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Butoh (舞踏), ursprünglich Ankoku-Buyou (暗黒舞踊), zu deutsch „Tanz der Dunkelheit“, ist ein japanischer Ausdruckstanz, der seine Wurzeln in den späten 1950er Jahren hat. Der Choreograf Tatsumi Hijikata und der Tänzer Kazuo Ohno taten sich zusammen und traten 1959 auf einem Tanzfestival auf. Das Stück trug den Titel „Kinjiki“ („Verbotene Farben“) und war angelehnt an den gleichnamigen Roman von Yukio Mishima. Die Vorführung endete mit dem ungeplanten Tod eines Huhns, was dazu führte, dass Hijikata fortan verboten wurde, weitere Vorführungen auf dem Festival zu absolvieren.
Doch was genau ist Butoh? Eine vollkommen klare Definition darüber gibt es nicht. Entstanden ist diese Tanzart in der japanischen Nachkriegszeit, als Hijikata zunehmend das Gefühl bekam, die japanischen Tänze würden einerseits jene aus dem Westen imitieren und andererseits in ihren alten Traditionen, wie zum Beispiel dem Noh aus dem 14. Jahrhundert, stagnieren. Frustriert darüber, war es ihm ein Anliegen, etwas Neues und Unkonventionelles zu erschaffen.
Generell folgt Butoh keinen klaren Regeln wie andere Tänze, in denen bestimmte Schrittfolgen festgelegt sind. Bei Butoh geht es vielmehr darum, zum einen das tiefste Innere, welches im Alltag keinen Platz findet, herauszulassen und auszuleben, und zum anderen spontan zu reagieren und zu improvisieren. Viele Tänzer kanalisieren auf diesem Weg ihre negativen Empfindungen, die sie im Alltag unterdrücken und auf der Bühne in groteske Körperverrenkungen lenken. Auch die Mimik wird hier miteinbezogen, sodass etwa ein weit aufgerissener Mund zu einem stummen Schrei geformt nicht selten zu erblicken ist. Tabu-Themen wie Trauer, Tod oder Angst sind die Grundlage vieler Stücke, wobei einem Tänzer zum Beispiel auch schon einmal ein Topf mit roter Farbe über den Körper gegossen werden kann.
Um die Groteskheit der Bewegungen zu unterstreichen, sind die Tänzer (Männer wie Frauen) oftmals fast nackt; lediglich der Intimbereich und bei Frauen zusätzlich die Brüste werden bedeckt. Es gibt aber auch Vorführungen mit umfangreicherer Kleidung. Zusätzlich ist der Körper von Kopf bis Fuß mit weißer Schminke bemalt, manche Tänzer beziehen sogar ihre Haare mit ein, andere rasieren sich selbige ab.
Ist Butoh auch noch verhältnismäßig jung, so hat es doch schon einen festen Platz in der internationalen Popkultur erobert: Eines der wohl bekanntesten Beispiele findet sich im japanischen Horror-Film „Ju-On: The Grudge“ in Form des Geistes von Saeki Kayako wieder. Auch im Film „Kairo“ (oder auch „Pulse“) finden sich Szenen mit Anlehnung an Butoh. Ein weiterer, wenn auch weitaus unbekannterer Film ist „Horrors of Malformed Men“, in welchem Hijikata mitgespielt hat. Die deutsche Produktion „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie enthält ebenfalls Elemente des Butoh.
Auch in Musikvideos fand der Tanz schon Verwendung: So etwa in Madonnas „Nothing Really Matters“, im Video zu „Musik non stop“ der schwedischen Rockband Kent, ebenso im Video zu „Millions of Twigs guide your way through the Forest“ der finnischen Metalband Black Crucifixion (in welchem sogar der japanische Butoh-Tänzer Ken Mai zu sehen ist), in „Belong to the World“ des kanadischen Künstlers The Weeknd und in Machine Heads „Catharsis“.
Der Schauspieler Richard Armitage nannte die Tanzform des Butoh seine Inspiration für die Verkörperung des Charakters Francis Dolarhyde in der Fernsehserie „Hannibal“.
Zusammenfassend lässt sich Butoh als ein sehr persönlicher und emotionaler Tanz beschreiben. Er dient zur Verarbeitung und gleichzeitig Präsentation der eigenen Gefühle, wobei es weniger um Anmut und Grazie geht. Mehr als die klassische Schönheit steht hier die Transferierung des Seeleninneren nach außen im Vordergrund.
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