Interview mit pearsfears

Geschrieben von
Bildcopyright: pearsfears

Die Zeichnerin pearsfears erzählt uns im Interview, wie sie auf ihr Pseudonym gekommen ist und warum sie sich dazu entschlossen hat, ihren Dōjinshi auf englisch zu veröffentlichen.

Inhalt

Pseudonym: pearsfears
Spitzname: pears
Geburtstag: 21.07.1993
Sternzeichen: Krebs
Wohnort: Kassel
Motto/Lieblingszitat: Time, skill and a little bit of luck


bisherige Veröffentlichungen:
„our last moment" in Baito Oh! 6
„remains" Eigenveröffentlichung
 


animepro: Zum Einstieg doch mal die übliche Standardfrage: Wann hast du mit dem Zeichnen begonnen?
pearsfears: Also zeichnen tu ich eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Ich wurde zum Glück in Sachen Kunst und Zeichnen immer von meiner Mutter gefördert und hab als Kind schon viele Kurse besucht. So richtig Mühe mit Manga hab ich mir aber erst ab 2008 gegeben, ein Jahr, nachdem ich mich bei Animexx angemeldet hatte.

animepro: Wie bist du denn auf dein Pseudonym „pearsfears" gekommen? Irgendwelche traumatischen Erlebnisse, von denen wir wissen sollten?
pearsfears: Haha, nein, keine Sorge! Der Nick entstand eher aus reinem Zufall. Vor ein paar Jahren waren diese „Kawaii not"-Comicstrips sehr beliebt, wo Essen oder Gegenstände süße Gesichter hatten. Mein Lieblingscomic war mit Birnen und da ich zu dem Zeitpunkt einen Nick gesucht habe für einen Zweitaccount und eines der Birnenbilder als Icon nehmen wollte, kam mir pearsfears in den Kopf. Weil ich ja damals dachte, dass sich das reimt und einfach nur schnell irgendeinen Namen haben wollte. Tja. ; >

animepro: Laut deiner eigenen Aussage zeichnest du magere Schönlinge. War diese Stilrichtung eine bewusste Entscheidung?
pearsfears: Ja, auf jeden Fall. Früher war das nicht der Fall und meine Charas sahen sogar eher etwas üppiger aus. Innerhalb der letzten paar Jahre habe ich aber entdeckt, dass ich in der „abgemagerten" Körperform die meiste Ästhetik sehe. Die „Schönlinge" sind ja eh immer relativ, da der Geschmack von Menschen immer verschieden ist, aber für mich macht es in der Form absolut Sinn, da schlanke, knochige Körper für mich schön sind. Der Begriff „abgemagert" widmet sich eher den Leuten, die sich immer beschweren, dass alles, was ich zeichne, zu dünn ist.

animepro: Bei Animexx hast du schon ein paar Dōjinshi veröffentlicht. Wenn du sie heute betrachtest, magst du sie noch? Und allgemein deine früheren Zeichnungen?
pearsfears: Ehrlich gesagt: Nein, gar nicht. Ich hatte lange Zeit Probleme damit, meinen Stil, den ich beim lockeren Skizzieren hatte, auf die Lines in Doujis zu übertragen. Ich hatte schon damals beim zeichnen nie richtig das Gefühl gehabt, dass die Sachen so aussahen, wie sie eigentlich aussehen könnten.
Ich habe innerhalb der letzten Monate, beziehungsweise dem letzten Jahr, die meisten Fortschritte in Sachen Stil, Paneling, Strichführung und Anatomie gemacht, da ich mich auch zum Beispiel von alten Elementen in meinem Stil gelöst habe. Deswegen nein, ich mag meine Sachen nicht mehr, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht irgendwie stolz auf sie bin, weil sie ja meinen bisherigen Weg darstellen.
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animepro: Die deutsche Szene hatte sich jahrelang zu behaupten. Wie ist dein Eindruck, geht es bergauf? Oder sind es mehr die Zeichner, die sich untereinander unterstützen?
pearsfears: Unter den Zeichnern auf jeden Fall bergauf!! Ich merke es gerade sehr intensiv anhand von Facebook! Das Tempo, in dem sich Infos, Trends, et cetera durch die Szene bewegen ist einfach so intensiv. Ich habe auch mitbekommen, dass Tische auf Conventions jetzt begehrter sind als je zuvor und neue Doujinshis sprießen auch aus allen Ecken.
Wie es allgemein um die deutsche Szene steht, wenn man die Verlage etc. mit einbezieht, kann ich echt nicht einschätzen. Gründe zum meckern gibt's ja aber immer. : P

animepro: Welche Zeichenmaterialien verwendest du und warum? Was sind in deinen Augen die Vorteile?
pearsfears: Überwiegend zeichne ich am PC. Ich mache meine Mangaseiten, Illustrationen und Skizzen eigentlich alle bei Painttool SAI, da ich damit am besten arbeiten kann. Photoshop benutze ich auch, aber nur zum Rastern und Lettern, sonst mag ich das gar nicht. Ich finde in SAI die Pinsel viel besser von der Strichführung her und dem „Blending" der Farben beim colorieren.
Traditionell benutze ich Aquarell und Copics. Bei Aquarell kann man gut mit Verläufen und pastelligen Farben arbeiten, während Copics kräftiger sind und einem eine klarere Coloration erlauben. Ich finde beides hat seine Vor- und Nachteile, deswegen switche ich mein Medium je nach Bildmotiv.

animepro: Deine erste Veröffentlichung war die Kurzgeschichte „our last moment" in der Anthologe „Baito oh!" (Band 6). Wie ist es dazu gekommen?
pearsfears: Ich hatte schon vor ein paar Jahren Kontakt zu „Baito Oh!" aufgenommen, da ihr Sitz ja in Berlin ist, wo ich bis vor kurzem auch gewohnt habe. Ich hatte seitdem immer mal wieder Kontakt mit Maruko und Kacha, zwei Zeichnerinnen beziehungsweise Mitwirkenden im „Baito Oh!".
Es war eigentlich schon länger aus diesem Grund die Rede, dass ich irgendwann mitmachen sollte und irgendwann letztes Jahr wurde ich dann gefragt. : )
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animepro: Hat es dir Spaß gemacht und würdest du noch einmal an so einem Projekt mitarbeiten wollen?
pearsfears: Oh ja! Natürlich ist das Zeichnen mit Deadline selbst stressig und ich habe bei meinem ersten Mal so so so viel falsch gemacht, was mich jede Menge Nerven gekostet hatte. Zum Glück war Kacha da, um meinen Mist wieder auszubaden und doch eine ordentliche Story daraus zu machen! Aber ja, ich hatte sehr viel Spaß und bin immer noch sehr glücklich mit dem Ergebnis.
Und zur Zeit arbeite ich auch eigentlich wieder an einer Kurzgeschichte für die neugegründete Anthologie „Chakuzo", die zur LBM 2014 erscheinen soll! *werb werb*

animepro: Kannst du das Gefühl beschreiben, als du das erste Mal ein gedrucktes Werk von dir in den Händen hattest?
pearsfears: Das war natürlich was total Krasses - man druckt ja hin und wieder seine Sachen selbst aus, einfach um zu gucken, wie das kommen würde. Aber das war natürlich was komplett anderes bei „Baito Oh!" wie bei meinem eigenen Douji. Es ist einfach die Form, die Qualität. Man hält einfach nur die Arbeit der letzten Monate in seinen Händen und egal ob man Fehler findet oder nicht, man ist einfach nur so zufrieden mit sich, dass man durchgehalten hat!
Wäre das zu krass, wenn ich das mit einer Schwangerschaft und Geburt vergleichen würde, wo die Mutter lange Zeit Schmerzen ertragen muss, die aber sofort vergessen sind, wenn das Kind da ist? Haha.

animepro: Du hast mit „remains" deinen ersten Dōjinshi im Eigenvertrieb veröffentlicht. Gab es eine bestimme Inspiration für die Geschichte? Und wie ist es zu dem Entschluss gekommen, dieses Werk in Druck zu geben?
pearsfears: Nunja, die Connichi stand vor der Tür und ich wurde von einigen Freunden (die auch schon eigene Sachen gedruckt hatten) ermutigt, mir einen Tisch zu holen. Den wollte ich aber nicht ohne einen Douji, den ich anbieten könnte. Deswegen saß ich mehrere Wochen lang rum und brütete an Ideen, was ich denn jetzt zeichnen könnte.
Die Inspiration zu „remains" war allerdings was total komisches. Ich habe nämlich die Mäuse eines Bekannten beobachtet, wie sie die ganze Zeit im Gehege einander fremdkuschelten und fing dann an, mir im Kopf Beziehungen und Situationen auszudenken, haha.

animepro: Wie lang war der Weg von erstem Strich bis hin zum gedruckten Werk? War es ein eher schweres Unterfangen oder nicht?
pearsfears: Oh Gott, ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich geschrien und geweint habe „Töte mich!" und „Warum mach ich das nochmal?"
Also ja: Ich tu mich immer schwer mit Planungen und Ausführungen. Schwere Geburten!
Der Weg war also unglaublich lang, jedenfalls gefühlt. Bei „remains" hab ich teilweise 2-3 Seiten pro Tag geschafft, an anderen Tagen wiederrum hab ich ein Gesicht 8934589 Mal neu gezeichnet, oder den Stift noch nicht mal angerührt. In solchen Momenten war ich sehr dankbar darüber, dass sich meine Freunde mein Geheule angetan haben und mit Ablenkung oder guter Laune für mich da waren.
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animepro: Warum hast du dich entschlossen „remains" auf Englisch zu verfassen? Gibt es noch einen anderen Grund, außer den größeren Einzugsbereich?
pearsfears: Der Hauptgrund war schon, dass sich durchs Englisch der Leserbereich erweitern ließ, da ich auch viele Interessenten durch meinen englischen tumblr hatte.
Ein anderer Grund war aber auch, dass ich manche Sachen einfach auf Englisch besser formulieren oder klingen lassen kann. Es gibt dem ganzen Werk eine ganz andere Luft, je nachdem in welcher Sprache es geschrieben ist.

animepro: Wie sieht es denn allgemein mit der Inspiration aus? Hast du bestimmte Methoden, dir die helfen Ideen zu finden oder springen sie dich meist einfach an?
pearsfears: Hmm...ich würde sagen, dass das meiste durch Grübeln oder Zufälle kommt! Manchmal denkt man wochenlang nach und es fällt einem nichts ein und dann macht's in einem Moment „BOOM!" und man hat DIE Idee.
Die Idee für meine Kurzgeschichte für das „Chakuzo" kam mir z.B. im Schwimmbad, als ich meine Runden gegen eine hartnäckige Oma geschwommen bin, die mir meine Bahn klauen wollte. Es fängt alles mit einem Gedanken an, aus dem sich ein weiterer Gedanke entwickelt und so geht es immer weiter, bis der Endgedanke nichts mehr mit dem Anfang zu tun hat.
Ansonsten lass ich mich gern von Filmen, Musik und anderen Manga inspirieren. Ich liebe Dinge, die mir ein bestimmtes Gefühl geben, die einem das Herz zuschnüren und einen melancholisch werden lassen. Sowas will ich selbst auch hinkriegen!!

animepro: Ist es dein Ziel irgendwann von deinen Zeichnungen leben zu können? Wenn ja, in Form des Mangaka oder eher in einem anderen Bereich?
pearsfears: Auf jeden Fall! Ich mach ja nichts außer zeichnen und kann mir deshalb auch nichts anderes für mich in Zukunft vorstellen. Allein von Manga zu leben ist in Deutschland, oder allgemein ausserhalb von Japan, leider relativ unrealistisch, weswegen ich eher plane, zweispurig zu fahren. Ich habe gerade mein Studium in der Visuellen Kommunikation angefangen und möchte in Zukunft gerne als Illustratorin beziehungsweise Freelancer arbeiten.
Natürlich werde ich dadurch auch nicht reich, aber ich drück mir da einfach selbst die Daumen, dass sich die beiden Sachen wenigstens im guten Verhältnis zusammen vereinbaren lassen. ; )

animepro: Wenn man sich deine früheren Werke ansieht, dann scheinst du dort noch nicht viel mit „Boys Love" zu tun gehabt zu haben. Was hat dein Interesse in diese Richtung gelenkt?
pearsfears: Mein Interesse an BL ist nicht neu, es hat sich einfach in den letzten paar Jahren zunehmend gesteigert! Ich habe viele tolle Manga gelesen und neue Mangaka entdeckt, die mir BL einfach versüßten. Ich musste mich auch erst durch die Horde an Boys Love-Manga kämpfen, die nicht meinem Geschmack entsprachen, bis ich die „New Wave"-Storys von bestimmten Zeichnern fand. Diese Manga haben andere Thematiken und Genres und sprechen auch andere Zielgruppen an, vor allem halt mich, haha. Diese Art von BL hat mich vollkommen gefesselt und mich so viele Gefühle durchlaufen lassen, dass ich es einfach selbst probieren wollte.
Gleichzeitig hatte ich für lange Zeit das Problem, dass ich mich für BL geschämt habe. Das Thema Homosexualität ist eben nicht bei allen willkommen und ich habe erst mit der Zeit gelernt, meine Standpunkte und Vorlieben verteidigen zu können. Bis dahin knickte ich bei Kritik und Gegenworten schnell ein.
Das soll nicht heißen, dass das der einzige Grund ist, warum meine Doujis auf Animexx überwiegend heterosexuelle Romanzen aufweisen! Ich finde BL und hetero haben einfach verschiedene Reize, bloß war die heterosexuelle Thematik für mich leichter auszuleben, bevor ich mit mir selbst ins Reine kam.
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animepro: Wirst du in Zukunft weiterhin eher im Genre „Boys Love" arbeiten? Hast du überhaupt schon feste Pläne für neue Projekte und kannst uns schon etwas verraten?
pearsfears: Oh ja! BL ist einfach etwas, das mich sehr glücklich macht! Natürlich will ich nicht nur Shonen Ai zeichnen, weil mich auch viele meiner älteren Leser darum bitten, oder vielen einfach BL nicht liegt und weil ich auch selbst hetero oder Geschichten ganz ohne Romantik mag.
Aber wer mich auf Facebook oder tumblr followed weiß, wo mein Herz schlägt, haha.
Wie schon erwähnt, zeichne ich an einer Kurzgeschichte für die Anthologie „Chakuzo", aber auch für danach hab ich schon ein paar Sachen im Hinterkopf. Wenn möglich, würde ich mich für mehrere Cons im nächsten Jahr für einen Tisch bewerben und dann erneut einen eigenen Doujinshi drucken! Es hängt alles nur noch von den richtigen Ideen ab. ; >

animepro: Möchtest du den Lesern vor den Bildschirmen noch etwas sagen?
pearsfears: Hört nie auf zu zeichnen und lasst euch von nichts und niemandem entmutigen! Zeichnet was euch Spaß macht, wie es euch selbst gefällt und wie ihr euch am ehesten selbst wohl fühlt! Auch wenn es erst nicht gelingt - hört nicht auf! Findet euer eigenes Tempo und setzt euch eure eigenen Ziele. Vergesst dabei nicht auf konstruktive Kritik zu hören und euch ehrliche Ratschläge zu Herzen zu nehmen (Findet den Unterschied zwischen Ratschlägen und wenn euch jemand wo reinreden will!).
Ihr werdet sehen, dass es sich am Ende immer auszahlen wird, sich selbst treu zu bleiben, man braucht nur bisschen Willenskraft und Geduld. : )

animePRO: Wir bedanken uns recht herzlich, dass du dich unseren Fragen gestellt hast und wünschen dir auch weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg.

 

Besucht Pearsfears doch auf: Animexx, Facebook, Tumblr oder deviantART

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