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animePRO: Mushi Productions hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1973 ging das von Osamu Tezuka gegründete Studio in Konkurs – wie kam es zur Wiederauferstehung des Studios?
Satoshi Ito: Nach vier Jahren des Nichtstuns wurde 1977 beschlossen, einen zweiten Anlauf zu wagen. Der Grundstein wurde mit dem Kauf der Rechte an "Kimba, der weiße Löwe" von Osamu Tezuka gelegt; daraufhin ging es glücklicherweise bergauf.
animePRO: Inwieweit hat Osamu Tezuka den Weg des wieder gegründeten Studios beeinflusst?
Satoshi Ito: Tezuka hat damals die Neugründung seines alten Studios positiv aufgenommen und den neuen Gründer von Mushi Productions sehr unterstützt. So gab er ihm die Rechte des Firmennamens „ Mushi Productions", die bislang ihm zugestanden haben. „Mushi" hat nämlich die gleichen japanischen Schriftzeichen wie „Tezuka Osamu". Tezuka wurde auch gefragt, ob er nicht wieder seinen alten Posten als Geschäftsführer zurückhaben wolle, doch er lehnte ab, da er es laut seiner eigenen Angabe war, der das Studio 1973 zum Konkurs führte.
animePRO: Naheliegenderweise hat Mushi Productions viele Manga von Osamu Tezuka verfilmt. Ist aktuell eine neue Umsetzung einer seiner Manga in Planung oder Produktion?
Satoshi Ito: Nein, momentan nicht – zumindest nicht bei uns.
animePRO: Seit dem Relaunch des Studios sind mittlerweile knapp 30 Jahre vergangen. Was hat sich in diesen Jahren bei Mushi Productions getan?
Seiji Arihara: Wir haben mittlerweile über 50 Serien, OVAs und Filme gedreht, die erfolgreichste Serie war nebenbei bemerkt Tomorrows Jow, die 79 Episoden stark war.
Satoshi Ito: Das Studio beschäftigt momentan an die 30 Mitarbeiter. Früher, vor dem Konkurs, waren es sogar 80 Mitarbeiter – vier von diesen „alten Hasen" arbeiten sogar noch heute für uns. Im Team produzieren wir einen Anime pro Jahr, wobei wir uns im Laufe der Jahre eher auf Filme und weniger auf Serien spezialisiert haben. Wir arbeiten übrigens gerade an einem neuen Anime-Film, der in Taiwan spielt und auf einer wahren Geschichte basiert.
animePRO: Welche Zielgruppe wollen Sie mit Ihren Filmen vorwiegend ansprechen?
Satoshi Ito: Viele unserer Anime wurden in erster Linie für Kinder produziert. Dennoch wollen wir uns nicht auf eine bestimmte Zielgruppe festlegen, denn wir drehen auch Filme, die eher ein älteres Publikum ansprechen – ein Beispiel hierfür ist unser neuer Film „Nagasaki The Angelus Bell – 1945". Unsere Zielgruppe richtet sich demnach nach der jeweiligen Produktion.
animePRO: „Nagasaki The Angelus Bell – 1945" ist eines der Highlights hier auf dem 13. ITFS und handelt von dem Abwurf der Atombombe über Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Was war Ihnen an dieser Produktion besonders wichtig?
Satoshi Ito: Die Menschen, die den Atombombenabwurf vor über 60 Jahren am eigenen Leib miterlebt haben, sind alt geworden und das Wissen über den schrecklichen Vorfall von damals geht langsam verloren. Das darf in unseren Augen nicht passieren und genau das wollen wir mit „Nagasaki The Angelus Bell – 1945" verhindern: dass all dies in Vergessenheit gerät. Wir wollen mit diesem Film vorwiegend Jugendliche ab zwölf Jahren erreichen, die den Krieg nicht miterlebt haben. Dankenderweise haben uns Augenzeugen von damals bei der Recherche und sogar finanziell sehr unterstützt.
animePRO: Der Film lief bereits im vergangenen Herbst in Japan in den Kinos. Wie haben die Menschen ihn aufgenommen?
Seiji Arihara: Wir können mit uns zufrieden sein. Allein bei der Premiere in Japan im September 2005 waren über 1000 Menschen zugegen. Unser nächstes Ziel ist nun, dass der Film auch im Ausland gezeigt wird; der erste Schritt ist hier auf dem ITFS ja bereits getan. Neben Deutschland wird der Film noch auf Festivals in Italien und Frankreich zu sehen sein. DVD-Veröffentlichungen lassen aber noch auf sich warten; bisher ist der Film noch nicht mal in Japan auf DVD erhältlich.
animePRO: Werden stattdessen andere Ihrer Produktionen bei uns in Deutschland auf DVD erscheinen?
Satoshi Ito: Es liegen uns einige Angebote für ein paar OVAs vor, ja. Wir sind aber noch mit den deutschen DVD-Publishern im Gespräch.
animePRO: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Feedback zu „Nagasaki The Angelus Bell – 1945", das Sie hier auf dem 13. ITFS erhalten haben? Wie gefällt Ihnen das Festival generell?
Seiji Arihara: Wir haben viel positive Resonanz von den Zusehern erhalten. Es freut mich wirklich, dass der Film auch im Ausland akzeptiert wird und auf großes Interesse stößt. Ich glaube, Mushi Productions konnte durch den Film seinen guten Ruf in Deutschland steigern.
Satoshi Ito: Das Festival finde ich sehr nett, auch wenn ich ein wenig über die geringe Anzahl an Besuchern enttäuscht bin. Ich hätte hier mehr Menschen erwartet.
animePRO: Zu guter letzt wollen wir von Ihnen noch einen Blick in die Zukunft: wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Satoshi Ito: In zehn Jahren? Da bin ich Rentner und werde in heißen Quellen baden (lacht). Quatsch, wir wollen natürlich auch weiterhin Filme produzieren und mit diesen erfolgreich sein.
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Fazit!
Wir danken herzlichst für das Interview und für die tatkräftige Unterstützung der Übersetzerin!
Vielen Dank auch an Herrn Christoph Lambrecht der dieses Interview möglich machte.
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