Minamisoma - Zwischen Zerstörung und Hoffnung

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Minamisoma gehört mit zu den Städten, die schwer unter der Dreifachkatastrophe von Fukushima zu leiden haben. Doch trotz aller negativen Geschehnisse keimt hier Hoffnung.

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Minamisoma ist eine noch recht junge Stadt, die schon einiges ertragen musste. Das heutige Minamisoma wurde am 1. Januar 2006 aus den drei Städten Kashima, Haramachi und Odaka gebildet und umfasst eine Fläche von knapp 400 Quadratkilometern. Der Name bedeutet übersetzt „Süd-Soma“ und bezieht sich auf den Namen des Landkreises Soma.

Minamisoma liegt in der Präfektur Fukushima. Eingerahmt wird die Stadt östlich vom Pazifischen Ozean und westlich von der stark bewaldeten und kaum bewohnten Hügellandschaft des Abukuma-Hochlands. Die Symbolblume der Stadt ist die Kirschblüte, die für ihre kurzlebige Schönheit bekannt ist. Ironischerweise entwickelte sich Minamisoma danach, denn kaum fünf Jahre alt, sah sie sich direkt mit der Dreifachkatastrophe vom März 2011 konfrontiert. Am 11. März besagten Jahres wurden durch das Tohoku-Erdbeben und dem davon ausgelösten Tsunami rund 1.800 Häuser zerstört. Als es in Folge der Naturgewalten im Kernkraftwerk Fukushima I zu einer Nuklearkatastrophe kam, wurde eine 20-Kilometer- beziehungsweise 30-Kilometer-Sperrzone rund um das Kernkraftwerk errichtet. Die Grenzen dieser Sperrzonen liefen direkt durch Minamisoma: Der Bezirk Odaka und der Südteil von Haramachi befanden sich innerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone, was bedeutet, dass sie vollständig evakuiert wurden. Der restliche Teil von Haramachi und der Südteil von Kashima befanden sich in der 30-Kilometer-Sperrzone, in der eine Evakuierung empfohlen wurde. Lediglich die übrigen 111 Quadratkilometer wurden als unbedenklich eingestuft.

Am 16. April 2012 wurden einige Bereiche der Evakuierungszone aufgehoben. Manche Teile der Stadt, wie zum Beispiel Odaka, können seitdem wieder betreten, jedoch nicht wieder bewohnt werden. Außerdem ist es schwer zu sagen, wie viele Einwohner Minamisoma gegenwärtig eigentlich hat: Laut offiziellen Zahlen leben über 63.000 Menschen in der Stadt (Stand: 1. Februar 2015). Allerdings beinhaltet diese Zahl ebenfalls eine nicht unerhebliche Menge an Menschen, die zwar noch in Minamisoma gemeldet sind, seit der Katastrophe aber außerhalb der Stadt wohnen.

Aufgrund der massiven Zerstörung durch den Tsunami sowie der erhöhten Strahlenbelastung ist das Leben in Minamisoma, wie es zuvor geführt wurde, zumindest in naher Zukunft nicht mehr möglich. Wie viele Orte in der unmittelbaren Nachbarschaft, lebte Minamisoma hauptsächlich von der Agrarwirtschaft sowie vom Fischfang. Beides wurde durch die Nuklearkatastrophe zunichtegemacht. Doch es gibt bereits Ansätze, diesen Zustand zu ändern, auch wenn man noch ganz am Anfang steht: Eine Handvoll Bauern und Freiwilliger haben im Herbst 2013 damit begonnen, Rapsfelder anzulegen. Die Rapspflanze ist nämlich in der Lage, den mit Caesium verseuchten Erdboden zu kontaminieren, trotz allem benötigt dieser Vorgang viel Zeit. Inspiriert wurde die Gruppe von einem ähnlichen Projekt, welches bereits in Tschernobyl nach der dortigen Nuklearkatastrophe von 1986 zum Einsatz kam.

Darüber hinaus gibt es einen Baum, der seit März 2011 der Hoffnungsträger der Stadt geworden ist: die „Wunderkiefer“. Sie ist 25 Meter hoch, hat einen Stammdurchmesser von gut zwei Metern, steht in Küstennähe und überlebte den Tsunami. Allerdings leidet der Baum an Wurzelfäulnis aufgrund des gestiegenen Grundwasserlevels. Ortsansässige versuchen, den Wassergehalt des Erdbodens um den Baum herum zu verringern, um ein Absterben des Hoffnungsträgers abzuwenden.
Eine etwas berühmtere Wunderkiefer gibt es weiter nördlich in der Stadt Rikuzentakata, Präfektur Iwate: Dort überlebte zunächst eine zweihundertjährige Kiefer als einzige eines ganzen Waldbestands. Allerdings vertrug sie die durch Salzwasser hervorgerufenen Schäden nicht und starb einige Zeit später ab. Sie wurde gefällt und im präpariertem Zustand wieder neu aufgebaut.

Minamisoma hat, wie viele Städte der Tohoku-Region, noch einen sehr langen Weg vor sich und ob ein „normales“ Leben hier künftig überhaupt wieder möglich sein wird, lässt sich gegenwärtig nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber es gibt Menschen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben und hart an ihr arbeiten.

Aufmacher: Julia Kefenhörster

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