Interview mit Kiriya Kirihara

Geschrieben von
Bildcopyright: Kiriya Kirihara

Anfang 2015 beglückte uns Kiriya mit dem Startschuss ihres Fantasy-Epos „Blessed“. Nun geht der zweite Band in den Druck und wir haben ihr zu diesem Anlass ein paar Fragen gestellt.

Inhalt

Name: Saskia Fischer
Pseudonym: Kiriya Kirihara
Alter: 29
Geburtstag: 31.08.1986
Sternzeichen: Jungfrau (durch und durch)
Wohnort: Berlin
Motto: So ein richtiges Motto gibt es nicht für mich, aber ich mag es, das Heute zu genießen und nicht über die Vergangenheit oder Zukunft zu grübeln. Vielleicht also etwas wie das: Es ist egal, wer du warst. Es ist unwichtig, wer du sein wirst. Denn was zählt ist, wer du heute bist und was du aus dir machst.

Plattformen: Facebook, DeviantArt, Animexx, Patreon

Bisherige Veröffentlichungen:
Blessed (Eigenverlag, 2015)

 

 

 

animePRO: Jeder muss die Frage über sich ergehen lassen und bei dir machen wir keine Ausnahme, also: Wie bist du überhaupt zum Zeichnen gekommen?
Kiriya: Man sagt ja immer, das, was das Kleinkind als erstes in die Hand nimmt, wird seinen Beruf und seine Leidenschaft definieren. Bei mir war es ein Stift und ich habe eigentlich schon immer viel Spaß am Malen und Rumschmieren gehabt. Anfangs waren es aber immer Tiere, auch wenn man diese nie erkannte. Zum Mangazeichnen bin ich, wie wohl viele in meiner Generation, durch Anime wie Sailor Moon, Dragonball und Pokémon gekommen. Das waren noch schöne Zeiten, als wir VHS-Kassetten auf Pause stellten, um das Bild vom Röhrenfernseher abzumalen!

animePRO: Wie bist du auf dein Pseudonym gekommen?
Kiriya: Oh je. Das ist jetzt gar nicht sooo leicht. Der Name entstand noch vor meiner Animexx-Pause. Damals hieß ich BlackCloud_Kiriya auf Animexx, weil ich den Namen Kiriya einfach unglaublich schön fand. Ich glaube, 2005 als ich mit meiner „SHIN" Geschichte anfing, habe ich darüber nachgedacht, mir ein festes Pseudonym zuzulegen, aber eines, womit ich nach Jahren noch sehr glücklich bin. Durch Freunde und durch unsere aus dem Fandom entstandene Showgruppe hing ich lange an der Serie „The Prince of Tennis", wo es einen Charakter namens Akaya Kirihara gibt, den man einfach nur lieben muss. Wegen des Charakters habe ich meinen Animexx-Namen also in Kirihara_Kiriya geändert. Und auch nachdem ich von Animexx 2010 weg bin, der Name blieb Programm, anfangs mit Zahlenkombinationen und der Verwirrung, ob Kirihara oder Kiriya nun der Vorname ist.

animePRO: Und welche Motive zeichnest du am liebsten?
Kiriya: Ehm... Männer? *Scherz* Ich zeichne vieles sehr gern: Tiere an erster Stelle. Danach kommen vor allem die komplizierten Dinge: Hände, Füße, Emotionen. Je schwieriger, desto herausfordernder. Ob männlich oder weiblich bei Menschen, ist mir eigentlich gleich. Ich präferiere kein Geschlecht - auch wenn es anders aussieht.
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animePRO: Wie lässt du dich inspirieren? Hast du da bestimmte Quellen oder springt dich die Bildidee einfach so an?
Kiriya: Meist zeichne ich einfach drauf los oder versuche mich auf die Idee, die mir im Kopf geistert, zu konzentrieren - am Ende sieht es dann aber ganz oft ganz anders aus, als ich es mir ursprünglich vorgestellt habe. Ab und an kommen mir die Ideen durch Unterhaltungen mit Freunden, weil man da einfach frei rumspinnen kann und so die interessantesten Ideen findet.

animePRO: Hat sich dein Stil über die Jahre hinweg verändert? Wenn ja, geschah das von alleine oder hast du es bewusst angestrebt?
Kiriya: In den 19 Jahren, in denen ich jetzt Manga und Comic zeichne, hat sich mein Stil sehr verändert. Anfangs waren es überwiegend Mädchen/Frauen und sehr shoujou-lastig mit vielen Love-Stories. Beeinflusst haben mich dann aber viele Shounen-Manga und Serien, sodass mein Stil sehr shounen-lastig wurde. Bewusst verändern möchte ich besonders dann etwas, wenn mich ein anderer Künstler oder Illustrator fasziniert. Ich fühle mich dann motiviert auf das gleiche Level zu kommen oder gar besser zu werden. Hände zum Beispiel konnte ich anfangs gar nicht. Das hat mich so frustriert, dass ich mich dazu zwang, auf allen Bildern immer Hände zu zeichnen, sie zu üben, zu studieren und zu perfektionieren. So bin ich bei allen Details vorgegangen und habe Stück für Stück immer Kleinigkeiten geändert, aber auch viel rumprobiert, andere Stile versucht und viel semi-realistisch oder comic-haft gezeichnet. Das mache ich heute noch. Mein Stil ist gefestigt und wird sich vielleicht nicht mehr so extrem verändern, wie in den vergangenen Jahren, aber da ich einfach gern variiere und viel probiere, besteht mein Stil aus vielen kleinen Stilen, die ich fest verwenden kann ohne zu schwanken. Ich mag es, vielseitig zu sein!

animePRO: Gibt es etwas Bestimmtes, in dem du besser werden möchtest?
Kiriya: Ich denke, man sollte immer anstreben, sich zu verbessern. Defizite wird man immer haben und meine momentanen Defizite liegen im perspektivischen Erzählen. Ich möchte viel mehr Perspektive in meine Bilder packen, mehr probieren, mehr mit Linien spielen. Und ich wünschte mir, ich hätte mehr Zeit für mehr dynamische Artworks.

animePRO: Wie ist deine Einschätzung den Markt betreffend? Glaubst du, dass dieser sich für deutsche Zeichner verbessert hat?
Kiriya: Definitiv hat er das. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich mit 20 Con-Hons auf der Buchmesse saß und nichts Besseres war, als eine Gepäckstation, die ihren Platz ja eh nicht verlassen wird, weil sie so viel zeichnen muss. Es tut gut, zu sehen, dass ich nicht unbedingt bei einem Verlag sein muss, damit meine Werke gekauft werden. Die Möglichkeiten, sich selbst ein klein wenig mehr zu verwirklichen, sind groß und vielfältig, auch wenn ich mir dennoch wünschen würde, dass ein Manga-Artist von dem leben kann, was er durch das Manga-Zeichnen verdient. Zumindest wenn er schon bei einem Verlag angestellt ist!

animePRO: Was war es für ein Gefühl, das erste Mal ein Werk von dir in gedruckter Form in den Händen zu halten?
Kiriya: Ich hatte Herzklopfen wie noch nie zuvor, zittrige Hände und Tränen in den Augen. Obwohl der Druck seine Fehler hatte, ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Es fließen so viele Emotionen ein. Die harte Arbeit, die Zeit, die du investierst und die Nerven, die es dich gekostet hat, nicht aufzugeben und alles hinzuwerfen.

Wo wir gerade beim Thema sind. Kommen wir doch zu deinem Dōjinshi „Blessed", von dem in Kürze der zweite Band erscheint.
Mit 17 Jahren gerät Vain in Gefangenschaft und wird dort alles andere als menschenwürdig behandelt. Eines Tag kommt es jedoch zu seiner Befreiung und man stellt ihn vor die Wahl, ob er leben oder sterben möchte. Trotz des Leids, das ihm widerfahren ist, entscheidet sich Vain ohne zu zögern für das Leben. Seit diesem Tag steht er im königlichen Dienste und hat sich zum Kommandant hochgearbeitet. Durchaus ist die Aufgabe nicht leicht, besonders nicht, da er von seinem Vizekommandant Lan kaum Hilfe erwarten kann. Dieser besitzt nämlich einen ausgeprägten Freiheitsdrang, der ihn immer wieder von seinen Pflichten abhält. Besonders gerne verbringt er seine Zeit mit Spionage. weiterlesen



animePRO: Wie bist du auf die Idee zu „Blessed" gekommen?
Kiriya: Die Idee für Blessed wurde mir eigentlich vorgelegt. Ich wollte damals an dem Comic Stipendium von Egmont Ehapa teilnehmen, kam aber leider nicht in die engere Auswahl. Das Thema war "Wunsch", also habe ich im Oktober 2013 mit der Recherche zum Thema begonnen und die ersten groben Ideen für die Story entwickelt. Das ging ziemlich fix, sodass Ende des Monats eigentlich schon der grobe Plot und die Charaktere zumindest in der Theorie feststanden.

animePRO: Du zeichnest sehr detailliert. Gerade bei ganzen Mangaseiten ist es doch sicher anstrengend. Empfindest du es manchmal als Last?
Kiriya: Uff, ich glaube, meine Assistentin würde das jetzt bestätigen. Ich fluche sehr viel, wenn ich zu lange an den Lines sitze. Beim Skizzieren stört es mich noch recht wenig, das Rastern empfinde ich als nicht anstrengend, aber Lines sind ein Fluch für mich. Sie können alles zerstören, wenn du Pech hast und ich glaube, ich habe noch nie so viel an einer Geschichte retuschieren müssen, wie bei Band zwei. Mit Feder ist es jetzt sogar noch ein Ticken anstrengender geworden. Dennoch, ich liebe es, detailliert zu arbeiten und mir würde wohl wirklich etwas fehlen, wenn ich weniger Details verwenden würde.

animePRO: Ist die Handlung schon fest durchgeplant oder steht eher nur das Grundgerüst?
Kiriya: Eigentlich war (!) es mal komplett durchgeplant, aber meine "Kinder" haben sich schon im ersten Band selbstständig gemacht und ich fürchte, das wird so weitergehen, weswegen ich versuche, die Handlung grob beizubehalten und nicht allzu viel zu verändern. Das Ende wird sich aber wohl noch gefühlte 100mal ändern.

animePRO: Passiert es dir schon einmal, dass du mit deinen Charakteren mitleidest?
Kiriya: Ich würde lügen, würde ich nein sagen. Aber ich mag Drama sehr gern, also werde ich wohl viel leiden, während ich weiterzeichne.

animePRO: Gibt es etwas, dass dir bei der Arbeit an „Blessed" schwer fällt? Was magst du?
Kiriya: Es fällt mir schwer, weiter zu zeichnen, wenn ich mitten drin ein KreaTief bekomme. Ich würde gern viel früher anfangen mit meinen Bänden, aber es kommt mir zu viel dazwischen und unter Druck arbeite ich immer noch am besten. Was ich wiederum sehr mag, ist meinen Charakteren zuzusehen, wie sie lebendig werden. Sie nicht einfach nur auf Artworks darzustellen, sondern mit ihnen die Geschichte um „Blessed“ zu erleben.

animePRO: Wie würdest du den Prozess einer Eigenpublikation beschreiben?
Kiriya: Nerven aufreibend! Zuerst muss die Geschichte im Groben stehen, dann Format und Umfang des Projektes und wie viele Bände es entsprechend werden sollen. Hat man das, geht es an die Details dessen, was im Band erscheinen soll: Will ich Extras zeigen? Gastbeiträge? Widmungen?
Als nächstes kommt die reine Arbeit: Vorskizzieren oder -schreiben der Szenen, Reinzeichnungen, Tuschen, Schwärzen, Rastern und zum Schluss das Layouten. Nicht zu vergessen: Das Cover und Backcover entwerfen! Ist das alles in Sack und Pack, dann geht's auf zur Druckerei. Ein Probedruck ist immer empfehlenswert. Zeitliche Planung ist besonders wichtig, da Leseproben und Vorbestellerphasen das Interesse auf das Projekt steigern und möglicherweise den Druck gut bis sehr gut unterstützen können.
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animePRO: Kannst du uns schon etwas über zukünftige Projekte sagen? Worauf können wir uns freuen?
Kiriya: Uhm... Ideen zu weiteren Projekten stehen, zum Großteil sind die Plots dieser sogar komplett fertig und eigentlich bereit gezeichnet zu werden, mir fehlt nur die Zeit, diese umzusetzen. Zu drei dieser Projekte gibt es ab und an mal das ein oder andere Artwork auf Facebook zu sehen. Es juckt mich unheimlich in den Fingern an "Agoge", „SHIN" und „Persephone" zu arbeiten, aber zuerst „Blessed" zwei und drei, dann sehen wir mal weiter.
Ich kann aber so viel verraten:
Bei „Agoge" handelt es sich um die Geschichte von Darius, einem jungen Spartaner, welcher in der sogenannten Agoge zum Spartiaten, einem spartanischen Soldaten, ausgebildeten werden soll. Die Geschichte ist homosexuell versiert aufgrund der Geschichte Sparta's. Ob es aber eine reine Shounen-Ai Geschichte wird, weiß ich noch nicht. Dazu reizen mich die historischen Gegebenheiten doch zu sehr.
„SHIN" erzählt die Geschichte zweier Brüder, welche als Kinder durch ein Unglück getrennt wurden und knapp zehn Jahre später wieder auf einander treffen. Leider kann sich einer der beiden an nichts mehr erinnern und zu allem Überfluss herrscht ein langer Krieg, der das Land gespalten hat und die Brüder an verschiedenen Fronten aufwachsen lies. "SHIN" ist, ähnlich wie „Blessed", eine Fantasy/Adventure Geschichte.
Zu guter Letzt „Persephone". Eigentlich meine jüngste Geschichte, aber gleichzeitig eine der spannendsten. Es geht um eine Droge, die angeblich AIDS heilen sollte, die Menschen aber in Zombie-ähnliche Wesen verwandelt und um eine kleine Organisation, die versucht, dieses Drogenproblem zu beseitigen - nicht immer mit legitimen Mitteln. Im Gegensatz zu „Agoge" eine Minimum Shounen-Ai Geschichte.
Gern würde ich an einer Shoujou Geschichte oder Shoujou-Ai arbeiten, aber ich glaube, das sind bisher genug Projekte. Was davon wie erscheinen wird, ob ich alles drucken lasse, zum Verlag gehe oder vielleicht das ein oder andere als Webcomic anfange, kann ich noch nicht sagen. Die Zeit wird es zeigen, denke ich. Es sollten nur nicht noch mehr Projekte dazu kommen, haha.

animePRO: Möchtest du zum Schluss noch etwas unseren Lesern sagen?
Kiriya: Ich freue mich, dass ich dieses Interview machen durfte und hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und seid vielleicht etwas neugierig geworden - zumindest ein bisschen?
Danke für all eure Unterstützung, egal ob ihr erst vor zwei Tagen auf mich gestoßen seid oder mich schon seit Jahren begleitet. Ich hätte vor zwei Jahren nicht gedacht, dass es mir so viel Spaß machen würde, aktiv an einem Mangaprojekt zu arbeiten oder überhaupt wieder so intensiv zu zeichnen. Ohne diese tatkräftige und kritikfähige Unterstützung wäre ich nicht bis hierher gekommen und ich hoffe natürlich, dass ihr mich auch weiterhin begleiten werdet, mir Feedback gebt oder mich auch im Stillen einfach beobachtet. Ich freue mich, mit euch zusammen „Blessed" und all die anderen geplanten Projekte zu erleben und vor allem mitzufühlen!

DANKE. Eure Kiri

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animePRO: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen dir alles Gute für deinen weiteren Weg.

 

 

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