An Cafe Live in München 2012

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Bildcopyright: An Cafe, Taliana Chastaya Photography

Nach 2 ½ Jahren Pause haben An Cafe im April 2012 ihr Comeback angekündigt und dieses umgehend mit einer Welttour gefeiert. Einer von drei Deutschlandauftritten fand am 11. November in Münchens Theaterfabrik statt - hier unser Bericht zum Konzert! 

Inhalt

Schon am Tag zuvor hatte ich mir das erste Deutschlandkonzert von An Cafe im FZW in Dortmund angesehen und kam somit erst spät am Abend wieder nach Hause. Nach knapp zwei Stunden Schlaf – oder eher: dem vergeblichen Versuch – musste ich mich auch schon wieder auf den Weg nach München machen, denn für den Mittag war ein Interview mit der Band angesetzt! 

Nach sechs Stunden Fahrt – und sicher einer guten weiteren Stunde des Umherirrens im Münchner Hauptbahnhof – erreichte ich um etwa 12:30 Uhr die Theaterfabrik. Schon jetzt hatte sich eine Handvoll Fans an diesem verregneten und kühlen Mittag vor der Halle eingefunden und verteilte bereits Nummern an die allmählich eintreffenden Fans; mit diesem System sollte der Einlass später relativ problemlos und zügig von statten gehen. 
 
Nach einer knappen halben Stunde im Interview, in der die Musiker vor allem über ihr neues Minialbum „amazing blue“ gesprochen haben, stand ich schließlich wieder vor der Halle und entschloss mich dazu, im Hauptbahnhof auf den Einlass zu warten – immerhin sollte dieser erst um 18:00 Uhr beginnen. 
Diese Entscheidung erwies sich noch als die richtige, denn inzwischen hatte es so stark zu regnen begonnen, dass man sich den Einlass mit jeder weiteren Minute des Wartens mehr und mehr herbeisehnte. Fans, die ein VIP-Upgrade für ihre Tickets gekauft hatten, waren also klar im Vorteil, denn diese konnten die Halle schon um 17:00 Uhr betreten. 
Der Einlass verlief schließlich relativ ruhig und zügig, doch wider Erwarten stürmten kaum Besucher nach vorne in die ersten Reihen. Erst einmal bildeten sich relativ lange Schlangen vor dem Merchandise-Stand und der Garderode, die Halle hingegen füllte sich nur sehr langsam. 
Je weiter es gegen 19:00 Uhr und damit den Beginn des Konzertes ging, umso reger wurde das Gedränge in den vorderen Reihen dann doch noch. Alles in allem war die Stimmung gut und wurde sogar immer ausgelassener, Fans aus allen Teilen Deutschlands waren für dieses Konzert angereist und sogar einige japanische Cafekko hatten sich unters Publikum gemischt. 
 
Pünktlich um 19:00 Uhr brachte das Erlöschen der Scheinwerfer die Menge zum Toben. Hörte man zu Beginn nur ein schnelles, einheitliches Klatschen im Rhythmus des eingespielten Openings, wurde dieses immer dann durch allseitiges Kreischen ersetzt, wenn einer der Musiker die spärlich beleuchtete Bühne betrat. 
Den Anfang machte Teruki, der mit einem breiten Lächeln im Gesicht hinter sein Schlagzeug trat. Keyboardspieler Yuuki kam mehr hüpfend als gehend auf die Bühne und posierte vor seinen Fans, bis auch er sich nach hinten an sein Instrument begab. Danach folgten Bassist Kanon und Gitarrist Takuya, die beide ziemlich locker ihre Plätze jeweils rechts und links am Bühnenrand einnahmen. 
Als dann Sänger Miku die Bühne betrat, kannten die Fans kein Halten mehr und das Konzert ging ohne großes Umschweifen mit dem ersten Song, „Maple Gunman“, los!
Da dies einer der beliebtesten Einstiegssongs der Band ist, sprang der Funke direkt auf einige Fans über. Vom Mitsingen bis zu Furi (Anm.: Als „Furi“ bezeichnet man vor allem die Handbewegungen, die gerade in Japan speziell zu jedem Song gemacht werden) war alles zu sehen und zu hören, doch das schien der Gruppe noch nicht zu reichen. Denn Miku und Yuuki versuchten immer wieder, mehr und mehr Fans zum Mitmachen anzuregen – und hatten auf lange Sicht auch Erfolg.
 
Als sehr gitarrenlastiger Song konnte „Maple Gunman“ vor allem Takuya-Fans begeistern. So trugen gerade auf seiner Publikumsseite die fehlerfrei gespielten und schnellen Soloparts deutlich zur guten Stimmung bei, die auch beim nächsten Song, „Kakusei Heroism ~THE HERO WITHOUT A “NAME“~“, nicht abbrechen sollte. 
Bei diesem Lied kommt neben der Gitarre auch stellenweise Kanons Bass sehr deutlich zum Tragen, weshalb sich hier die beiden Musiker das Rampenlicht teilen mussten. Dabei ist jedoch aufgefallen, dass Kanon immer wieder ein paar Schwierigkeiten mit seinem Instrument zu haben schien. Mit ein wenig Schauspielerei gelang es ihm, die technisch bedingten Patzer gekonnt zu überspielen, sodass man gut und gerne darüber hinwegsah. 
Glücklicherweise war darüber hinaus nichts an der Technik und Akustik auszusetzen, sodass Band und Fans nichts daran hindern konnte, immer euphorischer zu werden. 
 
Dies hat sich vor allem beim nächsten Lied, „Tekesuta Kousen“, gezeigt. Mit diesem Song hat die Gruppe einen weiteren Klassiker aus ihrer Diskografie in die Setlist aufgenommen und das Publikum zeigte sich sichtlich begeistert. Waren zuvor nur vereinzelt Fans mit Singen, Tanzen und Jumpen beschäftigt gewesen, konnte man nun eine viel größere Aktivität in den Reihen ausmachen. Als beispielsweise Miku sein Tamburin zur Hand nahm, klatschte das Publikum den bekannten Rhythmus gleichzeitig mit, als wäre dies ganz selbstverständlich. 
Der Band sah man deutlich an, dass sie sich über die steigende Euphorie ihrer Fans gefreut hat, doch gleichzeitig forderte sie immer noch ein bisschen mehr von ihrem Publikum. So nickte Takuya den Fans immer wieder bekräftigend zu, während Kanon oftmals mit seinem Bass am Bühnenrand posierte – und somit die lautstarken Rufe nach seiner Person noch verstärkte. 
Yuuki machte sogar Furi für diejenigen vor, die sich bis dahin nicht mit den Bewegungen auskannten und konnte so tatsächlich dafür sorgen, dass ein paar Hände mehr in der Luft zu sehen waren. 
 
Überraschenderweise spielte die Band als vierten Song „Wagamama Koushinkyoku“. Hierbei handelt es sich um einen der ältesten Songs der Gruppe, doch vielen Fans waren sogar die Bewegungen zu diesem Song bekannt, sodass keinerlei Anweisungen von den Bandmitgliedern nötig waren. 
Spätestens bei „Escapism“ ist dann auch der letzte Besucher aufgetaut. Via Facebook hatte die Gruppe schon lange vor der Tour ihre Fans darüber abstimmen lassen, welche Songs gespielt werden sollen. In unserem Interview gab es dann die Auflösung: „Escapism“ lag deutlich vor allen anderen Songs auf Platz Eins, und das merkte man dem Münchner Publikum und der Band deutlich an! 
Denn für seine Performance zu dem beliebten Song nutzte Miku die gesamte Bühne und begab sich nun auch an die Seiten, was ihm natürlich deutlich mehr Zurufe einbrachte. Dabei suchte er auch immer wieder Kontakt zum Publikum und rief ihm entweder zu oder bedeutete mit Gesten, sich mehr und mehr der Musik hinzugeben. 
 
Nachdem die ersten fünf Songs allesamt schon bekannt waren, folgte mit dem sechsten Lied endlich ein neues Stück und gleichzeitig auch die einzige Ballade des Abends: „Jibun Setsumeisho“. 
Man muss leider kritisch anmerken, dass sich die Mentalität von europäischen und japanischen Fans manchmal nicht im Guten voneinander unterscheidet – vor allem was das Verhalten während und nach ruhigen Songs angeht. 
Glücklicherweise wurde während „Jibun Setsumeisho“ kaum in den Song hineingeschrien, wie es sonst oftmals üblich ist, sodass das Publikum an diesem Abend eine wirklich gut performte Ballade hören durfte – und zwar so, wie sie auch gehört werden sollte. 
 
Ein Stimmungsumschwung folgte schließlich, als die Anfangstöne von „Takaido“ erklangen. Der Song wird von der Band oft dafür genutzt, um eine kurze Member-Vorstellung unterzubringen und um einige Sätze in der jeweiligen Landessprache zum Besten zu geben. Auch in der Theaterfabrik konnten wir in den Genuss einiger kurioser Anmerkungen kommen. 
So hat Miku uns darum gebeten, jeden Musiker einzeln mit Namen zu rufen – bis auf Yuuki. Dieser wurde (glücklicherweise?) wieder mit einer alten Tradition konfrontiert: Denn anstatt „Yuuki-san!“ zu rufen, wies Miku uns recht deutlich und bestimmt dazu an, „Atze-san!“ zu rufen – und diesem Wunsch kam das Publikum nur allzu gerne nach. Auch Yuuki selbst stellte sich schließlich mit „Ich bin Atze!“ vor, was vor allem innerhalb der Band zu weiterer Belustigung führte. 
 
Nach „Takaido“ erwartete uns eine kleine Besonderheit. Denn anstatt sofort den nächsten Song anzuspielen, fragte Miku die Fans, ob sie den Bandmanager Junior kennen würden. Recht viele bejahten die Frage und so rief das Publikum nach einer Aufforderung also auch „Junior-san!“, um ihn auf die Bühne zu bitten. 
Kaum war dieser zu sehen, begann Miku, „Happy Birthday“ für ihn zu singen – denn Junior feierte am 11. November seinen 26. Geburtstag. Zwar wirkte der Bandmanager anfangs noch etwas schüchtern, doch als Miku ihm das Mikrofon in die Hand drückte, bedankte dieser sich vielmals für die Glückwünsche, die ihm auch aus dem Publikum entgegengerufen wurden. 
 
Danach ging das normale Bühnenprogramm mit „NYAPPY in the world 4 ~Hannyaka Kyo no Theme~” weiter. Bei diesem Song teilten sich Miku und Yuuki die Vocals und führten gemeinsam eine Choreografie vor, die wieder begeistert von einigen Fans mitgemacht wurde. Neben vielen Seitenwechseln der Member ging Yuuki am Bühnenrand entlang und hat immer wieder sein Mikrofon ins Publikum gehalten, um die Fans zum Mitsingen anzuregen. Auch Takuya und Kanon wechselten einige Male die Seiten, sodass jeder Fan seinen Favoriten einmal von Nahem sehen konnte. Dies war auch einer der wenigen Songs innerhalb der sehr poplastigen Setlist, bei dem man hemmungslos headbangen konnte. Viele nutzten diese Gelegenheit, sodass man in den ersten Reihen kaum jemanden sah, der sich der Gruppendynamik entziehen konnte. 
 
Nachdem der Song geendet war, wurden sämtliche Scheinwerfer komplett ausgeschaltet. Kurz darauf erkannte man ein kleines, blaues Licht, was nur bedeuten konnte, dass endlich der gleichnamige Titeltrack des Minialbums „amazing blue“ gespielt werden sollte. So jubelte das Publikum, noch ehe der Song überhaupt begonnen hatte. Die Bühne erstrahlte in gleißend blauem Licht, und die Melodie setzte ein. 
Für einige Fans war dies sicher das Highlight des Abends. Hier gab die Band alles, und legte einen perfekt gespielten Song hin, der noch den ganzen weiteren Abend in den Köpfen der Hörer bleiben sollte. 
Doch es folgten noch zwei weitere Songs: „Snow Scene“ und „Cherry Saku Yuuki!!“, die den Fans stellenweise wieder die seltene Gelegenheit zum Headbangen boten. Obwohl es sich gerade bei diesen Liedern förmlich anbot, Furi mitzumachen, schien das Publikum allmählich zu erschöpft zu sein, um sich an der Choreografie zu beteiligen. Allerdings waren bei diesen „älteren“ Songs wieder mehrere Fans recht textsicher und sangen die Lieder mit, was zu einer sehr angenehmen Stimmung inmitten des Publikums geführt hat. 
 
Leider war der erste Teil des Konzertes hiermit vorbei und nur kurz nachdem sich die Musiker von der Bühne verabschiedet hatten, wurden die Rufe nach ihnen laut. Schon wenige Minuten später standen An Cafe aber wieder zu einem Encore auf der Bühne, das mit dem Song „Duck no Magical Adventure“ begonnen hat. Auch hier ließ sich die Gruppe nicht die Gelegenheit nehmen, einige merkwürdige Fragen an das Publikum zu stellen, oder untereinander anzügliche Bemerkungen zu machen. 
 
Als vorletzter Song des Abends folgte „BondS ~Kizuna~“, eines der beiden Lieder, die auf jedem Konzert zum Schluss gespielt werden.
Mit großer Beteiligung des Publikums ist der Song sehr interaktiv geworden; wieder konnte man shouten, headbangen oder mitsingen. Genau deshalb ist der Song auch länger als sonst ausgefallen, denn gerade das Shouten wollte und wollte nicht abbrechen. 
Zu guter Letzt erklang die bekannte Melodie des Songs „Smile Ichiban Ii Onna“, der ebenfalls bei jedem Konzert gespielt wird. Doch damit ging der musikalische Teil leider zu Ende. 
 
Zur Freude aller weiblichen Fans zog Miku noch sein Shirt aus, welches er einem weiteren glücklichen Fan zuwarf und einige wenige Pleks wechselten ebenfalls den Besitzer. 
Eine kleine An Cafe-Tradition kam zum Schluss ebenfalls noch zum Tragen: So fasste sich das Publikum bei den Händen und rief laut „3,2,1 Tiramisu!“ und die Gruppe gab das Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen! 
Leider war das Konzert nun wirklich zu Ende, weshalb sich vor der Garderobe und vor dem Merchandise-Stand lange Schlangen gebildet hatten. Am Ende waren einige Artikel komplett ausverkauft, so beispielsweise die „King of Harajuku Dance Rock“-DVD der Band, welche auch auf folgenden Konzerten der Tour nicht mehr erstanden werden konnte.
 
Seit dem letzten Mal, als An Cafe in Deutschland gespielt haben, sind knapp vier Jahre vergangen. Während dieser Tour hat man den Musikern deutlich angemerkt, wie viel Erfahrung sie in dieser Zeit gesammelt haben, sodass das Konzert wirklich sehr viel Spaß gemacht hat und ich mich darauf freue, die Band im nächsten Jahr wiederzusehen! 
 
 
Setlist
01. Maple Gunman 
02. Kakusei Heroism ~THE HERO WITHOUT A “NAME“~
03. Tekesuta Kousen 
04. Wagamama Koushinkyoku 
05. Escapism 
06. Jibun Setsumeisho 
07. Takaido 
08. NYAPPY in the world 4 ~Hannyaka Kyo no Theme~ 
09. amazing blue 
10. Snow Scene 
11. Cherry Saku Yuuki!! 
 
Encore: 
12. Duck no Magical Adventure 
13. BondS ~Kizuna~ 
14. Smile Ichiban Ii Onna ♀
 
 
Da wir das Glück hatten, die Band gleich zweimal zu ihrer Welttour befragen zu dürfen, findet ihr weiter oben bereits den Link zu unserem Interview in München mit der Band. Wer unser E-Mail-Interview noch nicht kennt, kann dieses gerne hier nachlesen!

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