Interview mit Marika Paul

Geschrieben von
Bildcopyright: Marika Paul, Sia

Viele erinnern sich wahrscheinlich noch, als sie im Comichandel diesen mysteriösen, schwarzen Band mit dem Titel „Royal Lip Service“ entdeckten. Im Jahr 2015 heißt es Abschied von der Serie zu nehmen und zu diesem Anlass haben wir Marika auf den Zahn gefühlt.

Inhalt

Name: Marika Paul
Pseudonym: yamiz
Alter: 32
Geburtstag: Oktober '82
Wohnort: bei Dresden

Bisherige Veröffentlichungen:
Diverse Kurzgeschichten u.a. beim Schwarzen Turm (PaperTheatre4) oder für Wettbewerbe wie CiL etc.
Turnover (CHIBI - Carlsen)
Daftball 1 (Drömer Knaur)
Royal Lip Service 1-3 (Carlsen)
Aquabox zero (Eigenverlag)

 



animePRO: Beginnen wir mit der berüchtigten Frage: Wie bist du überhaupt zum Zeichnen gekommen?
Marika: Hehe, ich weiß gar nicht, wie oft ich diese Frage jetzt schon beantwortet habe. Ich habe eigentlich schon immer gezeichnet, bzw. habe ich seit dem Kindergarten nie aufgehört. Wann genau ich angefangen habe im Mangastil zu zeichnen, kann ich auch leider nur schätzen. Aber es wird sicher schon 25 Jahre her sein.

animePRO: Welches Zeichenmaterial verwendest du und warum? Was sind die Vorteile in deinen Augen?
Marika: Das kommt ganz drauf an.
Für Illustrationen bevorzuge ich mittlerweile Aquarell und Tusche, obwohl ich früher mehr mit Copics gearbeitet habe. Aquarell mag ich so, weil ich damit sowohl eine schnelle und wunderbar leichte, als auch eine vielschichtige Koloration machen kann.
Für Comicseiten bzw. monochrome Illustrationen benutze ich die Multiliner von Copic, unterschiedliche Pinselstifte und weiße Tusche. Sie haben sich bisher am besten für mich bewährt.

animePRO: Und welche Motive zeichnest du am liebsten?
Marika: Oh, das ist schwer zu beantworten.
Absolute Lieblingsmotive habe ich eigentlich nicht. Kommt immer auf die Situation an.

animePRO: Wie lässt du dich inspirieren? Hast du da bestimmte Quellen oder springt dich die Bildidee einfach so an?
Marika: Ich lasse mich eigentlich von allem möglichen inspirieren. Etwas, das ich gesehen habe, ein Geruch oder eine Farbe, oder auch oft Teile von Songtexten, die ich entweder einmal umsetzten möchte oder aus denen sich dann eine Bildidee ergibt.

animePRO: Hat sich dein Stil über die Jahre hinweg verändert? Kam es mehr von alleine oder hast du es bewusst angestrebt?
Marika: Oh ja. Ich hab letztens erst wieder RLS 1 in den Händen gehabt, der ja nun schon mehr als vier Jahre her ist und habe festgestellt, dass ich nun einen komplett anderen Stil habe. Zumindest empfinde ich das so. Ich persönlich finde es natürlich gut, weil ich auch versucht habe in Anatomie und charakterlicher Darstellung besser zu werden. (Und es auch immer noch weiter übe. Man lernt ja nie aus.) Ich glaube das verändert einen Stil schon sehr.

animePRO: Wie ist deine Einschätzung gegenüber dem Markt? Glaubst du, dass dieser sich für deutsche Zeichner verbessert hat?
Marika: Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile nicht mehr so den Überblick habe, besonders was die meisten japanischen Lizenzen angeht. Aber was die dt. Independent-Szene angeht glaube ich das auf jeden Fall. Da hat sich sehr viel in den letzten Jahren getan. Unter anderem machen das die ganzen Zeichnermeilen auf diversen Cons möglich. Ich find es ganz spannend zu beobachten und freue mich immer wieder neue, selbstverlegte Comics/Manga zu entdecken.

animePRO: Gibt es ein Merchandise, das du unbedingt einmal verkaufen wolltest, aber für das sich bisher keine Gelegenheit bot?
Marika: Oh, darüber hab ich ja noch gar nicht nachgedacht. Ich sammele selber gerne Artbooks, wenn man das unter Merchandise zählen kann, würde ich gerne mal eins selber machen. Da gibt’s nur ein kleines Problem: Ich habe dafür wahrscheinlich zu wenig Illustrationen. *g*

animePRO: Zu deinen ersten Veröffentlichungen gehören Kurzgeschichten in diversen Anthologien. Was war es für ein Gefühl das erste Mal etwas Gedrucktes von dir in den Händen zu halten?
Marika: Das war total aufregend! Gedruckt sehen die Seiten noch einmal ganz anders aus und die eigene Geschichte dann plötzlich fertig auf Papier zu sehen war ein toller Moment und ist es immer noch. Manchmal frage ich mich dann, ob das wirklich von mir ist. X)
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animePRO: Nach dem Werk „Turnover“ innerhalb der Chibi-Reihe von Carlsen, wurde dir Chance für ein Projekt bei dem Verlag Knaur geboten. 2010 erschien der erste Band von „Daftball“, leider gab es keine Fortsetzungen mehr, da die Verlegung von Mangas/Comics wieder eingestellt wurde. Können wir hoffen, dass die Geschichte eines Tages abgeschlossen wird?
Marika: Diese Frage stellt mir eine Freundin auch immer wieder.
Das grobe Konzept zu Daftball habe ich schon damals fertig geschrieben und es umfasst, in meinen Träumen, ganze 5 Bände. *lach* Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich mit Daftball als Sportmanga bei einem der Verlage unter kommen könnte. Aber derzeit stellt sich mir diese Frage noch nicht, denn ich habe gerade noch ein paar andere Projekte, die ich vorher sehr gerne weiter machen bzw. beenden würde. Aber Daftball ist nicht vergessen und vielleicht ergibt sich später noch einmal die Möglichkeit einer Selbstvermarktung.

animePRO: Momentan arbeitest du an zwei Werken gleichzeitig oder sind es sogar mehr? Zum einen wäre da der dritte Band zu „Royal Lip Service“ (Carlsen) und zum anderen der Dōjinshi „aquabox headquarters“, den du zusammen mit der Zeichnerin Sia auf die Beine stellst und verlegst. Ist das nicht manchmal ziemlich stressig?
Marika: Ein bisschen, ja. Besonders, wenn man kein Vorankommen sieht. Aber jetzt habe ich RLS komplett fertig und kann mich, zusammen mit Sia, in die Vorbereitungen für die Aquabox stürzen.

animePRO: War „Royal Lip Service“ von Anfang an als mehrteilige Serie geplant? Oder wurde es vom Erfolg der Serie abhängig gemacht, da keine Nummerierung auf dem ersten Band zu finden ist?
Marika: Ja, da hast du recht. Auf Band eins gibt es keine Zahl und RLS wird auch immer noch als Einzelband in einer Trilogie angekündigt.
Ich hatte RLS auf 3 Bände angelegt, aber der Verlag wollte verständlicherweise erst einmal antesten, wie der Band ankommt und ob ich auch genug Puste für 180 Seiten habe. X)
Ich muss aber gestehen, dass ich mich sehr schwer mit Kurzgeschichten tue. Ich murkse einfach zu gerne an den Charakteren und der Story herum, als das ich sie dann nach ein paar Seiten abschließen könnte *g*

animePRO: Wie bereits erwähnt arbeitest du gerade am dritten Band. Wird es noch einen weiteren Band geben oder ist die Geschichte damit abgeschlossen?
Marika: Mit dem dritten Band ist RLS abgeschlossen. Auch wenn ich einigen Nebencharakteren gegenüber ein schlechtes Gewissen habe, weil sie am Ende dann doch weniger Platz bekommen haben als geplant war. Trotzdem glaube und hoffe ich sehr, dass ich die Geschichte um Jen und Victor mit dem dritten Band gut abgeschlossen habe.

animePRO: Darfst du uns denn schon verraten, wann der Band erscheinen wird?
Marika: Mittlerweile hat es Carlsen bekannt gegeben.
„Royal Lip Service – Symphony“ wird im April 2015 erscheinen.

animePRO: Zwischen dem ersten Band und heute liegen schon ein paar Jährchen und du hast dich zeichnerisch weiterentwickelt. Magst du dennoch die Zeichnungen von damals oder würdest du am liebsten alles erneut zeichnen?
Marika: Niemals! Das würde mir ja Zeit für neue Projekte rauben. *g*
Als ich mir die ersten beiden Bände noch einmal angesehen habe, war es teilweise echt hart für mich zu sehen, wie schief mein Blick damals wohl gewesen sein musste. (Anders kann ich mir das einfach nicht erklären. *lach* ) Aber ich würde es dennoch so lassen. Die beiden Bände zeigen sehr gut, dass ich mich zeichnerisch entwickelt habe und dafür sollte ich mich nicht schämen, auch wenn es mir manchmal schon schwer fällt.

animePRO: Bevor wir uns „aquabox headquarters“ zuwenden: Hast du einen Lieblingscharakter und/oder eine Lieblingsszene?
Marika: Bei RLS mag ich Arthur und Till am meisten. Mit den beiden kann man gut rumblödeln und die dümmsten Witze machen. *g* Aber ich werde auch Victor und Anton vermissen, die mir dann doch sehr ans Herz gewachsen sind. Bei den Szenen fällt mir jetzt spontan keine spezielle ein.



Widmen wir uns doch jetzt dem Dojinshi „aquabox headquarters“, der zur diesjährigen Leipziger Buchmesse erschienen ist.
Vor dreißig Jahren verließen ein Großteil an Satelliten den Orbit und stürzten wie ein Feuerregen auf die Erde zurück.
Viele der herabgestürzten Splitter richteten massiven Schaden in den Städten an, aber die Zerstörung war nicht die einzige Folge.
Der Kontakt mit den Splittern verursachte Verbrennungen und Mutationen, die zu unheilbaren Krankheiten führten, von denen allerdings 50% der Fälle zum Tode führten. Bei anderen Menschen brachten die Mutationen unterschiedliche Kräfte zum Vorschein…. weiterlesen



animePRO: Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit Sia. Ist es nicht manchmal schwer die Arbeiten zu koordinieren? Gibt es etwas, dass dir besonders viel Spaß an der Zusammenarbeit macht?
Marika: Ein bisschen, ja. Vor allem, weil wir komischerweise auch immer zu knapp anfangen, und dann genau in die Weihnachtszeit kommen, wo man ja immer noch ganz viele andere wichtige Dinge zu erledigen hat. X)
Aber ich mag es sehr mit Sia zusammen zu arbeiten. Ich kann sie immer fragen, wenn ich mir bei einigen Sachen unsicher bin und die Betriebsblindheit eingesetzt hat. Außerdem finde ich es schön auch mal mit fremden Charakteren zu arbeiten, die ganz anders reagieren als meine. Das ergibt immer wieder ein ganz anderes Bild und die Story entwickelt sich überraschend anders. Und das Teilen der einzelnen Arbeitschritte erleichtert es natürlich ungemein.

animePRO: Für die Mangaszene ist eine Superhelden-Geschichte eher ungewöhnlich. Hattet ihr Bedenken, dass es vielleicht deswegen keinen Anklang finden wird?
Marika: Um ehrlich zu sein, haben wir darüber gar nicht nach gedacht. Die Aquabox ist unser Herzprojekt und die wollten wir auf jeden Fall zu Papier bringen, vor allem wegen uns. Aber dass es nun Leser gibt, die genauso mit den Charakteren mit herzeln wie wir, ist natürlich echt toll und ganz wunderbar. ÖvÖ

animePRO: Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen? Habt ihr sie schon lange mit euch herumgetragen, bevor ihr schließlich begonnen habt sie umzusetzen?
Marika: Ein paar Freunde von uns hatten damals die Idee mit eigenen Superhelden, nachdem sie der Marvel und DC-Manie verfallen sind. Sia entwickelte dann ebenfalls einen Charakter dazu und dann verselbstständigte es sich ganz automatisch. Am Ende hatten wir beide ein paar Charaktere die miteinander agierten und wir bauten eine Story darum. Mittlerweile sind seit dem ersten Entwurf und jetzt ca. vier Jahre vergangen und wir haben schon weit über, ich wage die Zahl gar nicht zu sagen, 50 Charaktere. Zu jedem gibt es eine kleine oder große Geschichte, die wir auch versuchen wollen nach und nach zu erzählen. (Wir Verrückten! XD)

animePRO: Ist die Handlung schon komplett im Stein gemeißelt oder wisst ihr noch nicht genau, wohin sie führen wird?
Marika: Die grundlegenden Szenen sind bei Ced und Phil schon fertig. Bei der Umsetzung vom RPG, was die ursprüngliche Fassung war, in die eigentlichen Comicseiten werden wir allerdings ein paar Dinge ändern müssen, zwecks Spannungsbogen, Cliffhanger und so weiter.
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animePRO: Habt ihr schon eine Ahnung, wie viele Kapitel es in etwa werden?
Marika: Nein gar nicht. Da lassen wir uns ganz von der Geschichte leiten.

animePRO: Kannst du uns schon etwas über zukünftige Projekte sagen? Worauf können wir uns freuen?
Marika: Sia und ich arbeiten auch weiterhin an der Aquabox und da gibt es neben Ced und Phil ja noch ein Haufen anderer Charaktere, die alle ihre eigene Story haben, die wir auch sehr gerne umsetzten wollten. Bis jetzt haben wir, für die kommende Leipziger Buchmesse, den zweiten Teil, sowie einen kleine Zusatzstory geplant. Vorausgesetzt, wir schaffen das noch alles rechtzeitig in den Druck.
Alles andere kann ich bis jetzt noch nicht sagen, außer, dass noch eine Menge andere Ideen da sind. *g*

animePRO: Möchtest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?
Marika: Ich bedanke mich für dieses tolle und ausführliche Interview und danke allen Lesern und den vielen lieben Menschen, die mir immer wieder schreiben und mir Mut und Kraft für die Zukunft geben. Ihr seid toll! Danke! :3

Fazit!

Wir bedanken uns herzlich für das Interview und empfehlen unseren Leser Marika auf Facebook oder Twitter zu besuchen.

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