The Garden of Words (Limited Edition)

Geschrieben von
Bildcopyright: Kazé, CoMix Wave Films, Makoto Shinkai

An Regentagen zieht es den Oberschüler Takao regelmäßig in den Park. Als er dort eines verregneten Tages eine ältere Frau trifft, verändert sich das Leben beider Menschen für immer.

Inhalt

Der 15-jährige Takao hat eine besondere Angewohnheit: Immer wenn es regnet, schwänzt er die Schule und stiehlt sich in den nahe gelegen Park, um dort zu zeichnen. Der langweilige Unterrichtsstoff interessiert den Oberschüler nämlich herzlich wenig. Am liebsten würde er Schuhmacher werden, aber eine entsprechende Fachschule ist sehr teuer. Darum jobbt Takao in jeder freien Minute, um sich das Geld dafür zusammenzusparen. In der Zwischenzeit übt er daheim fleißig an seinen Fertigkeiten und benutzt die stille Zeit im Park, um Entwürfe seiner Schuhe aufs Papier zu bringen.

An einem dieser verregneten Tage trifft er eine junge Frau, die es sich mit Bier und Schokolade in einem der Pavillons bequem gemacht hat – man stelle sich vor, Bier am frühen Morgen! Diese Erwachsenen sind schon komisch. Dennoch übt die ältere Frau eine eigenartige Faszination auf den Schüler aus. Zunächst sitzen die Fremden nur still nebeneinander. Doch von diesem Tag an treffen die beiden ungleichen Wanderer an jedem verregneten Morgen im Park aufeinander. Obwohl beide nicht das Geringste voneinander wissen, scheint ein tiefes Verständnis zwischen ihnen zu bestehen.

Takao spürt instinktiv, dass die ältere Frau die Freude am Leben verloren zu haben scheint und in ihm reift der Wunsch, Schuhe für sie zu fertigen, in denen sie wieder gerne durchs Leben läuft. Doch dann endet die Regenzeit plötzlich und beendet ihre gemeinsame Zeit. Werden sich die beiden jemals wiedersehen?

Details

Einfühlsam, bedächtig und berührend – das sind die Worte, die Makoto Shinkais neuesten Film am besten beschreiben. Wie schon in seinem Werk „5 Centimeters Per Second“ ist die oberflächliche Handlung schnell erzählt, doch was den Film wirklich ausmacht, sind die Gefühle der Hauptfiguren, die sich eine Auszeit vom strengen (japanischen) Alltag nehmen, um auf die Suche nach dem eigenen Wesen zu gehen. Wer bin ich wirklich? Was will ich wirklich? Diese Fragen scheinen die Figuren fortwährend anzutreiben. Durch die geringe Länge des Films von nur 44 Minuten wird dieser Selbstfindungsprozess nicht unnötig in die Länge gezogen und läuft nicht Gefahr, verkitscht zu werden.


Relativ außergewöhnlich ist die Bedeutung, die Shinkai dem Regen in seinem Film einräumt. Häufig steht Regen für Trauer und trübe Gedanken. Hier ist es aber genau andersherum. Die Figuren können sich nur treffen, wenn es regnet. Das Wasser ist wie ein Zauber, der sie von der Wirklichkeit abschirmt und ihnen einen eigenen Raum gibt, in dem sie frei von den Zwängen der Gesellschaft sind. Die Regentage im Park werden dementsprechend auch nicht trüb dargestellt - im Gegenteil: Das Wasser belebt die Umgebung und lässt alles in schönstem Grün erstrahlen. Die Sonne vertreibt das ungleiche Paar hingegen aus ihrem Paradies.

Mit dieser einfachen sowie sehr symbolischen Erzählweise überzeugte „The Garden of Words“ am 27. April 2014 auch die Jury des 21. Internationalen Trickfilm Festivals in Stuttgart und brachte ihm den AniMovie Award in der Kategorie Langfilm ein. Seine Premiere feierte der Film am 28. April 2013, drei Tage vor seiner japanischen Erstaufführung, auf dem Gold Coast Film Festival in Australien.

Kazé, CoMix Wave Films, Makoto Shinkai

Umsetzung

Da der Regen im Film eine große Rolle spielt, wurde viel Wert auf seine Animation gelegt. Der Regen sowie alle anderen Naturdarstellungen sind überaus realistisch gestaltet und wirken fast wie Realaufnahmen, während die Figuren weiterhin animiert aussehen, was einen schönen Kontrast darstellt. Die DVD liefert ein sehr klares Bild und bringt das satte Grün der Regenlandschaft sehr schön zur Geltung. Auch der Ton liegt erfreulicherweise sowohl in DD 2.0 als auch in DD 5.1 vor und garantiert ein rundum gelungenes Seherlebnis.

Für die deutsche Synchronisation ist das Studio VSI Berlin verantwortlich, deren Sprecher einen hervorragenden Job abliefern. Takao wird gesprochen von Ricardo Richter, der schon als Mokuba in „Yu-Gi-Oh“ zu hören war, aber auch der Filmfigur Peeta Mellark aus dem Blockbuster „Die Tribute von Panem“ seine Stimme lieh. Die deutsch-japanische Sprecherin Rubina Kuraoka, welche die weibliche Hauptrolle des Films spricht, ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sie war zuletzt in dem Hollywood-Drama „12 Years a Slave“ zu hören. Beide Sprecher beherrschen ihr Handwerk und überzeugen in ihren Rollen. Die deutschen Untertitel sind von ebenfalls guter Qualität. Das typische, schwarz umrandete Gelb ist auf allen Untergründen gut zu lesen und die Texte wurden im Vergleich zu den gesprochenen Texten abgewandelt. Leider kann man die Untertitel nicht ausstellen, wenn man den japanischen Originalton einstellt.

Kazé, CoMix Wave Films, Makoto Shinkai

Packung

Der Silberling kommt in einem Digipack mit Schuber daher. Auf der Rückseite des Schubers befinden sich die technischen Date, die Inhaltsangabe sowie drei Screenshots. Das FSK-Zeichen wurde auf das innenliegende Digipack gedruckt, sodass der Schuber, der ein Bild der beiden Protagonisten in ihrem angestammten Pavillon im Park zeigt, nicht verunstaltet wird. Das Digipack selbst ist zweckmäßig. Es kann einmal aufgeklappt werden und enthält eine Plastikhalterung für die DVD.

Kazé, CoMix Wave Films, Makoto Shinkai

Extras

Der Bonusbereich der DVD gestaltet sich ausschließlich digital, was aber bei der Fülle an Material vollkommen für „fehlende“ Postkarten oder anderes Merchandising entschädigt. Besonders die langen Interviews machen ein Booklet überflüssig.

 

Interviews: Die 50-minütigen Interviews mit Regisseur Makoto Shinkai und den japanischen Synchronsprechern sind überaus detailliert und geben einen tiefen Einblick in die Produktion des Films sowie die Intentionen, die hinter den einzelnen Szenen stehen. So wird beispielsweise gezeigt, dass sich die Crew intensiv mit dem Schuhmacherhandwerk auseinandergesetzt hat, um die Schuhe und Kleidung der weiblichen Hauptfigur so realistisch wie möglich zu gestalten. Animierte Storyboards: Mit den Storyboards findet der Zuschauer noch einmal den kompletten, knapp 44 Minuten langen Film in seiner Rohfassung vor. Die Storyboards werden dabei immer wieder von realen Szenen unterbrochen, woran man sehen kann, wie die Macher des Films anhand von realen Vorlagen gearbeitet haben. Kurzfilm: Der knapp siebenminütige Kurzfilm „Proud Future Theater“ (jap. Dareka no Manazashi) wurde zusammen mit dem Hauptfilm bei seiner Premiere auf dem australischen Gold Coast Film Festival gezeigt. Er wurde Deutsch untertitelt und erzählt einfühlsam vom Erwachsenwerden eines jungen Mädchens.

 

Mit dem Bonusmaterial kommt die DVD also auf eine Gesamtspielzeit von etwa 145 Minuten, was den recht hohen Verkaufspreis von knapp 30 Euro realistischer erscheinen lässt. 

Fazit!

„The Garden of Words“ ist ein weiterer, einfühlsamer Film von Makoto Shinkai, der sich mit seiner Schlichtheit und Realitätsnähe in die Herzen vieler Zuschauer spielen wird. Die deutsche DVD-Umsetzung ist eindeutig gelungen. Besonders angenehm ist die gute, deutsche Synchronisation, sodass man sich ganz von den Bildern des Films verzaubern lassen kann, ohne von den Untertiteln abgelenkt zu werden. Das geht mit der japanischen Tonspur leider nicht, weil die Untertitel fest damit verbunden sind, darum gibt es hier Abzüge in unserer Wertung. Das umfangreiche Bonusmaterial und die gute Qualität von Ton und Bild entschädigen aber für solche Kritikpunkte.

Inhalt
2
Bild
2
Ton
2
Synchronisation
2
Untertitel
4
DVD-Menü
6
Extras
3
Preis-/Leistungsverhältnis
4
Gesamt
4

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