Als die Sonne vom Himmel fiel

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Bildcopyright: ican films

„Am Tag des Atombombenabwurfs nahm er, wie jeden Tag, den ersten Zug nach Hiroshima. Als er zehn Tage später heim kam, hat er nichts gesagt. Kein einziges Wort. Außer, dass es einen Bombenanschlag gegeben hat. Ich wusste nicht, was geschehen war. Wir hatten weder ein Radio noch einen Fernseher. Wir haben keinerlei Informationen erhalten.“

Inhalt

Shigeru Doi war ein engagierter Arzt der inneren Medizin am Rotes Kreuz Hospital in Hiroshima. Während er wochentags seiner Arbeit nachging, fuhr er am Wochenende immer zu seiner Familie, die außerhalb der Stadt wohnte. Als am 6. August 1945 die Atombombe über Hiroshima abgeworfen wurde, kam Herr Doi erst nach zehn Tagen wieder heim – verändert. Er sprach nicht viel und das erste, was er machte, war in den Garten zu gehen und frische Tomaten zu essen.

Über ein halbes Jahrhundert später macht sich seine in der Schweiz lebende Enkelin Aya Domenig auf die Suche nach Antworten. Was ist damals in Hiroshima genau passiert? Warum redet kaum jemand über dieses schreckliche Ereignis? Während ihrer Recherchen begegnet sie der ehemaligen Krankenschwester Chizuko Uchida sowie dem ehemaligen Arzt Shuntaro Hida. Beide sind bereit, ihr von ihren Erlebnissen aus jener Zeit zu berichten und allmählich lichtet sich der Nebel ein wenig: Der Grund, warum damals niemand über die Erlebnisse in Hiroshima sprach – und so auch Ayas Großvater – war, dass es ihnen allen von der US-Armee verboten wurde. Die Ärzte durften zwar ihre Patienten behandeln, jedoch keine Aufzeichnungen ihrer Behandlungen oder dem Krankheitsverlauf anfertigen – taten sie es doch, drohte ihnen eine Haftstrafe. Die Auswirkungen der Atombombe von Hiroshima galten als Geheimoperation der Amerikaner.

Als am 11. März 2011 die Reaktorblöcke des Kernkraftwerks in Fukushima explodierten, wurde Japan von seiner eigenen Geschichte eingeholt. Während die Katastrophe von Hiroshima von der Bevölkerung nie wirklich aufgearbeitet wurde, zeichnet sich nach Fukushima eine Veränderung ab. Im Gegensatz zu früher wollen nun nicht mehr alle das Geschehene stillschweigend hinnehmen – sie werden laut, machen ihrem Unmut Luft. Es finden Demonstrationen gegen die bisher so hochgelobte Atomenergie statt – die größten Demos, die das Land bis dahin verzeichnet hat. Und auch die noch Lebenden aus Hiroshima-Tagen melden sich zu Wort. Es sind verschiedene Generationen, die doch das gleiche Schicksal ereilt hat. Und mag es zunächst auch angsteinflößend erscheinen, bietet es doch die Chance, voneinander zu lernen...

Details

Seit ihrer Teenagerzeit interessiert sich Aya Domenig, Tochter einer Japanerin und eines Schweizers, für die Geschichte ihrer Familie, mit besonderem Fokus auf die Erfahrungen ihres Großvaters während des Zweiten Weltkriegs. Als sie ihre kranke Großmutter in Japan besuchte, registrierte sie, dass sie nicht mehr viel Zeit haben werde, um sich mit den verbliebenen Zeitzeugen auszutauschen und das war der Auftakt ihrer Arbeit an „Als die Sonne vom Himmel fiel“.
Die Arbeiten zu der Dokumentation über die Atombombenopfer hatten bereits begonnen, als das Atomunglück von Fukushima eintrat. Domenig entschied sich daraufhin, dieses Geschehen mit in ihren Film aufzunehmen.

ican films

Umsetzung

Trotz des ernsten Themas ist der Film sehr einfühlsam und sensibel gestaltet, ohne jedoch irgendetwas zu beschönigen. Die Bildersprache ist – wie bei zahlreichen japanischen Produktionen – sehr atmosphärisch und unterstreicht die jeweilige Erzählung zusätzlich.
In mehreren Einschüben erzählt Aya auf Deutsch vom Leben ihres Großvaters, während die Interviews, aus denen der Großteil der Dokumentation besteht, auf Japanisch und mit Untertiteln versehen sind. Jene sind auswählbar in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Japanisch und sowohl optisch als auch vom Tempo her sehr gut zu lesen.

Packung

Da wir für die Rezension nur einen Link zum Ansehen des Videos zur Verfügung hatten, können wir diesen Punkt nicht bewerten.

Extras

Da wir für die Rezension nur einen Link zum Ansehen des Videos zur Verfügung hatten, können wir diesen Punkt nicht bewerten.

Fazit!

„Als die Sonne vom Himmel fiel“ ist eine sehr persönliche Dokumentation über ein Familienmitglied, aber ebenso auch über eine schwere Katastrophe, die in der ganzen Welt bekannt geworden ist. Besonders die Erzählungen der Zeitzeugen werfen ein ungeschminktes Licht auf etwas, wovon jeder zwar schon einmal gehört hat, aber kaum jemand Details kennt. Der Film dient daher gut als Aufklärungsmaterial, regt aber ebenso zum Nachdenken an.

Inhalt
2
Bild
2
Ton
2
Synchronisation
0
Untertitel
2
DVD-Menü
0
Extras
0
Preis-/Leistungsverhältnis
0
Gesamt
0

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