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Ja, natürlich, die Preise sind in beiden Städten nicht gerade niedrig. Daher fand ich Tokyo wohl auch auf den ersten Blick nicht sonderlich schlimm, schließlich lebe ich in der teuersten Stadt Deutschlands. Aber dafür fielen mir ganz andere Dinge auf.
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Würden wir bei banalen Dingen anfangen, so wäre das wohl das „Rolltreppe fahren“.
Wo es in München unausgesprochenes Gesetzt ist „rechts stehen – links gehen“, so ist es in Tokyo natürlich genau umgekehrt. Nicht schwer zu merken. Reine Gewohnheit.
Wobei man hier wirklich auf Tokyo hinweisen muss. Denn in Osaka sieht die Sache genauso aus wie in Deutschland. Warum auch immer.
Als weiteren einfachen Unterschied bleiben wir bei den fahrbaren Dingen und kämen zu der Sache mit der S- bzw. U-Bahn. In München gibt es eine Art Spruch die besagt: „Erst aussteigen lassen, dann einsteigen“. An welches sich meist so gar nicht gehalten wird. Auch wenn es ja nur logisch wäre. Weil, wie soll man bitte in etwas einsteigen, das überfüllt ist? Es sei denn natürlich es ist eine S-Bahn-Haltestelle bei der man rechts aussteigt und links einsteigt. Aber selbst mit Durchsagen scheint dies nicht immer allen ganz klar zu sein.
In Tokyo hingegen gibt es bereits an den Bahnsteigen kurze Striche in denen man sich in Reih und Glied aufstellt. So muss keiner drängeln, weil er eben dann dran ist, wenn sich die Reihe weiterbewegt hat. Es wird hier brav gewartet, bis die Leute ausgestiegen sind. Denn Japaner scheinen dieses Prinzip zu verstehen: Leere Bahn = Hineinkommen einfacher.
Gequetscht und geschoben wird allerdings in beiden Städten. Und in der Rushhour scheinen selbst die Tokioter undisziplinierter. Wobei ich mich frage, wieso die Japaner wiederum automatisch in die Gänge weitergehen, während die Deutschen im Türbereich stehen bleiben?
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Eines meiner liebsten Themen in beiden Städten ist allerdings das „Ausweichen“. Auch bekannt als „Wie komme ich sicher durch die Innenstadt?“. Es ist angeblich so, dass wir Deutschen nach rechts ausweichen, wenn uns jemand entgegen kommt, während die Japaner, wie bei den Rolltreppen, dies genau umgekehrt halten. Sie weichen also nach links aus. Das passt in den Ländern bzw. Städten eigentlich auch sehr gut. Wenn sich zwei Münchner begegnen, weichen beide also nach rechts aus, was einen Zusammenstoß verhindert. In Japan bzw. Tokyo ist das ganze umgekehrt ebenso. Klingt logisch, nicht? Nun ja, was ist aber, wenn man nun gar nicht daran denkt, auszuweichen? Tja, dann ist man wohl in München. Denn dort in der Innenstadt bzw. Fußgängerzone keine blauen Flecken von Ellbogen, Taschen oder Schuhen zu kassieren, ist ein gutes Ziel, solange man sich nicht von so was wie Shopping oder Quatschen mit den Freunden ablenken lässt. Denn dann wird das Ganze eher zu einem Spießrutenlauf. Warum auch auf andere achten? Jeder möchte doch genau jetzt und hier entlang!
Zurück nach Tokyo. Dort leben im Durchschnitt achtmal so viele Menschen wie in München. Da müsste man ja nun schlussfolgern, dass man dort nur noch so mit blauen Flecken übersät wird, sollte man sich in die Innenstadt wagen. Falsch. Genau das ist nämlich das Merkwürdige. Dort berührt einen kein Mensch! Ehrlich. Man geht über den größten Zebrastreifen der Stadt, einfach mal so quer in Shibuya und man wird nicht angerempelt. Nichts. Kein Ellbogen oder eine zu große Tasche. Es sei denn man weicht mal aus Versehen nach rechts aus, so als Deutscher. Aber selbst da sind die Japaner so flink und reagieren prompt. Ein Phänomen, über das ich mich in München noch heute aufrege.
Und noch eines meiner Lieblingsthemen ist die „Kleidungssache“.
Fangen wir hier doch mal mit Tokyo an. Dort war ich schließlich Ausländerin und eigentlich zum Anstarren prädestiniert. Groß, nicht asiatisch, andere Klamotten. Ich gebe zu, in deutscher bzw. europäischer Kleidung fällt man schon gerne mal auf in Tokyo. Es ist einfach anders. Schwer zu erklären. Doch wenn man sich einmal „einheimisch“ gekleidet hat, ist man total uninteressant für die Japaner. Egal ob man Ausländer ist oder groß.
Anders in München –wo man ja deutsche Kleidung gewohnt sein sollte und auch nicht ausländisch aussieht– wird man mit strahlend rosafarbener Hose und rotem Regenhut angegafft. Selbst wenn beides in Deutschland gekauft wurde. Es sind beides Dinge, welche die Deutschen als Hinweisschilder orten, das wohl ungefähr so lautet: „Ich trage Farben! Seht mich an!“ Man ist nun vor keinem Blick mehr sicher. Egal ob Kind oder Erwachsener. Keine Chance zu entkommen.
In Tokyo kann man als junger Erwachsener eine weiße Handtasche mit original pinkfarbenem „Barbie“ Aufdruck tragen, das interessiert niemanden. Im Gegenteil: Es wird als cool angesehen. Mich würde wirklich interessieren, woher das kommt. Liegt es vielleicht an den Tokiotern, die denken: „Jedem das seine, ich kümmere mich um meinen Kram, du um den deinen.“ Oder doch eher an der unglaublichen Neugier und Intoleranz der Münchner?
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Fazit!
Wie auch immer. Hier merkt man wohl den Unterschied zwischen europäisch und asiatisch. Und ich glaube, ich werde zu asiatisch. Denn in Tokyo laufe ich viel lockerer und ungestresster durch die Gegend. Nichtsdestotrotz liebe ich München. Und blaue Flecke verteilen kann ich auch. ^_~
Banner/Aufmacher: Julia Kefenhörster
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