Interview mit Sadako (2016)

Geschrieben von
Bildcopyright: Sadako

Anlässlich des zweiten Bandes ihrer Sayumi-Reihe - „Sayu Answers“ - war die Autorin Sadako so freundlich, sich abermals unseren Fragen zu stellen.

Inhalt

Pseudonym: Sadako
Alter: Alter hat für mich keinerlei Bedeutung.
Sternzeichen: Wasserhund
Wohnort: zurzeit Berlin

 

Plattformen:

Homepage

 

 

Bisherige Veröffentlichungen:

SAYUMI - Sayu Smiles (2013)

SAYUMI - Sayu Answers (2015)

Einschnitt (in Kooperation mit Moe Teratos)

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animePRO: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein zweites Interview mit uns genommen hast!
„SAYUMI – Sayu Answers“ ist seit August letzten Jahres auf dem Markt – hierzu erst einmal herzlichen Glückwunsch! Aber ursprünglich sollte es ja bereits Ende 2014 erscheinen. Kannst und magst du uns sagen, was zu dieser Verzögerung geführt hat?
Sadako: Es lag dabei gar nicht an dem Buch selbst. Das Buch hatte ich direkt nach dem Beenden von „Sayu Smiles“ geschrieben und es war fertig, lange bevor ich überhaupt nach einem Verlag dafür gesucht hatte. Die Verzögerung ist auch weitgehend mein persönliches Verschulden und eigentlich müsste ich da etwas weiter ausholen.
Wo andere Autoren sich beim Release ihres Buches ein Gläschen Wein einschenken, war für mich die Veröffentlichung von „Smiles“ eher ein deprimierendes Empfinden. Es lief nicht alles rund und schon im Vorfeld hatte ich den Großteil meiner Zeit – auch während der Arbeitszeit – in das Vermarkten des Buches gesteckt. Soziale Netzwerke, Blogs, Webseite. Ich habe eigentlich fast alles alleine gemacht und müsste auch lügen, wenn ich behaupten würde, es hätte mir keinen Spaß gemacht.
Irgendwann dann nach den ersten Monaten merkte ich aber, wie es mir an die Substanz ging und ich zurückfahren musste. Ich habe einfach zu viele Hobbys und ich verband mein Buch mit Stress und nicht mit Befreiung. So merkte ich einfach bei der finalen Lektoratsarbeit zu „Sayu Answers“, dass ich einfach nicht noch einmal wollte und blockierte das ganze Vorgehen. Ich wollte das Buch gar nicht mehr veröffentlichen und wollte nur noch neben dem Verfassen von kleineren Kurzgeschichten meinen zahlreichen anderen Hobbys nachgehen.
Auch dass das geistige Vorbild meiner Sayumi sich aus der Öffentlichkeit zurückzog, sorgte wohl etwas dafür, dass ich vorübergehend den Anschluss verlor.
Einige Leser des ersten Buches, die mich immer wieder bezüglich des Nachfolgers fragten, waren dann der Stoß der mich dazu brachte, die Arbeit nun doch zu beenden. Und so kam es dann mit großer Verspätung. Kurz und knapp kann man sagen: Ich liebe es zu schreiben, aber ich hasse es zu veröffentlichen und vermarkten.

animePRO: Mit 736 Seiten hat der Band einen noch gewaltigeren Umfang als sein Vorgänger „Sayu Smiles“. War das geplant gewesen oder hat es dich am Ende selbst überrascht?
Sadako: Dass Sayumis Geschichte etwas länger werden würde, stand eigentlich schon nach dem zweiten Intervall des ersten Bandes fest und da ich „Answers“ nach dem gleichen Arbeitsschema geschrieben habe wie den Vorgänger, wusste ich schon vor dem Schreiben, was ich vorhatte. Die ungesetzte Rohfassung war dann circa 800 Seiten stark und um es in ein verkaufbares Maß zu drücken mussten wir beim Satz des Buches ganz schön tricksen. Ich bedanke mich dabei natürlich auch bei Kerstin Litters, die es geschafft hat, dass wir „Answers“ ebenfalls in ein Printformat quetschen konnten – denn als eBook alleine hätte ich „Answers“ nie verkaufen wollen.
Also ja, ich wusste in etwa was ich für ein Maß haben werde und mein Ziel war es ja auch, mit „Sayu Answers“ den Vorgänger in gewissen Punkten zu übertreffen um dem Schema einer „Filmfortsetzung“ gerecht zu werden. Es sollte anders sein, mehr von allem bieten, also musste es auch mehr Seiten haben.

animePRO: Die Szenen mit dem missglückten Rettungsversuch von Seiten der Regierung sowie der Grenzabschottung erinnern stark an Berichte, wie man sie gegenwärtig oft in den Nachrichten hört und sieht. Gab es konkrete Ereignisse, die dich zu diesen Szenen inspiriert haben?
Sadako: Freut mich, dass dir das aufgefallen ist. Zwar orientiert sich „Answers“ nicht an den ganz aktuell tragischen Ereignissen, allerdings waren „Answers“ wie auch „Smiles“ stark von der Gesellschaft, von den Medien und meinen Eindrücken inspiriert und gelenkt. Als Erklärung: Ich schreibe über Dinge, die mich bedrücken, die mich wütend machen, die mich ängstigen, aber auch glücklich machen. Ich frage mich bei jeder Szene, was mich zum lachen bringt, was mir Schwindel verursacht oder mich dazu zwingt meine Figur zu schützen. Allerdings habe ich einen Großteil der „optischen“ Inspiration von „Answers“ vom Manga „Akira“ – für mich der einzig wahre.

animePRO: In seiner Position erinnert mich Michael oft an den Erzengel Michael. War dies von dir beabsichtigt gewesen?
Sadako: Ich freue mich wirklich, dass du dir scheinbar echt ein paar Gedanken gemacht hast und ja, in der Tat enthalten Sayu 1 und 2 eine ganze Menge Symbolik und Anspielungen. Auch wenn ich selbst kein religiöser Mensch bin, gibt es dennoch viele Dinge, welche ich mir aus der Bibel gezogen habe, also hat auch Michael seinen Platz.
Auch wenn ich mich über die Reaktionen der Leser zu meinen Büchern sehr freue, ist es schade, dass zumindest öffentlich recht wenig Worte über das Spiel der Bedeutungen verloren wird.

animePRO: Das Bild mit der brennenden Kirche, welches Sayumi und Michael im Cyrene Tower entdecken, gibt es das wirklich?
Sadako: Nein, das Bild gibt es nicht. Es war dahingehend konstruiert, eine Verbindung zur Kirche herzustellen, die ja auch wirklich abbrennt. Immer wieder wollte ich schon im Vorgänger Ereignisse in Symbolen vorwegnehmen. Hat jemand Lust das Bild zu malen?

animePRO: Für die Entstehung von „Smiles“ hast du rund ein Jahr gebraucht. Wie sah es mit „Answers“ aus?
Sadako: Auch wenn „Sayu Answers“ ja einige Seiten mehr hat, war ich mit dem Buch eigentlich schneller fertig. Ich hatte mir mit dem ersten Buch meinen eigenen Stil ja schon zurechtgelegt, ich wusste nun wirklich was ich wollte und außerdem kam kein reelles tragisches Ereignis dazwischen, – zu „Sayu Smiles“ war es die Erdbeben- und Flutkatastrophe in Japan – das mich vom Schreiben abhielt.

animePRO: In unserem letzten Interview erzähltest du, dass zwischen Band zwei und drei von Sayumi mit „Ayaka“ eventuell noch ein Zwischenband erscheint. Wie sieht es mit diesen Plänen aktuell aus?
Sadako: Die Pläne sind nicht verworfen und meinen Facebook-Account habe ich auch nach der Figur der Ayaka benannt. Zur Zeit allerdings noch nicht.

animePRO: Kannst du uns darüber hinaus schon mit weiteren Informationen neugierig auf dein kommendes Werk machen?
Sadako: Also ich habe das erste Drittel von „SAYUMI – Sayu Yurina“ fertig. Allerdings pausiere ich gerade und möchte keine Auskunft darüber machen, wann es erscheint. Inhaltlich steht es allerdings fest und dazu kann ich ein paar Dinge erzählen: Das Buch spielt zu einem Drittel auf See. Während Sayumi sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht, verbringt sie die Zeit auf einem großen Schiff. Optisch ist das Schiff an die Titanic angelehnt und ich arbeite beim Schreiben mit Fotos und original Blueprints. Außerdem gibt es ein Widersehen mit einigen Figuren aus „Sayu Answers“ und der mysteriöse Hund bekommt natürlich auch wieder ein paar Auftritte. „Sayu Yurina“ wird sich außerdem zu einem großen Teil in Japan abspielen und dort wird Sayumi auch eine neue Freundin kennenlernen. Da Japaner nicht unbedingt gut Englisch können und Sayumi kein Wort Japanisch spricht, müssen sie sich mit Gesten und Blicken verständigen, was für mich ein spaßiges Experiment in der Erzählweise ist. Zusätzlich gibt es neben Sayumis Erlebnissen noch eine kleine Parallelgeschichte und zwei Figuren aus einer meiner Kurzgeschichten bekommen einen ersten Auftritt: Ai und ihre quirlige Schwester Riho. Ai will sich auf den Weg nach Fairport machen, um ihren Vater zu suchen. Sayumi wird mehr über ihre verlorene Schwester Yurina erfahren und offensichtliche Träume werden wieder wie im ersten Buch einen größeren Stellenwert einnehmen.
Zwar wird das Buch wohl der dünnste Teil der Tetralogie, doch bekommt es einen Cliffhanger, der sich gewaschen hat.
Wer im zweiten Band die Ereignisse zwischen Sayumi und Michael verfolgt hat, der wird sich vielleicht ausmalen können, dass es für Sayumi nicht ohne Folgen bleibt. Aber „leider?!“ ist Sayumi keine „normale“ junge Frau.

animePRO: Hast du schon Ideen zu weiteren Büchern, wenn die Tetralogie um Sayumi eines Tages abgeschlossen sein wird?
Sadako: Da ich die Reihe zur Zeit zwar nicht vergessen, aber unterbrochen habe, gebe ich mich meinen Kurzgeschichten hin. Bisher gibt es sie alle auf Anfrage per E-Mail von mir und als PDF-Format auf meiner Webseite: die sogenannten „Mädchengeschichten“, Erzählungen über junge Mädchen oder junge Frauen, die in verschiedenste tragische Situationen gelangen und mal der grausamen Realität oder auch mal dem Wahnsinn der Vorstellungskraft begegnen. Eine dieser Kurzgeschichten, „Erika – das Mädchen und der Bruder“, findet ihr in dem Mini-eBook „Einschnitt“. Wenn ich das Geld habe um mir einen Lektor leisten zu können, werde ich sie auch als Sammelband veröffentlichen. Die Geschichten sind nämlich allesamt fertig.

animePRO: Du hast früher zwei Blogs und mehrere Social-Media-Kanäle betrieben. Inzwischen scheinen diese nicht mehr zu existieren oder nicht mehr aktualisiert zu werden. Hast du dich bewusst aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollen oder gibt es einen anderen Grund für diesen Wandel?
Sadako: Das ist wahr, ich habe, wie ich oben geschrieben habe, mich doch sehr stark dort reingehängt, aber irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Ich wollte Abstand und abgesehen von meiner Webseite, finde ich nicht aktualisierte Profile und Blogs schlimmer als vorerst abgeschaltete. Die Blogs gibt es noch, sind allerdings unsichtbar gestellt. Die sozialen Kanäle habe ich gelöscht und nutze meinen Facebook-Account nun über einen anderen Namen, um mich ein wenig zu verdecken.
Irgendwie wollte ich doch immer hinter meiner Sayumi stehen und niemals neben oder gar vor ihr.
Wenn ich für mich eine stabile Basis finde, wird es auch wieder Updates geben und meine Webseite möchte ich in der Tat demnächst etwas aktualisieren.

animePRO: Möchtest du unseren Lesern abschließend noch etwas sagen?
Sadako: Ob du ein Buch liebst oder hasst, die meisten Autoren haben viel von sich selbst dort eingebracht, also versucht auch negative Meinungen wenigstens mit ein wenig Respekt zu verfassen. Auch wenn es nicht mich selbst betrifft, ist es immer wieder traurig, respektlose Rezensionen zu lesen.

animePRO: Wir bedanken uns herzlichst für dieses Interview und wünschen dir auf deinem weiteren Weg noch viel Erfolg!

Sadako: Dankeschön und vielen Dank für die tollen Fragen.

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