Kamijo - Heart

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Bildcopyright: Warner Music Japan / Sherow Artist Society

Nach mehreren Singles, einem Minialbum sowie einem Auftritt in Paris, veröffentlichte Solokünstler KAMIJO im September 2014 sein erstes vollständiges Soloalbum. Den Hörer erwartet eine außergewöhnliche Produktion von ausdrucksstarkem Symphonic Metal wie von gefühlvollen Balladen geprägt.

Über den Künstler

Seit zwanzig Jahren ist Sänger KAMIJO bereits im Musikgeschäft tätig und hat sich mit seinen drei Bands New Sodmy, Lareine und Versailles einen Namen gemacht. Seitdem sich letztere zum Pausieren entschieden haben, ist er als Solokünstler tätig. Nebenher betreibt er sein Plattenlabel Sherow Artist Society und unterstützt unter anderem Bands wie Matenrou Opera und MU.
Stilistisch warten KAMIJOs Songs mit einer variablen Bandbreite auf: Beschränkt er sich bei New Sodmy und Lareine noch auf sanftere Balladen, so wendet er sich mit Versailles härteren, gitarrenlastigen Klängen zu. Mit seinem Soloprojekt gelingt ihm eine Mischung aus allen drei Epochen, was musikalisch vielfältige Ergebnisse hervorbringt und dennoch dem ihm eigentümlichen Stil treu bleibt. Besonderes Augenmerk legt KAMIJO zudem auf die Wahrung einer gewissen Ästhetik und Perfektion, welche er unter anderem durch die Symbolik von Blumen zum Ausdruck bringt. Umfasste Lareine noch alle Arten von Blumen, so bestimmt die Rose seit Versailles-Zeiten beständig sein Konzept. Daran anknüpfend trat das Vampirmotiv in den Vordergrund, welches besonders seine aktuellen Soloproduktionen prägt.
 

Album / Single

Bereits der erste Titel „Vive le Roi“ eröffnet das Album vielversprechend mit symphonischen Elementen wie einem Streichquartett, einer Orgel, einer Glocke und einem Klavier. Vom gleichnamigen Schlachtruf begleitet, wird der Zuhörer in KAMIJOs Welt der französischen Revolution entführt.
Die Einleitung geht fließend in die zweite Nummer über, „Rose Croix“. Diese stellt sich als ein rasanter Power-Metal-Song mit eingängigem Refrain und einem mysteriös anmutenden Mittelteil heraus. Daran anknüpfend überrascht Supportmember Meku mit einem Gitarrensolo, ehe das Stück zu seinem vorherigen Muster zurückkehrt und mit dem Refrain die Melodie wieder aufgreift.
Der Titelsong der schon vorher veröffentlichten Single „Yamiyo no Lion“ nimmt die dritte Position der Playlist ein. Auch hier offenbart sich ein rockiger und kraftvoller Song ganz im Stil des Solo-Projektes, zusammengesetzt aus E-Gitarren, Schlagzeug und einem Streich-Ensemble. Krönung des Stückes ist KAMIJOs gesangliche Leistung: Hier wagt er sich sowohl an Höhen und Tiefen und präsentiert ein weites Spektrum seiner, verglichen mit früheren Zeiten, verbesserten Stimme.
Als vierten Song des Albums erwartet uns eine neu aufgelegte „Symphonic Metal Version“ des Solo-Debütsongs „Louis – Enketsu no La Vie en Rose –“. Das symphonische Stück bleibt trotz leichter Veränderungen zur Originalversion in sich stimmig und repräsentiert das Soloprojekt hinsichtlich des Musikstils als der Song schlechthin.
 
Mit „Death Parade“ erleben wir eine musikalische Überraschung: Ein marschartiger Rhythmus wird mit Synthesizer- und Vocoder-Elementen, die an Halloween erinnern, kombiniert. Neben dem schwungvollen Polkatakt finden sich gleichwohl „entspannende“ Elemente zum Aufatmen, jedoch nur, um von einem Gitarrensolo und dem Refrain, der einen hohen Wiedererkennungswert in sich trägt, abgelöst zu werden. Alles in allem wohl der experimentierfreudigste und innovativste Song des Albums und zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig. Doch nach mehrmaligem Hören bleibt die Melodie im Ohr hängen und wirft ein veränderndes Licht auf das Gesamtwerk.
 
Nach fünf actiongeladenen Songs wendet sich das Album mit „Romantique“ sanfteren Klängen zu. Besonders Kenner von KAMIJOs musikalischer Laufbahn werden die Parallelen zu Lareine-Zeiten bemerken. Mit dem sechsten Stück ist eine alle Kriterien erfüllende Ballade gelungen: Ein langsames, doch beständig fließendes Tempo, Violinen und insbesondere eine melodische Stimme tragen den Zuhörer in einem fort und laden zum Träumen ein. In der Tat gelingt es diesem Titel, die gewollte romantische Atmosphäre zu erzeugen.
Der siebte Song trägt den etwas umständlichen Namen „Dakishimerarenagara“, was übersetzt so viel wie „während wir uns umarmen“ bedeutet. Hinter dem schwerfälligen Titel verbirgt sich eine beschwingte Nummer mit optimistischem Charakter. Vom Stil her knüpft das Stück reibungslos an seinen Vorgänger an, nimmt jedoch etwas mehr Tempo auf. Dabei erinnert es, insbesondere durch die Verwendung eines Akkordeons, an eine Gondelfahrt auf der Seine und lässt eine Französisch anmutende Atmosphäre aufkommen.
Mit dem achten Titel steigt KAMIJO elegant aus der Gondel und unmittelbar ins Herz von Paris, in das bekannteste Revuetheater der Welt: „Moulin Rouge“ zeichnet sich besonders durch Elemente des Swing-Stils, vor allem durch Saxophone, aus. Der eingängige Refrain verleiht dem Stück Ohrwurmstatus und macht es zu einem der markantesten und gelungensten des Albums.
Der zehnte Song trägt den Titel „Katate ni Yume wa Motsu Shoujo“, frei übersetzbar mit „Mädchen mit einem Traum in der Hand“. Entgegen der möglicherweise aufkommenden Vermutung, es könne sich hierbei um eine weitere Ballade handeln, erweist sich das Stück als ausdrucksstarke Symphonic-Metal-Nummer mit sowohl rasanten als auch entspannten Passagen. Darüber hinaus werden die Gitarrenparts von Versailles-Gitarrist HIZAKI selbst eingespielt, was den Einfluss aus Zeiten der Band besonders deutlich werden lässt.
 
Nach diesem Song folgt ein kurzes Intermezzo, in dem eine Frauenstimme einige englische Zeilen einspricht, die sich inhaltlich auf das Konzept des Albums beziehen. Es wird die Frage aufgebracht, was schwerer wiegt: der Stolz oder die Liebe? Diese Frage muss der Hörer für sich selbst beantworten.
Der Zwischenteil leitet fließend in das elfte Stück, „Tsuioku no Mon Amour“ (Erinnerungen an meine/n Geliebte/n) über. Dieses zeichnet sich durch einen ausgeprägten, melodischen Refrain aus und nimmt den Zuhörer mit auf eine Reise durch die Gedankenwelt des lyrischen Ichs.
Im zwölften Stück, dem Titelsong des Albums, macht KAMIJO Gebrauch von zahlreichen Orchesterinstrumenten und hat ein symphonisches Meisterwerk geschaffen. Mit achteinhalb Minuten ist „Heart“ nicht nur der längste Titel, sondern hat dadurch die Möglichkeit, eine große Bandbreite sowohl ausdrucksstarker Metal- , als auch getragener Balladenklänge zu entfalten.
 
Auf der regulären Edition knüpft als dreizehnter Song noch eine Akustikversion des Songs „Presto“ an, die KAMIJOs Stimme ausschließlich mit Klavier und Violine begleitet. Ein stimmungsvoller, alternativer Ausklang des Albums, bei dem man noch einmal in den vollen Genuss seines gesanglichen Talents kommt.
 

Tracklist

1.1 - Vive le Roi

1.2 - Rose Croix

1.3 - Yamiyo no Lion

1.4 - Louis - Enketsu no La Vie en Rose - Symphonic Metal version

1.5 - Death Parade

1.6 - Romantique

1.7 - Dakishimerarenagara

1.8 - Moulin Rouge

1.9 - Sanctuary

1.10 - Katate ni Yume wa Motsu Shoujo

1.11 - Tsuioku no Mon Amour

1.12 - Heart

1.13 - Presto (Acoustic version)

Kamijo - Heart

Verpackung & Extras

Das Album ist in einer limitierten und einer regulären Version erschienen. Erstere enthält neben der ursprünglichen CD eine DVD mit den Musikvideos zu „Heart“, „Moulin Rouge“, „Yamiyo no Lion“, „Louis“ und dem speziell in Paris gedrehten Video zu „Tsuioku no Mon Amour“, ebenso ein Behind-the-Scenes-Video und eine Videobotschaft. Die Doppel-CD kommt in einem Schieber, der neben dem Lyrics-Booklet ein zweites Heftchen mit exklusiven Fotos eines Fotoshootings in Paris beinhaltet.
Die reguläre Edition enthält als dreizehnten Song eine Akustikversion des bereits auf der „Symphony of the Vampire“ erschienenen Songs „Presto“.

 

 

Sonstiges

Warner Music Japan / Sherow Artist Society

Fazit!

Den größten Erfolg kann das Album in Hinsicht auf die gesangliche Leistung verbuchen: Verglichen mit früheren Produktionen als Sänger von Bands, hat sich KAMIJOs Stimme binnen kürzester Zeit noch einmal exponentiell verbessert. Ferner bezüglich des musikalischen Anspruchs legt er die Messlatte hoch an und stellt somit sein Können und seine langjährige Erfahrung als Musikproduzent unter Beweis. Nicht zuletzt die Mischung aus härterem, aber stimmungsvollen Symphonic Metal und romantischen Balladen ist exakt ausbalanciert und präsentiert ein vielfältiges Gesamtergebnis, das keine Wünsche offen lässt.
Das Album eignet sich als guter Einstieg für Neulinge, da es nicht nur einige der besten Songs von KAMIJOs Soloprojekt zusammenfasst, sondern seine facettenreichen Musikstile kombiniert und einen Einblick in seine langjährige Erfahrung gewährt.
Mit ungefähr 23€ für die reguläre und bis zu 28 € für die limitierte Edition, muss man durchaus etwas mehr Geld auf den Tisch legen. Es empfiehlt sich jedoch, den Aufpreis für die limitierte Version zu zahlen, da sowohl die DVD als auch das Fotobooklet dem Gesamtpaket einen anschaulichen Feinschliff verleihen und die höheren Kosten rechtfertigen.
 
Songqualität
2
Songauswahl
2
Verpackung & Extras
3
Preis-/Leistungsverhältnis
4
Gesamt
4

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