Kathia Krüss im Interview (2020)

Geschrieben von Bettina
Bildcopyright: Kathia Krüss / animePRO

Unsere Chefredakteurin Kathia hat im September 2019 ihr drittes Buch auf den Markt gebracht. Wir wollten den Anlass nutzen und haben ihr ein paar Fragen über ihre Schreibarbeiten gestellt.

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Bisherige Veröffentlichungen:

"unfinished" (2015)

"TAMA" (2017)

"Lucifer" (2019)

AnimePRO (aP): Hey, Kathia. Schön, dass du dir neben der ehrenamtlichen Arbeit für unser Onlinemagazin auch Zeit für ein paar Fragen nimmst. Möchtest du zunächst etwas zu deiner Person sagen?
Kathia Krüss (KK): Ich bin ein Nordlicht, liebe die frühen Morgen- und späten Abend- bzw. Nachtstunden (Schlafrhythmus, ahoi!), bin liebende Katzen-Mami und bevorzuge komplexe Gedankengänge. Pizza, Pasta und Kaffee & Kuchen!

 

aP: Du bist schon länger bei animePRO und hast bereits drei Bücher herausgebracht. Das heißt wohl, du schreibst schon länger, oder? Wann hast du damit angefangen und mit was genau?
KK: Angefangen hat es damit, dass ich als kleines Kind die mechanische Schreibmaschine meines Vaters als faszinierendes Spielgerät entdeckt habe und parallel zur Handschrift auch auf ihr Schreiben gelernt habe. Trotzdem hab ich das Zehn-Finger-System nie draufgehabt.
Wie viele Kinder war auch ich wahnsinnig fantasievoll und da das Schreiben eines meiner bevorzugten Ausdrucksmittel geworden ist, schrieb ich irgendwann diverse Geschichten nieder - von denen aber kaum eine beendet wurde.
Eigentlich war für mich schon relativ früh klar, dass ich eines Tages mal Bücher veröffentlichen werde. Aufgrund von Depressionen und weiterem psychologischen Mist wurde dieser Plan in meiner späten Jugend aber erst einmal auf Eis gelegt. Erst mit 25 habe ich diesen Traum, bedingt durch ein einschneidendes Erlebnis, wieder aufgenommen und seitdem verfolgt.

aP: Du bringst deine Bücher stets im Selfpublishing heraus. Warum? 
KK: Mein "Problem" ist, dass ich die größtmögliche Kontrolle über meine Arbeit behalten möchte. Das bezieht sich zum Einen auf den Inhalt, zum anderen aber auch auf das ganze Drumherum, wie Covergestaltung, Schriftart der Kapiteltitel und sogar – du wirst lachen – der Seitenzahlen.
Ich habe von vielen Dingen einfach eine sehr konkrete Vorstellung und lasse mir da nicht gerne was "aufsetzen", was mir vielleicht gar nicht gefällt. Was nützt mir ein verkaufsförderndes Cover, wenn ich mit der Farbe oder dem Motiv todunglücklich bin? Ich bin durchaus offen für Ideen und Tipps von Leuten, die mehr Erfahrung oder ein besseres Auge für bestimmte Dinge haben als ich. Aber ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn jemand, und mag er noch so professionell sein, mir Umsetzungen reindrücken will, mit denen ich nicht zufrieden bin.
Ich weiß, es gibt inzwischen viele kleine Verlage, die sehr eng mit ihren Autoren zusammenarbeiten und entsprechend Wünsche berücksichtigen. Aber das ist für mich wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.

aP: Wie kamst du auf die Ideen zu deinen Büchern?
KK: Sehr unterschiedlich. Die Idee meines Debütromans "unfinished" wurde geboren, als eine gute Freundin von mir starb. Die Kurzgeschichte "Tama" entsprang einem kurzen Moment, in welchem ich eine Katze über eine Friedhofswiese habe laufen sehen. Und "Lucifer" war ein Versuch, das schwarz-weiß-Denken von "Gut" und "Böse" zu hinterfragen. Hinzu kommt, dass ich die Idee des "roten Fadens", den Lucifer in dem Buch quasi vertritt, als experimentierwürdige Technik empfand, die ich zuvor noch nie angewandt hatte.

aP: Dein neuster Roman "Lucifer" handelt von verschiedenen Menschen. Wieso hast du dir gerade jene Charaktere ausgesucht?
KK: Auch hier wieder: sehr unterschiedlich. Die Idee zu der Geschichte der Bäckereiverkäuferin kam mir durch eine Bäckereiverkäuferin, bei der ich wöchentlich Kuchen kaufe. Die Idee zu dem Koreaner, der in Japan mit Fremdenfeindlichkeit zu kämpfen hat, entstammt im Ansatz einem Comic der bereits erwähnten verstorbenen Freundin. Unabhängig davon wollte ich aber generell etwas über Fremdenfeindlichkeit schreiben und hatte für den Part des Buches ursprünglich ein komplett anderes Setting geplant, welches mir dann aber nicht gut umsetzbar erschien.
Die Geschichte mit dem Katzenmädchen entstammt verschiedenen Sehnsüchten. Und jene um die Band, die von ihrer Plattenfirma geschmiert wird, ist, um ehrlich zu sein, einem Teil der Biografie von Tom Petty entliehen. Ein Musiker, den ich sehr schätze.

aP: Entspricht deine Vorstellung von Lucifer genau der Beschreibung in deinem Buch? Glaubst du damit an Gott und Teufel oder auch gefallene Engel?
KK: Uhm... Sagen wir's mal so: Wie bei allen alten Mythen, Sagen und auch Religionen, gibt es oft verschiedene Versionen. Die bekannteste Version um Lucifer ist ja jene, dass er Gott nicht mehr gehorchen wollte und bei einem Kampf mit Michael unterlag, woraufhin er in die Unterwelt verbannt wurde. Es gibt aber auch eine weitaus unbekanntere Version, und das ist tatsächlich die, die ich in meinem Buch beschreibe.
Ich fand diese Version sehr interessant, zumal sie einen auch dazu anhält, genauer hinzusehen und nicht zu schnell zu urteilen.
Ob ich an Gott, Engel und Teufel glaube, kann ich so nicht konkret beantworten. Ich glaube nicht an eine vaterähnliche Figur, die mit Bestrafungen um sich wirft, sobald "die Menschen" irgendetwas veranstalten, was nicht seinem Ego schmeichelt. Ich glaube auch nicht an das personifizierte Böse - als was Lucifer ja gerne dargestellt wird - und übergroße weiße Engelsschwingen sind jetzt auch weniger mein Geschmack.
Ich glaube aber sehr wohl an "Mächte" oder "Energien", die sich der menschliche Verstand zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht erklären kann. Ich glaube auch an Hilfe, die man in verschiedensten Situationen seines Lebens erhalten kann. Aber ich binde mich damit an keine Religion. Ich finde, die unterschiedlichsten Religionen können allesamt Elemente vorweisen, die mir im Bestreiten meines Lebens hilfreich sein können. Aber ich habe bisher nie das Verlangen gehabt, mich einer konkreten Religion zu verschreiben.

aP: Wir haben gehört, du arbeitest bereits an einem neuen Projekt. Willst du uns dazu etwas verraten? 
KK: Mein neues Projekt ist ein (Jugend-)Roman über die Missstände im staatlichen Schulsystem, sowie in sozialen Strukturen. Allerdings hat diese Geschichte keinen wirklichen Japan- oder Asienbezug, bis auf die Tatsache, dass einer der Nebencharaktere aus Thailand kommt und eine andere gerne Manga liest.

aP: Wie findest du Zeit zum Schreiben, neben deiner ehrenamtlichen Tätigkeit und dem Rest deines Lebens?
KK: Die Zeit finde ich nicht, die Zeit ist da! Und wenn sie es nicht wäre, würde ich sie mir nehmen. Schreiben ist für mich eines meiner wichtigsten Ventile: Ich denke, was einem wichtig ist, sollte man auch Platz in seinem Leben geben und andere Dinge, die einem weniger bedeuten, müssen dann unter Umständen auch mal weichen.

aP: Wo kann man deine Bücher finden? 
KK: Praktisch überall im Internet, wo man Bücher kaufen kann. Da meine Bücher alle über eine ISBN verfügen, kann man sie auch in jeder Buchhandlung bestellen.

aP: Möchtest du deinen Lesern noch etwas mitteilen?
KK: Ich freue mich, wenn es mir gelingt, Menschen mit meinen Geschichten zu berühren.

aP: Danke für deine Antworten. Wir sind jetzt schon gespannt auf dein neues Werk.
 

Fazit!

Wer "Lucifer" lesen will, der braucht nur dem Link zu unserer Buchbesprechung zu folgen.

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