Nao Yazawa

Geschrieben von
Bildcopyright: Nao Yazawa, animePRO

animePRO hatte auf der Frankfurter Buchmesse 2006 die Möglichkeit "Nao Yazawa" (u.a. Wedding Peach) zu interviewen. Wie Frau Yazawa zum Beruf des "Manga-ka" kam und was ihr liebstes Werk ist erfahrt ihr hier!

Inhalt

animePRO: Nao Yazawa, danke, dass Sie sich für unser Interview Zeit genommen haben. Wie hat Ihnen bis jetzt die Frankfurter Buchmesse gefallen? Sind Sie erst jetzt angekommen oder waren Sie schon an den Fachbesuchertagen da? Haben Sie auch schon die Stadt Frankfurt besichtigt?
Nao Yazawa: Ich bin schon am Donnerstag an den Fachbesuchertagen gekommen, habe aber leider noch nicht die Möglichkeit gehabt, mich richtig umzuschauen. In Frankfurt selber war ich leider noch nicht, da ich viele Termine hatte. Mein Eindruck hier ist einfach überwältigend. Auf so einer großen Veranstaltung oder Buchmesse war ich bisher noch nie, aber es macht mir viel Spaß hier zu sein.

animePRO: Können Sie uns kurz über Ihren Werdegang berichten? Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf als Mangaka und was finden Sie daran so faszinierend?
Nao Yazawa: Ich habe schon als Kind in der Schule sehr gerne in Hefte gezeichnet.
Mit 13 habe ich dann angefangen, meine Zeichnungen etwas auszufeilen und mit Tusche nachzufahren. Damals habe ich aber noch keine abgeschlossenen Storys gezeichnet. Zeichnen war mehr ein Hobby, bis ich dann zur Uni gegangen bin.
Dort habe ich dann chinesische Geschichte studiert. Danach habe ich nicht gewusst, was ich machen soll oder in welche Richtung ich zukünftig beruflich gehen wollte. Also habe ich das Zeichnen wieder angefangen und cirka ein Jahr nach meinem Uniabschluss an einem Zeichenwettbewerb teilgenommen. Erst da habe ich dann den Schritt in die professionelle Mangalaufbahn eingeschlagen.
 

animePRO: Was wäre gewesen, wenn das mit dem Beruf der Mangaka nicht geklappt hätte? Was hätten Sie dann gemacht?
Nao Yazawa: Es wäre ein Beruf gewesen, in dem man viel Zeit hat, um nebenbei Zeichnen zu können... (lacht)

animePRO: Welche Inspirationen haben Sie für Ihre Manga? Haben Sie vielleicht andere Mangaka als Vorbild?
Nao Yazawa: Meine Ideen hole ich mir aus allem Möglichen, zum Beispiel wenn ich einen Film sehe oder ein Buch lese. Wenn ich allerdings in Situationen komme, wo ich einen Abgabetermin habe und mir nichts einfällt, dann verarbeite ich unmittelbar das, was mir im Alltag auffällt. Mangaka die ich bewundere sind Ichinomori Chotagou und Otomo Kakeda.


animePRO: Haben Sie da einen Lieblingsmanga? Also Manga, die Sie gerne lesen oder sogar regelmäßig verfolgen?
Nao Yazawa: „Monster" und „Master Ki" haben mir sehr gut gefallen.

animePRO: In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass Sie in Ihren Manga, wie auch in „Wedding Peach", auf Gewalt verzichten wollen. Da werden die Gegner nicht getötet, sondern nur "gereinigt". Ihr Lieblingsmanga „Monster" hingegen ist ja sehr realistisch und gewalttätig. Hätten Sie nicht Lust, einmal in diese Richtung etwas zu zeichnen? Oder ist es etwas anderes, was Ihnen an „Monster" so gefällt?
Nao Yazawa: Bei „Monster" hab ich das Gefühl, dass die Gewalt nicht positiv dargestellt oder bejaht wird. Insofern sehe ich da schon eine Parallele zu „Wedding Peach", da hier ja auch nicht Gewalt als Lösung angesehen wird.
Der Verlag hat mir vorgegeben, dass ich das Wort „Feind" im Manga durchaus verwenden soll, aber dennoch habe ich versucht, die Hauptfiguren dieses Wort nicht benutzen zu lassen. Es kommt bem Zeichnen immer darauf an, für welche Zielgruppe der Manga sein soll, deswegen wollte ich bei „Wedding Peach" auf diesen Gewaltgedanken verzichten.

animePRO: Sie haben heute schon einen Eindruck von den Cosplayern und der Anime- und Manga-Szene in Deutschland bekommen. Sehen Sie irgendeinen Unterschied zur japanischen Szene?
Nao Yazawa: Im Grunde gibt es keine großen Unterschiede, aber was mir besonders auffällt, ist, dass die Jugendlichen hier ihre Kostüme selbst machen, während es in Japan bestimmte Läden gibt, wo man die Sachen kaufen kann. Das finde ich hier besonders toll.

animePRO: Sie arbeiten gerade an einem Projekt mit "Techno-Väter"-Zeichner Zoran Janjetov. Wie kam es denn zu dem Projekt „Co Manga"?
Nao Yazawa: Das war eine Idee der Frankfurter Buchmesse. Die haben das den Verlagen vorgeschlagen und diese sind dann auf uns zugekommen.

animePRO: Das war also nur eine einmalige Sache?
Nao Yazawa: Erstmal ja. Georg Tempel von EMA kommt regelmäßig nach Japan und wir treffen uns dann ab und zu. Bei einem dieser Treffen kam er dann auf mich zu und meinte, dass er ein interessantes Projekt für mich hätte und ich habe zugesagt.

animePRO: Also ist es im Moment nicht geplant, die Story oder die gemeinsame Tätigkeit weiter auszubauen, aufzunehmen oder zu verkaufen?
Nao Yazawa: Nein, das war vorerst eine einmalige Sache. Man muss mal abwarten was kommt, aber jetzt ist da erstmal nichts geplant.

animePRO: Haben Sie sofort ja gesagt, als Sie erfahren haben, dass Sie an dem Projekt teilnehmen sollen, oder waren Sie zuerst skeptisch?
Nao Yazawa: Als ich das Thema „East meets West" gehört habe, fand ich das sehr interessant, weil es so etwas vorher noch nie in dieser Art gegeben hat. Das hat mich schnell in den bann gezogen und ich bin wirklich froh darüber, mitgemacht zu haben.

animePRO: Was für andere Projekte verfolgen Sie gerade?
Nao Yazawa: Eigentlich wollte ich meine aktuelle Serie „Shinku Chitai" bereits vor einem Jahr beenden und mich auf etwas Neues stürzen. Ich hab auch schon ein paar Ideen im Kopf, demnächst werde ich sie den Verlagen präsentieren.


animePRO: Noch eine Frage zu ihrer erfolgreichen Serie „Wedding Peach": Wie kam es dazu, dass man aus dem Manga einen Anime gemacht hat? Haben Sie dabei mitgewirkt?
Nao Yazawa: Beim Anime hatte ich eigentlich keinen großen Einfluss. Die Story zu„Wedding Peach" stammte ja auch nicht aus meiner Feder, sondern war ja eine Vorlage vom Verlag - ich habe nur die Zeichnungen geschaffen.


animePRO: Haben Sie ein Lieblingsmangaprojekt?
Nao Yazawa: Schwer zu sagen, das ist wie die Frage "Welches deiner Kinder hast du am liebsten?" (lacht) Vielleicht „Shinku Chitai", das war ein sehr persönliches Werk... aber es ist wirklich schwer zu sagen.

animePRO: Werden Sie darüber informiert, welche Mangas von Ihnen in anderen Ländern veröffentlich werden? Wissen Sie vielleicht schon, welcher Manga als nächstes in Deutschland veröffentlicht wird?
Nao Yazawa: Was Deutschland betrifft kann ich normalerweise mehr sagen, da ich direkten Kontakte zum deutschen Verlag habe. Vielleicht kommt „Shinku Chitai", wer weiß... aber das kann ich natürlich nicht hundertprozentig sagen, die Entscheidung liegt da schließlich nicht bei mir.
Was andere Länder betrifft, kenne ich mich leider weniger aus, weil die Verhandlungen da alle über den Verlag laufen.

animePRO: Kommen wir zur letzten Frage: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Nao Yazawa: Ich hoffe, dass ich auch dann noch an einem Manga zeichnen werde (lacht).

[[GALERIE1]]

Fazit!

animePRO: Dann bedanken wir uns recht herzlich für das Interview und wünschen Ihnen noch eine schöne Zeit in Frankfurt.

Desweiteren möchten wir uns nochmals besonders Bedanken, bei:
Miyuki Gericke die unsere Fragen übersetze
Ralf Schneider für die Möglichkeit, doch recht kurzfristig ein Interview einzurichten.

Neuste Artikel

Welcome to the N.H.K.! Vol. 1 (DVD)

Der Hikikomori Tatsuhiro Sato ist der großen Weltverschwörung auf der Spur gekommen:
Mithilfe von Unterhaltungsmedien will die NHK alle Japaner beeinflussen und eine Armee aus Stubenhockern züchten!

Violet Evergarden - The Movie (Blu-ray) – Limited Special Edition

Violet versteht jetzt die Bedeutung der Worte „Ich liebe dich“, was ihr sehr bei ihrer Arbeit als Autonome-Korrespondenz-Assistentin hilft. Dennoch hat sie niemanden, zu dem sie diese Worte sagen kann.

ReLife – Final Arc (Blu-ray)

ReLife spielt mit deinen Gefühlen, deinen Hoffnungen und deiner Vorstellung von deinem idealen Selbst!

Psycho Pass Staffel 3 Vol 2 - Blu-ray

Eine Macht nimmt in Japan Gestalt an, die das Sybill-System herausfordert und erneut die Farbtonüberprüfung zu umgehen versucht. Die Inspektoren beider Organisationen versuchen, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen.

Kolumne

Wie übersteht man das restliche Jahr?

Viele verwirrende Maßnahmen wurden wieder einmal von unserer Regierung ausgesprochen. Totaler Lockdown, aber Lockerungen zu Weihnachten und dafür kein Silvester. Wer blickt denn da noch durch?
Wer somit einfach zu Hause bleiben und sich bis zum nächsten Jahr nicht mehr von der Couch bewegen will, bekommt von uns ein paar Tipps gegen Langeweile.

Shiso Burger Hamburg

Wir waren zu zweit für euch bei Shiso Burger Hamburg, um euch sagen zu können, ob sich ein Besuch lohnt.