Inoran live in Köln

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Bildcopyright: Inoran

Bereits 2010 schnupperte der Gitarrist Inoran mit Luna Sea bereits einmal Europaluft, dieses Mal kam er solo auf seiner „SEVEN SAMURAI“-Tour: Im Gepäck seine Supportband, seine Gitarre und das neue Album mit starken Rocksongs. Wir hatten die Gelegenheit am 05. September 2012 in Köln dem Konzert beizuwohnen.

Inhalt

Eigentlich sollte es vor dem Konzert noch ein Meet und Greet mit dem Künstler geben für die Glücklichen, die ein Ticket mit einer Zahl unter 100 besaßen. Anscheinend war ihm das aber zu wenig oder egal: Er begrüßte sie alle. Als man die Stufen zu dem kleinen MC Club hinunterstieg konnte man die Schlange sehen, rechts davon Inoran, wie er lässig mit Hut an einem Tisch stand, Hände schüttelte, CDs signierte, Fotos mit den Fans machte und sie auch umarmte, wenn sie das wollten. Die ganze Zeit mit einem Lächeln auf den Lippen und sehr locker. Diejenigen, die ihn eher aus seiner Luna Sea Zeit kennen, waren sicher erstaunt, denn dort war er neben seinen hervorragenden Kompositionen eher für seine Schüchternheit bekannt. Inoran ließ sich Zeit mit jedem einzelnen Fan und posierte auch geduldig ein zweites oder drittes Mal für Fotos. Nachdem alle versorgt (und ziemlich glücklich) waren, verschwand er aber hinter die Bühne, da zunächst die Vorband „Dreams not Reality“ dran war, die den Club schon mal in Stimmung versetzen sollte. Nach ihrem Auftritt gabs aber erstmal wieder eine kleine Pause für einen Umbau, dann ließen sich der Künstler und seine Support-Band aber nicht lange bitten: Relativ zügig kamen Schlagzeuger Ryo Yamagata, Bassist u:zo, Gitarrist Yukio Murata und schließlich Gitarrist und Sänger Inoran – allerdings ohne Hut - auf die Bühne.

Den Auftakt machte der Song „Smoke“ aus seinem neuen Album „Dive youth, Sonik Dive“, ein reiner purer Rocksong, den man sonst am ehesten bei seinem Kollegen J erwarten würde, nicht bei Inoran. Starkes Zupfen an der Gitarre, bevor die Drums und die restlichen Instrumente einsetzen – Zeit für „Super Tramp“ vom Album „Teardrop“, der lockerer und fröhlicher klingt als sein Vorgänger und mehr als nur zum Tanzen einlädt. In einer kleinen anschließenden Pause begrüßte er das Publikum mit „Guten Tag!“, aber wer Inoran kennt, weiß, dass er nie der sonderlich gesprächige Entertainer war, sondern lieber durch seine Musik kommuniziert. „Es wird Zeit“ fügt er noch hinzu, bevor mit „ONE TWO THREE FOUR!“ „No Name“, ein sehr nonchalant wirkendem Song, eingeleitet wird. Mitten im Song animierte die Band das Publikum dazu, im Rhythmus zu Klatschen und „HeyHeyHey!“ zu rufen, bevor es lässig weitergeht. Ein langes Drumintro, gefolgt von schweren Gitarrenklängen änderte mit einem Mal die Atmosphäre. Etwas düster und geheimnisvoll wirkt Inorans Gesang bei „Selfless“, bei dem er in einigen kleineren Solis sein Gitarrenkönnen mehr in den Mittelpunkt stellen konnte, gefolgt vom sehr basslastigen „no options“ (im Original zusammen mit Anna Tsuchiya aufgenommen), bei dem u:zo auf der linken Seite nur allzu gern direkt am Bühnenrand spielte und zeigte, was er drauf hat. Allgemein genoss u:zo das Konzert sehr, headbangte öfter und mit einer Leidenschaft, die seinesgleichen suchte. Stillstehen tat er höchstens dann, wenn er sich in der Bewunderung seines hervorragenden Bassspiels sonnte oder die Menge versuchte nur noch mehr anzutreiben. 
Anschließend verschwand Inoran und überließ seiner Support die Bühne, die sich nicht zweimal bitten ließ: Schlagzeuger Ryo legte sofort los, ebenso wie Murata, der sich sofort in der Mitte positionierte, um seine Künste besser zu präsentieren – zum Beispiel, dass er durchaus in der Lage ist, seine Gitarre mit Drumsticks zu spielen, ohne dass es sonderlich schräg klingen würde, während u:zo das Mikro derweil zum Brüllen missbrauchte. Nach einer kleinen Sessioneinlage fragte er „Are you ready to rock!“ Die Anwort fand er aber wohl leicht unbefriedigend, denn er fragte noch mal, bis er vom „YEAH!“ Gebrüll der Fans fast umgehauen wurde.


Kurz darauf erschien Inoran wieder auf der Bühne, sodass Murata den Platz etwas wehmütig wieder räumen musste, während Inoran sich direkt vor dem Mikro positionierte und leicht unschuldig fragte „Are you nasty?“, was sofort mit zustimmenden Gebrüll beantwortet wurde. Abermals fragte er völlig unschuldig „Are you nasty?“, immer und immer wieder, der Auftakt zum Song „nasty“. Beim anschließenden „Rightaway“ wurden die Fans wieder mit eingebunden, als es mit dem charakteristischen Geklatsche eingeleitet wurde, das an bestimmten Stellen wiederholt wurde. 
Mit „grace and glory“ einem etwas frech und verspielt klingenden Lied, war es dann erst mal vorbei, sie stellten ihre Instrumente ab und verließen langsam die Bühne. Fast sofort setzten die „Encore“ (Zugabe) Rufe ein, bevor umgeschwenkt wurde zu „Inoran!“-Rufen. Bei den leidenschaftlichen Rufen ließen sie natürlich nicht lange bitten und kamen schnell wieder zurück. 

 

Nach „One Big Blue“ wurde „Get Laid“ (ein echter Ohrwurm!) angespielt, bei dem Inoran erst einmal Instruktionen an sein Publikum gab: Jedes Mal, wenn er „Get Laid“ rief, sollten die Fans das ebenso tun, wie auch bei „Oh yeah oh yeah“. Nach einigen gemeinsamen Übungsversuchen konnte der Song dann endlich starten, bei dem die Fans versuchten mitzuhalten und fleißig an den richtigen Stellen die gewünschten Passagen riefen.
 


 

Am Ende überraschte Inoran, als er „Tonight“ ankündigte, einen fröhlichen, gute Laune verbreiteten Song, was vom Publikum aber begeistert aufgenommen und mitgesungen wurde. „Tonight“ ist ein beliebter Song von „Luna Sea“, dessen Gitarrist er war und ist, und somit auch die Brücke zum Anfang seiner Karriere schlägt. Ein würdiger und gelungener Abschluss des Abends. Er bedankte sich beim Publikum und stellte die einzelnen Mitglieder seiner Supportband vor, bevor er sich verabschiedete und die Bühne verließ, gefolgt von den anderen Musikern. Es wurden noch einmal „Encore“-Rufe laut, doch es wurde schnell deutlich, dass es keine zweite geben würde, der Abend war leider vorbei.

Allgemein dominierten an diesem Abend die sehr rockigen Songs seiner letzten beiden Alben „Dive youth, Sonic Dive“ (2012) und „Teardrop“ (2011), Fans von älteren Songs aus seiner langen Solokarriere, die immerhin nun schon fünfzehn Jahre währt, wurden kaum bedient. Der älteste Song war „Rightaway“ aus dem Album „apocalypse“, das von 2008 stammt, zumindest wenn man „Tonight“ außer acht lässt, der ja aber eigentlich ein Song von Luna Sea ist. Auch Fans seiner wunderschönen Balladen und ruhigen Lieder kamen zu kurz, denn er spielte an diesem Abend nicht eine. Auch wenn jeder Song in seiner Dynamik oder seiner Atmosphäre anders als der jeweils vorangegangene war, so fehlte doch eine gewisse Balance gerade zu älteren und ruhigeren Stücken, die vor allem Fans, die seine Karriere seit längerem verfolgen, sehr schätzen und lieben. 

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Dennoch war das Konzert alles andere als schlecht, im Gegenteil: Die rockige Auswahl von Songs unterstreichen Inorans neue Richtung und kommen live hervorragend rüber; man tanzt, man hat Spaß, man jubelt und headbangt, man rockt!
Fans von Rockmusik, auch die, die normalerweise weniger mit J Music allgemein anfangen können, sind bei Inoran bestens aufgehoben. Gerade auch wegen seiner kleinen Größe und dadurch erreichten Intimität war das Live sehr gelungen, einziges Manko war die Kürze von nur knapp einer Stunde inklusiver Zugaben.




Setlist

1. Smoke
2. Super Tramp
3. No Name
4. Selfless
5. no options
6. Nasty
7. Rightaway
8. Hide and Seek
9. Shike
10. grace and glory

Zugabe:
11. One Big Blue
12. Get Laid
13. TONIGHT

 

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