hide - Hide Your Face

Geschrieben von
Bildcopyright: MCA Victor

Komm in die Welt der „Psychommunity“ und erlebe Klangdimensionen, die du SO zuvor noch nie erlebt hast! Dein Reiseleiter heißt „hide“ und er wird dir faszinierende, neue Welten eröffnen...!

Über den Künstler

Hideto Matsumoto, bekannt unter dem Künstlernamen „hide“, begann seine Karriere als Gitarrist 1980 in der Band Yokosuka Saver Tiger, bevor er 1987 zu X, später X Japan, wechselte und dort rasch einen hohen Beliebtheitsstatus bei den Fans erlangte. Seine ersten Solo-Ausflüge startete er im August 1993 mit den beiden Singles „Eyes love you“ und „50% & 50%“, bevor Anfang 1994 sein Debut-Album „Hide your face“ folgte. Diese und auch weitere Solo-Arbeiten wurden allgemein sehr positiv aufgenommen und als sich X Japan 1997 trennten, hätte hide seine Solo-Karriere mühelos als Hauptstandbein nutzen können. Jedoch verstarb er unerwarteterweise am 2. Mai 1998 an den Folgen eines bis heute nicht ganz geklärten Unfalls.

Album / Single

Das Erste, was man zu hören bekommt, ist ein leises, sich in der Lautstärke aber zunehmend steigerndes Geräuschgewirr, welches auf seinem Höhepunkt plötzlich zu einem melodiösen Gitarreneinsatz wechselt. Diese Gitarre inklusive hinzukommender Instrumente wandeln das Lied schließlich in einen energischen, aber deutlich positiven Marsch um. Bei diesem eigensinnigen Track handelt es sich um das Instrumental-Intro „PSYCHOMMUNITY“.
Mit harschen Gitarren sowie einem schnellen und zielgerichteten Gesang geht es weiter mit „DICE“. Der allgemeine Rhythmus des ganzen Liedes ist sehr hektisch und der Song hat eine gewisse aggressive Atmosphäre.

Nicht minder hektisch ist auch der Folgesong „SCANNER“, der sich an instrumentaler Härte sogar noch steigert. hides Gesang ist hier nicht ganz so linear wie beim Vorgänger, enthält aber weiterhin eine klare Bestimmtheit.
Deutlich melodiöser wird es mit „Eyes love you“, dessen Text aus der Feder des Komponisten Yukinojo Mori stammt und gleichzeitig eine der ersten beiden Singles darstellt. Hier präsentiert hide unmissverständlich seine Gitarrenkünste bereits schon im Intro und diese Melodie wird auch zwischen den Strophen sowie im Outro wiederholt aufgegriffen, was dem gesamten Song einen Ohrwurmcharakter verschafft.

Das wohl schnellste Stück des ganzen Albums stellt „D.O.D. (Drink Or Die)“ dar: Schnelle Drums, schnelle Gitarren und ein schneller Gesang, der eine gewisse Überdrehtheit zur Schau stellt. Nach etwas mehr als zwei Minuten ist diese musikalische Jagd aber auch schon wieder vorbei.
Um den Hörer nach den bisherigen, umfangreichen Eindrücken erst einmal durchatmen zu lassen, erklingt als Nächstes das kleine Instrumental „CRIME OF BREEN St.“. Man erhält den akustischen Eindruck einer Nebenstraße, von welcher aus man entfernte Stimmen hört. Das Ganze wird getragen von einer abwesend geklampften Akustikgitarre und einem dahinplätschernden Rhodes-Piano. Ganz am Ende hört man das leise Miauen einer Katze, welches vom Co-Produzenten und Programmierer Kazuhiko „INA“ Inada beigesteuert wurde.

Allzu lange lässt es sich jedoch nicht ausruhen, denn „DOUBT“ schlägt mit seiner unbändigen Energie und Aggression sogleich wieder voll rein. Trotz der allgemeinen Härte hält sich das Tempo der Drums in Grenzen, womit der Song einen gewissen Nachdruck erzeugt. hides Stimme wurde bis zu einem gewissen Grad verzerrt, was die Atmosphäre etwas grotesk erscheinen lässt.
Das absolute Gegenteil von „DOUBT“ ist das darauf folgende „A STORY“: Sehr sanft, fast zaghaft, ist anfänglich nur eine Akustikgitarre aus der Entfernung zu hören, bevor ein ebenfalls sanftes Schlagzeug einsetzt und die Gitarre etwas an Lautstärke gewinnt. In dieses harmonische Zusammenspiel fügt sich hides Stimme nahtlos ein, bis irgendwann die Lyrics aufgebraucht sind und abermals nur der Gitarrensound bleibt, der schließlich wieder abebbt. In einem Interview erklärte hide einmal, dass er mit „A STORY“ die Stimmung einfangen wollte, die kurz nach einem Krieg herrschen muss, wenn sich die Geflüchteten erstmals wieder aus den unterirdischen Verstecken an die Oberfläche wagen.

„FROZEN BUG“ ist ein sehr industriallastiges Stück und entstammt ursprünglich dem kurzlebigen Projekt MxAxSxS, welches hide 1993 mit den Luna Sea-Mitgliedern J und Inoran gegründet hatte. Während derbe Instrumentalisierung und eine wieder elektronisch verzerrte Stimme die Strophen dominieren, scheint die melodiöse Bridge beinahe schon das Fenster zu einer ganz anderen Welt zu sein als die, in welcher sich der Großteil des Songs abspielt. Dieser erstirbt zum Ende hin überraschend mit dem plötzlichen Wegfall der meisten Instrumente.
Wieder eine kleine Verschnaufpause wird einem durch den halbminütigen „T.T. GROOVE“ gegönnt, bestehend aus dem Ausschnitt einer Jam-Session, in welcher Bassist T.M. Stevens einen Basslauf stets wiederholt und dabei vom Schlagzeug und einer gelegentlich einsetzenden Trompete begleitet wird.

Die Trompeten finden sich auch sehr bald in „BLUE SKY COMPLEX“ wieder und begleiten den allgemein rockigen und melodiösen Track. Dieser wird dann von dem noch rockigeren „OBLAAT“ abgelöst und lässt erneut hides bekannte Überdrehtheit zum Vorschein kommen. Nicht zu verachten ist hierbei besonders der Bass, der dem ganzen Song als tragendes Grundelement dient.

Mit „Tell me“ sind wir bei einem weiteren eingängigen Ohrwurm angelangt. Das sehr optimistisch klingende Intro überzeugt schnell und zieht den Hörer rasch in seinen Bann. Die melodiösen Strophen führen diese Arbeit fort und in der Bridge wird man sogar von Reggae-Elementen überrascht.
Zwiespältig wird es nun mit „Honey Blade“: Während der Track zwar rhythmisch aber allgemein eher etwas zurückhaltend beginnt, kippt die Stimmung schon nach wenigen Zeilen und präsentiert eine etwas härtere, düstere Seite. Dieses Spiel zwischen Strophe und Refrain wiederholt sich mehrere Male und während der Bridge mit ihrer Flüstereinlage nimmt die Düsterheit zeitweilig sogar noch zu. Der Song läuft auch auf seiner harten Seite aus.

„50% & 50%“ beginnt mit beschaulichem Vogelgezwitscher und der kurz darauf einsetzenden Sendersuche bei einem Radio. Dieses wird jedoch bald schon ausgeschaltet und durch Akustikgitarren sowie Gesang ersetzt. Im weiteren Verlauf setzt sogar eine fröhlich gespielte Geige ein und der ganze Song erhält eine gewisse Country-Stimmung. Mittendrin wechselt diese vermeintliche Akustikversion jedoch zur Rockversion, wie sie vollständig als Single veröffentlicht wurde. Es handelt sich bei der Album-Version also um zwei zusammengeschnittene Versionen.

Enden tut das Album mit dem Endlos-Instrumental „PSYCHOMMUNITY EXIT“, bei welchem das Intro „PSYCHOMMUNITY“ mit einem solch verfremdeten Sound erklingt, als würde jemand eine alte Schallplatte abspielen. Auch das charakteristische „Haken“ der Nadel in der Plattenrille wurde hierbei berücksichtigt. In unregelmäßigen Abständen hört man nebenher Schritte, als wenn jemand durch ein Zimmer geht. Nach über zwölf Minuten Dauergedudel hat sich die Nadel in der Leerrille verirrt und eiert dort ganze siebeneinhalb Minuten herum, bis sich die Person schließlich erbarmt und dem Ganzen mit einem kurzen aber lauten Gepolter ein Ende bereitet. Insgesamt hat dieses Instrumental eine Spielzeit von fast zwanzig Minuten.

Tracklist

1.1 - PSYCHOMMUNITY

1.2 - DICE

1.3 - SCANNER

1.4 - Eyes love you (T.T. Version)

1.5 - D.O.D. (Dring Or Die)

1.6 - CRIME OF BREEN St.

1.7 - DOUBT (Remix Version)

1.8 - A STORY

1.9 - FROZEN BUG '93

1.10 - T.T. GROOVE

1.11 - BLUE SKY COMPLEX

1.12 - OBLAAT (Remix Version)

1.13 - Tell me

1.14 - Honey Blade

1.15 - 50% & 50%

1.16 - PSYCHOMMUNITY EXIT

hide - Hide Your Face

Verpackung & Extras

Das Frontcover der CD zeigt eine schwarze, lederartige und mit Stacheln gespickte Maske, die vom Träger lediglich ein Auge frei gibt, welches den Betrachter frontal ankuckt. Das Backcover zeigt die Maske von hinten. Diese Maske stammt ursprünglich vom Schweizer Künstler HR Giger und wurde für das Album vom japanischen Künstler Screaming Mad George kopiert.
Das Booklet, bestehend aus 32 Seiten, zeigt eine Bildergeschichte mit hide in einer Doppel-Rolle, in welcher die Maske wieder aufgenommen wird. Die Songtexte sind allesamt in ihrer Original-Sprache abgedruckt und darüber hinaus wurde zu jedem Song ein Kommentar verfasst, jedoch ausschließlich auf Japanisch.

Sonstiges

Obwohl es sich bei „Hide your face“ um hides Debut-Album handelt, lässt es sich gewissenhaft als Meisterwerk betiteln. hide scheute sich nicht, mit den unterschiedlichsten Musik-Genres zu experimentieren und diese miteinander zu vereinen, was zu erfrischend neuen Klangmöglichkeiten führte. Das lässt das Album von vorne bis hinten schon fast wie ein eigenständiges Universum erscheinen, welches vom Intro und Outro ideal abgerundet wird.
Zudem hat er für die Aufnahmen international angesehene Künstler wie Terry Bozzio, T.M. Stevens, Byron Berline, Neil Larsen, Rich Breen und Gary E. Grant ins Boot holen können.

MCA Victor

Fazit!

Wer auf diesem Album Klänge wie von X Japan erwartet, sucht hier vergebens. hides Musik ist etwas völlig Eigenständiges und kann somit auch bedenkenlos von Leuten gehört werden, die sich für X Japan nicht begeistern können. Generell bietet „Hide your face“ vielen verschiedenen Musikliebhabern den ein oder anderen Klanggenuss – weil einfach aus allen möglichen Bereichen etwas dabei ist.

Songqualität
2
Songauswahl
2
Verpackung & Extras
3
Preis-/Leistungsverhältnis
2
Gesamt
2

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