Frankfurter Buchmesse 2011

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Bildcopyright: animePRO, Aylin Hoffmann

Welches europäische Land ist reich an Natur, Mythen und Schriftstellern? Hat relativ wenig Einwohner, dafür aber ziemlich viele Vulkane, Geysire und wilde Pferde? Und zudem noch eine Sprache, die für uns Deutsche kaum auszusprechen ist, wie z.B. Eyjafjallajökull? Genau: Island! Dieses Jahr stand die Frankfurter Buchmesse vom 12.10. bis zum 16.10.11. ganz im Zeichen der ungestümen Insel.

Inhalt

Samstag
Island präsentierte jedoch ausschließlich die eigene Buchkunst, anstatt auch kulturelle Aspekte wie Landestraditionen oder Ähnliches mit einzubeziehen.
Deswegen spielte sich für mich das Hauptgeschehen in Halle 3.0 ab: Kinder- und Jugendbuchliteratur sowie Manga standen hier im Mittelpunkt. Davon gab es nicht gerade wenig. Tokyopop und Carlsen Manga waren DIE Verleger auf der Buchmesse und jeder Mangafan fühlte sich wie im siebten Himmel. Regale voller Manga, angefangen von Fairy Tail über Naruto bis hin zu Vampire Knight, begleiteten den Besucher auf seinem Weg durch die „Comic“- Abteilung, neben den zwei Merchandise- Läden, die einfach alles boten, was das Manga-Herz begehrte. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es zum einen Signiertische, an denen diverse Mangaka und Comiczeichner von morgens bis abends ihre Unterschriften verteilten, und zum anderen eine kleine Bühne, auf der es auch einige Veranstaltungen zu sehen gab. Das Sailor Moon-Quiz, bei welchem pro richtig beantworteter Frage der Fan eine Re-Edition der Serie bekommen hat, war nur eines der kleineren Events (das Quiz wurde übrigens von Bunnys Synchronsprecherin, Sabine Bohlmann, moderiert). Zum größten Event des Samstages komme ich nun:

Die Sondermann-Preisverleihung
Der Sondermann-Preis ist eine Auszeichnung, die seit 2004 immer auf der Frankfurter Buchmesse an Comic-Zeichner und –Zeichnerinnen verliehen wird. Benannt wurde der Sondermann nach der Figur „Sondermann“ von Bernd Pfarr. Die Preisträger werden sowohl von einer Jury nominiert als auch direkt vom Publikum gewählt. Die Jury bestand in diesem Jahr aus Gabi Roth-Pfarr (Witwe von Bernd Pfarr), Rudi Hurzlmeier (Cartoonist), Christian Schlüter (Frankfurter Rundschau), Achim Frenz (Caricatura Museum), Stefan Pannor (Spiegel Online) und Andreas Platthaus (FAZ).
So gingen der Sondermann-Jury-Preis in der Kategorie „Newcomer 2011“ an Asja Wiegand, deren Geschichten auf http://www.gestern-noch.de angesehen werden können.
Der „Bernd Pfarr-Sondermann für Komische Kunst 2011“ wurde an Eugen Egner (http://www.eugenegner.com) verliehen, der es, wie sein Laudatio sagte: „Schon lange verdient hat“.
Nun kam es zu den Publikumspreisen. Dabei wurde zuerst der Sieger von „Comic Eigenpublikation (national)“ gekürt: „Haarmann“ von Isabel Kreitz und Peer Meter, erschienen bei Carlsen Comics.
In der Kategorie „Comic International“ siegte „Das Leben von Anne Frank“ von Ernie Colon und Sid Jacobson, ebenfalls bei Carlsen Comics erschienen. Hierzu ist noch zu sagen, dass Sid Jacobson bereits über 80 Jahre alt ist. Er wurde im gleichen Jahr wie Anne Frank geboren und hatte so, nach ihrem Tod, die Inspiration, einen Comic zu zeichnen, der sich an die „Tagebücher der Anne Frank“ anlehnt.
Nun wurde es richtig interessant für alle Manga- Anhänger/innen: Bei „Manga Eigenpublikation (national)“ gab es endlich mal Abwechslung, was den Publisher angeht. So gewann Anike Hage mit „Die Wolke“ die Auszeichnung - verlegt wurde der Mange zuerst beim Ravensburger Verlag, ist nun aber fester Bestandteil des Tokyopop-Programmes ist.
Wie sah es nun bei „Manga International“ aus? Nominiert waren Naruto, Fairy Tail und Vampire Knight. Der Moderator merkte an, dass man wenigstens wisse, welcher Verlag gewinnen würde, schließlich werden alle drei Manga bei Carlsen Manga verlegt. Letztlich machte „Fairy Tail 4“ von Hiro Mashima das Rennen. Da Mashima nicht vor Ort sein konnte, hatte er, im Falle einer Auszeichnung, dem Publikum gleich ein Dankeschön zukommen lassen - ein Natsu, der sich recht herzlich beim Publikum für die vielen Stimmen bedankt, wird nun, da es sich hierbei um ein Unikat handelt, jedes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt sein.
Die letzte Kategorie galt dem „Web-Sondermann“. Dabei wurden durch einen Juryvorentscheid drei Nominierte bestimmt, die Chance auf den Sondermann hatten. Preisträger der mit 1.000 € dotierten Kategorie wurde David Füleki mit „Entoman“, einer „assi“- Ente, wie Füleki sie selbst nennt, die nur durch Zufall Hauptcharakter einer Serie geworden war. So konnte er, da seine Comics immer auf seinem Blog erscheinen, schnell auf die Reaktionen seiner Fans reagieren, die sich Entoman als Hauptrolle in verschiedenen Situationen gewünscht hatten.
An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger und Preisträgerinnen!

Sonntag
Auch am letzten Buchmessetag gab es einiges zu sehen, und noch viel besser: Es gab einfach alles zu kaufen. So ist es Tradition, dass immer erst sonntags die Bücher, Spiele, CD’s und dergleichen zum Verkauf stehen (Manga sind da die Ausnahme, die gibt es nämlich bereits samstags). Noch eine Tradition ist die feierliche Übergabe der Gastlandrolle. Neuseeland freut sich schon darauf, diese Rolle nächstes Jahr übernehmen zu dürfen.
Im Gegensatz zum Samstag, an dem nur ein paar verstreute Cosplayer auf der Buchmesse zu finden waren, gab es heute einfach wahnsinnig viele. Es gibt auf dem Gelände der Buchmesse ein schön angelegtes Wasserspiel, welches mehr an einen Fluss als an einen Brunnen erinnert. Ich selbst war einfach fasziniert davon, was für Gestalten ich dort antraf: Die Akatsuki (alle, auch die Toten) waren versammelt und hielten wahrscheinlich gerade eine Besprechung zur Planung des Krieges gegen Konoha ab, Gothic Lolitas schritten stolz durch die Menge und sogar Altair und Ezio aus Assasins Creed schlichen sich von hier nach da - hoffentlich ohne jemanden hinterrücks zu ermorden. Ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wo ich die ganzen Leute wiedertreffen würde. Denn das absolute Highlight war natürlich:
Das Finale der 5. Deutschen Cosplay Meisterschaften
Eingeleitet wurde die DCM durch eine Schnitzeljagd, an der jeder, der Lust hatte, teilnehmen konnte. Die Fragen waren allerdings nicht zu unterschätzen, um mal ein paar Beispiele zu nennen: Wann und wo ist der Kronprinz geboren? Wann wurde der Hafen von Yokohama eröffnet? Wie lange verlegt Carlsen schon Manga?
Wer sich jedoch gut mit der Geschichte Japans auskannte, hatte die Chance zu den glücklichen Gewinnern zu gehören. Platz sechs bis zehn bekam ein Überraschungspaket mit… nun, keiner wusste so recht, was diese Tüte enthielt, und die ersten fünf Gewinner durften sich über etwas ganz Besonderes freuen: einem Essen mit dem japanischen Generalsekretär! Dieser redete sich übrigens ganz schön um den heißen Brei herum, als er gefragt wurde, wie denn Tokio früher hieß (auch eine Frage der Schnitzeljagd). Unter den Gewinnern sah man ein bekanntes Gesicht wieder: David Füleki, oben genannter Gewinner des Web-Sondermanns, darf sich nun auch über ein Essen mit dem Generalsekretär freuen.
Der Chef der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, ist vor allen Dingen Fan von belgischen Comics und wird nächstes Jahr hoffentlich in einem Marsupilami-Kostüm auf die Bühne kommen, denn vor der Schnitzeljagd- Siegerehrung wurde noch ein Interview mit ihm und dem Generalsekretär, Osamu Fujimura, geführt. Dabei stellte sich heraus, dass Fujimura selbst mehr oder minder aktiv im Manga zeichnen war, er jedoch die Mangaka-Laufbahn als zu schwer ansah und „deshalb bin ich Staatsmann geworden“. Eine lustige Anekdote aus dem Alltag der Frankfurter Buchmesse wurde noch von Boos erzählt: Ein Buchmessearzt wurde von Cosplayern angehalten, die ihn für sein Kostüm gelobt haben, ihm aber erklärten, dass man „dieses Zeichen“ (das rote Kreuz) beim Cosplayen nicht verwenden dürfe, da das „richtigen“ Ärzten vorbehalten sei. Der arme Mann habe ganz schön Mühe dabei gehabt, den Cosplayern klarzumachen, dass er zu den „richtigen“ Ärzten gehöre.
Mittlerweile war die Kongresshalle komplett voll und sogar vor den Türen standen noch Menschen, die sich das Finale mit ansehen wollten. Nach dieser kleineren Preisverleihung war es dann auch endlich soweit: Das Finale konnte beginnen!
Von den ursprünglich 25 Finalisten konnten leider nicht alle teilnehmen, was zu einem Nummerierungswirrwarr führte, trotzdem machte die Nummer Eins den Auftakt: Anna-Katharina G. als Ling Xiaoyu aus Tekken 5. Dabei ging es dieses Mal nicht um den Kampfsport, stattdessen durfte sich Ling im Tanzsport beweisen. Als nächstes war Selina Bäumler mit ihrer Darbietung von Ilua aus Final Fantasy Tactics A2: Grimoire of the Rift an der Reihe. Schon jetzt war zu sagen, dass die Spiele-Cosplays dieses Jahr sehr stark vertreten waren. Denn auch der dritte Act gehörte zu Final Fantasy 8: Karen Heinrich als Artemisia. Und erst Beate Kohler brachte als Prinzessin Serenity aus Sailor Moon auch Manga mit ins Spiel. Leider zerbrach der Mondkristall und Serenity muss auf eine andere Hilfe hoffen. Vielleicht kann ihr ja Yui aus Angel Beats helfen? Die Vorstellung Sabrina Schultes war eine rein musikalische Darbietung und rockte die Halle. Jana Pflaum brachte mit der Figur Ibis aus Atelier Rorona eine verspielte Seite auf die Bühne, die Miriam Brues wieder zerstörte: Als Lotti Baskerville aus Pandora Hearts sorgte sie mithilfe der epischen „Conquest of Paradise“- Musik für Gänsehaut. Viel Witz und Charme hatte Sakura aus Tsubasa Reservoir Chronicles, die von Alisa V. dargestellt wurde. So wollte Sakura einfach nicht immer nur die sein, die schläft und gerettet werden muss, sondern zu den Kriegerprinzessinen gehören! Da half ihr natürlich das Lied „Sei ein Mann“ aus Mulan, welches Alisa für ein paar Takte umgeschrieben hat. Danach folgte Sakuyamon aka Stefanie Fischer, die mit diesem Level der Digitation zu kämpfen hatte. Mit dem Kopf einer Puppe tanzte Julia G. als Drocell aus Kuroshitsuji (Black Butler) eindrucksvoll, nachdem sie die Puppe zuvor geköpft hatte.

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Mittlerweile spannten sich die Präsentationen, von der jede mit einem dazugehörigen, selbstgemachten Video begleitet wurde, also schon über Prinzessinnen, denen das Klischee zu klischeehaft ist, über Bösewichte bis hin zu Digimon. Das war noch nicht einmal die Hälfte der Teilnehmer/innen. Nicht wundern: In diesem Jahr waren nur zwei (!) männliche Cosplayer dabei, die sehr ernste Vorstellungen hatten. Im Gegensatz dazu hatte jeder Act der Mädchen eine lustige oder süße Komponente.
So auch Désirée Häsling mit ihrer Darbietung der Herion aus Sword of Mana, die, statt die übliche Entstehungsgeschichte zu erzählen, endlich mal „was Anderes“ machen sollte, zum Beispiel zu Mambo Nr. 5 tanzen. Dagegen hielt Ciel Phantomhive (Christina M.) aus Kuroshitsuji/ Black Butler ihre Neuinterpretation des Liedes „Seid bereit“ aus König der Löwen. Marieke Schäfer stellte sich dafür die Frage, was eigentlich mit einem Superhelden passiert, der gerade stirbt. Ihre Calil aus Fire Emblem durfte aber leider nicht nach Walhalla, mit der Begründung: „Du kommst hier net rein!“. Die erste 07 Ghost- Vorstellung machte Nicole Bock als Teito Klein, der sich sehr nach seinem Freund sehnt. Danach folgte endlich einer der Männer: Daniel Kraus als Gar Vinland aus dem Spiel Demon’s Soul, welcher erfolglos versuchte, seine Liebste zu beschützen. Guru Clef (Daniela Krausche) aus Magic Knight Rayearth hatte da andere Probleme. So wusste er nicht, was mit seiner Welt nun passieren würde, da der Pfeiler erloschen ist. Nach ihr folgte wieder 07 Ghost, dieses Mal jedoch aus der Sicht von Mikage Seresutain, gespielt von Lydia S.. Den längsten Titel zur Figur hatte sich wohl Hebrina Rau ausgesucht mit Clair Vaux Bernardus aus Umineko no naku koro ni – Chiru. Da hatten auch die Moderatoren Probleme beim Aussprechen. Um das Sprechen ging es auch bei Rebecca N., die als Yuuki aus Vampire Knight mit sich selbst im Zwiegespräch war, bin ich ein Vampir oder bin ich kein Vampir? Tinkerbell wusste wenigstens, was sie ist, Anita Börtrich wusste jedoch nicht, wie sie zu Peter Pan nach Nimmerland kommt, um die kaputten Gegenstände wieder zu reparieren. Die längsten Flügel der ganzen Buchmesse, die sogar nicht einmal auf das Foto gepasst haben, hatte Roland Wolf dabei. Reyson aus Fire Emblem 10 hatte mit dem Verlust seiner besten Freundin zu kämpfen - ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Last but not least war Stefanie Ries mit Gauche Suede aus Letter Bee. Wenigstens wissen wir jetzt alle, dass wir unsere Post besser mit Letter Bee verschicken sollten - hier wird die Post mit dem eigenen Leben verteidigt.
Nun war es an der Zeit, dass sich die Jury zur Beratung zurückzog, nachdem am Vortag die Kostüme begutachtet worden waren und es heute nur galt, die gelungensten Performances zu finden. In der Zwischenzeit gab es eine Gothic Lolita Modenschau, die von Harley Harlekin und Belle Obscurit moderiert wurde. Dabei wurden sämtliche Stilrichtungen der Lolita gezeigt, von Sweet Lolita bis zur Gothic Lolita.
Nach der Pause wurde nun das Ergebnis verkündet: Die Reise nach Tokio gewann Julia G. mit ihrem Puppentanz Kuroshitsuji/ Black Butler.
Das war es dann auch mit der diesjährigen Buchmesse. Die DCM war beendet, die Verleger packten ihre letzten Bücher zusammen und ich durfte mich wieder auf den Weg nach Hause machen.

Fazit!

Zur Eventgalerie gelangt ihr hier!

Zum Interview mit Sabine Bohlmann von der Buchmesse gelangt ihr über diesen Link!

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