Kathia Krüss im Interview (2016)

Geschrieben von
Bildcopyright: Kathia Krüss, BOD

Anlässlich ihres Erstlingswerk „unfinished“ haben wir ein paar Fragen vorbereitet und an Autorin Kathia Krüss gestellt.

Inhalt

Name: Kathia Krüss
Alter: 30
Geburtsjahr: 1985
Sternzeichen: Waage
Motto: Kein Zustand hält ewig.

Plattformen:
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Bisherige Veröffentlichungen:
„unfinished“ (2015)
 



animePRO: Erzähl uns doch erst einmal, wie du zum kreativen Schreiben gekommen bist.
Kathia: Als kleines Kind gehörte zu meinen Lieblingsspielsachen unter anderem eine mechanische Schreibmaschine. Auf der habe ich schon wild herumgetippt, bevor ich meinen Namen überhaupt richtig schreiben konnte. Aber laut Aussagen meiner Mutter konnte ich ihn auf der Maschine früher schreiben als mit der Hand.
So nahm das Ganze seinen Lauf. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich schon immer geschrieben habe. Sowohl um kreative Gedanken umzusetzen, als auch um innere Probleme zu bewältigen.

animePRO: Auch du hast sicher schon einige Geschichten in deinen Schubladen oder? Wenn du sie heute liest, magst du sie noch?
Kathia: Stilistisch müssten sie alle gründlich überarbeitet werden...! Aber inhaltlich... Ja, inhaltlich mag ich manche von ihnen noch immer sehr gerne. Es gibt Geschichten, die entstehen aus einer bestimmten Situation heraus, mit der man irgendwann abgeschlossen hat. Und es gibt Geschichten, die sind einfach zeitlos.

animePRO: Gibt es einen Schriftsteller, der dich inspiriert (hat) oder gar als Vorbild dient?
Kathia: Nicht wirklich. Ich lese mehr nach Themen und selten nach Autor. Es gab immer wieder Phasen, in denen ich gezielt Autoren gelesen habe: als Kind Astrid Lindgren, später Mary Summer Rain und die Afrika-Bücher von Henning Mankell. Im Moment lerne ich die Bücher von Thich Nhat Hanh lieben. Aber das sind alles Sachbücher (bis auf Lindgren) und ich selbst schreibe ja Romane. Bisher kann ich also nicht behaupten, ein schriftstellerisches Vorbild zu haben.
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animePRO: Einige Autoren schreiben nicht nur im stillen Kämmerchen. Sind Stift und Papier auch dein ständiger Begleiter? Oder bevorzugst du digitale Medien?
Kathia: Wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin, habe ich tatsächlich gerne Stift und Papier bei mir. Allerdings schreibe ich in den seltensten Fällen meine Ideen unterwegs auf. Lediglich wenn es irgendwelche Namen oder bestimmte Begriffe sind, notiere ich sie mir. Den Großteil aber speichere ich in meinem Kopf ab.

animePRO: Woher nimmst du deine Inspiration? Hast du bestimmte Methoden für die Ideenfindung?
Kathia: Inspirationen bekomme ich von überall her, dafür braucht es nicht viel. Es sind manchmal die simpelsten Dinge und oftmals Kleinigkeiten, die mir die Idee für eine neue Szene, eine Entwicklung oder gar eine ganze Geschichte geben. Für mein nächstes Buch zum Beispiel reichte es aus, dass ich eine Katze über den Friedhof laufen sah – das waren nur ein paar Sekunden, aber ich hatte dadurch gleich die Idee für eine ganze Geschichte. Manchmal entstehen Ideen auch ganz spontan, wenn ich über irgendetwas nachdenke, was meist gar nichts mit dem Schreiben zu tun hat. Manchmal inspiriert mich die Musik oder etwas, was mir Freunde oder Fremde erzählt haben.

animePRO: Wirfst du während des Schreibens einer Geschichte Konzepte wieder über den Haufen?
Kathia: Es kann passieren, dass ich in einer Geschichte nicht jedes Detail untergebracht bekomme, was ich vielleicht einmal geplant hatte. Aber ganze Konzepte habe ich während des Schreibens bisher noch nie über den Haufen geworfen.

animePRO: Kommen wir nun zu deinem Buch „unfinished“, welches vor Kurzem erschienen ist.
Katsu ist ein junger, leidenschaftlicher Bassist - aber auch genauso dickköpfig. Eine Eigenschaft, die ihm in keiner Band einen langen Aufenthalt gewährt. Als Ausgleich zu diesem frustrierenden Dauerzustand winken angenehme Stunden mit seinem neuen Freund Shiro, seines Zeichens ebenfalls Bassist. Doch mit seiner Dickköpfigkeit eckt er nicht nur bei seinen Kollegen an, sondern auch bei Shiro, was schließlich zum ungewollten Bruch ihrer Beziehung führt. Neben den eigenen Charakterschwächen und dem Liebeskummer sieht sich Katsu eines Tages aber mit einem noch viel größeren Drama konfrontiert...

animePRO: Wie bist du auf die Idee gekommen, die Geschichte der beiden Musiker zu erzählen?
Kathia: Anfang 2011 starb eine sehr gute Freundin von mir an Krebs. Ihr Tod kam für mich sehr überraschend und versetzte mich zunächst in einen Schock. „unfinished“ zu schreiben war von Anfang an wie eine Therapie für mich, um ihren Tod zu verarbeiten. Das Buch enthält autobiografische Züge, jedoch auch viel Fiktion. Beide Elemente gehen fließend ineinander über.
Japan hielt ich für einen angemessenen Schauplatz, weil wir uns beide für japanische Kultur interessierten. Und der musikalische Aspekt entstand aus ähnlichen Gründen.

animePRO: Stand für dich immer fest, dass dein Buch unter deinem realen Namen erscheinen soll?
Kathia: Ja. Ich hatte zwar kurz über ein Pseudonym nachgedacht, empfand meinen realen Namen aber als passender für das Vorhaben.

animePRO: Innerhalb der Geschichte gibt es viele Anspielungen auf reale, existierende Lieder. Warum hast du ausgerechnet diese Lieder gewählt?
Kathia: Meistens weil sie einfach passten. Für Kapitel- oder auch Geschichtentitel verwende ich gerne Songtitel, weil ich sie oft zutreffend finde. „unfinished“ ist zum Beispiel an den gleichnamigen Song von X Japan angelehnt. „Pictures of you“ von The Cure passte thematisch einfach in die Szene, in der ich den Song integriert habe, ebenso „Why can't we be happy“ von Joan Jett & the Blackhearts. Die Songtitel der Band FreaX, die im Buch eine Rolle spielt, sind wiederum veränderte Songtitel von X Japan – mit Ausnahme von „Vagabond“: Der Titel ist an den gleichnamigen Manga angelehnt, den meine Freundin sehr mochte.
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animePRO: Wie lange hast du gebraucht, bis das Buch fertig war?
Kathia: Geplant war ein knappes Jahr – gebraucht habe ich ungefähr viereinhalb Jahre, inklusive Überarbeitung und Produktion.

animePRO: Du hast dich für eine Self-Publishing-Plattform entschieden. Hast du dich zuvor bei einem Verlag beworben oder hast du diesen Weg direkt eingeschlagen?
Kathia: Ich hatte mich ursprünglich tatsächlich mal bei einem Verlag beworben. Über die Ablehnung bin ich im Nachhinein aber sehr froh, da die damalige Version des Buches nicht wirklich fertig war; sie war im wahrsten Sinne des Wortes noch „unfinished“... Als ich daraufhin an der Überarbeitung des Manuskripts saß, kam mir zunehmend der Gedanke von Selfpublishing und schließlich versuchte ich es darüber – und bin sehr zufrieden. Es bedeutet zwar auch mehr Arbeit, dafür aber auch mehr Freiheit und die ist mir die Arbeit allemal wert!

animePRO: Die Illustration für das Cover hast du selbst gemacht. Zeichnest du viel?
Kathia: Nein, eigentlich kaum. Als Kind und Teenager habe ich sehr viel gezeichnet. Das hat dann aber in später Jugend stark nachgelassen und seither habe ich nur noch sehr wenig gezeichnet. Man sieht auch, dass meine heutigen Zeichnungen technisch größtenteils auf dem Stand von früher beruhen. Da ich aber einfach nicht mehr das Verlangen zu zeichnen habe, kann sich das natürlich auch schlecht ändern.
Warum ich dann trotzdem das Cover gezeichnet habe? Weil es mir wichtig war, bestimmte Elemente auf dem Cover zu haben – allen voran den Bass. Und da ich niemanden kannte, der im Besitz eines eben solchen Basses ist, um für das Cover ein Foto zu verwenden, blieb nur noch das Zeichnen.

animePRO: Zu Werbezwecken hast du einen Trailer erstellt. Kannst du etwas über den Entstehungsprozess erzählen?
Kathia: Ich hatte schon während des Schreibens an „unfinished“ die Idee, manche der Szenen filmisch umzusetzen und daraus einen Mini-Film oder Trailer zu gestalten. Schlussendlich hat es zwar keine der besagten Szenen in den Trailer geschafft (aus unterschiedlichen Gründen), mit dem Ergebnis bin ich aber trotzdem zufrieden. Es war ein Low-Budget-Projekt, bei dem mir drei sehr liebe Freunde geholfen haben – danke nochmal an dieser Stelle! (Und es war der Moment, wo ich mich in den LTD-Bass einer Freundin verliebt habe...) Der Trailer mag nicht professionell erscheinen, aber es hat großen Spaß gemacht, ihn zu produzieren!

animePRO: Kannst du uns schon etwas über zukünftige Projekte sagen? Worauf können wir uns freuen?
Kathia: Im Moment schreibe ich tatsächlich schon am nächsten Buch; es wird allerdings weder etwas mit BoysLove, noch mit Japan oder Musik zu tun haben. Dafür können sich Freunde von Katzen und Blumen aber schon mal freuen...!
Generell spielen meine künftigen Geschichten in sehr unterschiedlichen Bereichen, wenn sich gewisse Thematiken auch immer wieder überschneiden werden. Zuviel möchte ich jedoch noch nicht verraten, da ich so viele Ideen habe, dass ich meist erst relativ kurzfristig entscheide, welche Idee als nächstes zu einer Geschichte umgesetzt wird. Behaltet mich einfach weiter im Auge...!

animePRO: Möchtest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?
Kathia: Versuche nicht, in die Fußstapfen anderer zu treten; versuche, deinen eigenen Weg zu finden.

animePRO: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen dir noch viel Erfolg auf deinem weiteren Weg.

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