Inga Steinmetz im Interview

Geschrieben von Christina Christopoulos
Bildcopyright: Inga Steinmetz, Carlsen

Vor einigen Tagen kam Inga Steinmetz's neuer Manga "Schneeballen - Verliebt in Japan" auf den Markt. Zum gegebenen Anlass durften wir mit ihr ein eMail interview führen und sie für weitere Informationen zum Manga ausfragen.

Inhalt

animePRO: Wenn man Deinen Lebenslauf liest, ist dieser außerordentlich geradlinig. Hast Du Dir jemals vorgestellt, etwas anderes zu machen? Wenn ja, was?

Inga Steinmetz: Ich denke, Lebensläufe sehen immer nur „geradlinig“ aus, wenn man sie nach vielen Jahren betrachtet. Gerade das Leben als selbstständige Mangazeichnerin ist von vielen Unsicherheiten gekennzeichnet und nicht alle haben das Glück, dass ihnen das Leben diesen Beruf erlaubt. Bei mir ist es eben dieses Glück oder auch meine harte Arbeit von über zehn Jahren: Immer wieder beworben, sich auch für kleinere Aufträge nie zu schade gewesen, Kontakte geknüpft, Möglichkeiten genutzt. Im jeweiligen Moment hat sich das mitnichten geradlinig angefühlt, haha.

Jetzt das Ganze abzubrechen, würde diese Arbeit zunichtemachen, deshalb denke ich momentan nicht an einen zweiten Weg. Ich weiß aber, dass alles schnell wieder vorbei sein kann und genieße deshalb mein jetziges Leben, auch wenn es manchmal stressig ist.

 

animePRO: Mit „Alpha Girl“ hast Du einen kurzen Ausflug in das Erotik-Genre genommen, bist scheinbar aber schnell wieder davon abgekommen. War dies nur einmal zum Ausprobieren gedacht oder möchtest Du einfach mal alle Genres durchgehen?

Inga Steinmetz: Als ich zusammen mit Joachim Kaps von Tokyopop über eine Verlagsveröffentlichung von „Alpha Girl“ sprach (welches Zuvor ein Webcomic war), war anfangs ein Band im Gespräch. Geworden sind es zwei. Insofern war es eher ein „längerer Ausflug“. Wenn man sich meine Veröffentlichungen anschaut, ist eine selten wie die vorherige. Ich will mich als Künstlerin immer neu austoben, an neuen Themen reiben und neuen Herausforderungen stellen. Das erkennt man in meinem Stil wieder, der sich allzeit dem aktuellen Projekt anpasst. Also ja, ein Genre würde mir nicht genügen, ich will so lange es geht, Neues erforschen und abwechslungsreich bleiben!

 

 

 

 

animePRO: Deine Reise nach Südkorea scheint Dich sehr beeindruckt zu haben, wenn Du „Schneeballen“ ebenfalls dorthin schickst. Kann man hier tatsächlich Deine eigene Reise mit verfolgen?

Inga Steinmetz: Ich glaube, wenn ich genau auflisten würde, was tatsächlich passiert ist und was dramatisch überspitzt wurde, würde ich die Schneeballen-Reihe ein bisschen entzaubern. Deshalb antworte ich lieber so: Die Bücher heißen aus gutem Grund „Schneeballens Fall“ und „Schneeballen – Verliebt in Japan“ und nicht „Ingas Fall“ und „Inga – Verliebt in Japan“. Viele Alltagssituationen sind tatsächlich so passiert und das Wissen über die Länder vor Ort spiegelt natürlich meine eigenen Erfahrungen wieder.

 

animePRO: Was hat Dich dort am meisten beeindruckt?

Inga Steinmetz: Korea ist einfach sehr weit „weg“; nicht nur topographisch. Diese zwei Monate dort waren ein krasser Gegenentwurf zu meiner Situation zuhause, wie eine Parallelwelt, die mir zu diesem Zeitpunkt sehr gut tat. Wenn ich den Finger darauf legen müsste, haben mich am meisten die Menschen beeindruckt, mit denen ich vor Ort zu tun hatte. Allen voran Yam, Lucy und Samir, meine Gefährten für diese zwei Monate, die deshalb ebenfalls im Buch auftauchen. Auch die koreanischen Künstler vor Ort und deren offene Warmherzigkeit hat mir gut getan. Außerdem war es cool, dass mir vorher unbekannte koreanische Essen kennenzulernen.

 

 

animePRO: Wie fühlt es sich an, sich selbst als Illustration zu sehen und dann noch ein ganzes Buch damit zu füllen?

Inga Steinmetz: Es ist schon anders beim Schreiben, wenn man autobiografische Erlebnisse zu einem Buch verarbeitet. Vieles ist so verrückt, dass man es sich schwer in der Art ausdenken könnte. Es gibt den klugen Satz „Im Gegensatz zur Realität muss Fiktion Sinn machen“. Darauf musste ich diesmal keine Rücksicht nehmen, denn ich wusste bei vielen Dingen, dass sie tatsächlich SO passiert sind. Trotzdem haben beide Schneeballen Bücher natürlich einen thematischen roten Faden und eine Spannungskurve, das gehört zum Schreiberhandwerk.

 

 

animePRO: „Schneeballen“ war nun in Japan. Was hast Du dort mit ihr für Erfahrungen sammeln können?

Inga Steinmetz: Japan ist das Sehnsuchtsland für viele Mangafans und ich glaube generell, dass Reisen für den Charakter gut ist. Zu sehen, wie es in anderen Ländern läuft, lässt einen manchmal die Vor- und Nachteile des eigenen Landes besser einschätzen. Ich liebe Japan für sein Essen und die eng mit der Natur verbundene Spiritualität. Andererseits ist es ein Land voller Umverpackungen und Plastiktüten, das seine Bewohner manchmal ganz schön drangsaliert. Wie jedes andere Land hat es seine schönen und nicht so schönen Seiten. Wenn es irgendwie geht, würde ich sehr gerne nochmal dorthin und nochmal neue Seiten entdecken.

 

animePRO: Stand für Dich schon vor der Reise fest, einen zweiten Band über „Schneeballen“ zu zeichnen?

Inga Steinmetz: Die Idee spukte in meinem Kopf herum, deshalb habe ich vor Ort viele Notizen darüber gemacht, welcher meiner Erlebnisse sich für ein Buch eignen würden.

 

animePRO: Kannst Du Dir vorstellen, dass aus „Schneeballen“ eine größere Serie werden kann?

Inga Steinmetz: Ich würde es nicht ausschließen! Die Welt ist groß und es gibt viel zu entdecken.

 

animePRO: Die größte Frage ist nun: Hat „Schneeballen“ den Antrag ihres Freundes angenommen? Wenn ja, möchten wir ihr herzlich gratulieren!

Inga Steinmetz: Wenn du die „richtige“ Schneeballen meinst, ja, die hat schon 2014 den „Bund für’s Leben“ geschlossen. Dankeschön! Und genau wie die Schneeballen aus dem Buch erhofft sie sich ebenfalls das Allerbeste für ihren Mann und sich :-).

 

animePRO: Möchtest Du unseren Lesern, Deinen Fans und den zukünftigen Illustratoren noch etwas mitteilen?

Inga Steinmetz: Inzwischen veröffentliche ich seit elf Jahren regelmäßig Manga und wie bei vielen Leuten „in der Öffentlichkeit“ sind auch wir Zeichner nichts ohne unser Publikum. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bei allen bedanken, die meinen Weg, sei es seit kurzem oder langem, verfolgen. Ohne das anhaltend positive Echo der Fans wäre ich sicher eine andere Art Zeichner – wahrscheinlich trotzdem aktiv, aber einsamer und vielleicht weniger motiviert. Deshalb danke, dass ihr da sein!

 

 

Fazit!

animePRO bedankt sich rechtherzlich bei Inga Steinmetz für das tolle Interview!

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