Yakuza – Die „Wertlosen“

Geschrieben von Bettina

Yakuza (ヤクザ) ist der japanische Oberbegriff für kriminelle japanische Organisationen. Doch sind diese „gewalttätigen Gruppen“ wirklich so schlecht für die Öffentlichkeit? Seit Jahrhunderten sind die „Wertlosen“ der Bevölkerung mächtiger als man annimmt. Doch auch ihre Zukunft ist ungewiss.

Inhalt

Das Wort „Yakuza“ basiert auf einer dialektischen Aussprache und wird im japanischen in drei Silben aufgeteilt, die für die Zahlenkombination ya = 8, ku=9 und za=3 stehen.
Die Zahlen verweisen auf das Kartenspiel „Oicho-Kabu“ (おいちょかぶ), welches Ähnlichkeiten mit dem bekannten Black Jack aufweist. Hierbei gelten die 8, 9 und 3 in Kombination als wertlos, weshalb sich auch die Yakuza mit Stolz als die „Wertlosen“ der Gesellschaft sehen.

Während die Yakuza, von offizieller Seite als „bōryokudan“ (暴力団; gewalttätige Gruppe) bezeichnet werden, nennen Sie sich selbst „ninkyō dantai“ (任侠団体 oder 仁侠団体; ritterliche/galante Organisation). Darüber hinaus sind sie auch als „gokudō“ (極道; organisiertes Verbrechen / Unterwelt) bekannt. International werden sie gerne als „japanische Mafia“ bezeichnet.
Die Organisation ist in verschiedene „Kumi“ (Banden/Gruppen) aufgespaltet. Die drei größten Syndikate sind die „Sumiyoshi-kai (住吉会) mit circa sechstausend Mitgliedern und die „Inagawa-kai“ (稲川会) mit ungefähr fünftausend Mitgliedern. Beide haben ihren Sitz in Tokyo. Die „Yamaguchi-gumi“ (山口組,) mit circa zwanzigtausend Mitgliedern, die den Rest Japans kontrollieren und ihren Hauptsitz im Westen um Kobe und Osaka haben, sind die Dritten im Bunde. Sie alle haben bereits seit 1960 Macht inne. Es gibt allerdings noch achtzehn Untergruppen mit ungefähr achttausend Mitgliedern, die jeweils ein bestimmtes Gebiet in Japan „beherrschen“.
Insgesamt werden in etwa achtzigtausend Menschen den Yakuza zugeordnet. Die Hälfte davon allerdings nur als „Jun-koseiin“, Halb-Mitglieder. Diese leben außerhalb der Organisation und gehen regulären Geschäften nach. Bei Bedarf werden sie rekrutiert.



Die Geschichte der Yakuza reicht einige Jahrhunderte zurück. Sie begann mit Glücksspielsyndikaten (博徒; bakuto) in der Edo-Periode (ca. 1600-1868). Dort bestanden die Gruppen beinah nur aus Leuten von niederer Geburt, diese kamen somit aus den Ständen der Handwerker, Bauern und vor allem Kaufleuten. Verlor man sein Land oder Geschäft durch Glücksspiel, Naturkatastrophen oder plündernde Rōnin, hatte man nicht viele Möglichkeiten außer bei den Yakuza anzuheuern. Sie gewährleisteten schließlich Unterkunft und Arbeit.
Allerdings gab es oft Spannungen mit den damaligen Polizeikräften, welche alle aus dem Stand der Samurai stammten. Diese bezeichneten die Yakuza oft als Möchtegern-Samurai ohne Ehrung des Bushidō.
Ab 1945 mit der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg entstand die heutige Struktur der Yakuza, indem sie begannen den Schmuggel und Schwarzhandel zu organisieren.
Nachdem Japan schließlich als souveräner Staat anerkannt wurde und die Besatzungszeit somit endete, folgte der Wiederaufbau der Wirtschaft. Die Yakuza nutzten den Wandel ebenfalls in dem sie eigene wirtschaftliche Aktivitäten aufbauten, vor allem im Baugewerbe und dem Glücksspiel.
Bis das Bōryokudan-Gesetz im März 1992 in Kraft trat waren die verschiedenen Banden teils sogar in legalen Strukturen organisiert. Dieses neue Gesetz setzte nun jedoch all diese gewalttätigen Gruppen unter Druck. Zu den Yakuza zu gehören wurde zwar nicht illegal, aber sobald klar erkennbar war, dass jemand zugehörig war, wurde dieser hart bestraft.
Somit begaben sich die Yakuza schließlich in den Untergrund.

Grundlegend sind die Yakuza in strengen Hierarchien organisiert.
Die Führungsfigur bildet hier der „Oyabun“ (Vater) oder „Kumichō“ (組長; Familienoberhaupt), dem alle anderen Untergebenen zu absolutem Gehorsam verpflichtet sind. Auf ihn folgen die „Kobun“ (子分), die Söhne. Danach folgt eine ziemlich komplizierte Struktur, die dem „senpai-kohai“ (Älterer-Jüngerer) Prinzip entspricht. Die Bandenmitglieder lösen sich von ihrer eigenen Familie und schwören dem Gruppenchef die absolute Treue.
Der Kumichō gibt Anweisungen an die „Saikō Komon“ (最高顧問; Senior-Berater) und „So-Honbucho“ (Chef des Hauptquartiers).
Der Nächste in der Rangfolge ist der „Wakagashira“ (Erster Leutnant), welcher mehrere Banden in seiner Region leitet. Hierbei hilft ihm der „Fuku-Honbucho“ (Fize-Chef des Hauptquartiers), der ebenfalls Verantwortung für einige Gruppen hat.
Die regionalen Banden werden von eigenen lokalen Chefs geregelt – den „Shateigashira“ (Zweiter Leutnant).
Diesen verschiedenen „Anführern“ sind natürlich erneut Untergebene unterstellt, welche, je nach Rang, verschiedene Aufgaben und Stellungen innehaben.
All diese Verbindungen werden durch das „Sakazuki“, dem „Austausch der Sakeschälchen“, besiegelt.



Um ihre Gruppenzugehörigkeit zu beweisen und sich zudem als ranghohes Individuum zu präsentieren, verwenden die Banden bereits seit Jahrhunderten großflächige Tätowierungen.
So werden heute noch Tattoos mit dem Yakuza assoziiert, weshalb in vielen öffentlichen Badeanstalten der Zutritt mit Tätowierung untersagt ist.
Seit die Organisationen verboten wurden, verloren die Tätowierungen für die Yakuza an Bedeutung. Somit sind Tattoos heute nicht mehr verpflichtend, vor allem die großflächigen Tätowierungen wird zunehmend verzichtet.
Begeht ein Yakuza-Mitglied einen schwerwiegenden Fehler, der zum Gesichtsverlust führt, kann dieser Fehler wieder gut gemacht werden, in dem sich dieser Yakuza ein Fingerglied abtrennt. Hier wird in der Regel mit dem ersten Glied des kleinen Fingers der linken Hand begonnen. Dieses Ritual stammt ebenfalls noch aus der Samuraizeit und wird „Yubitsume“ (指詰め; Fingerverkürzung) genannt.

Die moderne Yakuza hat ihren Wirkungskreis ausgedehnt. Neben eher traditionellen Mafia-Aktivitäten, wie Prostitution, Menschenhandel, Drogenhandel, illegaler Inkasso-Geschäfte, Glücksspiel, Pachinko und Schutzgelderpressung kommen die Versuche der Einflussnahme auf die Finanzmärkte sowie politische Korruption.
Heutzutage ist es allerdings nicht mehr einfach, die Begriffe, die organisierte Kriminalität beschreiben, klar zu definieren. Denn auch wenn die Yakuza noch immer offiziell Bōryokudan genannt werden, laufen doch die meisten alltäglichen und legalen Geschäfte der Gruppe ohne sichtbare Gewalt ab. Dies liegt auch an dem Verbot des offenen Auftretens der Yakuza.

Heute bestehen die Yakuza zu ca. 60% aus „Burakumin“ (部落; Nachkommen der Unreinen der feudalen Epoche), zu ca. 30% aus der koreanischen Minderheit und nur zu ca. 10% aus der Mehrheitsbevölkerung.
Auch bei den Yakuza gibt es Nachwuchssorgen. Die behüteten Jugendlichen der alternden Gesellschaft haben kein Interesse mehr an einem harten Einstieg in die Yakuza-Struktur, die für Neueinsteiger auf der untersten Ebene beginnt.

Egal ob man die Yakuza nun als „gewalttätige Gruppe“ ansieht oder ihrem „Robin-Hood-Image“ glaubt, fest steht, dass sie am 11. März im Jahr 2011 nach dem berüchtigten Erdbeben und Tsunami an die hundert Lastwagen mit Essen, Wasser, Decken und medizinischen Hilfsmitteln in die betroffenen Regionen sandten, um den Geschädigten unter die Arme zu greifen. Die Yakuza wissen, wie hart es ist sich selbst zu versorgen – ohne Hilfe von Staat und Region. Nicht umsonst sind sie die „Wertlosen“ der Gesellschaft. Sie setzen sich für die Ausgestoßenen ein und wollen nicht, dass Andere leiden. Auch wenn dies mit ihrem Image der Prostitution nicht gerade im Einklang steht.

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