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animePRO (aP): Hallo ihr beiden. (Es wurde sich zuvor auf das „du“ geeinigt.) Vielen Dank, dass ihr euch auf der Messe Zeit für uns genommen habt. Es gibt sicher viel zu tun, wenn man zur LBM ein Buch herausbringt.
Wir haben uns ja bereits 2x euren „Fettnäpfchenführer Japan – Die Axt im Chrysantehmenwald“ angesehen und waren sehr begeistert von der lockeren Schreibweise, die dennoch alles auf den Punkt brachte.
„Liebe auf Japanisch“ hat uns daher erneut begeistert. Um noch mehr Lesern eure Werke schmackhaft machen zu können, wäre es toll, wenn ihr euch unseren (Online) Lesern kurz vorstellen würdet.
Andreas: Andreas Fels. Ich bin ursprünglich zu dem Japanthema gekommen, weil ich Japanologie in Köln studiert habe. Ist natürlich schon ewig her. Aber ich habe dann während des Studiums bereits bemerkt, dass es nur wenige deutschsprachige Bücher zu Japan gibt. Das ist eine Lücke, da kann man etwas anders machen. So entstand die Seite japanlink.de. Ich habe dann Kerstin dafür begeistern können, dort mitzuschreiben. Über die Seite haben wir dann eben Kontakte geknüpft und angefangen, offiziell Artikel zu schreiben. Eben auch für Bücher. Zum Beispiel eine Einleitung für ein japanische Kochbuch oder Bildbände.
Kerstin: Auf meinen Artikel über „Geishas“ hat sich dann schließlich der Conbook Verlag gemeldet und mich gefragt, ob ich nicht mal selbst ein Buch schreiben möchte. Ich meinte dann ja, aber am liebsten mit Andreas zusammen. Es ist lustiger, wenn man es zusammen macht und man hat eben nur die halbe Arbeit.
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aP: Danke schön. Dann also zu eurem neuen Buch „Liebe auf Japanisch“. Was hat euch dazu gebracht oder motiviert ein Buch mit diesem Thema zu schreiben?
Kerstin: Es war so, dass wir zwischendrin immer mal wieder angefragt wurden, ob wir nicht zu dem ein oder anderen Thema etwas schreiben wollen, aber meist eben keine Zeit hatten, da unsere Kinder noch so klein waren. Schließlich kam dann der Conbook Verlag, ob wir nicht zu dem Thema „Liebe“ etwas schreiben wollen und das fanden wir sehr cool, da man darunter so viel verstehen kann und es eben nicht so eine kleine Nische ist.
Andreas: Es gibt ja auch wahnsinnig viele Klischees zu diesem Thema. Im Sinne von „jeder zieht sich da gebrauchte Unterwäsche aus dem Automaten“. Also diese ganzen Freak-Dinger, was gerade durch die Medien gepusht wird. Aber das ist eben nicht das normale Liebesleben in Japan.
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aP: In eurer Widmung auf einer der ersten Seiten erwähnt ihr, dass ihr das Buch schon früher hättet fertig haben können. Was oder wer hat euch dabei aufgehalten?
Kerstin: lacht Ja, die beiden Personen, die dort genannt werden, sind unsere Kinder. Die waren quasi „Schuld“.
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aP: Des Weiteren heißt es, dass das Buch teils auf Erfahrungen beruht. Wollt ihr uns ein paar Kapitel oder Erlebnisse verraten, die euch wirklich widerfahren sind?
Andreas: Also wir waren ja ein paar Mal in Japan und haben uns da natürlich auch ein paar Love Hotels angeschaut. Da wir aber schon so lange zusammen sind, hatten wir nicht die Gelegenheit, eine Liebesbeziehung mit einem Japaner / einer Japanerin einzugehen. Das also nicht, aber wir haben uns tatsächlich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört und haben einen Fragebogen aufgesetzt. Der handelte von bestimmten Themenblöcken. Die Bögen haben wir dann in unserem japanischen Bekanntenkreis gestreut. Das war jetzt keine riesen Meinungsumfrage, aber es hat uns ein gutes Bild vermittelt.
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aP: Für einzelne Autoren: Wie gehen Sie beim gemeinsamen Schreiben vor? Jeder ein Kapitel oder schreiben Sie wirklich nebeneinander und sprechen über jeden Satz?
Kerstin: Bei uns hat es sich bewährt, dass wir jeder einzelne Kapitel schreiben. Die lesen wir dann gegenseitig Korrektur, um sie anzupassen. Das war in „Liebe auf Japanisch“ schwierig, da man es ja am Ende auch noch einmal im Gesamten lesen musste. Wir haben dann da auch noch ein paar Figuren rausgeschmissen und umbenannt. Anfangs haben wir natürlich viel über die Charaktere gesprochen und festgelegt, wie die so sind, dass man da auf einer Linie ist.
Andreas: Das war auch ganz hilfreich, da Yukiko und Kenji schon im „Fettnäpfchenführer“ vorkamen. Ebenso wie Herr Hoffmann. Da kennt man die Figuren bereits und muss sich bei denen gar nicht mehr absprechen.
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aP: Für welche Art von Menschen, habt ihr dieses Buch geschrieben? Japan-Freunde? Menschen, die mehr über Japan wissen wollen? Alle?
Kerstin: Eher so allgemein, für Menschen, die japanische Liebesbeziehungen nur aus RTLII Dokumentationen kennen. lacht Um da ein bisschen Aufklärungsarbeit zu betreiben.
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aP: Wollt ihr mit eurem Buch auch auf manch eine Unterdrückung oder einen Missstand aufmerksam machen? Dinge, wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und anderes?
Andreas: Das kam während der Recherche. Dabei haben wir festgestellt, dass es diese Probleme gibt und dass die Missstände ausgeprägter sind als bei uns in Deutschland, gerade was die Gleichberechtigung angeht. Da sind die Männer eher von der alten Schule, die mit Frauen umgehen, als wären sie Menschen anderer Klasse. Das bessert sich natürlich auch in Japan. Aber viel viel langsamer.
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aP: Ihr habt auch dieses Mal wieder einige interessante Daten, Fakten und geschichtliche Hintergründe erwähnt. Was hat es mit den grauen Kästen auf sich?
Andreas: Man beschäftigt sich mit den Themen und stößt halt bei der Recherche auch auf gewisse Daten und Fakten und die wären im Text selbst zu viel für den Leser. Daher haben wir es in diese Extrablöcke gepackt. Wen es interessiert und wer etwas tiefer eintauchen möchte, kann es dann lesen und wer nicht, der lässt die Kästchen aus.
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aP: Habt ihr die Erwähnungen von bekannten Spielen (Samurai Love Ballad), Animeserien (Sailor Moon) und Manga aufgegriffen, weil sie auch im Deutschen bekannt sind oder seid ihr selbst Fans der Reihen?
Kerstin: Teils teils. Sailor Moon, weil wir es tatsächlich kennen und es einfach ein riesen Phänomen war und es damit relativ einleuchtend ist, dass Yukiko das auch mag. Kenji und sie sollten eher so die typischen Japaner sein, die nicht unbedingt auf so Nischensachen stehen. Und bei „Samurai Love Ballad“ war es so, dass wir dafür unglaublich viele YouTube-Tutorials gefunden haben und es damit am Einfachsten war, sich dort einzufinden.
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aP: Habt ihr jeweils ein Lieblingskapitel? Welches ist es?
Kerstin: Schwer zu sagen. Mein Lieblingskapitel von Andreas ist das „Me too“ Kapitel. Mein eigenes ist das „Idol“ Kapitel.
Andreas: Von Kerstin fand ich auch das „Idol“ Kapitel am besten. Mein Eigenes ist das über das „Sterben“ in Japan.
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aP: Welches Kapitel war für euch jeweils am schwersten zu schreiben? Und welches ging leicht von der Hand?
Kerstin: Bei mir war es das erste Kapitel. Wir hatten gleich gesagt, dass es das erste wird und ich dachte so: Oje, das erste Kapitel! Da musst du die Leute gleich abholen. Und wir hatten es zunächst komplett anders aufgesetzt. Das habe ich, glaube ich, am häufigsten umgeschrieben.
Andreas: Am leichtesten ging bei mir das „Enjo kōsai“ von der Hand. Das habe ich tatsächlich so an einem Tag geschrieben. „Prostitution“ war schwer. Es war anfangs noch wesentlich länger und musste auf eine vernünftige Länge heruntergekürzt werden. Daher habe ich es drei bis viermal umgeschrieben.
Kerstin: Für mich ging am einfachsten „Das perfekte Mädchen“, weil ich das so interessant und spannend fand und man total viel dazu gefunden hat.
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aP: Habt ihr bereits ein weiteres Buchprojekt geplant?
Andreas: Bisher ist nichts konkret geplant. Grundsätzlich können wir uns schon vorstellen, eines zu machen – wenn das Thema stimmt. Muss auch nicht unbedingt zum Thema Japan sein. Daher mal schauen.
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aP: Der „Fettnäpfchenführer Japan“ wurde ja mehrfach umgearbeitet. Ist das für „Liebe auf Japanisch“ auch geplant?
Andreas: Das sind zwei verschiedene Dinge. Da wir beim „Fettnäpfchenführer“ die Fußnoten raus genommen und die grauen Kästchen eingeführt haben, war das natürlich nötig. Vor allem, da die erste Ausgabe ja bereits 2009 war und sich seit dem einiges geändert hat. Wir haben gerade auf Grund von Fukushima vieles aktualisiert und neue Kapitel mit rein genommen. Gerade auch, dass die Neuauflagen eben etwas Neues mit sich bringen.
„Liebe auf Japanisch“ ist eher zeitlos.
Kerstin: Wobei ebenfalls Zahlen drin sind, wie zum Beispiel, wie viele sind Single. Sollte es eine neue Auflage geben, werden solche Sachen dann schon aktualisiert. Wir schauen dann nochmal drüber.
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aP: Wollt ihr euren Lesern noch etwas mitteilen oder mit auf den Weg geben?
Kerstin: Wir hoffen, dass keine große Enttäuschung aufgrund des Titels und des Covers herrscht, da hier oft etwas anderes erwartet wird, als das Buch hergibt. Da ebenso ernste Themen, wie das Altwerden und Sterben drin sind und nicht nur Sex. Wir hoffen daher, dass unsere Leser trotzdem viel Spaß damit haben.
Andreas: Und, die Figuren, die wir da drin haben, sind nicht alles die typischen Japaner, weil es eben diesen typischen Japaner nicht gibt. Man wird ihn zwar treffen können, aber das alles gilt eben nicht direkt für jeden Japaner, den man trifft. Daher gibt es bestimmt Leute, die sagen: Das stimmt alles doch gar nicht. Das habe ich ganz anders erlebt. Und das Land verändert sich ja auch.
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Fazit!
Wir bedanken uns noch einmal für das Interview, das Foto und die Widmung im Rezensions-Exemplar. Außerdem danken wir dem Conbook Verlag für die Vermittlung, das Buch und der liebevollen Betreuung, was den Erdbeerkuchen und das Wasser einschließt. ;)
Wer jetzt neugierig auf „Liebe auf Japanisch“ geworden ist, der kann das Buch ab April 2019 erwerben - falls er es nicht schon auf der Leipziger Buchmesse ergattern konnte.
Und wenn ihr einen Blick in einige Kapitel riskieren wollt, dann schaut euch doch unser Live-Video von der Lesung von Andreas und Kerstin auf der Buchmesse auf unserem Facebook-Kanal an.
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