X - Vanishing Vision

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Bildcopyright: X Japan

Es waren einmal fünf musikbegeisterte Jungs, die alles dafür gaben, ihren Traum, eine erfolgreiche Rockband zu werden, zu verwirklichen. Mit ihrem Debüt-Album „Vanishing Vision“ sind sie diesem Traum ein großes Stück näher gekommen.

Über den Künstler

Die Metal-Formation X gründete sich 1982 und durchlebte in den ersten Jahren diverse Mitgliederwechsel. Lediglich der Kern der Band, Sänger Toshi sowie Drummer, Pianist und Bandleader Yoshiki, blieben durchgehend erhalten. 1987 hatte man mit dem Bassisten Taiji sowie den beiden Gitarristen hide und Pata schließlich ein vorerst festes Line-Up aufgebaut. Im Folgejahr 1988 erschien in dieser Besetzung auch ihr Debüt-Album „Vanishing Vision“, mit welchem sie es bis auf Platz eins der Indie-Charts sowie bis auf Platz 19 der Oricon Charts schafften. Gerade Letzteres war für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlich, da es Indie-Bands selten gelang, eine verhältnismäßig hohe Platzierung in den Hauptcharts zu verzeichnen.
Der folgende Artikel behandelt das Album „Vanishing Vision“ nun im Einzelnen.

Album / Single

Der erste Track, „Dear Loser“, beginnt zunächst mit hellen Gitarrentönen, denen sich schon bald ein leicht verspielter Bass hinzugesellt. Auch einzelne Percussionelemente werden beigemischt und der daraus resultierende Sound birgt bereits einen gefährlich angehauchten Unterton. Dieser Unterton bricht schließlich als Hauptton hervor, wodurch den Drums sowie einem markanteren Gitarrensound Raum geboten wird. „Dear Loser“ ist ein reines Instrumental.
Wesentlich rasanter und härter geht es anschließend mit „Vanishing Love“ weiter. Das Intro macht den Eindruck, als würden sich alle beteiligten Instrumente einen wilden Wettkampf leisten, bis auch schon Toshis kampfeslustiger Gesang einfällt. Dieser Track demonstriert besonders gut den rasanten Drumstil, für welchen Yoshiki so berühmt ist. Insgesamt werden einem mit „Vanishing Love“ volle sechs Minuten reiner Heavy Metal geboten.

„Phantom of guilt“ schlägt einen nicht ganz so harschen Rhythmus an, kann dafür aber mit einer faszinierenden, leicht düster-gefährlichen Atmosphäre aufwarten.
Gleich im Anschluss wird man bei „Sadistic Desire“ von einem kurzen Drum-Solo sowie einem hohen Gekreische begrüßt. Der allgemeine Rhythmus des Liedes ist etwas schneller als bei „Phantom of guilt“, jedoch nicht so hektisch wie bei „Vanishing Love“. Der Refrain entpuppt sich als besonders einprägsam und die gitarrensololastige Bridge sprüht regelrecht vor Euphorie, von der sich der Hörer schnell anstecken lassen kann.

Die ersten Töne von „Give me the pleasure“ erschaffen eine bedrohliche Atmosphäre, als müsse man sich vor irgendetwas in Acht nehmen. Nach einer kurzen, gesprochenen Passage setzen plötzlich Bass, Gitarren und Drums ein. Der Track ist ein düsteres Instrumental mit gesprochenem Text, welcher jedoch so stark verzerrt wurde, dass man ihn nur schwer verstehen kann.
Langsam lauter werdendes Gitarrengeschrammel sowie der Ausruf „I'll! Kill! You!“ stellt den Anfang des gleichnamigen Songs dar. Dann geht es wieder in die Vollen und der Song legt einen ähnlichen Speed Metal-Charakter hin wie „Vanishing Love“, nur klingt „I'll kill you“ nochmals etwas roher.

Mit einem Piano-Intro beginnt dann etwas, was für die frühen Zeiten von X rar war: Eine Ballade. Ihr Name: „Alive“. Kurz darauf setzen eine Gitarre sowie der Gesang ein. Nach rund zwei Minuten folgen die übrigen Instrumente und ersetzen somit das Piano. Durch seine Arrangierung, Instrumentalisierung und einer Spiellänge von 08:23 Minuten stellt „Alive“ ein bandtypisches Songkonzept dar, welches in den folgenden Jahren mit den Liedern „Rose of Pain“ (1989) und „Art of Life“ (1993) wiederholt beziehungsweise erweitert wurde.

Ein tristessehaftes Gitarren-Intro läutet „Kurenai“ ein. Der anfängliche Gesang lehnt an der Melancholie der Gitarre an, bevor beide Elemente verklingen und kurz darauf alle Instrumente fast zeitgleich einfallen und ohne zu zögern losrocken. Der Rhythmus ist wieder wild und ungezügelt; diesem Charakter passt sich auch Toshis Stimme an.
Als letzter Track erklingt eine Ballade, eingeleitet von einem Piano sowie einer Orgel und Toshis Stimme. Die übrigen Instrumente setzen bald darauf ein, bevor der Song nach nur eineinhalb Minuten plötzlich abrupt abbricht und als Letztes der Widerhall des gesprochenen Titels ertönt: „Un-finished“. Das Lied kann als musikalischer Cliffhanger verstanden werden.

Tracklist

1.1 - Dear Loser

1.2 - Vanishing Love

1.3 - Phantom of guilt

1.4 - Sadistic Desire

1.5 - Give me the pleasure

1.6 - I'll kill you

1.7 - Alive

1.8 - Kurenai

1.9 - Un-finished

X - Vanishing Vision

Verpackung & Extras

Die CD erschien in einem gewöhnlichen Jewelcase und bringt zwei Booklets mit: Bei dem einen handelt es sich nur um ein Klapp-Cover, welches auf der Innenseite ein Gruppenfoto sowie die Bandaufstellung bereithält. Auf der Rückseite finden sich die Tracklist und die Credits, als auch fünf sehr kleine Einzelfotos der Bandmitglieder. Das zweite Booklet ist zum Auseinanderfalten und enthält auf der einen Seite alle Songtexte in ihrer Original-Sprache sowie mit japanischer Übersetzung. Auf der anderen Seite sind zwei schwarz-weiß-Gruppenfotos, nochmals die Tracklist und Danksagungen zu sehen.

Sonstiges

„Sadistic Desire“ hieß ursprünglich „Sadistic Emotion“ und entstammt hides früherer Band Yokosuka Saver Tiger. Für die Aufnahmen zu „Vanishing Vision“ schrieb Yoshiki den Text des Liedes neu.
„I'll kill you“ erschien bereits 1985 und stellte ihre allererste Single dar.
„Kurenai“ erschien abermals auf dem Folgealbum „Blue Blood“ (1989), allerdings etwas anders arrangiert sowie mit überwiegend japanischem Text, wohingegen der Text des Liedes auf „Vanishing Vision“ vollständig auf Englisch ist.
„Un-finished“ erschien ebenfalls nochmals auf dem „Blue Blood“-Album, jedoch in einer ausgearbeiteten, „beendeten“ Version.

X Japan

Fazit!

„Vanishing Vision“ hat einen unüberhörbaren Hinterhof-Charakter: Wild, laut, rotzig, nicht immer ganz sauber – aber gerade deswegen auch so charmant und authentisch. Es handelt sich hier sicherlich nicht um „das perfekte Rockalbum“, aber es spiegelt den damaligen Charakter der Band wieder: Fünf Jungs, die alles dafür gaben, ihren Traum einer aufstrebenden Rockband zu verwirklichen.

Songqualität
3
Songauswahl
3
Verpackung & Extras
4
Preis-/Leistungsverhältnis
0
Gesamt
0

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