Radwimps

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Bildcopyright: Radwimps

Mal himmelhochjauchzend, mal zu Tränen rührend melancholisch, dazu etwas Wortwitz und Lebensfreude: Radwimps haben sich die Leichtigkeit ihre Schulzeit bewahrt und lassen gleichzeitig über ihre Musik alle an ihrem Erwachsenwerden teilhaben.

Profil

Es ist ein bisschen wie aus einem amerikanischen Film: Ein paar alte Freunde tun sich in der Highschool zusammen, um eine Band zu gründen und zusammen Basketball zu spielen. Zehn Jahre später sind sie professionelle Musiker und bekannt in ganz Japan und darüber hinaus. Trotzdem ist genau das die Gründungsgeschichte von Radwimps, die 2001 ins Leben gerufen wurden. Zunächst sammelten sie erste Erfahrungen mit Konzerten in Yokohama und Umgebung. Nach einer kurzen Pause für die Abschlussprüfungen veröffentlichten sie 2003 über ein kleines Indie-Label ihr erstes Album „Radwimps“, das eine musikalische Zeitreise bis in die Mittelschulzeit war, denn so alt waren einige der Tracks. Bereits hier zeichnete sich der einzigartige Stil der Band bereits ab: Funkige Rockmusik, die zum Mitlachen einlädt, immer getragen von der markanten Stimme Yojiro Nodas. Auffällig ist auch die geschickte Mischung japanischer und englischer Textelemente, die der Tatsache geschuldet ist, dass der Sänger einen Teil seiner Kindheit in Amerika verbrachte.

Nachdem sie mit ihrem ersten Album schnell Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, ging es für die Freunde 2004 auf die erste landesweite Tour und im Folgejahr veröffentlichten sie ihre zweites Album „Radwimps 2: Hatten Tojo“, dessen Untertitel „in der Entwicklung“ das Werk gut charakterisiert. Die vier wachsen etwas raus aus der wilden Musik ihrer Schulzeit, behalten aber die Leichtigkeit und Freude am Leben bei, die in den Liedern durchscheint. Gleichzeitig gibt es aber auch eine neue, melancholischere Note in den Texten, die nicht mehr verschwinden soll. Immer mehr Aufmerksamkeit wird auch den Texten gewidmet, die in beiden Sprachen geschickte Wortspiele enthalten. Nach einigen Auftritten auf namhaften Festivals wie dem „Summer Sonic“ 2005 wechselten „Radwimps“ Ende des Jahres zum Major Label „EMI Music Japan“ und veröffentlichten mit „25 me no Senshokutai“ ihre erste Single, die es bis in die Oricon-Charts schaffte.

Nachdem sie im Vorjahr das Land rauf- und runtergetourt waren, ging es 2006 in dieser Hinsicht etwas ruhiger zu, auch wenn jede Region auf ihre Kosten kam. Dafür konnten sich Fans aber gleich über zwei neue Alben freuen: „Radwimps 3: Mujinto ni Motte Ikkiwasureta Ichimai“ am Anfang und „Radwimps 4: Okazu no Gohan“ am Ende des Jahres. Ihren Stil hatten sie mittlerweile gefunden, dennoch experimentierten sie etwas mit neuen Elementen, blieben sich jedoch im Wesentlichen treu – auf gewohnt hohem Niveau und mit der Spritzigkeit und dem Witz ihrer ersten Lieder. Nachdem die Alben Topplatzierungen in den Charts erreicht hatten, war es umso überraschender, dass zwei ruhige Jahre nahezu ohne Aktivität folgen sollten. 2007 und 2008 sahen nur ein paar Konzerte und eine einzige Single-Veröffentlichung - die schaffte es aber direkt auf Platz eins der Oricon-Singlecharts.

Vielleicht ist es diesen zwei Ruhejahren geschuldet, dass ihr nächstes Album „Altocolony no Teiri“ im März 2009 allein schon vom Titel her einen Bruch mit allen bisherigen Veröffentlichungen markierte. Unter einem etwas märchenhaften, verträumten Oberthema verbergen sich typische Radwimps-Songs, die den Fans zeigen, dass die vier doch die gleichen geblieben sind, auch wenn dieses Werk insgesamt noch einmal ein Stück nachdenklicher wirkt und auch in den schnelleren Liedern immer mal wieder eine melancholische Note mitschwingt. Gleichzeitig beehrten sie ihre Fans auch endlich wieder mit einer ausgedehnten Tour, sodass viele glaubten, es gehe wieder so wild weiter wie in den frühen Jahren. Erneut taten die Jungs jedoch nicht das, was man erwartet hätte – ihre einzigen Konzerte 2010 gaben sie auf drei Festivals, an Veröffentlichungen gab es zwei Singles zu verzeichnen. Was war passiert?

Zur Neuorientierung waren die Bandmitglieder für sechs Monate getrennte Wege gegangen und hatten sich ein halbes Jahr Pause von „Radwimps“, nicht aber von der Musik genommen. Die Auszeit hat das folgende, bisher stärkste Album der Gruppe stark geprägt: Alle gingen mit einer neuen Einstellung an die Aufnahmen und vielen Songs liegen intensive Diskussionen zugrunde. Das merkt man „Zettai Zetsumei“ („Verzweifelte Situation“) auch an und so ist es auch das inhaltlich tiefgängigste Album bisher. In einem Interview sagte Sänger und Komponist Yojiro Noda, während der zwei Jahre vor und während des Albums sei er die ganze Zeit über sicher gewesen, dass er sterben würde – der Schmerz aus diesen Gedanken sei in das Album geflossen, in dem es u.a. ums Alleinsein, Suchen und gerettet werden geht.

Langsam begannen sie, wieder Liveaktivitäten aufzunehmen, und engagierten sich auch für die Opfer des Tsunamis im März 2011.

Musikstil

Der Stil von Radwimps hat sich im Laufe der Jahre zwar immer wieder etwas verändert, ist im Wesentlichen jedoch sehr konsistent geblieben: Sie überzeugen seit ihrer Gründung mit funkigem Rock, in den sich immer wieder Jazzelemente mischen. Mal geht es wild her, mal melancholisch und nachdenklich, aber immer sind die vier mit ganzem Herzen dabei und man kann sich nur mitreißen lassen. Bemerkenswert ist auch, dass sie sich ausschließlich auf die kleine Auswahl an Instrumenten beschränken und bis zu ihrem letzten Album „Zettai Zetsumei“ kein Soundengineering einsetzten. Stattdessen sind alle Elemente der Lieder genau aufeinander abgestimmt, jedes einzelne hat seinen Platz und kommt zur Geltung. Die wichtigste Veränderung, die sich durch alle ihre Werke zieht, ist ein zunehmende Ernsthaftigkeit und Melancholie in immer mehr Songs, ohne dass die freudigen, wilden Tracks an Kraft verlieren. Hier treten noch einmal „Radwimps“ Ursprünge zutage – es ist das Erwachsenwerden einer Band, die in der Highschoolzeit entstanden ist und deren Musik mit ihren Mitgliedern ins Leben hineinwächst.

Auch die Texte von „Radwimps“ sind ein charakteristisches Merkmal der vier. Sie werden ausschließlich vom Sänger Yojiro Noda geschrieben und enthalten sowohl englische als auch japanische Elemente. Dabei spielt er geschickt mit den Eigenheiten beider Sprachen, um den Texten noch mehr Tiefe zu verleihen, sodass die Lieder nicht nur etwas für Ohren, sondern auch Stoff zum Nachdenken bieten. Meist sind die englischen Texteile humorvoll, während die japanischen die traurigeren und emotionalen Aspekte des Songs behandeln. Laut eigener Aussage beziehen sich bis auf wenige Ausnahmen alle Songs auf Erlebnisse in Yojiro Nodas eigenem Leben und so wird über alles gesungen, was zwischen Geburt und Tod passiert und passieren kann.

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