KAMIJO im MTC in Köln

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Bildcopyright: OHP

Episch, epischer, KAMIJO: Nach dreieinhalb Jahren beehrte Versailles-Frontmann KAMIJO Deutschland mit seinem Soloprojekt mit zwei Besuchen. Wir waren am 18. September im MTC in Köln dabei.

Inhalt

Wichtig: Aufgrund des Fotografieverbots und fehlenden offiziellen Bildmaterials können wir euch zu diesem Konzertbericht leider keine Bilder präsentieren.

Schon im Tagesverlauf versammelten sich die ersten Fans am MTC. Gegen 19 Uhr begann der Einlass der VIP-Ticketbesitzer: Dieses beinhaltete ein Meet & Greet in Form eines Handshakes mit KAMIJO. Die Fans sollen, laut Aussage der Person an der Einlasskontrolle, ‚ja nicht vergessen, dem netten jungen Herrn da vorn die Hand zu schütteln‘ – ein Angebot, das niemand ausschlagen konnte.

Im hinteren Teil der Location wurde Merchandise verkauft, die eingefleischten Fans sicherten sich die besten Plätze vor der relativ niedrigen Bühne. Nun galt es eine Wartezeit von etwa anderthalb Stunden zu überbrücken, bis die reguläre Show um 20.30 Uhr beginnen sollte. In der Zwischenzeit wurden noch die regulären Ticketbesitzer eingelassen; schlussendlich war das MTC für seine Kapazität ordentlich gefüllt.

Tatsächlich begann die Show sogar bereits vor halb neun, wodurch sich auch die für nach dem Konzert angesetzte Fotosession ausgewählter Fans mit KAMIJO nach vorne verschob. Dies ist nicht zuletzt der reibungslosen Organisation des Veranstalters geschuldet: Die Rahmenbedingungen des Abends stimmten in allen Punkten. Selbst die sonst gerne einmal Probleme bereitende Tontechnik entglitt nur zweimal kurz ins Übersteuern.
Für die Show selbst hatten KAMIJO und Team ein ausgeklügeltes Showkonzept erstellt: Das ‚Sang Project Act III‘, unter dessen Titel die Europatournee stand, stellt einen Abschnitt der fünfteiligen ‚Sang‘-Themenreihe um Ludwig XVII dar. Mit seiner Eigeninterpretation der Geschichte um den Thronfolger der Bourbonen wurde an diesem Abend die Bastille gestürmt und Marie Antoinette beweint, mit Napoleon in die Schlacht geritten und dem Grafen von St. Germain bei seinem Fernsehauftritt zugeschaut, am Seine-Ufer im Paris der 1920er-Jahre flaniert und das Tanzbein im Moulin Rouge geschwungen.

Dies gewährleistete die Einrahmung der Show durch Trailerpassagen: Eine englische Erzählerstimme leitete durch die Geschichte, sodass der geübte Hörer erraten konnte, welcher Song als nächstes folgen würde. Hieraus entstand ein Gesamtkunstwerk mit dem Anspruch eines Theaterstückes oder Filmes, wie KAMIJO seine Show selbst betrachtet. Dies legte die Songauswahl jedoch soweit fest, dass für Abweichungen durch eine Zugabe kein Spielraum blieb. Was der Show jedoch keinen Abbruch tat: Gute zwei Stunden entführte KAMIJO sein Publikum in seine Welt um Ludwig XVII.

Der Einstieg in den Konzertabend verlief rasch: Alle Supportmitglieder und KAMIJO selbst betraten die Bühne, was vom Intro ‚Dead Set World‘ untermalt wurde. Der Übergang zu ‚Theme of Sang‘ gelang reibungslos; allerdings mussten während dieses Songs sowohl Künstler als auch Fans erst einmal warm werden.
Der bekanntere Song ‚Nosferatu‘ erfreute sich großer Beliebtheit und sorgte für eine lebhaftere Stimmung. Im Anschluss wurde mit einer weiteren Einspielung des narrativen Rahmens zu ‚Emigre‘ übergeleitet; ein Song von großer Relevanz für KAMIJO’s Geschichte um Ludwig XVII. Die markanten Riffs luden sofort zum Mitrocken ein; trotzdem blieb KAMIJO auch hier seinem melodischen Stil treu.
Doch die geladene Atmosphäre sollte noch nicht abkühlen: Das Intermezzo ‚Bloodcast‘ kündigte den Übergang zu dem wohl härtesten und energetischsten Song des Abends an. ‚Vampire Rock Star‘ implizierte Headbanging und Mitfiebern, was zudem durch den lebhaften Einsatz der Supportmember unterstützt wurde: Diese interagierten ebenfalls mit den Fans; grundsätzlich kam die Fannähe aufgrund der niedrigen Bühne und einer fehlenden Absperrung nicht zu kurz. Gitarrist Meku wurde von KAMIJO auserkoren, die namensgebende Phrase in dessen Mikrofon zu rufen; auch die Fans trugen ihren Teil zur energiegeladenen Stimmung bei.

Noch ein dritter actionreicher Song sollte folgen: Bei ‚BASTILLE‘ durften Musiker und Fans nochmals lautstark mitsingen, ehe sich KAMIJO mit ‚Sonata‘ ruhigeren Klängen widmete. Passend dazu erstrahlten zahlreiche blaue Rosenlichter und verliehen der Stimmung eine sanfte, nachdenklichere Note. Während des Instrumentalteils hauchte KAMIJO seiner eigenen Leuchtrose einen Kuss auf die Blätter und schleuderte sie anschließend ins Publikum. Nach dem gefühlvollen Ausklang des Stückes bedankte sich KAMIJO mit einer leichten Verneigung bei dem Publikum.
Die Überleitung ‚Delta‘ schuf eine mysteriöse Atmosphäre, ehe mit ‚Castrato‘ ein Song mit heldenepischen Zügen folgte. Seiner eigenen Aussage, dieses Stück sei sein Meisterwerk und besonders anspruchsvoll, wurde KAMIJO mehr als gerecht.

Der Playlist des Albums folgend, wurde ein drittes Interludium eingespielt, welches die Songreihe ‚Sang I‘ bis ‚III‘ ankündigte. Dieser inhaltlich eng zusammenhängende Teil entführte das Publikum über eine Viertelstunde in die Beziehung Ludwigs XVII zu Napoleon und dem Grafen von St. Germain und wirkte stellenweise etwas langatmig. Die Vollendung des dritten Abschnitts besiegelte den regulären Konzertabend auf epische Weise: KAMIJO und die Supportmember verabschiedeten sich jedoch nur sporadisch von den Fans, sodass eindeutig mit einer längeren Zugabe zu rechnen war.

Tatsächlich waren bis zu diesem Punkt erst zwei Drittel der Show vorbei, und nach einer kurzen Pause, in der die Instrumentalversion von ‚mademoiselle‘ eingespielt wurde, kehrten die Künstler auf die Bühne zurück. Kaum wieder anwesend, wurde KAMIJO eine auf den Konzertabend zugeschnittene, mit zahlreichen Unterschriften signierte Deutschlandflagge gereicht. Hierfür bedankte sich KAMIJO herzlich und lobte seine Fans mit den Worten ‚You are my family‘, was mit wohlwollender Zustimmung erwidert wurde. Die Fahne begleitete den elften Song, ‚Watashitachi wa tatakau kinou made no jibun to‘, und kam unter anderem als Torerotuch für Bassist MASASHI zum Einsatz: Dieser tauchte unter der Flagge her, nachdem KAMIJO ihm diese auffordernd vors Gesicht hielt. Nach dem Song zierte die Fahne für den Rest des Abends die Basedrum des Schlagzeugs.

Vor dem zwölften Song verkündete KAMIJO den heutigen Geburtstag des Staffs Jay: Die Musiker sangen und spielten das Geburtstagskind mit einem ‚Happy Birthday‘ auf die Bühne und lobten ihn und das Team für die hervorragende Zusammenarbeit. KAMIJO erklärte daraufhin, er habe den nächsten, weil französisch inspirierten Song extra für den französischen Veranstalter ausgewählt: Daraufhin folgte mit ‚mademoiselle‘ eine fröhlichere Nummer, deren getragene Klänge eine entspannte Atmosphäre schufen.

Doch gleich im Anschluss wurde durch das Zwischenspiel ‚Emblem‘ wieder Spannung erzeugt: Eine weitere Trailerpassage wurde eingespielt, eine bedrohliche Stimme verkündete die Exekution des Gitarristen Anzi. Dieser trat in die Mitte der Bühne, erhob seine Gitarre über den Kopf, deutete einen Schnitt an seiner Kehle an und sank auf die Knie. Mit einem Donnerschlag kehrte einen gespenstischen Moment lang Ruhe ein, ehe ein kompletter Stimmungswandel eintrat: Die rhythmischen Klänge von ‚Moulin Rouge‘ hallten durch den Raum, und schon im nächsten Moment lud eine beschwingte Atmosphäre zum Mitswingen ein. Auch der just exekutierte Anzi wandelte wieder unversehrt unter den Lebenden und fieberte ebenso gutgelaunt wie der Rest der Musiker und die Fans mit.

KAMIJO nutzte die gute Stimmung, um zu den beiden letzten Songs des Abends überzuleiten: ‚Dying Table‘ verlangte sowohl den Künstlern als auch dem Publikum noch einmal alle Kraft und Konzentration ab, ebenso wie eine zweite Runde von ‚Vampire Rock Star‘. Diese wirkte durch die Wiederholung jedoch keinesfalls ermüdend: Dieses Mal wurde MASASHI zum Mitsingen in KAMIJOs Mikrofon auserkoren, und die nochmals große Interaktion mit den Fans sorgte ebenfalls für eine besonders gute Stimmung. Somit endete der Konzertabend, entgegen des gewohnten KAMIJO-Schemas, nicht symphonisch und betont gefühlvoll, sondern energiegeladen – was jedoch nicht minder zufriedenstellend wirkte.

Es ergab sich vor allem für die Fans der ersten Reihen die Gelegenheit, den Künstlern die Hände zu schütteln und High fives einzusammeln. Im Anschluss forderte KAMIJO die Fans auf, es den Musikern gleich zu tun und sich an den Händen zu fassen; auf sein Kommando sollten alle Leute gemeinsam einmal springen. Dann verabschiedeten sich die Künstler, nicht ohne diverses Zubehör wie Wasserflaschen und Plektren ins Publikum zu werfen.

Somit endete die Show, an die sich noch eine Fotosession für speziell angemeldete Fans anschloss. Nach einer Weile kehrte KAMIJO ins Licht der Öffentlichkeit zurück und begrüßte jeden Fan erneut für ein gemeinsames Polaroid-Foto. Auch dies ging reibungslos vonstatten, sodass jeder Fan noch eine ganz persönliche Erinnerung an diesen Konzertabend mitnehmen durfte.

Fazit:
Wer KAMIJOs Shows sowohl von Versailles als auch mit seinem Soloprojekt kennt, kam auch an diesem Abend voll auf seine Kosten. Dem Publikum wurde knappe zwei Stunden lang beste Unterhaltung geboten: KAMIJOs Shows stellen einen hohen, theatralischen Anspruch an sich selbst und entführen die Fans in ein Theaterstück oder in einen Film, statt nur ein Musikkonzert zu liefern. Bloß ist man, entgegen eines herkömmlichen Films, bei KAMIJO stets mittendrin statt nur dabei!

 

Set list:
0. Dead Set World
1. Theme of Sang
2. Nosferatu
3. Emigre
Bloodcast – interlude –
4. Vampire Rock Star
5. BASTILLE
6. Sonata
Delta – interlude
7. Castrato
Ambition – interlude –
8. Sang I
9. Sang II
10. Sang III
mademoiselle (instrumental version)

Encore:
11. Watashitachi wa tatakau kinou made no jibun to
12. mademoiselle
Emblem
13. Moulin Rouge
14. Dying Table
15. Vampire Rock Star

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