Savin Yeatman-Eiffel

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Bildcopyright: Savin Yeatman-Eiffel, animePRO

"Oban Star-Racers" ist spätestens seit der Ausstrahlung auf SuperRTL und Jetix in aller Munde. Die Animationsserie aus französisch-japanischer Produktion wurde mit dem Animeland-Preis für die beste nicht-japanische Animationsserie 2006 und auf der Polymanga 2007 als beste von Japan beeinflusste europäische Serie mit dem „Grand Prix du Divertissement Eurjap" ausgezeichnet.
Außerdem wurde die Titelmusik von niemandem Geringerem als Yoko Kanno selbst geschrieben und produziert. AnimePRO traf den lustigen und spontanen Schöpfer und Erfinder der Serie auf der Connichi 2007 für ein Interview

Inhalt

animePRO: Vielen Dank, dass Sie für dieses Interview Zeit gefunden haben. Zunächst möchten wir Sie bitten, sich kurz unseren Lesern vorzustellen!
Savin Yeatman-Eiffel: Hallo! Mein Name ist Savin Yeatman-Eiffel, bin 37 Jahre alt und seit letzter Woche mit meiner Freundin verheiratet. Zurzeit lebe ich in Paris. Mein Leben war an sich nicht so spektakulär. Anfangs war ich Filmstudent in London und Frankreich, nicht im Animationsfilm sondern im normalen Filmbereich tätig, und später arbeitete ich per Zufall an Kurzfilmen und begann dann in einem Animationsstudio in Frankreich zu arbeiten als Autor. So begann meine Arbeit in der Branche.

animePRO: Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit! Wie kam es dazu, dass Sie ihr eigenes Animationsstudio namens „Sav! The World Productions" gründeten?
Savin Yeatman-Eiffel: Nach etwa drei Jahren als Drehbuchautor im Animationsstudio wurde mir langweilig und ich suchte mir eine neue Herausforderung. Der Markt erschien mir sehr konservativ, Investoren suchten immer nach den gleichen Geschichten, und ich wollte etwas Neues und Frisches machen. Etwas mit Gefühl, etwas Trauriges und Emotionsgeladenes, einfach etwas anderes. Die Einstellung der Investoren frustrierte mich oft, aber die Erfahrung im Animationsbereich selbst hat mir sehr viel Freude gemacht und mir wurde sehr schnell klar, dass mir Animationsfilme sehr wichtig waren. Auch wenn ich anfangs nicht daran dachte in dem Bereich professionell zu arbeiten. Durch die Idee zu Oban Star-Racers und der Tatsache, dass es sehr schwer war Investoren für diese Serie zu finden, gründete ich dann mein Animationsstudio "Sav! The World Productions", welches ich anfangs von meinem Schlafzimmer aus betrieb.

animePRO: Warum glauben Sie ist ihnen der Animationsfilm so wichtig?
Savin Yeatman-Eiffel: In den späten 1970ern gab es in Frankreich schon einige Animationsserien im Fernsehen, die ich mir immer sehr gerne angesehen habe, wie zum Beispiel "Future Boy Conan", "Captain Harlock", "Candy Candy", "Grandizer" und "Heidi" natürlich. Als Kind war es mir immer wichtig diese "frühen Klassiker", wie ich sie gerne nenne, zu sehen und oft bewegten sie mich emotional. Diese Geschichten waren etwas länger als viele andere Serien und sehr gefühlvoll, manchmal gab es auch Situationen in denen man eine Opferrolle sah. Es waren einfach sehr starke Emotionen, die in diese Serien eingearbeitet wurden und leider sieht man solche Serien nur noch sehr selten bis gar nicht im Fernsehen. In den späten 80ern und frühen 90ern war es allerdings noch recht schwer an Anime zu kommen, außer über Importe, welche nicht nur teuer waren, sondern auch schwer zu bekommen. Aber natürlich habe ich auch Klassiker wie "Akira" gesehen. Dadurch, dass mich der Animationsfilm also durch mein ganzes Leben begleitete, spielte er schon eine wichtige Rolle. Vor allem hatte ich jedoch immer das Gefühl, dass der Animationsfilm großes Potential in sich trägt, indem man nicht nur jedes Genre sondern auch jede Geschichte gut verpacken kann.

animePRO: Sie waren inzwischen nicht nur als Autor sondern auch als Produzent und Co-Regisseur tätig. Was hat Sie dazu bewegt Regisseur zu werden?
Savin Yeatman-Eiffel: Größtenteils die negative Entwicklung, die der Animationsfilm in den letzten Jahren vollzogen hat. Vieles ist sehr oberflächlich geworden und ohne größere Bedeutung. Oftmals werden zu Gunsten der Investoren tiefgehende Geschichten gleich über Bord geworfen, denn es ist viel einfacher sich dem Strom anzupassen, als gegen ihn zu schwimmen. Das bewegte mich dazu selbst eine Serie zu produzieren, die Kindern genau das bieten soll, wie mir früher die alten Anime. Emotionen, Spaß, Abenteuer! Nicht das oberflächliche Zeugs das man heute zu sehen bekommt.

animePRO: An wie vielen Filmen und Serien haben Sie bereits gearbeitet?
Savin Yeatman-Eiffel: In meinen drei Jahren als Autor habe ich viele Drehbücher und Geschichten geschrieben. Später mit meinem eigenen Studio konnte ich dann an unseren Kurzfilmen mitarbeiten. Eine genaue Anzahl weiß ich aber nicht auswendig.
 

animePRO: Welche dieser Filme und Serien war für Sie die größte Herausforderung?
Savin Yeatman-Eiffel: Die größte Herausforderung war definitiv „Oban Star-Racers". Wir haben nicht nur sehr lange an ihr gearbeitet, sondern mussten auch viel Herzblut darin investieren um sie zu dem zu machen, was sie am Ende geworden ist.

animePRO: Warum war gerade diese Produktion so eine große Herausforderung? Gab es Probleme und wie lange hat die Arbeit an der Serie gedauert?
Savin Yeatman-Eiffel: Insgesamt hat die Produktion von Oban etwa sechs Jahre gedauert, eigentlich begann sie allerdings schon 1997. Die meiste Zeit mussten wir nach Investoren suchen. Leider stellte sich das als schwerer heraus als wir anfangs dachten. Viele Investoren hatten zwar Interesse gezeigt, allerdings nur, wenn wir gewisse Änderungen im Storyboard in Kauf genommen hätten. Prinzipiell sprach zwar nichts dagegen, aber teilweise ging es sogar so weit, dass wir die Hauptfigur von einem Mädchen in einen Jungen umwandeln hätten sollen. Solche Änderungen kamen einfach nicht in Fragen und wir mussten daher weiter nach Investoren suchen. Außerdem wollte ich die Serie unbedingt in Japan bringen, welches neue Schwierigkeiten mit sich brachte. Jeder warnte uns davor mit Japan zu arbeiten, so nach dem Motto: "Das ist viel zu kompliziert. Viele Leute haben es schon vor dir versucht, aber das klappt sicher nicht. Die werden bestimmt die Serie ändern." - solche Sachen eben. Ein anderes Problem war auch der schlechte Ruf von Anime in Frankreich. Bei uns wurden früher nur sehr brutale Anime ausgestrahlt, was die Animation natürlich für Kinder ungeeignet macht.

animePRO: Sie drehten gemeinsam mit dem japanischen Animationsstudio „HAL Film Maker" die Anime-Serie „Oban Star-Racers". Was war Ihre Aufgabe bei der Produktion und was war die des japanischen Studios? War es schlussendlich wirklich so schwer mit einem japanischen Studio zusammen zu arbeiten, wie ihnen gesagt wurde?
Savin Yeatman-Eiffel: Das Kernteam, das sich größtenteils aus Leuten aus Frankreich zusammensetzte, sind Menschen die ich im Laufe meiner Arbeit kennen gelernt habe, als ich junge, passionierte Designer, die viel Spaß an ihrer Arbeit haben, suchte. Anfangs waren wir alle sehr unerfahren, aber diese Unerfahrenheit konnten wir mit Leidenschaft ausgleichen - mittlerweile arbeiten viele dieser Designer bei japanischen Animationsfirmen. Wir arbeiteten an kleinen Projekten um immer genug Geld zu haben, um weitermachen zu können, mit denen wir aber auch unsere Fertigkeiten und unseren Zeichenstil verbessern konnten. Als wir endlich die Investoren für unser Projekt gefunden hatten, suchten wir uns ein kleines japanischen Animationsstudio, bei dem wir das Gefühl hatten, dass wir nicht ein Projekt unter viele waren, sondern ein besonderes Projekt. So kamen wir zu HAL Film Maker. Die Arbeit mit HAL war verständlicherweise auch durch unsere sprachlichen Differenzen keine einfache, und wir entschlossen uns als Team gemeinsam nach Japan zu gehen um dort unsere Arbeit zu fokussieren und besser mit den verschiedenen Firmen zusammenarbeiten zu können.

animePRO: Wie gestaltete sich also die Suche nach Sponsoren für ihr Projekt? Sie hatten erwähnt, dass es nicht besonders einfach war und sie oftmals gebeten wurden, Dinge in ihrer Story zu ändern.
Savin Yeatman-Eiffel: Ja, wir hatten in dem Gebiet einige große Probleme. Viele Investoren wollten von uns, dass wir die Geschichte ändern oder dass wir im Ausland produzieren. Die meisten Studios in Amerika oder Europa greifen bei der Produktion von Serien oft auf Firmen aus China oder Korea zurück, was zwar die Produktionskosten senkt, aber worunter oft die Qualität leidet. Die Studios, die mit den Animationen beauftragt werden, haben meist keinen wirklichen Zusammenhang mit den Serien und dementsprechend schlecht werden auch die Animationen. Daher produzierten wir ausschließlich in Japan (2D Animationen) und Frankreich (3D Animationen). Das wir die Geschichte umschreiben, oder gar den Hauptcharakter in einen Jungen umwandeln, kam für uns von Anfang an nicht in Frage, da wir unserem Konzept und ich vor allem meinen Mitarbeitern treu bleiben wollte. Wir haben über Jahre an dem Projekt gearbeitet und jeder von uns verbindet etwas Besonderes mit Oban. Insgesamt dauerte die Suche nach Sponsoren aber doch ganze sechs Jahre bis wir endlich die Verträge unterzeichnen konnten, die es uns dann ermöglichten Oban zu produzieren.

animePRO: Wie lange dauerte die reine Produktionszeit, mal abgesehen von dem langen Kampf um die Finanzierung?
Savin Yeatman-Eiffel: Reine Produktionszeit hatten wir zweieinhalb Jahre, was bei einer solchen Serie echt sehr lange ist. Allerdings muss man bedenken, dass wir in zwei verschiedenen Staaten produziert haben und eine Menge Elemente zu beachten hatten. So wurden fast alle Szene sowohl in 2D als auch in 3D animiert und später von uns zusammengefügt, um dem ganzen einen tieferen Ausdruck zu verleihen. Außerdem arbeiteten wir mit sehr vielen unterschiedlichen Gesichtsausdrücken, die die Emotionen der Geschichte besser darstellen sollten.

animePRO: Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee zu dieser Serie?
Savin Yeatman-Eiffel: Ich wollte eine Serie über einen starken Charakter schreiben, ein Mädchen, das ihren Weg durchs Leben geht. Allerdings wollte ich auch einen Konflikt innerhalb der Familie darstellen, vor allem zwischen Mutter und Tochter, denn das macht die Geschichte erst glaubhaft und interessant. Außerdem gibt es mit diesem Mutter-Tochter-Setting noch nicht so viele Filme. Auf der anderen Seite wollte ich es den Investoren so einfach wie möglich machen und etwas einbauen, das auch sie anspricht. Daher kam die Idee des Rennfahrens. Aber das wirkliche Projekt war die Darstellung dieser Emotionen, durch die ich schon in meiner Kindheit viel Inspiration gewinnen konnte.

animePRO: Arbeiten Sie schon an einem neuen Projekt, oder ruhen Sie sich noch aus, nach der langen Produktion von "Oban Star-Racers"?
Savin Yeatman-Eiffel: Obwohl wir ziemlich müde waren nach Oban, arbeiten wir mittlerweile schon an anderen Projektideen. Wenn die Ausstrahlung von Oban so gut verläuft wie wir hoffen, dann könnte es in Zukunft noch eine weitere Serie in der Welt von Oban geben. Genau wissen wir das allerdings noch nicht. Bisher sind zwar keine weiteren großen Projekte geplant, aber wir arbeiten schon an etwas kleineren Kurzfilmen. Außerdem gibt es da noch die Arbeit an Oban, wie zum Beispiel das Merchandising oder Computerspiele, an denen mir persönlich sehr viel liegt.

animePRO: Zum Schluss würden wir noch gerne wissen, warum man sich Ihrer Meinung nach "Oban Star-Racers" ansehen soll!
Savin Yeatman-Eiffel: "Oban Star-Racers" vereint viele Elemente, die man vor allem in den heutigen Serien nicht mehr so oft sieht. Vieles ist sehr falsch geworden. Animationen haben manchmal sogar nur noch zwei verschiedene Gesichtsanimationen, was sehr schade ist.

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Fazit!

animePRO: Vielen Dank für das Interview und noch viel Spaß auf der Connichi!

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