Über den Künstler
Die fünfköpfige Rockband X gründete sich 1982 und veröffentlichte ihren ersten Longplayer „Vanishing Vision“ 1988. Als Indie-Rockalbum verkaufte es sich für damalige Verhältnisse ungewöhnlich gut, wodurch sie bald darauf einen Major-Vertrag bei Sony erlangten und 1989 das Album „Blue Blood“ folgte. Auch mit diesem waren sie sehr erfolgreich – doch der Erfolg ließ sich abermals toppen: Im Sommer 1991 erschien ihr drittes Album „Jealousy“, welches sich über eine Million Mal verkaufte und nach Erscheinen fast ein Jahr lang in den Oricon-Charts vertreten war. Es folgt nun eine genauere Analyse zu „Jealousy“.
Album / Single
Das Album beginnt mit einem Pianostück, welches mittelschnell gespielt wird und die Vorahnung von leichtem Unheil aufkommen lässt. Im Verlauf nimmt es positivere Klänge an und scheint sich zu etwas Heilsamen, Glorreichen zu steigern – bis die Melodie schlagartig mittendrin abbricht und eine Sekunde später erst eine, dann rasch immer mehr Tasten scheinbar wahllos angeschlagen werden; wie Blut, das zunächst nur tröpfchenweise abgegeben wird, sich daraus aber schlussendlich ein ganzer Schwall bildet. Das ist „Es Dur no Piano sen“.
Ein Piano ist es auch, welches den nächsten Track „Silent Jealousy“ einläutet. Es wird etwas langsamer gespielt und trägt einen melancholischen Schleier mit sich. Es vergeht keine volle Minute, da ist das Intro auch schon vorbei und ein energiegeladener Metalsound mit dominierender Rhythmusgitarre und dröhnenden Drums bricht über den Hörer herein. Es ist der klassische und mitreißende Sound, den Fans schon auf früheren Alben der Band liebten.
Mit takthämmernden Drums und einer blechern klingenden, „kreisenden“ Gitarre geht es anschließend mit „Miscast“ weiter. Der Rhythmus ist im Vergleich zum Vorgängersong etwas gedrosselt, nimmt den Hörer aber dennoch spielend leicht gefangen.
„Desperate Angel“ hat ein typisches Glamrock-Intro plus kurzer Mundharmonika-Einlage, bevor der allgemeine Rhythmus des Songs etwas rasanter wird. Dies ist er die Strophen hindurch, während der Refrain jedes Mal in den Rhythmus des Intros zurückkehrt. Die Bridge sticht durch ihre Ruhe, fast „körnigen Sanftheit“ besonders hervor.
Mit „White Wind from Mr. Martin“ scheint es fast so, als wolle man dem Hörer eine Verschnaufpause gönnen, denn es handelt sich hierbei um ein einminütiges, verträumtes Akustikgitarrenstück. Pata, der dieses Instrumental geschrieben hat, hat auf seinen späteren Solo-Alben und Projekten immer mal wieder die (Akustik-)Gitarre in den Fokus eines Songs gestellt und für sich sprechen lassen.
Ebenfalls ruhig weiter geht es mit einer der vielleicht ungewöhnlichsten Balladen von X: „Voiceless Screaming“ ist eine Zusammenarbeit von Sänger Toshi und Bassist Taiji und vermutlich ist es diese seltene Kombination im Songwriting, was diesem Track seinen ungewöhnlichen aber zugleich wunderschönen Klang geschenkt hat. Das Hauptinstrument ist auch hier eine Akustikgitarre, die jedoch im Hintergrund immer wieder von Streichern begleitet wird. Die Verzweiflung in Toshis Stimme nimmt man ihm in jeder Zeile sofort ab.
Speedmetallastig geht es dann mit „Stab me in the back“ weiter. Wer nach dem Headbangen zu diesem Song noch keine Nackenschmerzen verspürt, ist gut trainiert.
Geheimnisvolle, etwas düster erscheinende Klänge sowie die gesprochenen Worte „Je táime“ läuten „Love Replica“ ein. Der gesamte Song pendelt irgendwo zwischen verstörend und verspielt und einen Gesang gibt es nicht; der Text wird von einer weiblichen Stimme sprechend vorgetragen. Ähnlich mysteriös, wie das Lied begonnen hat, siecht es zum Ende wieder hin.
Stiefel, die in eine belebte Kneipe eintreten, stellen den Anfang von „Joker“ dar. Eine Frauenstimme fragt den Hörer „Ready?“, bevor auch schon ein klassischer Rocksound einfällt. Der Song vermittelt durchgehend gute Laune in einer angenehmen Geschwindigkeit, ohne zu hektisch zu sein. Am Ende hört man wieder die Stiefel, die die Kneipe nach Beendigung des Songs verlassen.
Abgerundet wird das Album mit der Ballade „Say anything“. Diese zeichnet sich vorrangig durch ein Piano, viele Streicher und einer durchgehenden Melancholie aus. Bass, Gitarren und Drums sind natürlich vertreten, aber der Klassik-Touch überwiegt irgendwie doch – außer in der Bridge, in der die Gitarren den dominierenden Part erhalten haben. Am Ende werden von Yoshiki noch einige Zeilen gesprochen, bevor der Song ausgeblendet wird.
Tracklist
1.1 - Es Dur no Piano sen
1.2 - Silent Jealousy
1.3 - Miscast
1.4 - Desperate Angel
1.5 - White Wind from Mr. Martin
1.6 - Voiceless Screaming
1.7 - Stab me in the back
1.8 - Love Replica
1.9 - Joker
1.10 - Say anything
Verpackung & Extras
Die CD befindet sich in einem gewöhnlichen Jewel Case. Das Booklet besteht aus insgesamt 28 Seiten und enthält die „Production Notes“ (leider vollständig auf japanisch), die Tracklist, die Songtexte in ihrer Originalsprache sowie die Credits, Einzelfotos eines jeden Bandmitglieds und zwei weitere Fotos von Yoshiki, die an das Cover angelehnt sind. Auch auf der Rückseite ist nochmals ein Foto enthalten, welches das Cover-Thema wieder aufnimmt. Die Rückseite der CD-Hülle präsentiert die Tracklist sowie weitere fünf Einzelfotos der Mitglieder.
Sonstiges
„Jealousy“ ist das letzte Album der Band, welches noch den alten Namen X trägt, bevor sie sich in X Japan umbenannten. Es ist zudem ebenfalls das letzte Album mit Bassist Taiji.
Die Aufnahmen fanden in Los Angeles, USA, statt.
Das Songwriting auf „Jealousy“ ist das umfangreichste von allen bisherigen Alben der Band, da für gewöhnlich Yoshiki einen Großteil ihres Materials verfasst. So stammt der Text von „Miscast“, „Love Replica“ und „Joker“ von hide, der Text zu „Desperate Angel“ und „Voiceless Screaming“ von Toshi. Die Musik von „Miscast“, „Love Replica“ und „Joker“ entstammt ebenfalls hides Feder, die Musik zu „Desperate Angel“ und „Voiceless Screaming“ Taijis und „White Wind from Mr. Martin“ wurde von Pata geschrieben.
Bei dem Namen Hitomi Shiratori handelt es sich um ein Pseudonym Yoshikis, welches er in der Vergangenheit bereits verwendete.
„Stab me in the back“ ist ein überarbeiteter Song von X; erstmals tauchte er auf dem Sampler „Skull Trash Zone Volume I“ von 1987 auf.
„Silent Jealousy“ und „Say anything“ wurden als Singles ausgekoppelt.
Fazit!
Stilistisch ist „Jealousy“ das bisher umfangreichste Album der Band. Man hört heraus, dass sich hier wirklich alle Mitglieder im Songwriting eingebracht haben, weshalb kein Song wie der andere klingt – und dennoch funktioniert es als ganzes Album. Außerdem merkt man (wie schon bei „Blue Blood“), dass eine musikalische und technische Weiterentwicklung zum Vorgängeralbum stattgefunden hat. „Jealousy“ ist daher gut für Rock- und Metalfans geeignet, die zuvor noch keinerlei Berührungen mit X hatten.
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