Interview mit der DCM 2017

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Bildcopyright: DCM
Während der Frankfurter Buchmesse 2017 haben wir ein ausführliches Interview mit zwei Mitgliedern des Teams hinter der Deutschen Cosplay-Meisterschaft (DCM), Yasmin Hofmann Estevez und Björn Sandner, führen können. Was ist die DCM und was hebt sie von anderen Wettbewerben ab? Erfahrt es hier!

Inhalt

animePRO: Stellen Sie sich doch am besten erst mal unseren Lesern vor.
Yasmin Hofmann Estevez: Ich bin Yasmin Hofmann-Esteves. Ich bin seit Ende 2016 bei der Presse und PR der Deutschen Cosplay Meisterschaft (DCM). Ich bin dafür verantwortlich, was Social Media, den Blog und alle marketingtechnischen Themen angeht.
Björn Sandner: Ich bin Björn Sandner und seit der Gründung entweder als Teilnehmer, Helfer oder Organisator mit dabei. Ich kümmere mich im Endeffekt um den kompletten technischen Part beim Finale und den Vorentscheiden. Mir obliegt alles Technische. Ansonsten mache ich alles, was für die DCM benötigt wird – entweder selbst schreiben oder in Auftrag geben.
 
animePRO: Da die DCM eine größere Veranstaltung ist: Wie weit im Voraus muss sie geplant werden?
Björn Sandner: Schwierig. Im Endeffekt haben wir Pause zwischen Ende Oktober, also nach der Buchmesse gibt es noch ein, zwei Termine und dann haben wir Pause bis Januar/Februar. Dann haben wir unsere Orga-Treffen und planen die Saison durch. (…)
 
animePRO: Wie sieht es mit den technischen Herausforderungen aus?
Björn Sandner: Wir hatten dieses Jahr das erste Mal ein neues Anmeldesystem, gerade dann, wenn man neue Technik einführt, die komplett über die ganze Veranstaltung läuft. Anmeldesystem heißt, wir müssen eigentlich schon vor dem ersten Vorentscheid die Systeme so gut geplant haben, dass auch die ganze Datenbanklogistik (…) stimmt. Eigentlich sollte schon alles Anfang des Jahres geplant sein. In der Regel ist es so, wir nähen ziemlich knapp auf Kante, einfach aus der Erfahrung aus. Die Leute werden erst richtig motiviert, wenn sie Zeitprobleme bekommen. (…)
 
animePRO: Wie sieht es mit der Bewertung aus: Wonach kann ein Cosplay überhaupt bewertet werden?
Björn Sandner: Da muss man ein bisschen mit der Historie anfangen. Von 2003 bis 2006 gab es in Deutschland eigentlich nur eine Art, Cosplays zu bewerten, das damalige HCB-Schema, nach dem Fotografen benannt. Das verlief folgendermaßen: Leute machen ihren Auftritt, gehen danach zur Jury, die selbst auf der Bühne sitzt, drehen sich einmal und gehen wieder. Unsere DCM-Leitung, Peter Müller, hat sich damals gedacht, das gehe so nicht. Da wird viel zu wenig Fokus auf das Kostüm gelegt. Man kann sich das gar nicht richtig ansehen. Das ist immer nur eine Momentaufnahme, man kann keine objektive Bewertung machen, weil man vielleicht die Vorlage
nicht kennt oder das Kostüm nicht richtig sehen kann. Man kann sich nicht angucken, wie es verarbeitet ist. Man hat keine Zeit, richtig darüber nachzudenken. Man hat sich gedacht, dies müsse sich ändern. Auf der Basis haben wir ein Regelwerk geschrieben, was im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert wurde und wobei nach unterschiedlichen Kriterien bewertet wird: das sind Kostüm, Farbe, Perücken, Aufwand, Basteleien. (…)
Yasmin Hofmann Estevez: In unserem Regelwerk haben wir die Tabelle, so wie die Jury sie sieht, zudem abgedruckt. Also, wenn man das Regelwerk liest, sieht man gleich, nach welchen Punkten wie bewertet wird, auch inklusive Multiplikator und Streicher. Es ist alles mit drin. Wir sind da sehr transparent. (…)
 
animePRO: Wie weit kann man denn Cosplay überhaupt sehen? Wie weit geht der Begriff überhaupt?
Yasmin Hofmann Estevez: Wir bei der DCM haben eigentlich keine Eingrenzung. Unsere einzige Grenze ist, dass eine lizenzierte Vorlage vorliegt. Solange eine lizenzierte Vorlage, frontal von Kopf bis Fuß vorliegt, ist es für den Wettbewerb kein Problem. Also, alles, was bei uns an Serien, Anime und Manga vorliegt, ist erlaubt, solange wir eine lizenzierte Vorlage haben, Fanart-Zeichnungen gehen nicht. (…) Wenn die Teilnehmer eine Vorlage einreichen, dann müssen sie auch das, was auf der Vorlage ist, mitbringen.
 
animePRO: Ist Cosplay heutzutage ausschließlich als Hobby zu sehen oder könnte sich in ein paar Jahren ein neuer Berufszweig entwickeln, etwa in Richtung Marketing oder Ähnliches?
Yasmin Hofmann Estevez: Es gibt tatsächlich Cosplayer in Deutschland, die das Hobby zum Beruf gemacht haben. Ich glaube, die bekanntesten, die man nennen kann, sind Lightning Cosplay und Kamui Cosplay, die sich selbstständig gemacht haben als Cosplayer, die mit Büchern, Tutorials, Vorträgen und anderem wirklich ihr Geld verdienen. (…) Wenn man ein Alleinstellungsmerkmal hat, was einen Mehrwert für den Kunden bringt - in dem Fall sind es andere Cosplayer oder Leute aus der Szene - dann kann man sich dabei definitiv selbstständig machen. Ob es irgendwann ein eigener Berufszweig wird, wage ich zu bezweifeln, dafür gibt es nicht genügend Alleinstellungsmerkmale (…)
Björn Sandner: Ich kenne Verlage, die Cosplayer engagieren, Kostüme für Werbegänge, Messen und Ähnliches zu machen. Da ist jedoch das große Problem: In Deutschland gibt es noch zu wenige Künstler, die in dem Bereich was machen und, ich sage jetzt mal, soweit unterwegs sind, dass sie die Möglichkeiten sehen. Seien wir mal ehrlich, Leute, die meistens Künstler sind nicht die besten Unternehmer und wenn man keinen Verlag dahinter hat, der aktiv unterstützt und Inputs und Ideen gibt, wird es schwierig, darauf zu kommen: „Ich könnte mal Cosplayer engagieren oder Kostüme aus meiner eigene Serie machen (...).“. (…)
 
animePRO: Was begeistert Sie an Japan und seiner Popkultur?
Yasmin Hofmann Estevez: Ich selbst war schon 2014 mit einer Freundin in Japan. Sagen wir es mal so: man geht als kleiner Nerd hin und kommt zurück, fasziniert von der Kultur. Klar, man darf Japan nicht idealisieren, das passiert hier leider ganz oft. Japan ist ein fantastisches Land. Es ist ein tolles Land, welches versucht, Moderne und Tradition miteinander zu vereinigen. (…) Was die Popkultur angeht: ich glaube, dafür bin ich zu alt. Ich bin die Jüngste bei uns in der Orga, aber ich bin ebenfalls schon eine der Mammuts, weil ich schon seit dreizehn Jahren dabei bin. Als ich damals eingestiegen bin, gab es Ayumi Hamasaki, Dir En Grey und The Gazette. (…)
Björn Sandner: Bei mir ist es so, ich war ebenfalls zweimal in Japan. Ich finde, es ist eine besondere Erfahrung, die man gemacht haben muss, weil die komplette Kultur, die ganze Art und Weise des Umgangs, auch die ganze Integration und die Gefilde der Außenwelt (…) prägend ist. Ich komme nicht aus dem Anime- und Manga-Bereich, ich komme aus dem US- und franko-belgischen-Comicbereich, bin seit 1998 in Comicsalons mit meinem Vater gewesen. Irgendwann bin ich in die Anime- und Manga-Szene herein gestolpert und habe am Anfang sehr viel im Anime- und Manga-Bereich geguckt und gelesen. Ich persönlich muss sagen, ich fahre das langsam zurück, weil es immer öfter das gleiche ist. (…).
 
animePRO: Vielen Dank für das Interview!

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