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Im Jahr 794, dem Beginn der Heian Epoche, verlegte Kaiser Kammu seinen Sitz ins neu erbaute Heian-kyô, der „Hauptstadt des Friedens“. Damals noch nicht unter dem Namen Kyoto bekannt, blieb die Stadt bis 1868 kaiserlicher Hauptsitz und bekam während dieser Zeit den heutigen Namen.
Im Verlauf der Heian-Periode bis 1185 rückten Kunst und Kultur in Kyoto in den Mittelpunkt und ließen die Stadt kulturell aufblühen. Das höfische Leben trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, da sich zunehmend die Hofdamen-Literatur verbreitete. Zu dieser Zeit war die chinesische Schrift die einzige Möglichkeit, etwas niederzuschreiben, doch das Erlernen derselben galt als unziemlich für Frauen. So führte die Hofdamen-Literatur schließlich auch zur Entwicklung einer neuen, vereinfachten Silbenschrift, die zunächst als onna-de (Frauenhand) bezeichnet und später in Hiragana umbenannt wurde.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wandelten sich die Machtverhältnisse in Japan. Der Kaiser, zuvor unangefochten in seiner Stellung, verlor mehr und mehr an Einfluss an die Kamakura Shogune. Diese Entwicklung wird in den Geschichtsbüchern unter der Zeit des Kamakura Shogunats zusammengefasst.
Im 14. und 15. Jahrhundert kehrte die politische Machtstellung mit der Erstarkung des Ashikaga-Shogunats nach Kyoto zurück. Ashikaga Takauji, vom Shogun Kamakura gerufen, um Revolten nieder zu schlagen, stellte sich gegen seinen Herrn und richtete sich in Kyoto ein Domizil als nächster Herrscher Japans ein. Aus der Zeit stammen die bedeutendsten Zen-Tempel Kyotos, wie zum Beispiel der Goldene Pavillon, der heute als eines der berühmtesten Symbole Japans gilt. In die gleiche Zeit fallen jedoch auch unzählige Bürgerkriege, die immer wieder Teile von Kyoto zerstörten, ausgelöst unter anderem durch den starken Einflussgewinn der Samurai.
1568 eroberte Oda Nobunaga (1534-1582), einer der besten Feldherren der Sengoku-Zeit (Zeit der streitenden Länder), Kyoto und beendete die Bürgerkriege. Sein Nachfolger, Hideyoshi Toyotomi (1536-1598), übernahm nach der Ermordung Nobunagas das Amt als General und sorgte für die Renaissance Kyotos, indem er den Kaiserpalast und die Tempel wieder aufbauen und die Stadt modernisieren ließ.
Hideyoshi Toyotomis Regentschaft folgte sein einstiger Verbündeter Ieyasu Tokugawa, der 1603 sein Tokugawa-Shogunat in Edo gründete und Kyoto zu einem Dasein als Kaiserstadt zurückführte. Kyoto verlor schließlich auch diesen Status durch die Verlegung des Kaisersitzes nach Tokyo im Jahr 1868. Damit endete ein tausendjähriges Bestehen als politische und symbolisch bedeutendste Stadt Japans und hinterließ einen kulturellen Reichtum, wie er heute nirgendwo sonst in diesem Land zu finden ist.
Im Lauf der Geschichte wurde Kyoto kulturell zu einer einzigartigen Hochburg. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich dort eine keramische Brenntechnik (Raku), wie sie noch heute für traditionelles Teegeschirr angewandt wird. Von der Philosophie des Zen beeinflusste Teezeremonien waren bereits vor Jahrhunderten besondere Ereignisse, um durch rituelles Servieren von Tee und Süßspeisen zur inneren Einkehr zu gelangen. Der chadô (Teeweg) wurde über die Jahre hinweg perfektioniert und noch heute hat Tee in Japan eine ganz besondere, mit Kultur und Tradition verbundene, Bedeutung.
Kyoto hat mittlerweile 1,5 Millionen Einwohner und beherbergt jährlich 58 Millionen Besucher, die seine einmalige Kultur, seine Kulturschätze und Zeremonien genießen. Die Heian-Kultur ist noch immer präsent und unzählige Denkmäler verteilen sich in der ganzen Stadt. Die Zahl der Tempel wird auf über 2.000 geschätzt.
Besondere Sehenswürdigkeiten sind beispielsweise der Kyoto-Tower, der aus einer Höhe von 131 Metern einen 360°-Blick auf die umliegende Stadt und die Berge ermöglicht und der alte Kaiserpalast Gosho, der von 794 bis 1868 Sitz der japanischen Kaiserfamilien gewesen ist. Ebenso ist der Toji-Tempel mit der höchsten Pagode Japans zu bestaunen- ein fünfstöckiges Gebäude von 57 Metern Höhe, das als Wahrzeichen Kyotos bezeichnet wird und im 9. Jahrhundert erbaut worden ist.
Zahlreiche weitere Orte laden zu einem Besuch ein. So das traditionelle Gion-Viertel, das den Eindruck erweckt, man würde eine andere Zeit betreten, da man dort Maikos und Geishas begegnet und originalgetreue Straßenzüge, Häuser und Restaurants der früheren Epochen betrachten kann. Oder der Affenberg Iwata-yama, wo rund 150 Japan-Makaken in den dicht bewaldeten Hügeln leben.
Aber das sind nur einige sehenswerte Orte. Seit 1972 wurden alleine in Kyoto 17 Stätten von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, darunter drei Schreine, 13 Tempel und das Schloss Nijo, in dem zahlreiche Shogune gelebt haben.
Würde man alle Sehenswürdigkeiten Kyotos aufzählen wollen, kämen man kaum mehr zu Atem. Doch eben diese Fülle an einzigartiger Kultur zeichnet die Stadt nicht nur aus: Das alles ist Kyoto.
Eine faszinierende Stadt mit einer einmaligen Geschichte, die sie bis heute geprägt und zu einem kulturellen Reichtum geführt hat, der mit keinem Geld gemessen werden kann. Es ist keine Unwahrheit, dass Japaner sagen, man sei nicht in Japan gewesen, wenn man nicht in Kyoto gewesen ist.
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