Vinny-Vieh / Anna Hörner im Interview

Geschrieben von
Bildcopyright: Anna Hörner

Mit "Carrier of the Mask" hat Vinny-Vieh aka Anna Hörner einen äußerst ungewöhnlichen Manga erschaffen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen und der Künstlerin ein paar Fragen zu ihrer Arbeit gestellt...!

Inhalt

Name: Anna
Pseudonym: vinny-vieh
Alter: 29
Geburtstag: 25.12.1988
Sternzeichen: Steinbock
Wohnort: Karlsruhe
Motto: Nichts ist Grausamer als die Realität.

 

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Bisherige Veröffentlichungen:
Lamento: Lieder der Sünder - Kotori: Short Storys (Tori-Project)
Carrier of the Mask: The first Step into Hell Volume 1 (Selfpublishing)

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animePRO: Mit wie vielen Jahren hast du angefangen zu Zeichnen?
Anna Hörner: Seit der Grundschule. Ich war ständig am Zeichnen was der Grund meiner schlechten Schulleistung war. Ich bereue nur, dass ich wegen meiner Ausbildung viele Jahre pausiert habe und deswegen nicht so gut bin, wie ich es hätte sein können.

animePRO: Was genau hat es mit dem Künstlernamen „Vinny-Vieh“ auf sich?
Anna Hörner: Vinny ist die Verniedlichung von “Vincent” und stammt von meinem Lieblingscharakter Vincent Valentine aus „Final Fantasy VII“. Ich nutze den Namen aus einem praktischen Grund: er ist überall frei verfügbar. Vermutlich weil sich keiner freiwillig als Vieh bezeichnen würde ...

animePRO: Ist „Carrier of the Mask“ dein erster Manga?
Anna Hörner: Ich habe als Teenager viele Mangas gezeichnet. In meinem Besitz befindet sich eine ganze Kiste voll selbst gezeichneter Mangas. Überwiegend Mädchen-Kitsch und ein paar schlechte Doujinshis zu Videospielen. Vielleicht erinnert sich noch jemand an “Final Fantasy VII: Fußball WM 2006”? „Carrier of the Mask“ ist für mich der erste „richtige“ Manga, d.h. der erste Manga, den ich als erwachsene Person gezeichnet habe.

animePRO: Weshalb hast du dich dazu entschlossen, dein(e) Werk(e) offiziell als Printmedium zu veröffentlichen und nicht nur im Rahmen von beispielsweise einer Online-Community?
Anna Hörner: Das beste Medium für Mangas in unserer westlichen Welt ist immer noch das Printmedium. Die mir bekannten deutschen Online-Plattformen bieten Comics im klassischen Seitenformat an. Also eine Imitation von Printmedien. Und Imitationen werden dem Original nie gerecht. Deswegen warten viele Leser lieber auf das gedruckte Buch anstatt online zu lesen um ein “echtes Feeling” zu haben. Die koreanische Plattform „Webtoons“ macht es in meinen Augen besser: Comics werden nicht “umgeblättert” (ein Bildschirm ist kein Blatt, daher kann es nur ein Blatt imitieren) sondern “gescrollt” (ein intuitiver Umgang am Screen und daher ein originales Erlebnis) um einen angenehmen Lesefluss zu gewährleisten.
Nichtsdestotrotz ist es ein tolles Gefühl, sein Werk in den Händen zu halten. Und das Gefühl kann keine digitale Plattform ersetzen.

animePRO: Wie lange hat es gedauert, von der bloßen Idee bis zum fertigen Produkt?
Anna Hörner: Wie viele guten Dinge, braucht auch eine gute Geschichte Zeit zum reifen. Die Idee zur der Geschichte kam 2013. Seit dem arbeite ich kontinuierlich daran. 2014 hatte ich den ersten farbigen Prototypen erstellt. Ich bin froh mir die Zeit genommen zu haben noch weiter an der Geschichte zu feilen. Mit dem Skript war ich erst im Jahr 2017 zufrieden. Ein weiteres Jahr habe ich benötigt um den ersten Band umzusetzen.

animePRO: Gibt es eine immer wiederkehrende Vorgehensweise bei deiner Arbeit oder probierst du auch mal neue Wege aus?
Anna Hörner: Ich habe damals immer nur drauf los gezeichnet. Ohne Planung. Das funktioniert bei einer so komplexen Geschichte natürlich nicht. Nachdem ich das komplette Skript zusammengefasst habe, habe ich einen mehrphasigen Arbeitsprozess etabliert. Dazu gehört auch eine Phase, indem ich Feedback von Testleser einhole bevor ich mit der Reinzeichnung beginne.

animePRO: Es ist gegenwärtig ja doch noch sehr ungewöhnlich, dass der Hauptprotagonist einer Geschichte (besonders in visuellen Medienformen) körperlich so deutlich beeinträchtigt ist wie in „Carrier of the Mask“. Was hat dich dazu bewegt?
Anna Hörner: Ich führe einen persönlichen Feldzug gegen die Figur des klassischen „Superhelden“ (lacht). Ich kann zu keinem Helden, der gut aussieht, eine perfekte Persönlichkeit hat und jeden Konflikt lösen kann, eine Beziehung aufbauen. In der Realität können Probleme und Konflikte nicht wie durch Zauberhand gelöst werden. Oft ist es ein langer, beschwerlicher Weg und manchmal hat man erst gar keine Chance. Ich wollte mit Dion einen Helden kreieren, der sich in dieser Situation befindet. In Band 1 hat Dion die Chance mit Hilfe der Maske Superkräfte zu erhalten. Doch diese Chance zerstört er selbst durch seinen Wutausbruch gegen die Vergewaltiger seiner Freundin. Dion muss einen anderen Weg finden um stark zu werden. Doch selbst wenn ihm das gelingt, wird er nie der perfekte Held sein. Sein alltägliches Leben ist wegen seiner körperlichen Behinderung so eingeschränkt, dass er in der Gesellschaft nicht als vollwertiger Mensch angesehen wird. Auch Frauen werden ihm nicht um den Hals fallen. Doch genau das macht ihn als Charakter so interessant.

animePRO: Hast oder hattest du selbst Kontakt zu Menschen, die mit starker körperlicher Beeinträchtigung leben oder bist du möglicherweise selbst betroffen?
Anna Hörner: Tatsächlich nicht. Ich habe für meine Recherche lediglich viele Dokumentationen angeschaut und Berichte gelesen über Betroffene. Falls das hier eine Person liest die betroffen ist, würde ich mich sehr freuen wenn sie Interesse hätte, sich mit mir auszutauschen um gemeinsam die Charaktere noch authentischer zu gestalten. ?

animePRO: „Carrier of the Mask“ spielt vor einer sehr dystopischen Kulisse. Ist das dein Lieblings-Genre oder gibt es auch andere Bereiche, in denen du deine Geschichten spielen lässt oder künftig spielen lassen willst?
Anna Hörner: Ich liebe düstere Settings. Besonders, wenn sie einen direkten oder indirekten Bezug zur Realität haben. Ein solches Umfeld kann sehr starke Charaktere erschaffen. Wäre die Welt in Ordnung, gäbe es weniger Konflikte in denen sich ein Charakter entwickeln kann. In “Carrier of the Mask” gibt es z.B. keinen klassischen Bösewicht oder Superschurken. Es ist das Umfeld, dass die Menschen formt und sie zu dem macht, was sie sind.

animePRO: Am Ende des ersten Bandes sind mehrere Fanworks abgedruckt. Wie entstand die Idee zu dieser liebevollen Form der Kommunikation mit deinen Fans?
Anna Hörner: Viele verfolgen die Entstehung des Mangas seit dem Prototypen von 2014. Um ehrlich zu sein, kann ich es selbst nicht glauben, dass so viele Menschen mich schon so lange unterstützten. Ich habe jedem Einzelnen von Ihnen so viel zu verdanken. Als ich die Fanart Aktion für den Manga gestartet habe, hatte ich auch nicht mit so vielen Einsendungen gerechnet. Ich bin unfassbar glücklich und möchte am liebsten allen Menschen, die an mich und an den Manga glauben, so viel wie möglich zurückgeben.

animePRO: Wie viele Bände von „Carrier of the Mask“ sind insgesamt geplant?
Anna Hörner: Mein Skript umfasst genau acht Bände. Ich habe mit dem Ende zuerst angefangen, da in vielen Geschichten, aufgrund von Zeit, Motivations -oder Budgetmangel, die Enden oft erzwungen oder abgehackt sind. Daher war es mein Anliegen, eine gut abgerundete Geschichte zu erzählen die von Anfang bis Ende ausgearbeitet ist.

animePRO: Hast du schon Ideen oder Pläne für weitere Geschichten nach „Carrier of the Mask“?
Anna Hörner: Da ich eine angestellte Vollzeit-Grafikerin bin, benötige ich ein ganzes Jahr für einen Band. Also habe ich noch sieben Jahre “Carrier of the Mask” vor mir (lacht). Solange ich damit nicht abgeschlossen habe, werden andere Ideen und Pläne mit sieben Siegeln in die Schublade geschoben.

animePRO: Möchtest du unseren Lesern abschließend noch etwas sagen?
Anna Hörner: “Carrier of the Mask” beginnt mit dem Satz: “Die Geschichte der Menschheit ist ein sich ewig wiederholender Kreislauf.” Als ich 2013 mit der Grundidee angefangen habe, war die Flüchtlingsthematik nicht aktuell. Anfang 2015 kam es dann zur “Flüchtlingskrise”. Ich hatte nicht damit gerechnet - plötzlich - ein zeitkritisches Thema zu behandeln. Viele Grausamkeiten im Manga sind keine Hirngespinste. KZ-Häftlinge wurden mit Nummern tätowiert. Landminen wurden an der Grenze Syriens eingesetzt um Flüchtlinge zu stoppen. Kannibalismus, Opium-Missbrauch und der Zerfall der Gesellschaft außerhalb der Städte - all das passiert heutzutage in unsere Welt. Als ich das Skript geschrieben habe, dachte ich immer: Was ist das schlimmste, dass du dir vorstellen kannst? Doch dafür benötige ich keine Vorstellungskraft. Daher mein Motto: Nichts ist Grausamer als die Realität.

animePRO: Wir bedanken uns herzlichst dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, uns ein paar Fragen zu beantworten und wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

 

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