Balzac - Judgement Day

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Bildcopyright: Balzac

Mit „JUDGEMENT DAY“ melden sich BALZAC musikalisch in Europa zurück und beweisen durch ihre stetigen Europa-Releases, dass sie auch außerhalb Japans einen Namen haben. Aber trotz des endzeitlichen Titels gilt: Es ist noch lange kein Ende in Sicht.

Über den Künstler

Inzwischen stehen BALZAC schon offiziell 20 Jahre auf der Bühne. Entsprechend lang ist die Liste ihrer Releases, in Japan, aber auch weltweit. Sie werden häufig mit ihren Vorbildern Misfits verglichen und Ähnlichkeiten sind durchaus vorhanden, trotzdem sind BALZAC aus eigenständige Band zu sehen und eine echte Koryphäe im Bereich „Horror Punk“.
Durch ihre vielen Auftritte in Europa und Amerika haben sie sich auch hierzulande eine feste Fanbase geschaffen, auch durch ihre enge Zusammenarbeit mit der deutschen Band „Die Ärzte“ und in Amerika durch Auftritte mit niemand geringerem als den Misfits.
„JUDGEMENT DAY“ ist ihr bisher fünfzehntes Album und die Band macht deutlich, dass hier noch sehr viel Raum für mehr ist.

Album / Single

Das Release beginnt mit einem Intro, das den Hörer auf das Album einstimmen soll, gefolgt von dem textlich eher minimalistischen, aber dennoch energischen Song „THE COUNTDOWN TO DEATH BEGINS“. Der Song wirkt alles in allem ziemlich pragmatisch, erst im zweiten Track „PSYCHOMANIC“ beweist die Band dann ihr musikalisches Können. Unter dem brachial wirkenden Gesang verbirgt sich eine gut umgesetzte und technisch einwandfreie Melodie. „Horror Punk“ ist hier eben Programm. Der Track „BLACKENED“, ein schneller, an Energie reicher Song, wird zwischendrin für ein spannendes Gitarren-Solo unterbrochen, bevor Sänger HIROSUKE mit seiner Whiskey-Punk-Stimme einsetzt.

Darauf folgt der Track „The Lies behind it all“, der nach einem kurzen instrumentellen Intro sehr chaotisch und aggressiv startet, dann aber in der Mitte von einem melodischen und ohrwurmverdächtigen Part abgelöst wird. Zwischendrin zeigen die Musiker dann wieder ihr technisches Know-How in einem kurzen Bass-Solo, in das die anderen Instrumente später gut mit einsteigen. „Sigh“ hingegen startet mit einer elektronisch verzerrten Stimme, mit der die Band bereits früher experimentierte, wechselt dann aber schnell zu dem altbekannten Sound der Band. Auch der nächste Song „NOIZE O SPACE VAMPIRA“ besitzt unter dem grob und brachial wirkenden Gesang eine mitreißende Melodie.

Gegen Ende beginnt die Band dann mit verschiedenen Stilen zu experimentieren. Wer nicht aufpasst, erschreckt sich leicht beim nächsten Song „RED INDIANS ROCK“, der mit einem Schrei beginnt, aber spätestens mit der catchy und ungewöhnlich leichten Melodie des Liedes gewinnen BALZAC die Aufmerksamkeit jeden Hörers. Was wie ein musikalisches Experiment wirkt, ist in Wirklichkeit ein Cover der Band GASTUNK. BALZAC steuerten bereits 1999 ihr Cover zu einem GASTUNK-Tribute-Album bei.

Bei „DETEST YOU“ und „TO HEAVEN“ findet die Band dann zu ihrem gewohnten Stil zurück. „TO HEAVEN“ ist dabei musikalisch und textlich auffällig positiv gestimmt. „DIVE“ hingegen wirkt chaotisch, die Band versucht sich hier in etwas Ruhigerem, allerdings gerät dabei leider die Stimme in den Hintergrund. Sie ist kaum verständlich. Mit „JUDGEMENT DAY“, dem namengebenden Track des Albums, wechseln sie zurück zu ihrem eigenen Stil, der auch am Anfang der LP zu hören ist. Der Song leitet zu „I CRY INSTEAD“ über. Der Song war ursprünglich der Abschluss des eigentlichen Albums, aber für das europäische Release wurden fünf zusätzliche Tracks hinzugefügt. „I CRY INSTEAD“ wirkt dabei als Ende ziemlich passend, ähnliches gilt für „DARK END“, das eigentlich als Secret Track auf dem ursprünglichen Album erschien.

Für die Käufer des europäischen Release beginnen die zusätzlichen Tracks mit „BLACKENED“. Der Song knüpft nahtlos an die beiden vorangegangenen Songs an und hat einige mitreißende Gitarrensoli, die der Melodie zusätzlichen Schwung verliehen. Bei „JAPANESE CHAOS“ ist dann aber der Name wieder Programm und stellt einen passenden Bruch zu den anderen Songs dar. Gerade hierbei ist das Schlagzeug besonders stark und vorherrschend. Das Lied wird nahtlos von „XXXXXX“ abgelöst, ein Wechsel ist kaum erkennbar und die Songs passen perfekt ineinander.

Ein weiteres Highlight kurz vor Ende ist das Misfits Cover „ASTRO ZOMBIES“. BALZAC traten bereits als Cover-Band auf und somit ist das Cover für Fans beider Bands besonders hörenswert. Hierbei wird auch der Einfluss der Misfits deutlich, wobei die anderen Tracks auf „JUDGEMENT DAY“ beweisen, dass BALZAC durchaus als eigenständige Band ernst zu nehmen sind. Qualitativ machen sich die 30 Jahre Unterschied aber schon bemerkbar.

Den Abschluss bildet „I TURNED INTO A MARTIAN“ und wenn man die kurzen Interludien mitzählt, kommt man auf stolze 21 Tracks und ziemlich genau eine Stunde Spielzeit.

Die meisten Songs mögen beim ersten Hören nicht sehr abwechslungsreich wirken, aber unter dem brachialen, Punk-typischen Gesang, den mitreißenden Background-Chorus’ und dem teilweise sehr lauten Schlagzeug, verbirgt sich oftmals eine ausgefeilte Melodie, die beweist, dass die Musiker nicht einfach nur ihre Instrumente misshandeln.

Tracklist

0.1 - K.A.K.U.S.E.I.

0.2 - The Countdown to Death Begins

0.3 - PsychoManiac

0.4 - Blackened

0.5 - The Lies Behind It All

0.6 - Sigh

0.7 - Noize Of Space Vampira

0.8 - Red Indian’s Rock (GASTUNK Cover)

0.9 - Detest You

0.10 - To Heaven

0.11 - Dive

0.12 - Judgement Day

0.13 - I cry Instead

0.14 - Dark End

0.15 - Blackened

0.16 - Japanese Chaos

0.17 - XXXxxx

0.18 - Astro Zombies (Misfits Cover)

0.19 - I Turned Into A Martian

Balzac - Judgement Day

Verpackung & Extras

Das Gan-Shin-Release besitzt ein 12-seitiges Booklet mit den Liedtexten, sowie Live-Photos der einzelnen Bandmitglieder, die das Artwork im Inneren des Booklets zieren. Die Leserlichkeit der Texte lässt leider stellenweise zu wünschen übrig, da sich die Schrift nicht vom Hintergrund abhebt. Dafür ist das Photo im Hintergrund sehr eindrucksvoll, was den Verlust verschmerzen lässt. Die teilweise englischen Texte wurden zusätzlich für die Fans im Heimatland ins Japanische übertragen, leider nicht umgekehrt für das europäische Release. Auf Extras wurde verzichtet, dafür befinden sich fünf zusätzliche Songs auf der CD, die bei der japanischen Version des Albums nicht mitgeliefert wurden. Leider fehlen die Texte zu den Songs im Booklet. Insgesamt gibt es Diskrepanzen zwischen der Tracklist auf der Rückseite der CD und der im Booklet.

Sonstiges

Balzac

Fazit!

Insgesamt ist zu sagen, dass BALZAC eindeutig Geschmackssache sind, nichtsdestotrotz gibt es nichts an „JUDGEMENT DAY“ auszusetzen. In seiner Zusammensetzung wirkt das Album schlüssig und gut durchdacht, keines der Lieder schleppt sich unnötig dahin und auch die Länge der Songs ist absolut im Rahmen. Ein besonderes Highlight bilden hierbei die beiden Cover, gerade das Misfits-Cover dürfte jedes Fanherz höher schlagen lassen.

Songqualität
4
Songauswahl
6
Verpackung & Extras
6
Preis-/Leistungsverhältnis
6
Gesamt
6

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