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Auf dem 13. Internationalen Trickfilm Festival in Stuttgart hatten Alwin und Sabina von AnimePRO die Möglichkeit Herrn Hiroshi Kumada (Senior Marketing Manager) und Herrn Eric Calderon (international Rights Manager) von GONZO einige Fragen zu stellen.
animePRO: Vielen Dank, das Sie für dieses Interview Zeit gefunden haben. Zunächst möchten wir Sie bitten sich kurz unseren Lesern vorzustellen.
Hiroshi Kumada: Mein Name ist Hiroshi Kumada und arbeite in London für GDH also nicht direkt in Japan. Ich bin dafür zuständig, die Lizenzen von GONZO in Europa zu vermarkten.
Eric Calderon: Ich heiße Eric Calderon und bin zuständig für die internationale Vermarktung, im Speziellen aber für GDH USA.
animePRO: In Japan sind die Anime von Studio GONZO sozusagen der große Hit. In Deutschland ist es normalerweise so, dass man Fan von bestimmten Serien ist, aber nie von einem ganzen Studio, allerdings ist das bei Studio GONZO anders. Warum glauben Sie, dass das so ist?
Hiroshi Kumada: Zum einen versuchen wir originelle und außergewöhnliche Arbeiten zu bevorzugen, im Speziellen versuchen wir etwas zu erschaffen, das sich nicht dem Mainstream unterwirft. Wir stecken viel Energie und Begeisterung in unsere Arbeit, damit die Menschen, die sich von unseren Produktionen angezogen fühlen, immer wieder von neuem angesprochen werden. Zum anderen haben wir seit längerer Zeit auch im Ausland Ableger unserer Firma gegründet (in Seoul, London und in L.A.), die versuchen durch Kontakt mit der westlichen Kultur Eindrücke zu sammeln und diese versucht man dann in die Produktionen einzubauen um etwas individuelles, etwas Neues zu schaffen. Das soll vor allem auch dazu dienen, dass sich die Menschen nicht nur zu einer Serie hingezogen fühlen, sondern sich mit den gesamten Arbeiten des Studios identifizieren können, da sich die Produktionen mit ihnen und ihrer Kultur ... auseinandergesetzt haben. Und drittens, um GONZO als Markennamen zu etablieren und so einen gewissen Widererkennungswert unserer Produktionen zu erlangen.
animePRO: Warum gerade ein Ableger in Seoul, London und L.A.?
Hiroshi Kumada: Der Ableger in Seoul ist eher eine Art Produktionsstätte, die zusätzliche Arbeit übernimmt. Vor 5 Jahren ist unser Ableger in London entstanden. Der Gründe Sasume lebte zu der Zeit in London. Daher war es irgendwie nahe liegend den Standort in London zu wählen. Ein paar Jahre später lernte Sasume dann Eric kennen, der damals in Seattle lebte und schon davor im Medienbereich gearbeitet hat, aber Eric meinte dann selbst, dass es besser wäre in L.A. (Hollywood) einen Standort anzusiedeln und nicht in Seattle.
animePRO: Was war ihr persönlicher Favorit von GONZO?
Hiroshi Kumada: Für mich wäre Afrosamurai der Favourit, welcher allerdings bis jetzt noch nicht erschienen ist. (Erscheinungstermin für Frühjahr 2007 festgelegt)
Eric Calderon: Ich hoffe ich kann mehr als einen nennen. Für mich wären es Samurai 7, Last Exile oder Monte Christo.
animePRO: Warum gerade Samurai 7?
Eric Calderon: Samurai 7 basiert ursprünglich auf eine Realverfilmung und ist auch ein sehr berühmter Film in Japan. Daher war es sehr schwer diese Thematik in moderner Animation zu animieren und in Szene zu setzen, vor allem aber mit Hilfe von Animation das wieder rüber zu bringen, was schon in der Realverfilmung erbracht wurde. Es scheint uns aber gut gelungen zu sein, die Seele der Samurai und deren Hintergrund warum sie gekämpft haben, also für das Gute und für Essen und die Dorfbewohner, darzustellen. Meiner Meinung nach ist die Umsetzung des Anime sehr gut gelungen.
animePRO: In den letzten Jahren hat Studio GONZO größtenteils nur Serien produziert. Wie kommt jetzt die Umorientierung auf Filme, die Sie vor allem in diesem Jahr zeigen?
Eric Calderon: Ich denke, dass GONZO eine sehr kreative Brutstätte für ideenreiche Produzenten ist. Irgendwann kamen die Produzenten auf das Studio zu und meinten sie wollen Filme produzieren, also musste sich GONZO überlegen, wie sie es am besten umsetzen könnten. Am Anfang mussten wir uns mit anderen Firmen auseinandersetzen und fanden in Fuji-TV einen geeigneten Sponsor für eine Serie von 5 Filmen. In Japan ist es bis jetzt so, dass keiner versucht den Produktionen von Miyazaki (Studio GHIBLI) etwas entgegenzusetzen, also sagten wir uns „Lasst es uns versuchen!". Vielleicht nicht unbedingt beim ersten oder zweiten Film, aber in Zukunft wollen wir versuchen eine Konkurrenz entgegenzusetzen.
animePRO: Und ist ihnen das gelungen?
Eric Calderon: Wir wissen es noch nicht. Unser erster Film (Gin-iro Kami no Agito - Origin - Spirits of the Past, Januar 2006) ist erst im Januar in den Kinos gelaufen und der nächste Film startet im Juli (Brave Story, Juli 2006). Wir können daher wirklich noch nichts darüber sagen.
animePRO: Was unsere Leser schon immer wissen wollten: Warum zeichnet GONZO so gerne actiongeladene, vielleicht auch etwas brutale Anime, aber durchweg mit ernsten Hintergrundgeschichten?
Eric Calderon: Ich denke die Marke GONZO ist vor allem wegen ihrer Sci-Fi, Action und Abenteuer bekannt, daher denke ich, kommt man nicht um Gewaltszenen herum. Wir besitzen auch eine Sektion für Kinder, allerdings ist unsere Zielgruppe junge Erwachsene. Dementsprechend ist unsere Produktion auch darauf ausgerichtet.
animePRO: Auf dem Filmfestival wurde jetzt der Graf von Monte Christo gezeigt. Gibt es schon irgendwelche Informationen darüber, ob und wann der Anime in Deutschland anlaufen könnte?
Eric Calderon: Bis jetzt ist es noch nicht entschieden, aber wir hoffen, dass es bald soweit ist.
animePRO: Eine Frage von unseren Lesern war es auch, ob eventuell eine zweite Staffel von dem überaus erfolgreichen Anime Last Exile geben wird.
Hiroshi Kumada: Zurzeit ist nichts in der Richtung im Gespräch. Es ist überaus interessant, dass der Charakterdesigner Renge Murata ein Fan von deutschem Design ist, vor allem was Waffen und Kleidung anbelangt. Bis jetzt gibt es noch gar keine Pläne in der Richtung. (Anmerkung der Redaktion: Eine weitere Staffel von Last Exile ist laut Gonzo ausdrücklich nicht in Planung und wird somit auch mit sehr hoher Warscheinlichkeit auch nicht kommen)
animePRO: GONZO macht ja auch sehr viele Serien selbst. Woher kommen da die Ideen?
Eric Calderon: 90% der Ideen kommen von den Regisseure, die schon für GONZO arbeiten. Nur etwa 10% stammen von außenstehenden Regisseuren. In Japan sind Regisseure generell freiberuflich, aber meistens fühlen sie sich nach ein paar Filmen bei Studio GONZO wie zu Hause.
animePRO: Wir sind ja hier jetzt auf dem Internationalen Trickfilm Festival wo sich viele junge und talentiert Künstler die Klinke in die Hand geben. Hätten diese eine Chance auf eine Karriere bei Gonzo? Welche Voraussetzungen braucht man, sofern es möglich ist?
Eric Calderon: Generell ist es einmal sehr, sehr schwer, denn die erste Vorraussetzung wäre natürlich, dass sie fließend Japanisch beherrschen, da das gesamte Produktionsstudio und überhaupt alles dort auf der japanischen Sprache basiert. Aber seit kurzem haben wir auch französische Regisseure dabei. Wir versuchen also gerade auch auf internationaler Schiene aktiv zu werden.
animePRO: Wie sieht GONZO eigentlich den deutschen Markt hier? Hat GONZO auch einen Einblick auf die deutschen Fans?
Eric Calderon: Wir wissen eigentlich größtenteils nur die Verkaufszahlen und wie sich die Geschmäcker entwickeln.
animePRO: Wie glauben Sie, dass sich der deutsche Markt entwickeln wird?
Hiroshi Kumada: Vor 2 Jahren war der deutsche Markt ziemlich am Ende, doch jetzt scheint er sich wieder weiterzuentwickeln und zu Wachsen. Ich glaube also, dass er weiter wachsen wird, auch wenn er sich sehr unterschiedlich zum französischen Markt entwickelt. Ich denke Deutschland, als starkes Industrieland, wird in den nächsten Jahren ein wichtiger Absatzmarkt für Anime werden, so wie es jetzt schon Frankreich ist.
animePRO: Wo sieht sich GONZO in 10 Jahren?
Eric Calderon: Das ist eine gute Frage. In erster Linie wollen wir eine Art Unterhaltungsindustrie werden, die sich auf alle Bereiche, also auch der Produktion von Filme, TV-Serien, Merchandise, Computerspiele etc. widmet. Unser Traum ist es eine etablierte Medienbranche zu werden, so ähnlich wie Warner Brothers.
Hiroshi Kumada: Außerdem wollen wir auch in 10 Jahren noch individuelle, coole Filme/Serien produzieren.
Eric Calderon: Der Gründer der Firma sagt den Animatoren und Direktoren immer, dass ihre Filme „die Seelen der Menschen bewegen soll". Das sei das Wichtigste an einer guten Produktion.
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Fazit!
Wir bedanken uns bei Hiroshi Kumada und Eric Calderon für dieses interessante Interview und wünschen ihnen sowie Studio Gonzo noch viel Erfolg bei ihren Plänen.
Ein besonderen Dank an Shinsuke Arai für seinen Einsatz als Übersetzer.
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