Kuriositäten aus Japan Woche 1

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Bildcopyright: Wikipedia, Wikimedia Commons

Japan ist ein Pool von Produkten, Bräuchen und Lokalitäten, die unserer eigenen Kultur so fremd sind, dass sie uns oft mehr als kurios erscheinen. Häufig können wir gar nicht glauben, dass solche Dinge tatsächlich existieren, auch wenn wir durch den Konsum von Anime und Manga schon einiges an japanischen Eigenheiten gewohnt sind. Aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Im kommenden Monat werden wir euch darum jede Woche einige besondere Kuriositäten aus dem Land des Lächelns präsentieren. Mal skurril, mal lustig und manchmal ganz einfach unglaublich! Also lacht, staunt und grübelt mit uns. Es lohnt sich!

Inhalt

Alle Kuriositäten werden von uns mit Sternen bewertet. Die Skala reicht von eins bis fünf:


– Cool, sollten sie hier auch mal einführen.
– Sachen gibts
– Krass …
– Das glaub ich jetzt nicht
– Au Backe, mein Schwein pfeift!

 

Weltsicht

„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“

Wer kennt das nicht, man steht am Bahnhof zusammen mit einem Arbeitskollegen, mit dem man sonst eigentlich nicht viel zu tun hat. Aber Fortuna ist ein Flittchen und darum will der Zufall es, dass man heute vom selben Gleis abfährt. Was folgt, ist peinliches Schweigen, gezwungenes Lächeln und der innige Wunsch, dieser blöde Zug möge verdammt nochmal seinen Metall-Hintern in den Bahnhof schieben, damit diese Tortur endlich ein Ende hat! Ein typisch deutsches Phänomen, denn der Japaner hat da ganz andere Wege, diese Situation zu umgehen. Das Zauberwort heißt: Ausblenden. Finn Meyer-Kuckuck beschreibt in seinem persönlichen Japanbericht „Tokio Total“ sehr lebhaft, wie er nach der Verabschiedung seinem Geschäftspartner auf dem Bahnhof noch einmal über den Weg lief. Eigentlich waren beide mit voller Absicht in die entgegensetzte Richtung abgeschoben, auch wenn das einen Umweg für Meyer-Kuckuck bedeutete. Aber man trennt sich in Japan nun einmal ganz deutlich; das verlangt das Protokoll. Tja, und nun liefen sie wieder aufeinander zu. Wie peinlich! Oder doch nicht? Der Japaner machte es vor und ging einfach an unserem Landsmann vorbei, als würde er ihn gar nicht kennen. Was ich nicht sehe, ist auch nicht da. Problem gelöst. Sehr elegant. Dafür gibt’s ganze fünf Sterne!

 

 

Themenrestaurants: 1. Katzen-Café

„Tierisch gute Animierdamen“

 

Maid-Cafés sind uns Europäern ja kein Fremdwort mehr. Aber die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass nicht nur süße Mädels in feschen Kostümen ein japanischer Dauerbrenner sind, sondern auch die allseits beliebte Katze. Die ist nämlich mindestens ebenso „kawaii“ wie eine Maid und baut durch ihr Schnurren auch noch Stress ab. Und davon hat man im Berufsleben doch reichlich. Da aber die Wohnungen vieler Japaner zu klein für Haustiere sind oder sie einfach zu lange arbeiten müssen, um einen tierischen Freund zu halten, wurde das Konzept des Katzen-Cafés erdacht. Hier können gestresste Japaner nach getaner Arbeit oder am Wochenende einkehren, Tee und Gebäck zu sich nehmen und dabei die niedlichen Samtpfoten nach Belieben streicheln. Mittlerweile gibt es allein in Tokyo rund 30 solcher Cafés. Das Prinzip ist immer ähnlich: Wie daheim ersetzt man seine Straßenschuhe durch Slipper, dann werden die Hände desinfiziert. Erst danach folgt der Gang in den gemütlichen Aufenthaltsraum, der mit Sofas und Sesseln einem Wohnzimmer nachempfunden ist. Viele Besucher kommen regelmäßig, haben ihre Lieblingskatze, die sie wiedersehen wollen. Die Preise für den tierischen Service schwanken, manche Cafés bieten ein Komplettpaket inklusive Getränke an. Bei anderen bezahlt man nur das Kuscheln mit den Samtpfoten und muss für Verpflegung extra löhnen. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich auf der Homepage des „Neko Jin Nikan“ in Osaka einen kleinen Eindruck verschaffen. In diesem Sinne: Miau!
 


Kreative Strichcodes

„Das Auge kauft mit“

 

Besonders im Land der aufgehenden Sonne sind die Verpackungen von Lebensmitteln und anderen Konsumgütern meist aufwendig und optisch ansprechend gestaltet. Selbst die Anordnung der Speisen in sog. Bentōs, japanischen Lunchpaketen, ist kunstvoll und ausgeklügelt. Da passt ein langweiliger Barcode freilich nicht ins Konzept. Aus diesem Grund hat die Firma D-Barcode (Link) die funktionalen Striche etwas aufgepeppt und kleine Designs eingearbeitet! So regnet der Code beispielsweise auf einen aufgespannten Schirm oder es erheben sich die Türme eines kleinen Schlosses aus den Strichen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt und mittlerweile gibt es eine richtige Vielfalt an kreativen Strichcodes, die oft an das jeweilige Produkt angepasst sind. Da macht der Einkauf doppelt so viel Spaß und der Kassierer hat auch noch etwas davon.
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Kanchō

„Komm spielen!“

 

Kinder können gemein sein, richtig gemein. Wie das im Einzelnen aussieht, ist offenbar von der Kultur abhängig. Japan punktet natürlich auch bei diesem Thema mit Skurrilität. Dort gibt es nämlich ein Spiel mit dem klangvollen Namen Kanchō (jap. カンチョー), das besonders bei Schulkindern beliebt sein soll. Bezeichnenderweise leitet sich der Name vom japanischen Begriff für Einlauf ab. Der aufmerksame Zuhörer ahnt an dieser Stelle schon, worauf dieses Spiel hinauslaufen könnte … richtig! Beim Kanchō macht man sich einen Spaß daraus, beide Zeigefinger in den Anusbereich des unachtsamen Opfers zu stecken. Dabei legt man die Hände so zusammen, dass beide Zeigefinger ausgesteckt sind. Klingt komisch, ist aber so. Und offenbar macht das nicht nur Schulkindern Spaß, es gibt sogar eine Gameshow, in der Prominente hier und da Leute mit einer Kanchō-Attacke necken. Humor ist, wenn man trotzdem lacht …


 

Leckere iPhone Hülle

„Pimp up my Phone“

 

Sushi ist Trend, offenbar nicht nur auf dem Teller. Der japanische Hersteller „Suetake Sample“, der sonst Essens-Modelle für Restaurants entwirft, traute sich nun ans iPhone und verzierte die Außenhüllen des kultigen Handys mit Sushi Imitaten. Normalerweise liegen in japanischen Lokalen immer kleine Modelle der angebotenen Gerichte in der Auslage, damit der Kunde auf hygienische Art sehen kann, was das betreffende Restaurant auf der Karte hat. Nun kann man sich die Auslage aufs Handy holen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zwischen umgerechnet 15 und 36 Euro bezahlt man für die appetitlichen Hüllen. Cool sehen die Sushi-Modelle allemal aus, die Frage ist nur, ob sie auch praktisch sind.

 

 

Kapselhotel

„Living in a Box“

Was ist so groß wie ein Sarg und hat eine top moderne Ausstattung? Die Antwort lautet: Ein japanisches Kapselhotel! Dort nächtigt man nicht etwa in einem normalen Zimmer, sondern ganz exotisch in einer kleinen Kabine von etwa 2m² Bodenfläche. Aufrecht stehen kann man darin nicht, denn die Höhe beträgt meist nur knapp 1,20m. Aber das soll man auch gar nicht, denn die Kapselhotels (jap. カプセルホテル) sind eine rein praktische Einrichtung, die vorwiegend Geschäftsreisenden eine kostengünstige Unterkunft bieten soll. Darum findet man die Kabinenhotels überwiegend in der Nähe von Bahnhöfen. Die Ausstattung ist spartanisch, der Einstieg wird nur mit einem Vorhang oder einer Blende verschlossen, aber verzichten muss der moderne Mensch dennoch auf fast nichts. Die Kabinen besitzen nämlich neben der Matratze auch einen Fernseher und Radio. Zum Waschen muss man allerdings in ein Gemeinschaftsbad und auch Frühstück ist in dem wirklich günstigen Übernachtungspreis nicht enthalten. Dafür finden sich aber meist Snack- und Getränkeautomaten in unmittelbarer Nähe. Angst vor engen Räumen sollte man allerdings nicht haben, wenn man in dieser Kuriosität absteigt.


Einen ausführlichen Bericht über Hotelarten in Japan findet ihr hier: Love- oder Kapselhotel.

 

 

Automaten-Boom: 1. Speisen und Getränke

„Skurriles in kleinen Dosen“

 

Sie sind die heimlichen Stars Japans: Automaten. An jeder Ecke gibt es sie, auf jeden 20. Japaner kommt ein Automat. Das ist im weltweiten Ranking absolute Spitzenklasse. Und sie treten im Rudel auf! Es ist nicht selten, dass sich mal zehn Automaten an einer Stelle gleichzeitig tummeln. Befüllt werden sie mit den verschiedensten Dingen und in den kommenden Teilen unseres Specials werden wir euch auch noch den einen oder anderen Automaten mit wirklich fiesen Inhalten vorstellen. Heute geht es erst einmal um die allseits beliebten Snacks und Getränke. Etwa die Hälfte aller Automaten in Japan sind Getränkeautomaten. Da fragt man sich, was kommt da so rein? Cola, Fanta, Sprite mögen uns Europäern ja genügen, aber in Japan kann man damit allein keinen Blumentopf mehr gewinnen. Viel besser kommen da Dosen mit Tee, Fitnessdrinks, Fruchtsäften, Milchmixgetränken, Bier oder Sake an. Auch Fanta und Co. gibt es zur Genüge, dann aber auch in unterschiedlichen Special Editions mit Fruchtgelee und anderen exotischen Geschmacksvariationen. Die Auswahl ist schier unendlich und für einen Ausländer nicht zu überblicken. Es gibt natürlich auch Kaffee und Kakao zu ziehen. Bei den Speisen wird es noch abenteuerlicher. Hier kann man von der heißen Nudelsuppe, über Pizza bis hin zum Eis alles erstehen. Übrigens sind die japanischen Automaten weitaus zuverlässiger als unsere. Viele haben sogar Internetanschluss und können sofort nachbestellen, wenn etwas ausverkauft ist. Dass einer der stummen Diener mal kein Wechselgeld hat oder nichts ausgibt, ist auch sehr unwahrscheinlich. So macht Einkaufen doch Spaß!

 

         

Fazit!

Das war's erst mal von der Kuriositäten-Front. Wir hoffen, es hat euch gefallen. In der nächsten Woche erzählen wir euch, was es mit der "Melodischen Straße" auf sich hat und warum man erst eingesperrt werden muss, um sein Abendessen zu bekommen. Wir freuen uns auf euch.

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