J-Rock Invasion

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Bildcopyright: alice nine, SuG, Screw, Kra, Kagrra

Fünf Stunden, fünf Bands. Das Palladium in Köln lud Ende 2007 zu einem Visual Kei Rock Konzert der besonderen Art.

Inhalt

Selbst der zeitweise strömende Regen konnte nicht verhindern, dass die Schlange vor der Halle immer länger wurde, die Leute immer aufgeregter, je näher der Zeiger der Uhr in Richtung drei rückte. Die Abendkasse, an der viele ihre bereits bezahlten Tickets abholen sollten, machte mit einer Stunde Verspätung auf und sorgte bald aufgrund mangelnder Organisation für etwas Chaos, da das Gedränge immer größer wurde.
Der Einlass erfolgte etwas verspätet, was für einigen Unmut sorgte, da es nach wie vor regnete. Doch kaum war man drin, konnte man am Ende des Ganges den, für fünf Bands doch sehr klein geratenen, Merchandisingstand begutachten. Neben T-Shirts und Poster, konnte man auch die CDs und DVDs, sowie allerhand Kleinkram von den Bands kaufen, wobei die selbst für Importe völlig überteuerten Preise nicht viele davon abhielten ihre Sammlung zu erweitern. Zu jedem Einkauf bekam man zudem noch eine Nummer, deren Geheimnis erst später gelüftet werden sollte.
Wer sich dafür nicht sonderlich interessierte, betrat gleich daneben den Eingang zum Hauptsaal, wo sich auch gleich auf der linken Seite die Bühne befand. Auch wenn der Einlass verspätet gewesen war, Punkt 17 Uhr betrat der Moderator die Bühne, wünschte allen Anwesenden einen schönen Abend und stellte die erste Band vor.

Den Auftakt sollte die jüngste der Bands bilden: SuG. Die Band, die aus den Mitgliedern Takeru (Vo.), Chiyu (Ba.), Masato (G.), Yuji (G.) und Mitsuru (Dr.) besteht, war nach Aussagen des Moderators „super nervös“, allerdings merkte man ihnen diese Nervosität die meiste Zeit keineswegs an. Los ging es mit „Candy Low Pop“ von ihrem neuen Minialbum „Love Scream Party“, was erst wenige Wochen zuvor in Japan veröffentlicht wurde. Nach dem zweiten Song hielt Takeru eine kurze Ansprache in einem Mix aus Japanisch, Englisch und zur Freude aller auch in ein wenig Deutsch, in der er sich, sowie die Band vorstellte und wie es ihn freut heute hier sein zu können. Anschließend ging es weiter mit der beliebten Single „Alterna“.
Die Musik, eine Mischung aus Pop-Rock mit jedoch durchgängig eher fröhlich wirkenden Klängen, wurde durchweg ordentlich präsentiert und SuG schafften es bereits nach kurzer Zeit die Massen zu begeistern. Nur das ständige Zuppeln an seinem Hemd, das als Fanservice gedacht war, ließ Takeru etwas nervös wirken. Nach zwei weiteren Songs hieß es aber Schluss für SuG. Eine kurze Verabschiedung noch und sie gingen von der Bühne, der Vorhang wurde wieder zugezogen.
Eine schöne Überraschung folgte, als der Moderator wieder die Bühne betrat und ankündigte zwei Bandmitglieder, Takeru und Mitsuru für ein kurzes Interview erneut zu sich zu holen. Neben Fragen, was es für sie bedeutet in Deutschland spielen zu können und was für Erwartungen sie hatten, wie sie auf den Bandnamen kamen etc., wurden auch einige weniger sinnvolle Fragen bezüglich der Entdeckung schöner Mädchen gestellt. Anschließend wurde auch das Geheimnis der Zettel vom Merchandisingstand gelüftet: Beide Bandmitglieder zogen aus einem Eimer fünf Nummern. Die Fans, die das Glück hatten, eine der genannten Nummern ergattert zu haben, gewannen ein, von der ganzen Band signiertes, Poster.

Noch einmal verabschiedeten sie sich, da wurde auch schon die nächste Band angekündigt. Ebenfalls noch recht jung in dem Business, präsentierte die Band SCREW, bestehend aus Byou (Vo.), Yuuto (Ba.), Kazuki (G.), Manabu (G.) und Jin (Dr.) eher härteren Rock. Die Show erinnerte mich stark an Auftritte von Dir en Grey oder the GazettE, besonders beim Sänger Byou schienen einige Parallelen zu Kyô und Ruki vorhanden zu sein. Nichts desto trotz schafften sie die Stimmung noch etwas weiter anzuheizen, wobei Sänger Byou einen Fanservice lieferte, der zumindest mir schon mehr als zu viel war und die Grenzen des guten Geschmacks stark ausreizte. Überraschend sprang er auch von der Bühne und präsentierte sich den Zuschauern in der ersten Reihe am Absperrgitter, was teilweise mit begeistertem Kreischen und andererseits mit weniger Begeisterung aufgenommen wurde.
Auch SCREW spielten lediglich fünf Songs, bevor sich Byou und Jin ebenfalls dem Interview stellten und Nummern für die glücklichen Gewinner zogen. Eine etwas eklige Episode dabei war, als Byou den letzten seiner Zettel erstmal in den Mund steckte, bevor der Moderator diesen ohne mit der Wimper zu zucken an sich nahm. Manche Dinge müssen nicht unbedingt sein.

 

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Bei der nächsten Band verlangte der Moderator den Namen der Band solange zu rufen, bis sie auf der Bühne erscheinen, was auch sofort befolgt wurde.
Unter begeisterten „KRA“ rufen präsentierte sich nach kurzer Zeit Drumer Yasuno mit einer roten Rose, bevor er hinter seinem Instrument verschwand. Da die Band als einzige des Abends aus lediglich vier Mitgliedern bestand, brauchte man nur noch auf die drei übrigen warten. Unter Jubel betraten Sänger Keiyuu, sowie Mai (G.) und Yuura (Ba.) die Bühne und schlugen zusammen mit Yasuno wieder etwas heitere Töne an. Obwohl mir die Musik auf den CDs bisher nicht so zusagte, fand ich mich nach kurzer Zeit im Takt der Musik wieder und machte sogar beim ParaPara mit. Ähnlich wie SuG sprühte Kra vor lauter Energie und Freude und nahm das Publikum sofort gefangen. So viel Begeisterung hatte ich vor dem Konzert bei dieser Band nicht erwartet, umso mehr freute ich mich so stark positiv überrascht worden zu sein.
Beim MC entschuldigte sich Keiyuu kurz, dass er im Gegensatz zu seinen Kollegen weder Deutsch noch Englisch gelernt hat und bat darum, dass die Fans, die Japanisch könnten, für die anderen übersetzen mögen – und legte mit einer Ansprache in Japanisch los. Auch wenn viele nicht verstanden, was er sagte, spürten sie doch die Begeisterung und das Glück hier zu sein und viel Spaß mit den Fans zu haben. Danach ging es sofort weiter, wobei auch Mai sich ähnlich wie Takeru an der Hemd-Zuppel Aktion beteiligte, bevor er mit dem Bassisten Yuura die Seiten tauschte und prompt beim Präsentieren seines schönes Hemdes über den Verstärker stürzte, was ihn jedoch angesichts seines breiten Grinsens und Gelache nichts auszumachen schien.
Für das kurze Interview und die Verlosung stellten sich bei Kra Keiyuu und Yuura zur Verfügung, wobei die Menge immer aufgeregter wurde, da sich die meisten bereits denken konnten, welche Band nun folgen würde.

Die wohl am meisten erwartete Band an diesem Abend alice nine. präsentierte sich in schneeweißer Kleidung unter tosendem Jubel dem Publikum, wobei es die meisten irritierte, dass Drummer Nao gleich zu Beginn seine Jacke auszog. Zu meiner Überraschung wirkte alice nine. auf mich sehr nervös, insbesondere Sänger Shou, sowie Gitarrist Hiroto und Nao, die im Vergleich zu sonstigen Auftritten sehr ernst und betont „cool“ wirkten. Auch der für den Fanservice in der Band zuständige Bassist Saga wirkte nervöser als sonst, was ihn jedoch nicht davon abhielt wie sonst auch über seinen Körper zu streichen und die Fans damit in Extaste zu versetzen. Lediglich Gitarrist Tora erschien mir gelassen wie immer, besonders toll war es allerdings, als er wie ein Hase quer über die Bühne hüpfte. Die Band begann mit „white Prayer“, was zu meiner Enttäuschung das einzige Lied des neuen Albums „Alpha“ bleiben sollte. Entschädigung fand ich allerdings, als die Klänge der schönen Ballade „Ruri no Ame“ ertönten. Ansonsten wurden eher die fröhlich pop-rockigen mehr in Richtung Pop tendierenden Songs, wie "Tsubasa" oder "Blue Planet" dargeboten. Sehr vermisst habe ich eigentlich einen „Klassiker“ von alice nine. „Q“. Auch Shou versuchte seine Deutschkünste beim MC zu präsentieren, blieb jedoch vermehrt bei Englisch. Eine Enttäuschung machte sich breit, als die Band nach lediglich 40 Minuten die Bühne verließ. Shou und Tora stellten sich den Fragen des Moderators, wobei ich es besonders schön fand, dass auf die Frage nach „Was gefällt euch in Deutschland“ mit „Die Architektur“ geantwortet wurde. Wenigstens etwas Kultur an diesem Abend. Auch sie zogen Nummern und räumten die Bühne für den Mainact des Abends: Kagrra,.

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Personen, die nach dem Auftritt von alice nine. gegangen waren verpassten einen wunderschönen Auftritt. Auch in Deutschland präsentierten sich Isshi (Vo.), Nao (Ba.), Akiya (G.), Shin (G.) und Izumi (Dr.) in wunderschönen Kimonos, wobei besonders Isshis prachtvoll gestaltet und mit der Deutschlandflagge am Obi verziert, hervorstach. Auch musikalisch hoben sie sich deutlich von den anderen Bands ab, so finden sich in ihren Songs auch der Einsatz klassischer japanischer Instrumente wieder. Ebenso scheint Isshis Gesang sich von den anderen zu unterscheiden, besonders bei Balladen kommt seine wunderschöne, betörende Stimme vollends zur Geltung und scheint die Fans in eine andere Welt zu entführen. Bei einer ungewollten kurzen Pause aufgrund technischer Schwierigkeiten, wandte sich Nao ans Publikum und „unterhielt“ sich mit ihm fröhlich, wobei man deutlich sah, dass ihn die positiven Reaktionen immer wieder erfreuten.
Ein besonderes Highlight war, als Isshi frecherweise den Zettel mit den Deutschübersetzungen einfach hochhob und einfach vom Blatt ablas, wobei er allerdings auch eine kürzere Rede hielt, die am Ende die Offenbarung eines Geschenkes enthielt: Die Weltpremiere ihres neuesten Songs.
Auch Isshi und Nao stellten sich im Anschluss den Fragen des Moderators, wobei es noch eine kleine Überraschung gab: Isshi verloste zusätzlich noch seinen Fächer.
Nachdem die zwei von der Bühne verschwanden war es aber nun auch entgültig vorbei.
Der Moderator fragte wiederholt ob es solch ein Festival noch einmal geben sollte, wobei alle begeistert „Ja!“ schrien.
 

Fazit!


Total erledigt machten sich die Fans langsam auf den Weg nach Hause. Ein durchweg gelungener Abend, auch wenn mich der kurze Auftritt von alice nine. doch etwas enttäuschte. Dafür war ich sofort von SuG begeistert gewesen und auch Kra haben es geschafft, mich entgültig von ihnen zu überzeugen. Kagrra, als Höhepunkt des Abends war für mich perfekt, lediglich Screw schwächelte in ihrer stark abgekupfert wirkenden Show. Ich würde mich sehr freuen die Bands noch einmal in Deutschland erleben zu können – ob gemeinsam oder als One-Man.

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