Tsuyoshi Domoto - NIPPON

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Bildcopyright: Tsuyoshi Domoto, Gan-Shin

Genug von dem ganzen Mainstream und davon, dass nichts Außergewöhnliches seinen Weg zu uns findet? Dann ist euch hiermit geholfen. Eine CD voller Kraft, Soul, Funk, westlichen Einflüssen und japanischer Tradition – gesungen von einem Idol. Kaum zu glauben, aber wahr.

Über den Künstler

Bei vielen wird der Namen Tsuyoshi Domoto in den Ohren ringen, erst recht, wenn man ihn mit Koichi Domoto in Verbindung bringt. Mit KinKi Kids starteten sie in den 90er Jahren ihren Erfolg als Idol-Duo und dieser ist seit mehr als fünfzehn Jahren eigentlich ungebrochen. Doch auch Solo wollte sich Tsuyoshi irgendwann weiterentwickeln und tat das auch.
Seine Songs sind vor allem für ihre Kraft und die Fusion verschiedener Stilrichtungen bekannt, während er gern mit seiner Stimme experimentiert. Das zeigt er neben einigen Singles vor allem auch in diesem Album.
Seine Soloprojekte und Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern haben unterschiedliche Namen – beispielsweise ENDLICHERI☆ENDLICHERI. Ebenso als Schauspieler hat er sich schon versucht.

Album / Single

Auf insgesamt elf Tracks zeigt Tsuyoshi Domoto wie einzigartig Musik sein kann. Das beweist schon der erste Song, der quasi eine Einleitung zu den weiteren Werken bildet. „My Beautiful Sky“ beginnt ganz ruhig und bildet eine Melodie, wie man sie traditionell irgendwo in Japan hören könnte. Langsam treten immer mehr traditionelle Musikinstrumente auf den Plan, gefolgt von Synthesizern und Gitarren, bevor in einem großen Bruch alles von moderneren Instrumenten gespielt wird – die Melodie bleibt jedoch gleich.
Das Verschmelzen dieser beiden eigentlich unterschiedlichen Instrumenten-Gruppen in einer Melodie und den elektrischen Funk-Elementen zeigt gut, wohin das Album gehen möchte und bildet so schon im ersten Song eine solide Grundfläche, auf der aufgebaut wird. Ein sehr emotionaler – aber für einen so bekannten Sänger eher ungewöhnlicher - instrumentaler Track.
„The Sky is Shedding Tears“ mutet sehr mysteriös an. Hierbei bekommt man das erste Mal das zu hören, was ihn berühmt machte. Tsuyoshi Domoto ist durchaus in der Lage, viele Instrumente zu spielen, doch was ihn einzigartig macht, ist seine Stimme. Und diese packt er hier aus, lässt sie schwingen und hält auch schwere Töne nahezu perfekt. Trotz allem wurde auf elektronischen Hall gesetzt. Auch Streichinstrumente finden ihren Einklang im musikalisch farbenfrohen Refrain.

Genau dieses Konzept lässt er noch weiter in den nächsten Songs aufleben. „Nippon“, der Titeltrack des Albums, ist nun mit völligem Blues- und Funk-Rock gespickt von der Stimme des Sängers zu hören. Dabei wird mit Sicherheit kein Fuß stillstehen. Gekrönt wird dies eigentlich nur noch von dem vierten Track: „Blue Berry ~NARA Fun9 Style~“. Selten dürfte man einen solch ausgeflippten Song gehört haben. Funk und Blues-Rock, etwas Jazz, schnelle Tanz-Sounds, hier und da etwas elektronische Klänge, Blasmusiker, ein Chor, viele verrückte Soli und im Vordergrund Tsuyoshi Domoto, der beweist, dass er auch höhere Töne ohne Problem trifft. Wem das Album bis hier hin zugesagt hat, wird spätestens jetzt aufstehen und tanzen – und diesen Song den ganzen Tag mit Sicherheit nicht mehr aus dem Gehörgang bekommen. Definitiv eines der Herzstücke des Albums.
Ebenfalls Tanzpotential bietet „Chance Comes Knocking“, wenn es auch mehr in Richtung Blues-Rock geht und somit etwas weniger Funk-Elemente beinhaltet. Allerdings scheint es ihm hier besonders der Slap-Bass angetan zu haben. „ENDLICHERI☆ENDLICHERI“ trägt den Namen eines Solo-Projekts des Sängers und ist eigentlich Latein. Dies bezeichnet eine Unterart der Flösselhechte. Was das wiederum mit dem Song voller Gitarren und Synthesizern zu tun hat, weiß man nicht so genau. Sicher ist jedoch, dass hier ein Song entstanden ist, den man bis zu diesem Zeitpunkt nicht erwartet hätte. Sehr elektrisch bietet er erneut Unterhaltung der etwas anderen Sorte.

Mit dem siebten Song passiert dann ein ziemlich starker Break auf der CD und leitet eine ganz neue Seite ein. Noch immer mysteriös und etwas jazzlastiger tritt hier mit „Love Is The Key“ nicht nur die erste Ballade auf den Plan, sondern die restlichen Lieder der Scheibe sind allesamt Live-Aufnahmen. Auch dies ist wieder etwas, womit Tsuyoshi Domoto beweist, dass sein Album nicht zum Mainstream gehört, sondern sich von anderen abhebt und dass das, was er macht, auch live gut klingt.
Somit fallen die letzten drei Songs „Yoshino Cherry (Someiyoshino)“, „Help Me Help Me“ und „Cherish Our Fate With Others“ noch einmal in eine ganz eigene Sparte. Zwischen gefühlvoll und schmerzerfüllt, mal etwas Jazz, psychedelisch und hoffnungsvoll beendet er sein Album und hinterlässt einen Cocktail der Gefühle bei seinen Hörern.

Tracklist

1.1 - My Beautiful Sky

1.2 - The Sky is Shedding Tears

1.3 - Nippon

1.4 - Blue Berry ~NARA Fun9 Style~

1.5 - Chance Comes Knocking

1.6 - ENDLICHERI☆ENDLICHERI

1.7 - Time and Space (Live in Heian Jingu Shrine / Kyoto)

1.8 - Love is the Key (Live in Heian Jingu Shrine / Kyoto)

1.9 - Yoshino Cherry (Someiyoshino) (Live in Sendai)

1.10 - Help Me Help Me (Live in Heian Jingu Shrine / Kyoto)

1.11 - Cherish our fate with others (In Tenkawa Shrine / Nara)

Tsuyoshi Domoto - NIPPON

Verpackung & Extras

Verpackt ist die CD in einer Hülle, die bereits auf dem Cover eine Farbenvielfalt zeigt, die auch in der Musik wahrzunehmen ist. Die Verpackung ist handelsüblich, aber stabil.
Interessanter dürfte für die meisten sein, dass sich in der Hülle zwei Booklets befinden. Zum einen das originale mit sämtlichen Texten auf Japanisch und einer ähnlichen Gestaltung, zum anderen eines, welches diese Texte auf Deutsch, Französisch und Englisch übersetzt. Somit weiß man letztlich, was man eigentlich hört und kann sich ein wenig mehr einfühlen.

Sonstiges

Tsuyoshi Domoto, Gan-Shin

Fazit!

Vielleicht eignet sich die CD nicht, um sie immer wieder komplett durchzuhören, da besonders der Gefühlsbruch in der Mitte nicht zu verachten ist, allerdings kann man je nach Stimmung mit Sicherheit etwas damit anfangen. Man sollte es als A- und B-Seite betrachten. Die Songs kommen dabei meist mit Überlänge daher und erreichen teilweise stattliche zwölf Minuten.
Sicherlich nichts, was für den Mainstream geeignet ist, aber doch ein wundervolles Stück Musikkunst, die es schafft, so viel miteinander zu mischen, dass man gar nicht mehr weiß, was man darüber denken soll und sie einfach nur anhört und mitfühlt – egal ob im Tanz oder in Tränen.
Eine Reise in ein anderes Nippon - zwischen Moderne und Tradition.

Songqualität
3
Songauswahl
2
Verpackung & Extras
4
Preis-/Leistungsverhältnis
2
Gesamt
2

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