Interview mit Axel Schwab

Geschrieben von Saskia Haber
Bildcopyright: Axel Schwab

Inspiration schenken und Eis geschenkt bekommen. Autor Axel Schwab stand uns per E-Mail Rede und Antwort, was sich in Japan in den letzten Jahren alles verändert hat und wieso er eines Tages wirklich ein Eis geschenkt bekam.

Inhalt

animePRO: Herr Schwab, was war die Inspiration für einen Reiseführer, der sich mit Routen abseits der Massen bewegt?
Axel Schwab: In den letzten Jahren ist mir bei meinen jährlichen Reisen nach Tokio aufgefallen, dass immer mehr Gebäude aus der Showa-Zeit verschwinden. Als ich Anfang 2019 mit der Tofumacherin meiner alten Nachbarschaft sprach, erfuhr ich, dass ihr Haus auch bald wegmuss, weil die Straße davor verbreitert werden soll. Etwas abseits der touristischen Hauptrouten gibt es viele interessante und geschichtsträchtige Orte und so fasste ich den Beschluss, darüber zu recherchieren und einen Tourenführer mit einem Fokus auf solche schönen Orte zu legen, die wie eine Zeitkapsel die Wirren der Zeit bisher überstanden haben. Die meisten dieser Orte werden hoffentlich auch noch die nächsten 10 Jahre überstehen und ich möchte die Leser dazu inspirieren, diese zu besuchen, solange sie noch existieren.

animePRO: Bei ihrer allerersten Reise nach Japan, haben Sie sich da stur an ihren Reiseführer geklammert oder haben sie den auch mal im Rucksack stecken lassen?
Axel Schwab: Bei meiner ersten Reise nach Japan als Student hatte ich gar keinen Reiseführer dabei. Damals verbrachte ich sechs Monate in einer japanischen Firma außerhalb von Tokio und absolvierte dort ein Praxissemester.
 

animePRO: Wenn Sie jetzt, nach so vielen Jahren, wieder einmal nach Tokio zurückkehren, gibt es Orte, die Sie unbedingt besuchen „müssen“, also eine Art Fixpunkt?
Axel Schwab: Bei jedem Besuch gehe ich mindestens einmal ins Buchladenviertel Jimbocho. Dort gibt es unzählige Buchantiquariate aber auch ganz tolle Cafés und Restaurants. 

animePRO: Welche anderen japanischen Städte haben Sie im Laufe der Zeit besucht? Haben Sie einen Favoriten?
Axel Schwab: Während meiner fünfjährigen Zeit als Angestellter in Tokio habe ich geschäftlich viele Städte auf der Hauptinsel Honshu und Kyushu besucht. In Hokkaido und Okinawa machte ich Urlaub und fuhr dort mit dem Mietwagen herum. Meine klaren Favoriten außerhalb von Kanto sind die Städte Kyoto und Nara. 

animePRO: Wenn Sie eine individuelle Tour zusammenstellen würden, welche Orte wären auf der Liste?
Axel Schwab: Für erstmalige Japanurlauber kämen Tokio, Kamakura, Nikko und Kyoto auf die Liste; bei ausreichend Zeit noch Hiroshima mit der Insel Miyajima. In der sehr überlaufenen Hauptreisezeit im Frühjahr würde ich eventuell Kyoto auslassen und stattdessen nur Nara besuchen.

animePRO: Haben Sie Insidertipps für jemanden, der das erste Mal nach Tokio kommt?
Axel Schwab: Da die Leser ja sehr individuell sind und verschiedene Interessen haben, gibt es von mir eigentlich keine pauschalen Tipps. Je nachdem, ob sich jemand eher für Museen, Naturerlebnisse, Architektur oder Shopping interessiert, empfehle ich in meinen Büchern, bestimmte Touren bevorzugt durchzuführen.

animePRO: Sie haben fünf Jahre in Tokio gelebt, wie sehr haben Sie die Touristenströme bemerkt?
Axel Schwab: In der Zeit, als ich in Tokio lebte, gab es noch nicht so einen starken Anstieg der Touristen. Das habe ich eher in den letzten Jahren bei meinen jährlichen Reisen bemerkt.

animePRO: Was ist ihr kuriosestes/lustigstes/schrägstes Erlebnis, das ihnen während einer Ihrer Reisen widerfahren ist?
Axel Schwab: In Japan funktioniert ja eigentlich alles wie ein Uhrwerk und die Gastfreundschaft ist äußerst ausgeprägt, weshalb ich von schrägen Erlebnissen zum Glück bisher verschont geblieben war. Eine kuriose Begegnung hatte ich vor einigen Jahren beim Sumo-Turnier in Tokio. Ich hatte einen günstigen Sitz auf der Empore in der ersten Reihe reserviert und es war relativ leer. Als ich mir etwas zum Trinken holte und zurückkam, saß ein älteres japanisches Ehepaar genau auf meinem Platz. Das war den beiden natürlich sehr peinlich und beim Aufstehen verschüttete der Mann auch noch Bier auf das Stoffpolster. Nach tausend Entschuldigungen kamen die beiden wenig später zurück und schenkten mir zur Entschädigung ein Eis.

Wir bedanken uns herzlich für das Interview!

Axel Schwabs neuestes Buch "Labyrinth Tokio - 30 neue Touren durch Japans Hauptstadt" erschien beim CONBOOK Verlag.
 

Er postet Bilder seiner Reisen auf Instagram: @fugu24

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