Inhalt
Als sich am 5.11.2013 gegen 19 Uhr der Großteil der Fans im Cafebereich des Replugged im siebten Wiener Gemeindebezirk versammelt hatte, waren einen Stock tiefer noch alle Vorbereitungen im Gange. Ein paar der Gäste, die sich nach unten begaben, um im Gang zwischen Backstagebereich und Bühne eine Zigarette zu rauchen, durften einen kurzen Soundcheck hören, der bereits einen ersten Vorgeschmack auf das gab, was sie wenig später erwarten würde.
Obwohl der Einlass für 19:30 Uhr angekündigt war, musste sich das Publikum noch bis kurz vor 20 Uhr gedulden, bis es die kleine Halle stürmen konnte. Zunächst wurde der Merchandising-Stand belagert, der eine Auswahl an T-Shirts, Stickern, Postern und allerlei Kleinkram bot. Nachdem wenige Minuten später bereits fast alle Fans ihren Weg in die Halle gefunden hatten, war diese zwar noch nicht einmal halb voll, die Stimmung aber schon merklich euphorisch. Von Konzerten dieser Art in Wien ist man ein recht handverlesenes Publikum gewohnt. In Locations wie dem Replugged entsteht dadurch eine intime Atmosphäre, die jedem Konzert ein besonderes Flair verleiht. LOKA hatten bereits auf Twitter gepostet, dass sie sich über jeden Fan freuen, egal ob aus der Metal-Szene, Cosplayer oder Para-Para-Tänzer. „LOKA hates border lines“ war das Motto und ebenso bunt durchmischt zeigte sich das Publikum. Musikbegeisterte vom Gothic Lolita übers Visual Kei bis hin zum Alltagsoutfit rockten an diesem Abend zusammen, ohne dass sich jemand fehl am Platz fühlen musste.
Als Ken’ichi, Katsumi, Sin und Kihiro um 20:45 Uhr die 5 x 4 m kleine Bühne enterten, wurden sie unter lautem Geschrei und Applaus begrüßt und stürzten sich förmlich in die Menge – die extrem niedrige Bühne bot einige Gelegenheit für die Fans, der Band nahe zu sein. Besonders Kihiro suchte diese Nähe von Anfang an. Mit den ersten Tönen von „Slick“ rockte das Publikum bereits voller Begeisterung die Location.
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Die Anwesenheit eines Kamerateams von MTV hatte sich bereits auf Facebook herumgesprochen und so gab sich nicht nur die Band noch einmal extra viel Mühe, auch die Fans zeigten sich von ihrer besten Seite und feierten LOKA Song für Song. Es folgte „From Yesterday“, einer der neusten Songs, bei dem nicht nur die erste Reihe lautstark mitsang. Leider war das Mikrofon nicht optimal eingestellt und so ging Kihiros Stimme zu Beginn ein wenig in den Instrumenten seiner Bandkollegen unter. Als nächstes folgte „11th hour“, ein Song, der geradezu zum Headbangen einlud, was sich das Publikum natürlich nicht nehmen ließ. Die Band - vor allen Dingen Gitarrist Sin - nutzte jeden Zentimeter der winzigen Bühne. Er wirkte nicht nur einmal so, als würde er gleich vom Rand fallen oder beim einen oder anderen Sprung an der extrem niedrigen Decke anstoßen. Ken’ichi drosch dermaßen hart auf sein Schlagzeug ein, dass er sich anschließend erst neue Drumsticks holen musste - und das tatsächlich persönlich. Wer bei dieser Band Starallüren vermutet, liegt falsch. Kihiro griff inzwischen zum Mikrofon, um die Anwesenden auf Englisch zu begrüßen, ließ es sich aber auch nicht nehmen ein: „Ich liebe dich“ auf Deutsch zu sagen. Anschließend erklärte er, dass MTV Adria das Konzert aufnehmen würde und feuerte das Publikum dazu an, ordentlich zu rocken. Außerdem bedankte er sich für die Chance, nach Europa zu kommen und erklärte, dass einer ihrer Träume damit Realität geworden war.
Dieser Ansprache folgte „Make it through“, ein Song, der die Fans sichtlich mitriss und nach dem etwas härteren Anfang etwas Ruhe in die Menge brachte. Die melodische Rockballade lud zum Mitsingen ein und das ein oder andere Feuerzeug wurde gezückt. Wer wusste, dass dieser Song zum Gedenken an die Katastrophe von Tohoku aufgenommen worden war, bekam bei der Gelegenheit, ihn live zu hören, sicherlich Gänsehaut. Besonders, da dieser Song der erste war, bei dem der Sänger seine Stimme richtig unter Beweis stellen konnte.
Anschließend gab Kihiro seine Wasserflasche in das aufgeheizte Publikum und bat sie, das Wasser zu teilen. Nach seinem Anfeuerungsruf „You guys rock!“ erklang bereits das Gitarrenintro zu „Don’t ever leave me out“, bei dem Sin kurzzeitig in den Vordergrund rückte, ehe Kihiro wieder die Aufmerksamkeit auf sich zog und erneut bewies, dass seine Stimme live leicht mit den Studioaufnahmen mithalten kann. Im Gegensatz zu anderen Bands, deren japanische Texte nicht jedem Fan leicht fallen, merkte man einen deutlichen Unterschied, denn es gab kaum einen Refrain, den die Anwesenden nicht entweder schon beherrschten oder recht schnell aufschnappten, sodass Kihiro das Mikrofon immer wieder in die Menge hielt.
Es folgte „Left of me“, das nach zwei eher ruhigen Stücken die Stimmung wieder zum Kochen brachte. Danach kündigte Kihiro mit „Tsubasa trigger“ einen ihrer neuesten Songs an, der auch einen Teil japanische Lyrics beinhaltet. Während diesem tauschten Katsumi und Sin die Plätze, was auf der kleinen Bühne etwas schwierig schien, da sie kaum Raum bot, um unfallfrei aneinander vorbei zu kommen. Man hatte aber ohnehin von jedem Platz aus eine exzellente Sicht auf die Band. Zusätzlich waren in der Halle noch Monitore angebracht, auf denen man das Geschehen ebenfalls verfolgen konnte.
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Danach traten Kihiro, Sin und Katsumi etwas zur Seite, um den Fokus auf Ken’ichi zu legen, der sich bereits sein Shirt ausgezogen hatte und unter dem Jubel der Fans ein kurzes Drum-Solo zum Besten gab. Sin warf seine Wasserflasche ins Publikum und es folgte „Oblivion heart“, bei dem sich ein kleiner vier-Mann-Moshpit an der Seite bildete und die Haare beim Headbangen nur so flogen. Dann forderte Kihiro das Publikum auf, für MTV eng an der Bühne zusammen zu kommen und zu jubeln, was dieses zu gerne tat. Beim nächsten Song „Club Rock Shit“ brachten LOKA endgültig die letzten Anwesenden zum Tanzen und es hielt kaum jemanden mehr in den dunklen Ecken oder an der Bar. Leider war dies bereits der letzte Song und die Band verließ recht rasch die Bühne, wobei Ken’ichi seine Drumsticks ins Publikum gab.
Nur zwei Minuten später tauchten die vier jedoch schon wieder unter dem Jubel des Publikums auf. Sin schoss mit seinem Handy Fotos von den Fans, um diese auf Twitter zu posten und Ken‘ichi verteilte High-fives in der ersten Reihe. Anschließend griff sich Kihiro das Mikro und machte einen Scherz darüber, dass alle nach Hause gehen sollten. Danach erklärte er die Lotterie, die bereits auf Facebook angekündigt worden war. Für 5 € konnte man am Merchandising-Stand ein Los kaufen, mit dem man Sticker, T-Shirts oder den Hauptpreis - ein von allen Bandmitgliedern signiertes goldenes Handycover - gewinnen konnte. Doch noch hielt es alle an der Bühne, denn mit „Everybody Rock’n’Roll“ erklang einer der besonders mitreißenden Songs aus dem Repertoire der Band. Diesem folgte „Naked to my soul“, der leider tatsächlich das Ende des Konzerts einläutete. Um 21:50 Uhr verließen LOKA die Bühne und es wurde eine Autogrammstunde verkündet, bei der die Band offiziellen Merchandise unterzeichnen würde.
In der Zwischenzeit gewann ein glücklicher Fan mit seinem ersten Los das goldene iPhone-Case und wurde dafür vom Verkaufsteam beklatscht. LOKA ließen nicht lange auf sich warten und erschienen um 22 Uhr in Tour-T-Shirts, um hinter den eilig vorbereiteten Tischen Platz zu nehmen. Sofort bildete sich eine Schlange von Fans, die sich ihre Einkäufe am Merch-Stand signieren ließen. Auch High-fives und Umarmungen wurden verteilt sowie Hände geschüttelt, bis um 22:35 Uhr alle versorgt waren und die Band sich langsam in den Backstagebereich zurückzog. Kihiro ließ es sich aber nicht nehmen, sich an der Bar eine Flasche Bier zu besorgen und zeigte damit einmal mehr, dass diese Band alles andere als distanziert ist, sondern sich mitten unter den Fans sichtlich wohlfühlt. Der obere Bereich der Location lud einige Konzertbesucher noch dazu ein, einen Drink zu nehmen und auch vor dem Replugged versammelten sich ein paar nassgeschwitzte Fans, um den Abend noch einmal Revue passieren zu lassen. Wer diesmal nicht die Chance hatte, LOKA live zu sehen, sollte dies bei der nächsten Gelegenheit dringend nachholen. Denn diese Band weiß nicht nur, wie man sogar dem kleinsten Publikum richtig einheizt, sie spricht auch einen breiten Musikgeschmack an und ist keinesfalls ausschließlich eingefleischten J-Rock-Fans zu empfehlen.
Setlist:
1. Slick
2. From Yesterday
3. 11th hour
-- MC --
4. Make it through
5. Don't ever leave me out
-- MC --
6. Left of me
7. Tsubasa trigger
-- Drum Solo --
8. Oblivion heart
9. Club Rock Shit
Encore:
10. Everybody Rock'n'Roll
11. Naked to my soul
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Fazit!
LOKA zeigten sich das gesamte Konzert lang als extrem Fan-nahe Band zum Angreifen, ohne jegliche Allüren oder Distanz. Dies war zum einen der sehr kleinen Location mit der winzigen Bühne geschuldet, aber auch das Publikum verhielt sich vorbildlich und bedrängte die Band nicht zu sehr, sodass besonders Kihiro gerne die Nähe zur ersten Reihe suchte. Sin und Katsumi wirkten zurückhaltender, gingen aber ebenso immer wieder auf Tuchfühlung mit ihren Fans. Ken’ichi stand hinter seinem Drumset über allen Dingen und erinnerte mit seinem Outfit ein wenig an Jack Sparrow. Kihiro plauderte außerdem immer wieder auf Englisch mit den Fans, während der Rest der Band eher still blieb. Die Auswahl der Setlist bot eine gute Mischung aus Rock, Metal und etwas ruhigeren Elementen und ließ mit Sicherheit keine Eintönigkeit aufkommen. Mit nur einer Stunde war das Konzert ziemlich kurz, dafür umso intensiver und das Publikum wirkte noch immer euphorisch und zum Feiern aufgelegt, als sich die Halle kurz vor 23 Uhr langsam leerte.
Vor dem Beginn ihrer Europatour haben sich die vier übrigens auch Zeit für ein E-Mail Interview mit uns genommen.
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