann ein gesunder Mensch mit einem Mundschutz dafür sorgen, sich nicht bei Erkrankten anzustecken. Und besonders im Winter hat der Mundschutz noch die praktische Zusatzfunktion, dass die kalte Luft durch das Durchdringen der Poren der Maske praktisch etwas „angewärmt“ wird und dadurch nicht mit ihrer eigentlichen Temperatur auf die Lunge trifft.

Ein weiterer Grund ist die Angst vor Feinstaub, winzigen Partikelchen, die in den Lungenbereich eindringen und dort Krankheiten verursachen können. Laut Medienberichten ist China der Hauptverursacher der Luftverschmutzung, die bei ungünstigem Wind nach Japan getragen wird. Es ist also nicht nur der landeseigene Feinstaub, vor dem sich gefürchtet wird.
Seit der Katastrophe in Fukushima im März 2011 sieht man in den anliegenden Gebieten auch vermehrt Menschen mit Mundschutz herumlaufen. Ob dieser jedoch vor den Strahlungen schützen kann, ist fraglich.

Aber die – überwiegend weißen – Masken haben auch noch einen kosmetischen Grund: So werden sie von einigen Leuten getragen, um einen Teil ihres Gesichts zu verbergen, den sie für ihre Mitmenschen als nicht ansehnlich genug empfinden; manche Frauen verwenden den Mundschutz als Alternative, um auf das Schminken verzichten zu können.
Auch modisch lässt sich das eigentliche Gesundheitsutensil einsetzen, wie zum Beispiel als Accessoire bei Bands des Punk- oder Visual Kei-Genres.

Manch einer nutzt die Tatsache, dass durch das Tragen der Maske ein erheblicher Teil des Gesichts verdeckt wird, aber auch noch aus ganz anderen Gründen: Wer in der Öffentlichkeit täglich mit vielen Menschen arbeitet, hat unweigerlich auch mal mit Personen zu tun, die ihn aufregen oder sonstige unschöne Emotionen zutage bringen. Es gibt auch Japaner, die ihre Emotionen in solchen Situationen nicht gut für sich behalten können. Der Mundschutz jedoch kann einen verächtlich verzogenen Mund oder einen allgemein unfreundlichen Gesichtsausdruck verbergen.

Während man in Japan die Masken problemlos in fast jeder Drogerie findet, muss man in Deutschland meist erst eine Apotheke aufsuchen und nach ihnen fragen. Zudem werden sie in Japan in verschiedenen Formen und teilweise auch Farben angeboten, manche Firmen produzieren sogar Masken, die für den Träger nach Pfefferminz, Rose oder Zitrusfrüchten riechen. Allgemein hat der Markt für den Mundschutz in Japan in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen; die Schweinegrippe im Jahre 2009 hat einen zusätzlichen „Hype“ ausgelöst. Und da sie günstig, leicht zu erwerben und vielseitig einsetzbar sind, wird der Trend so schnell auch nicht wieder abreißen.

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